Im Traum wanderte Sara durch den Regen das Domedagsdalen entlang, wo das Inlandeis vor zehntausend Jahren die Landschaft geformt hatte. Sie ging auf dem schmalen Pfad durch Nadelwald, über Endmoränen, vorbei an Findlingen und den riesigen Gletschertöpfen, die von rotierenden Steinen in den dahinschießenden Schmelzwasserflüssen geschaffen worden waren, bevor der Boden austrocknete und die Wasserfälle im Moos verschwanden. Dies war ein Ort, den Josef geliebt hatte. Der Regen hörte auf, und die Sonne schaute heraus, und da kam er ihr auf dem Pfad entgegen, so wie beim ersten Mal, mit goldenen Lichtpunkten im Haar und Sonnenflecken, die über die glänzende Oberfläche des schwarzen Regenmantels spielten. Der Boden war glatt und rutschig, und Sara glitt auf einem Stein aus. Der Abgrund kam gefährlich nahe. Doch im Moment ehe es zu spät war, fing Josef sie in seinem Arm auf. Das war eine Erinnerung, die sich ihr für alle Zeiten eingemeißelt hatte, damals als es geschehen war wie auch jetzt wieder, als sie ihm im Traum begegnete. Sie sah ihm tief in die Augen, und sein Lächeln erfüllte sie mit Freude und Liebe. Die Trauer und die unruhigen Gedanken verflogen, er war so nah und lebendig. Ich liebe dich, Sara.
Er zeigte ihr die seltenen Blumen, die am Wegesrand wuchsen: Felsen-Leimkraut und Kriechendes Netzblatt. Lehrte sie die Gesänge der Vögel. Sie saßen auf einem Findling in der Sonne und teilten sich seinen Proviant, ehe sie wieder nach Süden zum John-Bauer-Wald gingen, wo seine Schritte vom Moos gedämpft wurden und dann entschwanden. Genau wie sein Atem plötzlich aufhörte. Und sie suchte ihn, riss sich die Arme blutig zwischen den scharfkantigen Steinen und dem Gestrüpp, an dem das lange Haar hängen blieb und in dicken Büscheln ausgerissen wurde. Und sie begriff, dass sie weitermusste. Du darfst mich nicht hier allein lassen, Josef! Ich will nicht allein sein.
Sie erwachte mit einem Kloß im Hals. Draußen war ein strahlend heller Tag, und Josef war tot. Jedes Mal dieselbe Erkenntnis, wenn sie aufwachte. Aus dem Bett zu kommen, verlangte einen eisernen Willen. Aber sie musste Moa in der Tagesstätte abholen. Lisa hatte vom Personal gehört, dass am Montag das Jugendamt da gewesen war und nach ihnen gefragt hatte. Sara musste dort anrufen und alles erklären, damit es nicht zu Missverständnissen kam. Ihre größte Angst war, dass sie ihr Moa wegnehmen würden.
Sie schleppte sich in die Küche und setzte Tee auf, starrte auf das Brot, schaffte es aber nicht, sich eines zu schmieren. Während der Wasserkocher summte, sank sie auf ihren Stuhl am Küchentisch. Ihr gegenüber hatte immer Josef gesessen, oft seine Aufmerksamkeit auf das Handy gerichtet, wo er Nachrichten, Börsennotizen und Mails durchblätterte.
Warum hatte sie nicht gesehen und verstanden, was da geschah? Sie hätten viel früher, gleich als die anonymen Anrufe angefangen hatten, Anzeige bei der Polizei erstatten sollen. Warum hatten sie das nicht getan? Mehrere Male war sie drauf und dran gewesen hinzugehen, aber Josef hatte sie gebeten, es sein zu lassen. Warum? Vor wem hatte er Angst gehabt? Dorteus? Und was hatte er getan? Andere Verfehlungen hatte in dem Brief gestanden. Was für IT -Lösungen waren das gewesen, bei denen er Dorteus geholfen hatte? Josef hatte zu Hause nie über seine Arbeit reden wollen, und es war sogar vorgekommen, dass er wütend wurde, wenn sie zu viel fragte. Hatte er etwas Ungesetzliches getan? Bevor sie den Brief gelesen hatte, war ihr diese Idee nie gekommen, denn Josef war immer die Ehrlichkeit in Person gewesen, wenn es um Geld und Verträge ging. War er unter Druck gesetzt worden, etwas Verbotenes zu tun, um die finanzielle Situation der Familie zu retten? Hatten sie ihn in der Hand gehabt und dann erpresst? Die Fantasie ging mit ihr durch.
Ein Fragment des Traums war hängen geblieben: Dort hatte Josef seinen schwarzen Regenmantel angehabt. Sara stand auf und ging hinaus in die Diele. Den hatte er am selben Tag, als er starb, gesucht. Normalerweise hing der Mantel immer am innersten Haken hinter dem Schuhlöffel, aber dort war er nicht.
Der Wasserkocher blubberte und schaltete sich mit einem klickenden Laut aus. Sara ging in die Küche zurück und goss Tee auf. Als sie sich wieder setzte, bemerkte sie, dass die Visitenkarte von Ulla Haugren immer noch auf dem Tisch lag. Im selben Moment klingelte das Telefon. Es war Lisa.
»Ich kriege eine Migräne. Das kommt so unpassend, ich weiß, aber gibt es vielleicht jemand anders, der heute Nacht bei euch sein und morgen Moa in die Tagesstätte bringen kann? Du weißt ja, wie es dann wird, ich kann weder Geräusche noch Licht aushalten. Es tut mir so sehr leid, Sara. Meinst du, Gunilla kann kommen?«
»Das wird schon.« Sara versuchte, ruhig und beherrscht zu wirken, obwohl die Panik schon in ihr hochstieg. Ihre Reserven waren nur noch minimal. »Ruh dich aus, Lisa, und nimm dir die Zeit, die du brauchst.«
Als das Gespräch beendet war, hatte sie das Gefühl, ersticken zu müssen. Sie konzentrierte sich darauf, tief zu atmen.
Auf keinen Fall wollte sie ihre Mutter bitten wiederzukommen, wenn es irgendeine andere Möglichkeit gab. Deshalb rief sie Antonia an.
»Schwester Antonia, Adelgården. Wie kann ich helfen?«
»Hallo, Antonia. Hier ist Sara.«
»Sara! Wie geht es dir?«
»Ich brauche Hilfe, obwohl du wahrscheinlich nicht kannst. Wenn du arbeitest.«
»Jetzt, gleich?« Sie klang gestresst.
»Ich brauche Hilfe, um Moa morgen früh in die Tagesstätte zu bringen. Könntest du vielleicht heute Abend bereits kommen und über Nacht bleiben? Es muss auch eingekauft werden und …« Sara biss sich so fest auf die Unterlippe, dass sie schon das Blut schmeckte. Es war nicht leicht, um Hilfe zu bitten.
»Kein Problem, ich kann heute Abend nach der Arbeit kommen und morgen vor der Arbeit Moa in die Tagesstätte bringen. Ich fange um acht an. Was soll ich von unterwegs einkaufen?«
»Etwas zum Essen für heute Abend, und der Joghurt fürs Frühstück ist auch aus. Vielleicht Brot und ein Stück Käse dazu. Leider kann ich dir jetzt kein Geld geben. Ich komme mir so blöd vor, aber ich darf das gemeinsame Konto nicht anrühren, ehe der Nachlass geklärt ist.«
»Kein Problem. Ich kriege das hin. Wir sehen uns heute Abend.«
Unter normalen Umständen hätte sie gefragt, ob Wilhelm mit ihnen essen wolle, doch die Umstände waren nicht normal. Sie schaffte es nicht, den Schein aufrechtzuerhalten, wenn sie gleichzeitig vor Trauer und vor Sorge fast zerrissen wurde.
Als Sara vom Tisch aufstehen wollte, wurde sie vom Schwindel übermannt und sank zurück auf den Stuhl. Verdammt, verdammt, verdammt! Warum konnte sie nicht einfach gesund sein? Wie lange sollte das hier noch so gehen? Sie rief die Tagesstätte an und sagte, dass sie später kommen würde. Sie musste sich noch mal hinlegen. Die Küche drehte sich, und der Druck auf ihren Brustkorb wurde unerträglich. Sie sackte auf dem Fußboden zusammen und weinte so, dass sie zwischen Weinkrämpfen und Zittern kaum noch Luft bekam. Josef, wenn du mich sehen kannst, bitte hilf mir. Ich schaffe das hier nicht!
Als Sara eine Stunde später an der Tagesstätte ankam, war nur noch Moa übrig. Die Erzieherin Jenny hatte sie auf dem Schoß und las ihr eine Geschichte vor. Als sie Sara entdeckte, bat sie Moa, sich auf ihren eigenen Stuhl zu setzen und weiter im Buch zu blättern. Sie bedeutete Sara, mit ihr ins Personalzimmer zu kommen. Sara bekam sofort böse Ahnungen und hatte ein schlechtes Gewissen wegen ihrer späten Ankunft.
»Es gibt etwas, worüber ich Sie in Kenntnis setzen muss«, begann Jenny. Sie hielt inne und sah besorgt aus. »Als wir heute draußen auf dem Spielplatz waren, habe ich gesehen, wie Moa mit einem fremden Erwachsenen gesprochen hat. Die beiden waren gerade im Begriff, zusammen wegzugehen, aber als ich nach ihr rief, drehte sie um und kam zurückgerannt. Das wäre vielleicht gar nicht so ungewöhnlich gewesen, wenn die Person nicht augenblicklich vom Spielplatz verschwunden wäre.«
Sara wurde es eiskalt. »Was sagen Sie da? Haben Sie die Kinder nicht unter Aufsicht? Wie können Sie …?«
»Es ist nichts passiert.« Jenny legte die Hand auf ihren Arm. »Ich versichere Ihnen, Moa kann mit dieser Person nicht länger als eine Minute gesprochen haben. Heute Nachmittag habe ich sie noch einmal darauf angesprochen, und sie schien von der Begegnung in keiner Weise verschreckt oder beeinträchtigt. Doch sagt sie, die Person habe ihr Süßigkeiten angeboten.«
Sara starrte die Erzieherin einfach nur an. »Süßigkeiten?«
»Ja. Wir werden nach dieser Sache natürlich besonders aufmerksam sein. Wir haben uns schon besprochen und beschlossen, dass es am besten ist, wenn wir hier im Hof bleiben und eine Weile lang keine Ausflüge unternehmen. Ich weiß, dass Sie es zu Hause jetzt gerade sehr schwer haben, und deswegen ist es mir besonders unangenehm, so etwas berichten zu müssen. Aber wir haben das im Auge, ich möchte, dass Sie das wissen. Moa ist bei uns sicher.«
Sara wurde schwarz vor Augen, und sie wusste nicht, wohin. Würde Moa jetzt auch in die Sache reingezogen werden? Wie sollte sie jemals wieder wagen, ihre Tochter abzugeben?
Sie biss die Zähne zusammen und versuchte eine möglichst neutrale Miene aufzusetzen, als sie wieder hinaus zu Moa gingen. Wie benebelt suchte sie nach Schuhen und Jacke, und eine Viertelstunde später gingen beide gemächlich nach Hause. Moa hatte viel zu erzählen, und Sara versuchte anfänglich noch zuzuhören, doch es dauerte nicht lange, bis sie die Tochter unterbrach.
»Jenny hat erzählt, du bist heute mit jemandem mitgegangen, der dir Süßigkeiten angeboten hat. Wer war das?«
»Weiß nicht.«
»Moa, wir haben darüber ja schon geredet, du darfst nicht mit Menschen sprechen, die du nicht kennst.«
»Es war Papas Regenmantel. Deshalb.«
»Was?« In Saras Kopf stand alles still. »Was sagst du? Hatte die Person genau so einen Regenmantel wie Papa?«
»Es war der Mantel. Mit dem Aufkleber, den ich da draufgeklebt habe. Den habe ich von einer Apfelsine abgezogen und da stand B-I-O drauf.«
»Wie sah der Mann aus?«
»Ganz normal. Frag nicht so viel, Mama.«
»Aber es war Papas Regenmantel?«
Moa antwortete nicht, sondern starrte sauer auf den Boden, während sie ging.
»Und worüber habt ihr geredet?«
Demonstrativ presste Moa die Lippen zu einem Strich zusammen. Sara blieb stehen und umfasste ihre Schultern. Versuchte, sie anzusehen, aber Moa senkte den Blick.
»Wenn diese Person noch einmal auftaucht, darfst du nicht mitgehen. Ich will, dass du die ganze Zeit einen Erwachsenen in deiner Nähe hast. Du darfst nicht weglaufen, versprich mir das.« Sie legt die Arme um Moa und drückte das Kind an sich. Als sie spürte, wie die Kleine ihre Umarmung erwiderte, liefen die Tränen wie von selbst.
Als sie kurze Zeit später nach Hause kamen, stand Antonia an der Spüle in der Küche und schälte Kartoffeln. Sie trug ein kariertes Kleid im Retro-Stil, und das lange blonde Haar war zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden. Sie hatte ein Spielbuch dabei, auf das sich Moa sogleich stürzte. Sara lehnte sich an die Arbeitsfläche und warf einen Blick zum Tisch, wo die Tochter bereits ganz konzentriert Äpfel und Bananen zählte und auf jede fertige Seite einen goldenen Stern klebte. Sollte sie Antonia erzählen, was in der Tagesstätte vorgefallen war? Sie musste darüber reden, aber Josefs Brief ließ sie an allen Menschen in ihrer Umgebung zweifeln. Sie warf einen forschenden Blick auf ihre Schwägerin.
»Es gibt selbst gemachte Fleischbällchen und richtigen Kartoffelbrei«, verkündete diese. »Ich tue immer einen Schwenk Sahne dazu, und mit der Butter sollte man auch nicht sparen, wenn es schmecken soll. Ich habe die Waschmaschine und den Trockner angeworfen und Moas Bett neu bezogen. Jetzt wollte ich eben noch den Müll rausbringen.«
»Danke für alles«, sagte Sara und meinte es ehrlich.
»Ich helfe gern, das weißt du doch. Wir sind schließlich Familie, und die Familie ist immer wichtig für mich. Meine Eltern sind seit vielen Jahren tot, und wie du weißt, können Wilhelm und ich ja keine eigenen Kinder bekommen. Jetzt, da Josef auch tot ist, habe ich noch mehr das Gefühl, dass wir uns umeinander kümmern müssen, wir, die wir noch da sind, müssen zusammenhalten.«
Sara nickte und wollte eben ansetzen, von der Person im Regenmantel zu erzählen, als Antonia fortfuhr.
»Es würde mich wirklich aufrichtig freuen, Sara, wenn wir beide unsere Beziehung vertiefen könnten. Wir sind doch wie Schwestern, aber manchmal habe ich das Gefühl, als würdest du auf Distanz gehen. Deshalb ergreife ich jetzt die Initiative und erzähle dir etwas Persönliches, etwas, wonach du nie fragen würdest, von dem ich aber möchte, dass du es weißt. Der Grund dafür, dass ich keine Kinder bekommen kann, ist, dass ich im letzten Ausbildungsjahr auf der Krankenpflegeschule Eierstockkrebs bekommen habe. Ich habe überlebt, aber die Gebärmutter und die Eierstöcke mussten entfernt werden. Das ist der Kummer meines Lebens. Ich hätte so gern Kinder gehabt. Viele Kinder.«
Zum zweiten Mal in kürzester Zeit war Sara vollkommen überrumpelt. Diesmal kam Moa zu ihrer Rettung.
»Du kannst welche von mir leihen«, sagte sie. »Ich kann in der Kita fragen, ob es noch mehr gibt. Aber bloß nicht Ubbe, der beißt nämlich.«
»Oje!«, rief Antonia, als würde sie erst jetzt begreifen, dass Moa sie ja hören konnte.
»Er hat mich heute in den Arm gebissen«, sagte Moa und zog den Ärmel hoch, um den Abdruck zu zeigen. »Aber ich habe der Erzieherin nichts gesagt, obwohl es wehgetan hat. Ich petze nämlich nicht.«
»Wenn man gebissen wird, dann muss man es aber einem Erwachsenen sagen«, erklärte Sara erschrocken. Das Jugendamt beobachtete Moa, und sie durfte keine unerklärlichen Bisswunden haben. Und sofort erschrak sie, weil ihr erster Gedanke das Jugendamt gewesen war und nicht, dass es Moa vielleicht wehgetan hatte, gebissen zu werden.
Und dann wurde ihr klar, dass sie nicht darauf reagiert hatte, was Antonia ihr anvertraut hatte. Aber was sollte sie dazu auch sagen?
Antonia schien das Thema abgeschlossen zu haben. Sie deckte den Tisch, als ihr Blick auf die Visitenkarte von der Trauertherapeutin fiel. »Wer ist Ulla Haugren? Jemand, zu dem du Kontakt hast?«
»Das war die Person, die mir vor der Tür vom Bestattungsinstitut Josefs Brief gegeben hat. Die in Nora wohnt, weißt du«, erinnerte Sara sie.
Antonia ließ sich auf Josefs Stuhl nieder. Das fühlte sich falsch an. Sie sollte nicht auf seinem Platz sitzen.
»Was hat Josef geschrieben?«, fragte sie. »Darf ich den Brief lesen?«
Sara zögerte. Nicht einmal Lisa hatte sie den Brief gezeigt. Er war privat und enthielt eine deutliche Warnung. Du kannst niemandem vertrauen . »Ich habe ihn der Polizei gegeben. Josef hat geschrieben, dass er mich liebt, und dass ich Moa helfen soll, sich an ihn zu erinnern.«
Moa stand auf und verschwand zur Toilette. Antonia sah ihr nach und sagte dann leise zu Sara: »Warum hat er einen Abschiedsbrief geschrieben? Glaubst du, es war Selbstmord?«
»Er ist an einer Überdosis Fentanyl gestorben, aber es ist nicht klar, wie er es genommen haben kann.«
Mehr wollte Sara nicht erzählen.
»Ist das wahr? Wann hast du das erfahren?«
»Heute Morgen. Die Polizei war hier.«
»Warum hast du denn nicht angerufen? Wilhelm muss doch auch erfahren, was mit seinem Bruder passiert ist. Du bist nicht die Einzige, die trauert, Sara. Wir sind auch zutiefst erschüttert und haben das Recht, informiert zu werden.«
»Tut mir leid, ich hatte vor, ihn sofort anzurufen, wenn ich Moa abgeholt habe.«
»Fentanyl!«, rief Antonia. »Das ist die neueste Partydroge. Vielleicht hat Josef von irgendeinem Kunden den Tipp gekriegt und ein bisschen ausprobiert, um sich zu entspannen. Wilhelm und Josef waren ja beide total im Stress wegen des Vertrags.«
»Und dann habe ich es bei dem Abendessen verdorben«, stellte Sara fest.
»Nein, das Geschäft ist gemacht worden. Dank Wilhelm. Aber er musste in mehreren Punkten nachgeben.«
Sara versuchte, einen Gedanken festzuhalten. Wenn Per-Gunnar Dorteus vorgehabt hätte, Josef zu töten, dann hätte er ja wohl nicht die Zusammenarbeit mit ihm um fünf weitere Jahre verlängert. Oder doch? War der Vertrag nur ein Deckmantel? Aber Wilhelm setzte die Arbeit ja fort.
»Warum bist du so still?«, fragte Antonia, und ihre blauen Augen verfinsterten sich. »Glaubst du, dass Josef Drogen genommen hat?«
»Nein, das hätte ich doch gemerkt. Glaubst du das?«
»Undenkbar ist es nicht.«
Sara wechselte das Thema. »Wie kommt Wilhelm jetzt klar? Wird er noch jemanden einstellen?«
»Ja, aber das ist doch schon lange vereinbart. Wusstest du das nicht? Carola Dorteus hat vor einem Monat als eine Art Sekretärin oder Assistentin mit 25 Prozent bei ihnen angefangen. Sie wird jetzt in Vollzeit arbeiten. Die Dorteus Bygg AB hat ein Angebot gemacht und will die Firma kaufen. Wilhelm soll als Angestellter bleiben.«