25

Kristoffer Bark und Alex Molin waren auf dem Weg nach Nora, um Ulla Haugren zu treffen. Alex hatte eine Kopie des Briefs gelesen, den Josef hinterlassen hatte. Er war ebenso erstaunt wie Bark.

»Wenn ich nur den Brief gelesen und nicht gewusst hätte, was du in der Werkstatt rausgekriegt hast, dann würde ich denken, Josef war paranoid. Dass er unter Verfolgungswahn litt und Selbstmord begangen hat. Jemand bedroht die Familie, aber er weiß nicht wer. Wenn der Brief Sara beruhigen sollte, dann ist das so richtig schiefgegangen. Und noch was: Warum hat er die Sache nicht angezeigt? Ich kapiere ja, dass Sara zu krank und zu fertig war, aber Josef hätte Anzeige erstatten müssen! Oder Lisa? Wie viel weiß sie von alldem? Warum hat sie nicht die anonymen Anrufe und all die komischen Sachen angezeigt? Könnte es sein, dass Sara oder Josef es ihr verboten haben?«

Kristoffer nickte nachdenklich. »Kurz bevor wir losgefahren sind, habe ich Lisa angerufen. Henrik sollte heute zu einer Vernehmung mit ihr, aber er hat wieder kranke Kinder, und Lisa war mit schwerer Migräne nach Hause gegangen. Ich konnte trotzdem ein paar Fragen stellen, und zum Teil hast du recht. Sie hat versucht, Sara dazu zu bringen, Anzeige zu erstatten. Aber die schaffte es selbst einfach nicht, und ihr Mann wollte offensichtlich nicht. Und das, obwohl Josef mehr wusste, denn er hat Sara nie von der Sabotage am Firmenwagen erzählt.«

»Okay«, erwiderte Alex. »Dann war also Josef die Zielscheibe. Jemand hat schon vorher versucht, ihn umzubringen, und wollte es so aussehen lassen wie einen Autounfall, oder?«

»Oder Sara war das Ziel, denn sie fuhr auch manchmal mit dem Firmenwagen, übrigens ein Toyota Avensis. Man kann also nicht ausschließen, dass die Bedrohung gegen sie gerichtet gewesen sein könnte, auch wenn Josef meist gefahren ist. Und was Josef und Drogen angeht, war Lisa genauso überzeugt wie Sara, dass er keine genommen hat. Ich konnte auch mit Wilhelm heute noch ein paar Worte wechseln. Josefs Wagen ist, wie gesagt, auf die Firma zugelassen, aber er hat keine Rechnung von der Werkstatt eingereicht. Bei keiner der Gelegenheiten, als das Auto beschädigt war oder jemand es schlichtweg sabotiert hat. Wilhelm hatte keine Ahnung davon, dass die Bremsschläuche abgeschnitten und die Radmuttern gelockert worden waren.«

»Könnte Josef den Wagen selbst sabotiert haben, um Sara zu töten? Ich weiß, das klingt wie ein bescheuerter Gruselfilm, aber könnte das möglich sein?«, fragte Alex, zog am Sicherheitsgurt und wand sich auf seinem Sitz.

Kristoffer ließ den Gedanken wirken, ehe er antwortete. »Und riskieren, dass Moa mit im Auto sitzen würde? Das ist nicht wahrscheinlich.«

»Woher wissen wir, dass Josef nicht völlig verrückt war? Was, wenn er der übelste Psychopath war und seinen eigenen Tod in Szene gesetzt hat?«

»Weder Sara noch Lisa haben so etwas angedeutet. Aber jetzt werden wir eine Therapeutin vernehmen, zu der Josef offenbar sehr großes Vertrauen hatte. Vielleicht kann uns Ulla Haugren mehr über ihn erzählen.«

»Meine Mutter ist Therapeutin«, erklärte Alex, »du hast sie ja auf meiner Einweihungsparty kennengelernt. Sie ist verdammt schlau, schade, dass wir nicht mit ihr über das hier reden können. Sie kann Leute auf eine echt gruselige Weise lesen.«

»Ja, ich glaube, sie hat erwähnt, dass sie Therapeutin ist«, erwiderte Kristoffer und hoffte, sich nicht verraten zu haben. »Wie ist es denn für sie jetzt, wo du ausgezogen bist?« Er hatte sich fest vorgenommen, Mia Berger nicht über ihren Sohn zu bespitzeln. Aber hier ging es ja mehr darum, höflich zu sein und sich interessiert zu zeigen.

»Ich glaube, dass sie ziemlich einsam ist. Sie müsste echt mal jemanden finden, mit dem sie leben kann. Sie hat viel zu viel Zeit übrig, sich um mich Sorgen zu machen. Das ist der Nachteil daran, Einzelkind zu sein. Ich bräuchte ein paar Geschwister, damit sie ihre Sorge auf mehrere verteilen könnte.«

»Versucht sie denn, jemanden zu finden?« Kristoffer schämte sich über seine Frage, aber er konnte es nicht bleiben lassen.

»Ich glaube, sie traut sich nicht. Sie hat schlechte Erfahrungen gemacht.«

»Ja, du hast erzählt, dass sie misshandelt worden ist.«

»Genau. Das verdammte Untier sitzt jetzt im Knast. Aber sie fühlt sich niemals ganz sicher. Wahrscheinlich ist sie deshalb so gut darin, Leute zu lesen.«

»Aber sie hat doch bestimmt Freundinnen, oder?«

»Ein paar, mit denen sie mal ins Kino und zu Konzerten geht. Aber keine beste Freundin. Sie arbeitet einfach immer, als Therapeutin und bei der Frauennothilfe.«

»Bei der Frauennothilfe? Das wusste ich nicht.« Bark biss sich auf die Zunge, als er seinen Lapsus erkannte. Alex durfte nicht merken, wie gut er Mia kannte.

Alex sah weiter unverwandt geradeaus. »Ne, woher solltest du das auch wissen.«

Sie kamen in Nora an. Erst fuhren sie kurz an Gunilla Svenssons Haus vorbei. Die Absperrung war aufgehoben und das blau-weiße Band entfernt worden. Die Techniker hatten das Wohnhaus und den Garten nach den Fentanyl-Pflastern durchsucht, die höchstwahrscheinlich Josefs Tod verursacht hatten. Bark wusste nicht, wie die Suche ausgegangen war, sondern meinte, sie wären immer noch da und würden suchen, doch der Bus der Techniker hatte das Grundstück verlassen. Er rief Ali an und bekam sofort eine Antwort.

»Ja, wir hatten einen Drogenspürhund dabei, der sie gefunden hat. Fünf Pflaster waren im Kompost auf der Rückseite des Hauses vergraben. Keine Fingerabdrücke. Und es war, wie ich berechnet hatte – die höchste Stärke in den Pflastern.«

»Hast du Zeit gehabt, auf Josefs Abschiedsbrief zu schauen?«

»Ja. Ich habe ein paar Fingerabdrücke gefunden, die meiner Ansicht nach wahrscheinlich von Josef, Sara oder vielleicht noch Ulla Haugren sind. Aber das ist noch nicht verifiziert. Ich schicke dir heute alles, wenn wir Josefs Autos durchsucht haben, den Leihwagen und den Firmenwagen. Brauchst du sonst noch was?«

»Im Moment nicht«, antwortete Bark. »Danke!«

Sie fuhren mit dem Auto die hundert Meter von Gunillas Haus zu dem von Ulla. Die beiden Frauen wohnten in derselben Straße, beide zum See hin und mit nur zwei Nachbarhäusern zwischen sich. Bark war über die Nähe erstaunt. Er blieb eine Weile auf Ulla Haugrens Einfahrt stehen und sah sich die Umgebung näher an. Die Nachbarin gegenüber war in der Mordnacht wach gewesen und hatte mit Blick auf den Vordereingang zu Gunillas Haus am Küchenfenster gesessen.

Auf der anderen Seite der Häuser verlief ein schmaler Pfad entlang der Wasserlinie. Wenn jemand diesen Weg zu Gunillas Haus genommen hatte, dann hätte die Zeugin gegenüber das möglicherweise nicht bemerkt. Der Weg war mit dichtem Buschwerk und Bäumen mit tief hängenden Ästen eingewachsen. Aber es war auch unwahrscheinlich, dass jemand ins Haus hätte eindringen und Josef die tödlichen Pflaster aufkleben, sie mehrere Stunden später wieder abnehmen und dann verschwinden können. Und die Hintertür war ja verschlossen gewesen.

»Wenn nicht der Mörder einen Schlüssel besaß«, gab Alex zu bedenken, als Bark ihm seine Überlegung vortrug.

»Die drei Schlüssel zum Vordereingang wurden wie gesagt gefunden, und der zur Hintertür ist schon seit Juni verschwunden.«

Ulla Haugrens Haus war olivgrün mit weißen Ecken und kleiner als die Nachbarhäuser in der Umgebung. Ulla wartete schon auf sie und kam auf die Veranda, als sie sich näherten.

Sie sah mit zusammengekniffenen Augen in die tief stehende Sonne. Das dünne gelblich-weiße Haar war mit einer schwarzen Samtrosette zu einem sehr kleinen Pferdeschwanz gebunden, und sie sah magerer und blasser aus, als Bark sie in Erinnerung hatte.

»Das ist alles so schrecklich traurig«, sagte sie, noch ehe sie sich begrüßten. Die großen hellblauen Augen standen voller Tränen, die ihr bald über die Wangen liefen. Sie wischte sie mit ihrem Handrücken ab und holte dann ein Taschentuch heraus und schnäuzte sich. »Kommen Sie herein! Ich habe gerade Teewasser aufgesetzt. Normalen Kaffee habe ich nicht, nur koffeinfreien, falls jemand möchte.«

»Danke, Tee ist gut«, erwiderte Alex höflich, und Kristoffer nickte auch.

»Tee ist wunderbar.«

Sie kamen in eine kleine Diele, die in einem violetten Ton gestrichen war. Das Haus bestand aus zwei Zimmern und der Küche, die eigentlich mehr eine Pantry ohne Küchentisch war. Auf der kurzen Strecke zum Wohnzimmer zählte Kristoffer acht Traumfänger mit Vogelfedern und allem Drum und Dran.

»Das hier war ein Sommerhaus, aber ich habe es isolieren lassen und bin dann auf Dauer hierhergezogen. Setzen Sie sich«, sagte Ulla und zeigte auf den Tisch, der mit dem kurzen Ende zum großen Sprossenfenster stand, von dem aus man auf den See blickte. Auf dem Fensterbrett prangten Geranien in Rot, Rosa und Weiß.

Sie setzten sich. Von seinem Platz aus erkannte Kristoffer einen Steg und ein Bootshaus, die zu Ullas Grundstück gehörten, und auf der anderen Seite der Seegrundstücke der beiden Nachbarn die ganze Rückseite von Gunillas Haus.

»Ich kann nicht viel mehr anbieten als Dinkelkekse, Marmelade und etwas Käse.« Sie stellte die Teekanne auf den Tisch und holte einen Teller mit vier Sorten Käse, drei verschiedenen Marmeladen, Birnenscheiben, Butter, Keksen und Oliven.

»Wir sind nicht hierhergekommen, um Ihnen die Haare vom Kopf zu fressen«, sagte Alex und lächelte.

Ulla sah etwas verwirrt aus. Sie schien nicht zu verstehen, dass er einen wohlwollenden Witz gemacht hatte. »Sie sind gekommen, um mich nach dem Brief zu fragen, nicht wahr?« Sie hatte eine eigensinnige Art zu blinzeln, etwas ruckartig wie ein Huhn, immer zweimal hintereinander. Wahrscheinlich Tics, die von ihrer Nervosität rührten.

Bark schaltete das Tonbandgerät ein und sprach die notwendigen Formalitäten auf, ehe er auf ihre Frage antwortete. »Ja, Sie haben Sara Bredow einen Brief übergeben. Ich möchte mehr darüber wissen und woher Sie Josef Bredow kennen.«

Ulla lächelte wehmütig. »Ich kenne Josef schon seit er nur ein Dreikäsehoch und Erstklässler war. Er ist in Vallsta in Hälsingland geboren und aufgewachsen, und ich habe in der Mensa seiner Schule gearbeitet. Josef und sein kleiner Bruder Wilhelm wuchsen unter schwierigen Umständen auf. Ihre Mutter litt an Depressionen und hat sich das Leben genommen. Der Vater der Jungen kam damit nicht sonderlich gut klar. Wenn er auf Geschäftsreise ging, blieben die beiden immer allein. Josef war immer so schrecklich hungrig. Ich glaube, die Jungen bekamen zu Hause nicht jeden Tag etwas zu essen. Ich habe versucht, ihnen, wann immer ich konnte, in den Pausen etwas zuzustecken und ihnen auch, wenn sie nach Hause gingen, ein paar Brote in einer Tüte mitgegeben.«

»Haben Sie seither Kontakt gehalten?«

»Als die Mutter sich das Leben nahm, wurde ich wie eine Ersatzmutter für die beiden, vor allem aber für Josef. Er hat mich ab und zu besucht, wenn auch, nachdem er Sara kennengelernt hatte, die Abstände zwischen den Besuchen immer größer wurden. Zum Beispiel hat er mir auch den Tipp gegeben, dass dieses Haus zum Verkauf stand. Ich hatte lange nach einem Haus in einer Kleinstadt gesucht. Josef sagte immer, ich sei sein Schutzengel, und ich denke an ihn als den Sohn, den ich hier im Leben nicht behalten durfte. Ich hatte gehofft, dass ich hier draußen mehr von Josef und seiner Familie mitbekommen würde, wahrscheinlich habe ich das Haus auch deshalb gekauft. Saras Mutter Gunilla wohnt ja auch hier, wie Sie wissen, aber sie und Josef kamen nicht miteinander aus. Ich kenne Gunilla, sie kann sehr scharf sein und hat die Neigung, sich oft einzumischen und bestimmen zu wollen. Josef seinerseits war immer stolz und leicht gekränkt, wenn man das nun von jemandem sagen darf, der tot ist. Das war nur Unsicherheit, dafür konnte er nichts.«

»Wo waren Sie in der Nacht zwischen Samstag und Sonntag?«, schob Alex ein, der langsam ungeduldig wurde.

Kristoffer runzelte die Stirn. Seiner Ansicht nach war es am besten, wenn die Person, die vernommen wurde, entspannt in ihrem eigenen Tempo erzählen konnte. Alex hatte zu viele Fernsehserien mit knallharten Cops gesehen, um zu durchschauen, wie die Dinge in der Praxis wirklich funktionierten. In Sachen Verhörtechnik hatte er noch viel zu lernen.

»Ich war hier und habe einen Kurs in Trauerarbeit vorbereitet, den ich in Hälsingland halten werde. Ich besitze meine Hütte in Vallsta immer noch, aber sie ist in sehr schlechtem Zustand. Ich kann es mir einfach nicht leisten, an zwei Orten zu renovieren.«

»Kann jemand bestätigen, dass Sie zu Hause waren?«, fuhr Alex fort.

Ulla bewegte den Kopf auf eine Weise hin und her, die Bark an eine Schlange denken ließ. »Nein, ich war allein. Ich kann die Seiten zeigen, die ich auf dem Computer geschrieben habe. Da kann man erkennen, dass die Arbeit kurz vor elf Uhr abgeschlossen wurde. Danach habe ich mich schlafen gelegt.« Sie stützte die Ellenbogen auf den Tisch, legte das Kinn in die Hand und beugte sich vor. »Gegen sieben Uhr am Sonntagmorgen bin ich aufgewacht. Ich wache immer um sieben Uhr auf, als hätte ich einen eingebauten Wecker. Ich habe Kaffee gekocht und mich an den Computer gesetzt und die Nachrichten gelesen. Aber alles das haben Ihre Kollegen mich auch schon gefragt. Dass etwas Schlimmes geschehen war, wurde mir erst klar, als ich den Krankenwagen hörte. Ich konnte ja nicht ahnen, dass Josef tot war.« Ihre Stimme brach, und die Tränen begannen zu laufen. »Das ist alles so schrecklich. Was ist passiert? War es Selbstmord? Ich denke an den Brief. Natürlich habe ihn nicht geöffnet und gelesen, aber jetzt rückblickend nehme ich doch an, dass es vielleicht ein Abschiedsbrief war.«

»Wann haben Sie den Brief von Josef bekommen?«, fragte Kristoffer. Er hatte seinen Tee noch nicht angerührt und auch nichts gegessen.

Ulla blinzelte wieder auf ihre seltsame Art, rümpfte die Nase und schnäuzte sich. »Er kam am Samstag um kurz vor fünf damit vorbei. Sara hatte sich hingelegt, um sich auszuruhen, sagte er. Er selbst war in Eile, wollte nicht einmal einen Tee trinken. Er reichte mir nur den Brief. Auf dem Umschlag stand Saras Name, und ich fragte, warum er ihr den Brief nicht direkt geben würde. Da antwortete er, dass ich ihn Sara übermitteln solle, wenn ihm etwas zustoßen würde. Ich dürfe keine Fragen stellen und den Umschlag natürlich auf keinen Fall öffnen. Natürlich habe ich mir da Gedanken gemacht.«

»Haben Sie ihn geöffnet?«, erkundigte sich Alex, obwohl Ulla das eben noch verneint hatte. »Das muss doch verlockend gewesen sein.«

»Selbstverständlich nicht«, erwiderte Ulla leicht gekränkt.

Kristoffer schüttelte den Kopf über Alex und übernahm. »In was für einer Stimmung war Josef, als er den Brief brachte?«

»Er war gestresst. Kurz angebunden und ganz klar wegen irgendetwas beunruhigt. Ich habe diesen Blick an ihm schon früher gesehen, als er gemobbt wurde und sich in meiner Küche versteckt hat.«

»Wie gut kennen Sie Gunilla?«, fragte Alex.

»Nun, wir sind ja Nachbarinnen. Sie hilft mir, indem sie für mich die Blumen gießt und die Post reinholt, wenn ich meine Kurse in Hälsingland habe, und ich mache dasselbe für sie.«

»Haben Sie einen Schlüssel zu Gunillas Haus?«

»Im Moment nicht, den habe ich zurückgegeben. Ich bin immer hintenrum gegangen, um nicht von der Nachbarin gegenüber angestarrt zu werden. Die sitzt ständig am Küchenfenster und ist eine sehr neugierige Person. Den Schlüssel zur Hintertür hat Gunilla aber Anfang des Sommers verloren.« Ulla Haugrens Miene erhellte sich plötzlich, als wäre ihr eine Idee gekommen. »Wo wir gerade über meinen Kurs in Trauerarbeit sprechen: Ich habe noch Plätze frei. Das wäre etwas für Sie, Kristoffer, eine einzigartige Gelegenheit. Ich habe viele Jahre Erfahrung darin, Menschen in Trauer zu helfen.«

Bark räusperte sich und wechselte schnell das Thema. »Sie haben zuvor gesagt, dass sowohl Sie als auch Josef aus Vallsta stammen. Kannten Sie Emelie Kartman?«

»Oh, ja! Es war ein Schock für mich, als ich von dem Mord in der Zeitung gelesen habe. Sie ging auch in die Schule, in deren Mensa ich gearbeitet habe. Ich kannte die meisten Schüler dort. Den Job habe ich bis vor Kurzem noch behalten, ehe ich beschlossen habe, stattdessen Trauertherapeutin zu werden. Doch während ihrer Schulzeit hieß Emelie nicht Kartman, sondern Nilsson.«

»Das heißt, Josef und Wilhelm gingen zur gleichen Zeit wie sie in die Schule?«

»Emelie war vier Jahre älter als Josef, aber Vallsta ist ein kleiner Ort, da kennt man sich. Sie war schön wie ein Engel, die kleine Emelie. Manch einer sagte, sie sei zu schön, als für sie gut sei.«