Am Ende sitze ich doch wieder bei der Therapeutin.
Wenn man nicht aufhören kann, den eigenen Freund des Fremdgehens zu bezichtigen, man lernen möchte, netter zu seiner besten Freundin zu sein, und man keine hohe Meinung von sich hat, sollte man sich professionelle Hilfe suchen. Also habe ich das getan.
Angharad ist wirklich sehr nett. Sie hat eine weiche Singsangstimme und nimmt mir all meine Schuldgefühle. Es ist okay, Anais im Moment zu hassen, sagt sie. Es ist okay, wütend zu sein. Es ist okay, der ganzen Welt mit Bitterkeit zu begegnen.
Aber dann …
»So. Sie sind also wirklich schwanger«, sage ich, weil ihr Bauch mittlerweile nicht mehr zu übersehen ist.
»Kannst du dir nicht eine andere Therapeutin suchen?«, hat Tom mich gefragt, als ich ihm davon erzählte.
Erwartungsgemäß reagierte ich gereizt. »Klar, Tom – für siebzig Pfund die Stunde. Siebzig Pfund die Stunde, die wir nicht haben, weil wir vielleicht jeden Penny brauchen werden, damit es mit der künstlichen Befruchtung klappt.«
Er verließ das Zimmer. Inzwischen bricht er die Kommunikation ab, sobald ich einen bestimmten Ton anschlage. Manchmal frage ich mich, ob er Bücher darüber gelesen hat, wie mit solchen Situationen am besten umzugehen ist.
Die Kosten für die Psychotherapie werden – unglaublich, aber wahr – von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Angharad könnte mir lachend ihre Babykugel ins Gesicht drücken, ich müsste trotzdem dankbar sein.
Sie legt eine Hand auf ihre gewölbte Körpermitte.
»Wie ich schon beim letzten Mal gesagt habe: Wir sind nicht hier, um über mich zu reden«, weist sie mich, ganz die strenge Lehrerin, zurecht.
Sie ist eine Kinderwunsch-Therapeutin. Müsste ihre Praxis nicht ein Safe Space sein? Eine babyfreie Zone? Doch weil ich eine Frau bin und nicht möchte, dass sich andere Menschen meinetwegen unwohl fühlen, murmle ich ein obligatorisches »Herzlichen Glückwunsch« und versuche die Sache auszublenden. Aber wie soll jemand in ihrem Zustand meine Probleme nachvollziehen können? Wie soll ich mich ihr öffnen? Ich habe Angst, sie könnte mich insgeheim verurteilen, weil ich lauter gemeine Dinge über schwangere Frauen, ihre Arroganz und Selbstgefälligkeit gesagt habe … Vielleicht fühlt sie sich persönlich angegriffen.
Sie liest meine Gedanken. Klar, das ist schließlich ihr Job.
»Meine eigenen Lebensumstände spielen keine Rolle bei der Frage, ob ich Ihre Lebensumstände verstehe«, sagt sie, jetzt nicht mehr mit Lehrerinnen-, sondern mit Yogameisterinnenstimme.
Ich kann nicht anders. Obwohl sie so freundlich zu mir ist, ziehe ich verärgert die Augenbrauen zusammen.
»Machen wir weiter«, sagte sie. »Erzählen Sie mir von Ihrem Partner. Wie läuft es in Ihrer Beziehung?«