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Lexie

Mai

Ich sitze im Schneidersitz neben Tom auf dem Sofa. Wir schauen eine Fernsehserie, die wir neu entdeckt haben, und trinken Tee. Wein wirkt sich negativ auf die Fruchtbarkeit aus, deshalb ist er für mich gestrichen. Hurra.

Meine Gedanken schweifen wieder einmal ab. Bin ich zu bequem geworden? Habe ich uns zu lange blind vertraut? War es naiv zu glauben, dass uns all die Probleme erspart bleiben würden, mit denen andere Paare zu kämpfen haben?

Ich sehe ihn an, und auf einmal bin ich unfassbar wütend. Wie zur Hölle soll ich mich auf meine Hormontherapie und das Baby konzentrieren, wenn ich mich gleichzeitig mit so einem Mist herumschlagen muss, Tom?

Die Ofenuhr klingelt, und Tom geht in die Küche, um die Lasagne herauszuholen. Ich brodle innerlich vor Zorn.

»Fettreduzierter Käse!«, sagt er, als würde er den Oscar-Gewinner für den besten Film verkünden. Ich werfe ihm einen Blick zu, der sagen soll, dass er den falschen Namen vorgelesen hat und ihn jetzt alle für einen Schwachkopf halten.

»Ich kann mich gesund ernähren, ohne dass wir es die ganze Zeit thematisieren müssen, Tom, vielen Dank auch«, ätze ich, während ich eine Hand schützend auf meinen Bauch lege.

Er macht ein gekränktes Gesicht.

»Ich wollte dich doch nur –«

»Unterstützen, ja, ich weiß. Lass uns einfach weiterschauen, okay? Die Ärzte haben gesagt, Entspannung ist genauso wichtig wie alles andere.«

Er gibt mir einen Kuss.

Aber die andere Sache …

In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken. Ich bringe es nicht über mich, ihn zu fragen, und er weigert sich, es von sich aus anzusprechen, deshalb steht es jeden Tag wie eine Mauer zwischen uns. Auch jetzt, während der Cheddar an meiner Gabel klebt und mein Tee kalt wird. Es steht zwischen uns, als es im Fernsehen plötzlich eine laute Explosion gibt und nebenan ein Lied angestimmt wird. Wir lachen, denn wir lachen immer, wenn Harriet besonders hohe Töne singt. Das hilft ein bisschen. Daran halte ich mich fest, denn ich brauche Tom. Ich brauche ihn wirklich. Ohne ihn habe ich keine Chance.

Dann geht er aufs Klo, und ich greife nach meinem Handy. Ich versuche, stark zu bleiben und seins nicht anzurühren, das auf der Sofalehne liegt … Aber halt: Da liegt es gar nicht mehr. Er hat es mit ins Bad genommen.

Und zum allerersten Mal habe ich wirklich das Gefühl, dass es wahr sein könnte. Dass Tom mich betrügt.