Ich sitze da und lausche dem Tropf, tropf, tropf der Dusche, die immer nur für kurze Zeit Wasser spendet, damit ich keine Möglichkeit habe, mich zu ertränken.
Vom anderen Ende des Ganges her kommt ein lauter, undefinierbarer Knall. Dann ein Schluchzen, das direkt vor meiner Tür seinen Höhepunkt erreicht und nun wie eine Sirene wieder leiser wird, als sein Verursacher weitergeht, wohin auch immer.
Vor lauter Frust schlage ich mit der Faust auf den abgenutzten, graugrünen Teppichboden. Ich ziehe an einem Faden. Schreibe mit dem Finger die Initialen hinein, die mir nicht aus dem Kopf gehen: A. A.
Eine psychiatrische Klinik ist ein entsetzlicher Ort. Es ist nie still, nicht einmal für ein paar Sekunden, obwohl ich wirklich dringend Ruhe bräuchte.
Trotzdem unternehme ich einen weiteren Versuch. Ich lege das Ohr an den Putz und schließe die Augen. Vielleicht kann ich das, was auf der anderen Seite der Wand vor sich geht, besser hören, wenn ich meine übrigen Sinne ausschalte.
Doch es nützt nichts.
Wütend mache ich die Augen wieder auf. Von meinem Platz auf dem Fußboden aus betrachte ich die Umgebung, die mir seit meiner Ankunft vor vier Wochen mittlerweile vertraut geworden ist. Den Maschendraht vor den Fenstern. Die Pantoffeln – keine richtigen Schuhe –, die ich fast immer an den Füßen trage. Den Nachtschrank, in dem sich weder Nachtcreme noch Pinzette noch irgendwelche anderen Gegenstände befinden, die normalerweise im Dasein eines Nachtschranks eine Rolle spielen.
Danach wende ich mich wieder der Unterhaltung zu, die meine Besucherin und ihr Freund im Nebenraum führen. Die Gelegenheit ist einfach zu gut, um sie ungenutzt verstreichen zu lassen.
»Die beiden sind wieder da«, verkündet die Pflegerin, als sie schwungvoll die Tür zu meinem Zimmer öffnet.
Sie sieht mich auf dem Boden sitzen und zieht die Brauen hoch. Ich stehe langsam auf und gehe zurück zum Bett. Falls sie mein Verhalten seltsam findet, so gibt sie keinen Kommentar dazu ab. Wahrscheinlich ist sie an seltsames Verhalten gewöhnt. Und daran, keine Kommentare dazu abzugeben.
»Wir erledigen nur noch schnell die Formalitäten, dann kommt sie zu Ihnen«, sagt sie. »Er will so lange nebenan warten. Keine Ahnung, wieso er überhaupt mitgeht.«
Aber er geht mit. Jedes Mal. Es gibt die beiden nur im Doppelpack, wie einen KitKat-Riegel.
Abermals presse ich das Ohr gegen die Wand, diesmal so fest, dass es wehtut. Aber seit wann machen Schmerzen mir etwas aus?