Kapitel 26

Kaum war es acht und Jenny an ihrem Schreibtisch in Koblenz, rief sie im Frankfurter Präsidium an. Sascha reagierte verblüfft. „Moment, dann haben wir schon zwei Verbindungen. Zum einen hatte die Dittler-Zifurth Kontakt mit Helmut Roth, und jetzt auch noch dein toter Professor?“

„Aber was ist der gemeinsame Nenner? Ein Patient, ein Arzt und eine Wunderheilerin, die gegen Schulmedizin kämpft. Wo liegt das Motiv?“

Britta erschien in der Bürotür und winkte mit einigen Blättern. Jenny deckte den Hörer ab und hob fragend eine Augenbraue.

„Die Telefonverbindungen des Professors“, erklärte ihre Kollegin und legte sie auf den Schreibtisch.

„Sascha warte mal! Wie ist die Telefonnummer deines Opfers?“

Es raschelte einen Moment auf der anderen Seite der Leitung, dann diktierte er ihr eine Nummer. Sie überflog die Liste. „Bingo. Hirschhausen hat ihn angerufen, sogar mehrmals. Zuletzt einen Tag vor seinem Verschwinden!“

Beide schwiegen einen Moment. Jenny sprach langsam weiter. „Schau einer an, er hat auch die Dittler-Dingsda angerufen. Was bestätigt, dass ihr Verhältnis aus irgendeinem Grund über das einer Stalkerin zu ihrem Opfer hinausging. Sie hat ihm etwas mitgeteilt, das ihn so sehr interessiert hat, dass er sie angerufen hat.“

„Vielleicht hat er ihr gesagt, sie solle ihn in Ruhe lassen“, warf Sascha ein.

„Das glaube ich nicht“, antwortete Jenny. „Das passt nicht zu dem, was wir über ihn wissen. Er war nicht jähzornig und hatte alles an die Polizei übergeben. Warum sollte er sich jetzt plötzlich direkt mit ihr auseinandersetzen? Wir sollten uns noch einmal mit der Dame unterhalten.“

Wenige Sekunden nachdem Jenny aufgelegt hatte, erklärte Britta: „Die anderen Nummern gehören fast alle zu bekannten Personen. Seiner Frau, seiner Geliebten, der Katharinen-Klinik und der in Frankfurt, wo die Tagung stattfinden soll.“

Jenny sah Britta scharf an. „Wie kannst du in kaum einer Minute alle Telefonnummern abgleichen?“

Ihre junge Kollegin wurde knallrot. „Das ist doch … nichts Besonderes“, murmelte sie.

„Britta ist Eidetikerin“, kam es von Frank. „Sie hat ein fotografisches Gedächtnis.“

„Frank!“, zischte Britta mit hochrotem Gesicht.

„Was denn?“, sagte er. „Das ist doch nichts, wofür man sich schämen muss.“

„Das finde ich allerdings auch“, sagte Jenny beeindruckt. „Ich wünschte, ich hätte eine solche Fähigkeit. Und ich bin froh, dass ich es jetzt weiß. Das kann man doch nutzen.“