ANMERKUNGEN
Diese Geschichte beruht auf historischen Tatsachen. Im Jahr 208 n. Chr. hatte Kaiser Septimius Severus das Römische Reich schon fünfzehn Jahre regiert. Er war bereits in fortgeschrittenem Alter, hatte aber zwei Söhne, Antoninus und Geta. Antoninus, der Ältere, wurde in jungen Jahren zum Mitkaiser erhoben, was seine Rüpelhaftigkeit nur noch verstärkte. Als Jugendlicher machte Antoninus mit seiner Bande die Straßen Roms unsicher; sie prügelten auf jeden ein, der ihnen in die Quere kam, und trugen dabei Masken oder lange Umhänge mit Kapuzen – so kam er zu seinem Spitznamen Caracalla, dem lateinischen Wort für den keltischen Kapuzenmantel.
In einem letzten Versuch, seinen eigenen Ruhm zu mehren und seinen Söhnen Disziplin und Verantwortungsgefühl beizubringen, beschloss Severus, ganz Britannien in das Römische Reich einzugliedern. Im Jahr 208 verlegte er eine große Streitmacht und den kaiserlichen Hof nach Eboracum (York), wo dieser für die nächsten drei Jahre seinen Sitz hatte. Um seine Söhne zur Zusammenarbeit zu zwingen, ernannte er Geta zum Mitkaiser, womit er letztlich nur erreichte, dass sich zwei rivalisierende Lager bildeten, die einander mit ständigen Intrigen bekämpften.
Zum kaiserlichen Hof gehörten auch die »Julias« – Kaiserin Julia Domna, ihre Schwester Julia Maesa, deren Tochter Julia Soaemias sowie deren Sohn Varius. Septimius Severus war afrikanischer Herkunft und galt als »der erste dunkelhäutige Kaiser Roms«. Schwerer als seine Hautfarbe wog jedoch die Tatsache, dass er von außerhalb des europäischen Kernlandes des Reichs stammte. Dass man seiner Dynastie in Rom eher reserviert gegenüberstand, hing auch damit zusammen, dass seine Gemahlin und ihre Angehörigen aus Syrien stammten und Priesterinnen eines fremdartigen orientalischen Sonnenkults waren.
Im Jahr 211 verschlechterte sich der Gesundheitszustand des Kaisers, und Caracalla wartete nur noch ungeduldig darauf, an die Macht zu gelangen. In dieser Situation war der kaiserliche Hof in Eboracum voller Intrigen, in deren Zentrum die beiden feindlichen Brüder und deren Anhänger standen.
Im gleichen Jahr wollte Severus noch einmal seine Armee anführen, was seine Kräfte jedoch bei Weitem überstieg. Einigen Erzählungen zufolge soll er auf dem Rückweg nach Eboracum einen so aufwühlenden Zusammenstoß gehabt haben, dass er noch am selben Abend an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall starb.
Danach regierten seine Söhne gemeinsam das Imperium, bis Caracalla seinen Bruder vor den Augen der Mutter mit dem Schwert ermordete und im Jahr 212 die alleinige Herrschaft übernahm. 216 unternahm Caracalla einen Feldzug gegen die Parther, in dessen Verlauf er ein Jahr später in Edessa ermordet wurde, als er kurz vom Pferd stieg, um seine Notdurft zu verrichten. Der Auftrag zum Mord kam von Macrinus, der damals bereits Präfekt der Prätorianergarde war; er nutzte die Gunst der Stunde und schwang sich selbst zum Kaiser auf.
Wenig später gelang es Julia Maesa und ihren Angehörigen, die Armee davon zu überzeugen, dass der junge Varius der Sohn von Caracalla und somit befugt sei, die Kaiserwürde zu übernehmen, zumal Macrinus recht erfolglos blieb und im Zuge einer verloren gegebenen Schlacht auf der Flucht verfolgt und getötet wurde.
Sein junger Nachfolger, später unter dem Namen Elagabal bekannt, ging als einer der unfähigsten Kaiser in die römische Geschichte ein. So vertrat etwa der britische Historiker Edward Gibbon die Ansicht, dass Elagabals Lasterhaftigkeit beispiellos in der Geschichte sei. Sein schlechter Ruf rührte auch daher, dass er sich bedenkenlos über Traditionen und sexuelle Tabus hinwegsetzte.
Fünf Jahre, nachdem seine einflussreiche Großmutter Julia Maesa ihn auf den Thron gebracht hatte, leitete sie auch seinen Untergang in die Wege; sie ließ ihn schließlich ermorden und verhalf ihrem zweiten Enkelsohn, Elagabals Vetter Severus Alexander, zum Kaiserthron.
Dies ist, in kurzen Worten, der Hintergrund dieser Erzählung. Ihren Schauplatz bilden vor allem die beiden Grenzmauern in Britannien – der Hadrianswall und der Antoninuswall. Es ist nicht historisch verbürgt, dass sich Julia Soaemias in der fraglichen Zeit nördlich des Antoninuswalls oder überhaupt in Britannien aufhielt. Da das Reich jedoch für fast drei Jahre von York aus regiert wurde, kann man davon ausgehen, dass alles, was Rang und Namen hatte, den kaiserlichen Hof in Eboracum irgendwann einmal besuchte.
Die »Helden« dieser Erzählung sind eine Bande ehemaliger Gladiatoren, die das Publikum im Amphitheater mit ihren Kampfkünsten unterhielten. Sie gehören jedoch nicht zu den »Stars« ihres Geschäfts, sind weit entfernt vom Ruhm eines Maximus oder Spartacus. Auch als Freigelassene leiden sie noch unter der Geringschätzung, mit der man ehemaligen Sklaven und Gladiatoren begegnet. Hinzu kommt, dass sie bettelarm sind. Sie haben nichts gemeinsam mit den heroischen Legionären, die in modernen Romanen über das Römische Reich eine herausragende Rolle spielen. Sie sind keine Persönlichkeiten, mit denen sich je irgendein Historiker beschäftigt hat, um ihre Beweggründe und Taten auszuleuchten. Das Interesse galt immer schon hauptsächlich den Herrschern, einem Nero, Trajan oder Marc Aurel, über die immerhin doch einiges an historischen Fakten überliefert ist, während unsere Helden im Schatten der Geschichte bleiben.
Sie sind wie Sternschnuppen, die für einen kurzen Moment am römischen Himmel erstrahlten – dafür sollte man sie in Erinnerung behalten.