März 1892
Die Kerkhovens, die im hinteren Flügel des Hauses wohnen und nicht viel von mir brauchen, haben mich naiv glauben lassen, dass eine Pension zu führen keine große Sache sei. Aber gestern war ich nur am Herumrennen, um mich um eine neue Familie und ihre fünf Kinder zu kümmern. Heute kam Mevrouw Ballot an – eine seriöse Dame aus Den Haag mit unglaublich schönen blauen Augen –, und wir haben bereits zwei Unterhaltungen über George Eliot geführt.
Gleichzeitig bringt mir die Arbeit die Ablenkung, die ich immer noch brauche, und ich verdiene viel mehr Geld, als ich je für möglich gehalten hätte. Clara ist inzwischen vollkommen zu Hause hier, und sie ist mir eine unvergleichliche Hilfe mit dem Jungen und auch beim Kochen.
Die Ruhe macht mir jedoch zu schaffen. Wie jetzt gerade: Ich sitze still neben meiner Lampe, und draußen braut sich ein Sturm zusammen. Vincents und Theos Briefe liegen in einem Haufen auf meinem Schoß. Durchs Fenster sehe ich die Lichter in den Häusern anderer Leute.
Ich hasse es, dass ich mich immer noch so allein und verlassen fühle, obwohl Theos Tod nun schon über ein Jahr zurückliegt.
Doch dann wandern meine Gedanken zu Vincent, und ich mag mir gar nicht vorstellen, wie oft auch er sich so gefühlt haben muss. Ich empfinde eine solche Traurigkeit, dass ich ihn jetzt schließlich wirklich verstehe – wenn auch zu spät.