Es war wohl eher ein Ablenkungsmanöver, dir von dem Italiener zu erzählen. Wenn wir in chronologischer Reihenfolge fortfahren wollen, muss ich als Nächstes auf etwas zu sprechen kommen, das mir heute schlagartig klar geworden ist.
Ich verstehe nur nicht recht, warum es so lange gedauert hat, bis ich es begriff. Ich musste an eins unserer Telefongespräche denken und wie deprimierend ich es fand, dass du auch schon von meiner Schuld überzeugt warst, bevor überhaupt ein Verdacht auf mich gefallen war.
Nachdem ich das alles zu Papier gebracht habe, wird mir plötzlich bewusst, dass ich dich seit heute Abend besser verstehe als jemals zuvor. Ich verstehe, warum du so lange so wütend auf mich warst und dass es nicht wirklich etwas mit meinem Alkoholkonsum oder meinem verzweifelten Kinderwunsch zu tun hat. Es hat nichts damit zu tun, dass ich jedes Mal unbedingt das Haus putzen musste, wenn du einfach nur abschalten wolltest.
Es erklärt nicht nur, warum du so wütend auf mich warst, sondern auch, warum du so schnell geglaubt hast, dass ich dir untreu war. Und dass ich getötet habe. Es entlastet dich nämlich, wenn du auf mich sauer sein kannst, so ist es doch, Niall? Nichts, was du getan hast, konnte jemals so schlimm sein wie das, was ich getan habe, und das hat jede Schuld von dir genommen.
Aber egal, zurück zu unserem Telefongespräch. Was ich immer wieder vergessen habe, war sein Anfang: dass ich es fünfmal klingeln lassen musste, bis du endlich drangegangen bist. Aber das Freizeichen, das ich gehört habe, war nicht das lange, sirrende Piepen eines Auslandsgesprächs, sondern das klare kurze, wie man es im Inland hört. Du warst schon lange, bevor dein Flieger ging, zurück in England und warst wahrscheinlich auch schon hier, bevor diese ganze Scheiße losging.
Du hast mich belogen, und ich habe erst dank eines Polizeiverhörs die Wahrheit erfahren. Eigentlich kaum zu glauben, dass ich so schwer von Begriff war.