Drei Feuerwehrfälle mit Überraschungen

Meine schwierigsten Entscheidungen entstehen, wenn ich nicht alle Informationen zur Hand habe, die ich brauche. Erinnern Sie sich an den im Buch bereits beschriebenen Dehnfugenbrand.

DEM BAUCHGEFÜHL NACHGEHEN. MIT GESUNDEM MENSCHENVERSTAND ENTSCHEIDEN

Eine ähnliche Situation, ebenfalls bei einem Fugenbrand, bildete sich, als nirgendwo Löschwasser ausgetreten ist. Es handelte sich um ein Bürogebäude mit unterschiedlichen Nutzern, Firmen, einer Anwaltskanzlei und diversen Startups. Mir war schleierhaft, wie kein Löschwasser austreten konnte. Wir hatten zwar bestens gearbeitet und sehr sauber vor den Bohrungen noch Folien ausgelegt. Die Haustechnik und die Hausmeister hatten uns herausragend unterstützt. Es lief wie am Schnürchen. Irgendetwas aber stimmte nicht.

Ich habe mehrere Erkundungsrunden gedreht und letztlich einen Raum entdeckt, der eigentlich aus Ritzen, Fugen oder Steckdosen einen Wasseraustritt haben müsste. Und jetzt wurde das Problem zum richtigen Problem: der Raum beherbergte nämlich besondere archivierte Unterlagen und durfte nur von einzelnen Personen in Ausnahmefällen betreten werden.

Der Raum wurde unter Aufsicht geöffnet und tatsächlich entdeckten wir genau dort einen Rohrdurchbruch mit austretendem Wasser. Im letzten Moment konnten wir einen größeren Schaden verhindern. Mit Wassersaugern wurden die Pfützen schnell und sicher beseitigt. Wir übergaben schließlich die Aufsicht an das unterwiesene Hausmeisterteam, falls noch Wasser nachtropfen sollte.

Insgesamt waren an dieser Entscheidungsfindung 23 Kollegen beteiligt. Alle hatten ein Ziel: Jedes Detailproblem scannen und die dahinterliegende Frage beantworten. Denn jedem war klar, dass irgendetwas nicht stimmen konnte. Und gerade, da es so gut gelaufen ist, hätte man sich doppelt und dreifach geärgert, wenn der starken Teamleistung ein nicht entdeckter Wasserschaden einen deutlichen Dämpfer gegeben hätte.

image Sich vollumfänglich kümmern schlägt Pflichtbewusstsein.

Deshalb gilt für mich der Leitsatz: Wenn sie etwas wissen wollen, gehen Sie dahinter. Wenn Sie ein schlechtes Bauchgefühl haben, beweisen Sie es über Problemanalyse, Ziele, Nichtziele, Zeitstrahl und Prognose.

Wenn Sie kritische Punkte eingezeichnet haben sowie den besten, den wahrscheinlichsten und den schlechtesten Fall formuliert haben, fällt es Ihnen im Normalfall leicht, die nächsten Schritte festzulegen und zu definieren. Oder wie im oben beschriebenen Fall den Knackpunkt vor Ort zu finden, weil klar ist, dass es ihn geben muss.

AUSSERHALB DER EIGENEN ZUSTÄNDIGKEIT ENTSCHEIDEN

Eine zweite Gruppe schwieriger Entscheidungen bezieht sich auf Situationen, in denen man nicht im eigenen Zuständigkeitsbereich und in eigener Hoheit entscheiden kann. Ein Beispiel: Wenn es bereits einen Einsatzleiter vor Ort gibt, ist die Rolle klar, welche man hat. Man ist beispielsweise Einheitsführer einer Sondereinheit, die zur Unterstützung angefordert wurde. Alle machen ihren Job getreu der jeweiligen Rolle.

image Unbedingt nur die Rolle des Moderators einnehmen und aktiv fragen.

Die Offenheit, die man empfängt, ist enorm, insbesondere, wenn die Einsatzsituation kritisch ist. Von Beginn an sollte man immer kooperativ Hilfestellung anbieten. Das ist eigentlich in der Feuerwehrwelt selbstverständlich, wenn einem etwas Kritisches auffällt.

Sie merken, es geht um die kritischen Punkte, nicht um Kleinigkeiten oder Alternativen. Es geht um die entscheidenden, kritischen Punkte. Hier ziehen alle an einem Strang und denken mit.

Diskussionen entstehen nur bei unwichtigen Themen. Jeder kennt das Gequatsche um Nebensächlichkeiten in Besprechungen, die eigentlich keine Auswirkung haben. Im Büroalltag passiert das ebenso wie bei der Feuerwehr. Sicherlich weniger als in anderen Branchen, aber immer, wenn kein klares Ziel, Nichtziel oder Auftrag vorliegt.

Keine Frage: Wir stecken alle regelmäßig viel zu tief im Detail und geraten durch Diskussionen in Konflikte, die völlig unerheblich für die eigentliche Sache sind. Vielleicht eine der Schwächen unseres deutschen Präzisions- und Maschinenbautalents.

image Bei entscheidenden Punkten ziehen alle an einem Strang.

Wie das folgende Beispiel einer sich zuspitzenden Situation sehr gut zeigt. Nach starken Regenfällen steigen die Pegel eines Weihers schnell an. Aus dem Weiher fließt das Wasser über einen Bach ab. Dadurch ist im Normalfall gewährleistet, dass die natürliche Regulation zwischen Pegel und Abfluss funktioniert und der Pegelstand nie so hochsteigt, dass er das Wirtshaus am Ufer des Weihers gefährden könnte.

Wir wurden mit einer Spezialeinheit für Pumpensysteme zur Wasserförderung angefordert, um schnellstmöglich große Wassermengen zu fördern. Das Technische Hilfswerk und weitere Feuerwehren waren ebenfalls im Einsatz mit Großpumpen.

Vor Ort konnte man den Pegelanstieg mit bloßem Auge beobachten. Der Pegel stieg innerhalb von Minuten an. Nur geringe Veränderung, als alle Großpumpen mit voller Leistung arbeiteten.

Dass die Pumpen möglicherweise keine Wirkung haben könnten, war der Worst Case. Den ich in der 8-Minuten-Entscheidungsmethode bereits als Option erwartet hatten. Aus Sicht der Einsatzleitung wurden alle technischen Mittel eingesetzt. Doch das Abpumpen reichte nicht aus. Es war klar, dass man die Ursache stoppen musste. Die Pumpen linderten nur die Symptome. Doch was war die Ursache? Wir können keinen Regen oder Wasser stoppen, das aus einem moosigen Hang treten.

image Wie aber starke Regenfälle stoppen? Die großflächigen Wälder und Moose im Umfeld konnten nichts mehr aufnehmen.

Die Ursache für den schnell ansteigenden Pegel war nicht der stockende Wasserabfluss, sondern eine Baumaßnahme am Abfluss. Dort waren Spuntwände ohne Berücksichtigung einer Hochwassersituation eingeschlagen worden. Wären sie 30–50 Zentimeter tiefer eingeschlagen worden, hätte das Wasser diese im Hochwasserfall überspülen können, und der Pegel hätte das Wirtshaus nicht erreichen können.

So waren die Spuntwände zirka zehn Zentimeter über der Fußbodenoberkante des Gasthauses. Inzwischen stand der Biergarten bereits unter Wasser und der Pegel stieg weiter. Der Druck nahm kontinuierlich zu. Es war klar, wir müssen die Spundwand ziehen oder eine Öffnung schaffen, damit das Wasser abfließen kann.

Da das Wasser bereits bis zur Oberkante der Spundwände stand, musste jetzt von der trockenen Seite mittels Drehleiter und Werkzeug parallel gearbeitet werden. Dabei war nicht absehbar, mit welcher Schneidetechnik man die Spundwand am besten geschnitten bekommt. Durch das ansteigende Wasser wurde die Wärme für ein Schweißschneidverfahren sehr schnell abgeführt. Hinzu kommt, dass das dicke Stahlmaterial grundsätzlich nicht einfach zu schneiden ist. Gleichzeitig musste die Last des Wassers berücksichtigt werden.

Ergebnis: Anstatt einer großen Öffnung, die ursprünglich gedacht war, wurden mehrere kleine Öffnungen geschaffen. Die Kante des Weihers stand nur noch drei bis fünf Zentimeter unterhalb der Fußbodenkante. Da hatten wir es geschafft die Öffnungen in der Spundwand zu schaffen. Parallel liefen die großen Pumpen auf Volllast und leiteten die Wassermengen um die Spundwand herum in den Bachablauf. Weitere Tausende Liter Wasser konnten durch die geschaffenen Löcher in der Spundwand entweichen. So konnte das Wirtshaus gerettet werden vor einem massiven Wasserschaden. Aufgrund historischer Holzbauweise hätte es womöglich den Totalverlust des Wirtshauses bedeutet.

Für mich sind solche Situationen besonders knifflig, da man nicht wie gewohnt den Hut aufhat. Verantwortlich für komplexe Einsatzlagen zu sein, ist inzwischen normal für mich. Diese messbar im Griff zu haben, ist mein Anspruch. Bei externen Einsatzsituationen hat man vielleicht Informationen oder Erfahrungen, die man beitragen kann. Dies kann allerdings schnell falsch verstanden werden. Besserwisserei braucht niemand in solchen Situationen. Jeder gibt bereits sein Bestes. Deshalb bin ich immer gut damit gefahren, kooperativ Unterstützung anzubieten.

Auch in der beschriebenen Situation hat sich wieder gezeigt, wie im Team beziehungsweise in der Gruppe gemeinsam Informationen und Ideen zur Lösung führen können. Eine allein hätte die Gesamtsituation in der Geschwindigkeit nicht erfasst. Das Wirtshaus wäre dem Ereignis zum Opfer gefallen, hätte es hier eine One-Man-Show gegeben, ohne das Wissen und die Ideen der Gruppe zu nutzen. Zu jederzeit war jedem klar, wer welche Rolle innehatte. Niemand hat eine andere Rolle unaufgefordert eingenommen, sondern seine umgesetzt und vom Erfahrungswissen eines anderen profitiert.

BRANDURSACHEN ERKENNEN. DIE NADEL IM HEUHAUFEN

Ein drittes Fallbeispiel aus dem Einsatzleben zeigt, wie schwierig es ist, Entscheidungen zu treffen. Es betrifft die Situation an einer großen Klinik. Dort wurden Rauchentwicklung und Brandgeruch gemeldet. Die ersten Kräfte, die in der Station eintrafen, in der der Feuermelder gedrückt wurde, berichteten von leichtem Brandgeruch im Obergeschoss der Klinik. Es konnte zunächst keine Ursache gefunden werden.

image Das Suchen eines Brandes gehört zu den unbeliebtesten Aufgaben der Feuerwehr.

Das Problem: Es kann durchaus sein, dass nichts ist. Doch wer unterschreibt, dass nichts ist? Wir suchen mit mehreren Einheiten alles ab. Einsatzleitung, Haustechnik, der diensthabende Chefarzt und ich beratschlagen. Welches Szenario hätte welche Auswirkungen? Wir arbeiten bewusst, vor die Lage zu kommen und auf dem Zeitstrahl zu prognostizieren, um je nach Rückmeldung der Einheiten aus den Stationen und Klinikbereichen sofort agieren zu können und vorabgestimmt zu sein.

50 Minuten lang suchen wir an verschiedenen Orten, erhalten unterschiedliche Informationen. Mal mehr, mal weniger Brandgeruch. Seit 30 Minuten allerdings keine Rauchentwicklung mehr. Nur leichter Brandgeruch. Wir können über geöffnete Fenster lüften, haben dann allerdings keinen Geruch mehr.

Wir entscheiden, nach 50 Minuten noch einmal zu lüften und zu schauen, ob Brandgeruch nachzieht. Ist da möglicherweise noch irgendwo ein Glimmbrand oder eine sonstige Brandquelle aktiv, welche enorme Mengen giftiger Brandgase unentdeckt freisetzen kann?

Nach dem Lüften warten wir 15 Minuten, ob wir etwas wahrnehmen. Wenige Minuten, bevor die finale Lagebesprechung beginnen soll, meldet ein Feuerwehrmann, dass er in einem Lichtschacht Laub und Müllreste gefunden habe. Diese glimmen schwach. Eventuell eine unvorsichtig weggeworfene Zigarette? Die Rückmeldung ist Gold wert, um Rückschlüsse auf die bisherigen Entwicklungen zu ziehen. Es wird klar, dass es sich hier um die Brandquelle handelt. Aufgrund der Wettersituation konnten Geruch und Rauch über ein geöffnetes Fenster eines Patientenzimmers eindringen. Deswegen kam es zu einer Meldung im vierten Obergeschoss, obwohl der Lichtschacht im Erdgeschoss liegt.

Man schüttelt hier sofort den Kopf. Keiner konnte die Ursache auf Anhieb erkennen. Einfach eine verrückte Situation. Glücklicherweise sind keine Personen zu Schaden gekommen und kein größerer Schaden am Gebäude entstanden. Der Klinikbetrieb konnte unterbrechungsfrei aufrechterhalten werden.

image Die Schwierigkeit an der Entscheidung ist: Wie lange sucht man und welches Risiko besteht, wenn man die Suche abbricht? Sind Patienten gefährdet, die sich nicht selbst retten können aufgrund ihrer Bettlägerigkeit? Sind Intensivpatienten betroffen, die nicht selbst atmen können aufgrund ihres aktuellen Zustandes?

Gleichzeitig gibt es keine hundertprozentige Sicherheit auf dieser Welt. Man muss Entscheidungen treffen. Für mich sind die schwierigsten Entscheidungen diejenigen, bei denen es scheinbar um nicht alles geht und keine akute Situation vorliegt. Und dennoch geht es immer um alles, da ein unentdeckter Glimmbrand Verheerendes auslösen könnte, mit massiver Freisetzung von Kohlenmonoxid und tödlicher Dosis für Patienten und Personal in der Klinik. Die Auswirkungen könnten sich nachts erst ergeben, erst mehrere Stunden, nachdem wir abgerückt sind.

image Dieses Szenario will man um nichts in der Welt erleben als verantwortlicher Einsatzleiter. Es gibt nichts Schlimmeres für die Feuerwehr, wiederholt zu einem Einsatzort zu fahren, den man bereits freigegeben hat.

VIEL RAUCH UM NICHTS. GRILLEN MIT FOLGEN

Eine ähnliche Situation habe ich bei einem großen Theater erlebt. Und darum ein Theater im wahrsten Sinne des Wortes gemacht. Wenige Minuten vor Aufführungsbeginn einer internationalen Musicalproduktion. Ausverkauft mit mehreren Tausend Personen.

Wir werden über eine ausgelöste Brandmeldeanlage alarmiert. Die Feuerwehrkollegen der Brandsicherheitswache vor Ort haben bei Eintreffen bereits die Anlage ausgelesen.

image Professioneller Empfang anhand der trainierten Abläufe.

Sie weisen uns in die Situation ein. Der Rauchmelder muss im Bodenbereich des Zuschauerraumes liegen. Ansonsten gibt es keinen Ausfall in der Technik oder sonstige Auswirkungen auf die Veranstaltung. Es sind auch keine weiteren Melder eingelaufen.

Die Vermutung: Die Brandmeldeanlage könnte getäuscht worden sein. Wir müssen jetzt circa fünf Minuten vor Öffnung in den Zuschauerraum, um den Melder zu finden und zu kontrollieren. Zuschauerraum bedeutet, in den Tribünenbereich und zwischen den Gästen zu der entsprechenden Bodenplatte zu kommen, unter der der Rauchmelder montiert ist. Das möchte man natürlich verhindern, da es für die Gäste ein ganz besonderer Abend ist, auf den sie sich schon lange gefreut haben.

Ich spreche kurz mit der Veranstaltungsleitung. Wir gehen rein. Die Einsatzkräfte spulen ihr Routineprogramm ab. Die Erkundung im Zwischenbodenbereich ergibt, dass der Melder ausgelöst hat wie gemeldet. Keine weitere Erkenntnis, kein Brandgeruch.

Wir schließen den Boden und erhalten parallel die Auslösung eines Melders im Dachgeschossbereich. Jetzt wird’s kurios. Mehrere ausgelöste Melder deuten eigentlich auf ein wirkliches Brandszenario hin.

image Jetzt muss entschieden werden: Verzögern wir den Beginn der Veranstaltung oder sagen wir sie ab?

Lassen wir die Veranstaltung anlaufen und halten jederzeit den Joker, das Gebäude zu räumen? Haben wir genug Zeit, bei einem wirklichen Brand Leute noch evakuieren zu können?

image Entscheiden Sie jetzt!

Aufgrund meiner Objektkenntnis lassen wir die Veranstaltung anlaufen. Wir bewegen uns im Umfeld des Zuschauerraums in den unterschiedlichen Geschossen. Ich fordere weitere Kräfte nach, um sofort agieren zu können. Vor allem Rettungsdienstkräfte, wenn wir aus aktuell unerklärlichem Grund doch noch verletzte Personen haben.

image Zeitstrahl: Bis zur Pause der Vorstellung in 45 Minuten müssen wir alle relevanten Punkte überprüfen. Bedeutet, über vier Geschosse umfassende Durchsuchungsmaßnahmen. Gezielt, kompakt, koordiniert!

Mein Bauchgefühl und das der Kollegen sagen, dass es sich um irgendeine Täuschung handeln muss. Die Technik ist sehr neu und wir alle, die vor Ort sind, kennen das Objekt recht gut. Ich rufe den Kollegen an, der das Gebäude am besten kennt. Ihn erreiche ich zu Hause privat und stelle meine Fragen. Er kann sie mir innerhalb weniger Minuten telefonisch beantworten.

Dies bekräftigt mein Bauchgefühl und wir kontrollieren die Lüftungsanlage, die möglicherweise durch Luftumwälzung Rauch angesaugt hat. Dieser könnte dann auch in den Zwischenbodenbereich des Zuschauerraums gelangen.

Wir suchen gemeinsam mit der Haustechnik die verschiedenen Punkte ab. Kontrollieren den zweiten Melder im Dachgeschoss im Bereich der Lüftungsanlage. Dieser hat ausgelöst, obwohl auch dort kein weiterer Rauch und Brandgeruch wahrnehmbar ist als wir den Teil der Lüftungsanlage öffnen.

Deshalb findet die letzte Maßnahme im Außenbereich des Objekts statt. Von dort kann man an einem schönen Sommerabend in unmittelbarer Nähe einen Balkon sehen, dessen Holzkohlengrill inzwischen wunderbar in Aktion ist. Er wurde vor zirka 30 Minuten angefeuert. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gehen wir jetzt davon aus, dass der Rauch beim Anfeuern des Grills aufgrund einer Inversionswetterlage in den Bereich des Ansaugens von Frischluft in das Theater gedrückt wurde.

image Eine kleine und völlig ungefährliche Rauchmenge hatte es in das Lüftungssystem geschafft und den Rauchmelder im Unterboden erreicht.

Eine verrückte Situation und 45 Minuten Volle Pulle-Arbeit für uns. Da wir die Gefahr für die Veranstaltung und vor allem für die Zuschauerinnen und Zuschauer ausschließen mussten.

Durch die kritische Entscheidung, die Veranstaltung ganz normal anlaufen zu lassen, konnten wir den Einsatz deutlich kleiner halten, wie er eigentlich gewesen wäre. Hätten wir mehrere Tausend Leute betreut, untergebracht oder beruhigen müssen, hätten wir eine Baustelle erhalten, die ein Ausmaß erreicht hätte, welches sehr viele Einsatzkräfte benötigt hätte. Eine kritische Abwägung zwischen Risiko und Verhältnismäßigkeit war zu treffen. Natürlich besonders kritisch, denn die Gefährdung von mehreren Tausend Personen auf seine Verantwortungskappe zu nehmen, muss gut abgewogen und überwacht werden.

Durch die Struktur der Anwendung der Methode, dem vorausschauenden Arbeiten sowie der guten Koordination innerhalb der Teams, in denen jeder wusste, was das Ziel ist, welches in der zur Verfügung stehenden Zeit bis zur Pause innerhalb 45 Minuten erreicht werden musste, haben wir es geschafft.

Aus meiner Sicht können derart kritische Entscheidungen nur mit Teamleistung sicher und mit Vernunft entschieden und durchgestanden werden. Ich alleine hätte keine Chance gehabt, das Gebäude zu kontrollieren und die Veranstaltung weiterlaufen zu lassen. Dazu braucht es immer ein ganzes Team beziehungsweise mehrere Teams, die Hand in Hand rollen, gerecht und zuverlässig mit meinem vollen Vertrauen als Einsatzleiter arbeiten.

Je nach Kenntnis der Teambesetzungen kann man das Vertrauen enger und weiter auslegen. Das ist die Königsdisziplin, wie frei und selbstständig man die Teams koordiniert, kontrolliert und arbeiten lässt. Das ist typenabhängig, tagesformabhängig und muss mit Feingefühl auf einzelne Teams abgestimmt werden.

Jeder tickt hier anders, jeder tickt tagesformabhängig anders, jeder ist ein anderer Stresstyp. Manche Führungskräfte müssen emotional geführt werden, andere rational. Das Feingefühl muss man haben in der Entscheiderrolle, wenn man erfolgreich agieren will in kritischen Situationen. Das gilt aus meiner Sicht für Feuerwehreinsätze genauso wie für unternehmerischen Erfolg, in Organisationen als auch im Sport.