Kapitel Eins
Vierundzwanzigster November
Zehn Minuten, nachdem sie im Winterwunderland angekommen waren, war Dave Hayland klar, warum Chris darum gebettelt hatte, mit ihm dorthin zu gehen. Der Ort war voller Erinnerungen, und alle drehten sich um Matt.
„Dad, da ist die Wilde Maus. Papa hat sie geliebt.“ – „Oh, Dad, können wir mit der Walzerbahn fahren? Papa hat versprochen, dass ich darf, wenn ich größer bin.“ – „Können wir nachher eine Bratwurst essen? Das war Papas Lieblingsessen.“
Chris war in letzter Zeit sehr still gewesen, und so war Dave seine Begeisterung über diese Reise in die Vergangenheit nur recht. Es erstaunte ihn, an wie vieles Chris sich noch erinnern konnte. Er war erst sieben Jahre alt gewesen, als sie das Winterwunderland das letzte Mal besucht hatten, nicht lange bevor Matt –
Nein. Ich habe mir vorgenommen, dass ich das nicht tun werde.
Weihnachten war immer die schwerste Zeit des Jahres. Matt war immer derjenige von ihnen beiden gewesen, der sich besonders auf den Advent und die Feiertage gefreut und sich voller Enthusiasmus in die Festlichkeiten gestürzt hatte. Schon auf der Uni war Matt wie ein großes Kind gewesen, wenn es um Weihnachten ging, und Dave hatte amüsiert zugesehen – und voller Liebe.
Chris zupfte ihn am Ärmel. „Darf ich da reingehen, Dad?“
Dave schüttelte die Erinnerungen ab und konzentrierte sich auf die Gegenwart. „Wo rein?“ Dann sah er das Schild, das den Weg zum Santa-Land wies, und die große grellrote Plakatwand daneben, auf der in riesigen Lettern zu lesen stand: „Komm zu Besuch zu Santa Claus!“
Dave lachte leise. „Als ich in deinem Alter war, hieß er noch Father Christmas.“
Chris runzelte die Stirn. „So hat Papa ihn auch genannt. Hat er seinen Namen geändert?“
Dave hörte Matts Stimme in seinem Kopf. „Und noch eine englische Tradition, die der amerikanischen Kultur zum Opfer fällt.“
Er lächelte. „Father Christmas, Santa, Weihnachtsmann, Kris Kringle … Ich denke, er hat eine ganze Reihe von Namen. Ist ja auch nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, wie viele verschiedene Länder er besuchen muss.“ Dann erst wurde ihm bewusst, worum Chris gebeten hatte. „Möchtest du wirklich zu ihm gehen?“
Das Stirnrunzeln war immer noch deutlich sichtbar. „Warum nicht?“
Beinahe hätte Dave Chris darauf hingewiesen, dass sie schon seit zwei Jahren am Weihnachtsabend keine Karotten für die Rentiere oder Mince Pies für Santa Claus mehr vor die Tür gestellt hatten … Doch dann überlegte er es sich anders. Zehn Jahre war ein bisschen zu alt, um auf Santas Knie zu sitzen – eine Tradition, die wahrscheinlich als nicht mehr zeitgemäß längst aufgegeben worden war –, aber Dave hatte es nicht eilig damit, dass Chris aufhörte, ein Kind zu sein.
Lass ihn doch, wenn er möchte.
Daves innere Stimme klang in letzter Zeit immer mehr wie Matts.
„Ich habe ihn mal gesehen.“
Dave blinzelte. „Wen?”
Chris rollte mit den Augen. „Santa. Es war am Weihnachtsabend, und ich konnte nicht schlafen. Ich habe aus dem Fenster geguckt, um … um nach einem Schlitten Ausschau zu halten … du weißt schon … und Santa war in unserem Garten. Er trug einen Sack auf dem Rücken.“
Oh, wow . Das war Dave in einem Weihnachtsmannkostüm gewesen. Er war dabei gewesen, Chris‘ Geschenke aus dem Schuppen zu holen, wo sie sie versteckt hatten: Chris durfte dort nicht hinein. Das Kostüm war natürlich Matts Idee gewesen.
Das war das letzte Weihnachten, das wir zusammen verbracht haben.
Himmel, seine Gedanken waren ständig bei Matt heute.
„Du hast nie erzählt, dass du ihn gesehen hast.“
Chris biss sich auf die Lippen. „Ich dachte, das wäre gegen die Regeln. Ich dachte, wenn ich sage, dass ich ihn gesehen habe, komme ich auf die Liste für unartige Kinder, deshalb … habe ich nichts gesagt.“
Damit war es klar. „Okay, gehen wir den großen Kerl im roten Mantel besuchen.“
Chris‘ Augenbrauen schossen in die Höhe, und es war frappierend, wie sehr er Matt ähnelte. „Warte. Ich will allein mit ihm sprechen.“
„Kinder müssen immer von einem Erwachsenen begleitet werden. Und ja, ich weiß, dass du dich nicht fühlst wie ein Kind, aber du bist noch nicht zwölf, und, tja, das sind die Regeln.“
„Bitte? Komm, Dad. Es ist Weihnachten.“ Chris‘ Unterlippe zitterte. „Papa hätte es mir erlaubt.“
Dave war kurz davor, seinen Sohn für diese unfaire Nummer zu tadeln, als ihm klar wurde, worum es ging. Weihnachten war die Zeit der Geheimnisse.
Er strich über Chris‘ rotblondes Haar, das ihn so an Matt erinnerte. „Okay. Wir gehen gemeinsam hin.“ Er hob die Hände. „Und ich halte mich im Hintergrund, in Ordnung?“
Chris strahlte. „Danke, Dad.“
Sie gingen durch das Tor und folgten den Pfeilen. Zu beiden Seiten des Weges winkten und drehten sich bewegliche Figuren zu den Klängen von „Rudolph mit der roten Nase“ und ähnlichen Liedern. Es gab Schneemänner, Rentiere, Wichtel …
Nur der Schnee fehlt noch . Dave konnte sich nicht erinnern, wann es das letzte Mal weiße Weihnachten gegeben hatte. Nicht mehr, seit er ein Kind gewesen war, so viel stand fest.
Sie erreichten die Hütte, und Dave zog sein Portemonnaie heraus und zahlte den Eintritt für Chris. Ein Wichtel wies ihnen den Weg, und gleich darauf standen sie vor etwas, das wie ein kleines Schweizer Chalet mit nur drei Wänden aussah. Ein paar Meter davor stand ein Mann mit einer Kamera auf einem Stativ, vermutlich, um für die Leute den Moment festzuhalten. Den Weihnachtsmann konnte Dave nicht sehen: Eine Gruppe von drei Kindern mit ihrer Mutter versperrte die Sicht.
Schließlich wurden sie zum Ausgang auf der gegenüberliegenden Seite geführt, und ein freundlich lächelnder Wichtel winkte Dave und Chris nach vorn.
„Und wie heißt du?”
Dave blieb wie angewurzelt stehen. So hatte Father Christmas nie geklungen. Die Stimme war voll, warm und dunkel. Chris trat auf den Mann zu. Er saß auf einem großen Stuhl, umgeben von Geschenken, die in glitzerndes Papier eingewickelt waren. Sein Anzug war tiefrot und mit weißem Pelz besetzt, und anders als die Weihnachtsmänner, an die Dave sich erinnerte, war er nicht dick. Nicht, dass er mager gewesen wäre: Trotz seines Kostüms war zu erkennen, dass er kräftige, muskulöse Arme und eine breite Brust hatte. Sein Bart bestand aus einer wilden Masse weißer Locken, und –
Blaugraue Augen betrachteten ihn, und Dave schluckte. Wow.
Wer auch immer in diesem Kostüm steckte, war ein richtig gutaussehender Mann.
Santas Augen zwinkerten. „Hallo, hallo.“
Bevor Dave antworten konnte, fuhr Chris herum und starrte ihn streng an. „Dad. Bitte …“
Dave nickte. „Ich warte dort hinten. Außer Hörweite. Einverstanden?“
Chris lächelte. „Danke.“
Dave nickte Santa zu und zog sich zurück. Er stellte sich hinter den Fotografen und entfernte sich dann noch ein Stückchen weiter. Das war Chris ja offenbar sehr wichtig. Dann lächelte er. Ich würde zu gern mit Chris tauschen. Hätte nichts dagegen, mich bei diesem Santa aufs Knie zu setzen.
Er hielt inne, für einen Moment überwältigt davon, wie bedeutungsvoll dieser Gedanke tatsächlich war. Wie lange war es her, dass ein anderer Mann seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte? Dave konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass Matt jetzt gerade irgendwo grinste und sagte: „Wird verdammt noch mal auch langsam Zeit.“
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Jeff Nicholson gab sein Bestes, sich auf den Jungen zu konzentrieren, der neben seinem Stuhl stand, und nicht auf seinen heißen Dad ein paar Meter weiter hinten. Das war schwerer, als er erwartet hatte, denn Dad war genau sein Typ. Groß, kurze schwarze Haare, Dreitagebart, blaue Augen, schlank gebaut …
Dann fiel ihm ein, dass er einen Job zu machen hatte, selbst wenn dies Kind sein letzter Kunde war, bevor seine Schicht für heute zu Ende war. Nach fünf Stunden lächeln tat ihm das Gesicht weh, aber er lächelte für jedes Kind, das zu ihm kam.
„Hallo. Ich bin Chris.“ Der Junge streckte ihm die Hand entgegen. „Möchten Sie Santa oder lieber Father Christmas genannt werden?“
Jeff musste lächeln. Was für ein süßes Kind . „Wie du möchtest. Lass uns bei Santa bleiben.“ Sie schüttelten einander die Hand. Er war ein hübscher Junge, mit großen blauen Augen und einem wirren, rotblonden Haarschopf, der ihm in die Stirn fiel und bis über die Ohren hinabreichte.
Sein Dad ist genauso hinreißend. Nur dunkelhaarig, aber verdammt …
„Okay, Chris, was wünschst du dir zu Weihnachten?“ Jeff stellte sich auf die üblichen Wünsche ein: Spielekonsolen, Handys, Games … Die Tage von Action Man und Teddybär waren definitiv vorbei.
„Eigentlich nichts.“
Jeff blinzelte. „Ookay …“‚ sagte er gedehnt. „Aber es muss doch etwas geben, warum wärst du sonst zu mir gekommen?“
Chris starrte auf den weißen Filzteppich herunter und scharrte mit den Füßen.
Jeff senkte die Stimme. „Du kannst es mir sagen. Denk dran, ich bin Santa.“
Chris warf einen verstohlenen Blick auf seinen Vater. „Na ja … eine Sache gibt es.“
Endlich . „Und das wäre?“
Das Kind biss sich auf die Lippen, und es sah entzückend aus. „Es ist aber nicht für mich.“
Entzückend und lieb . Seine Eltern konnten sich freuen. Jeff hatte in der letzten Woche eine ganze Reihe unerzogener, raffgieriger Kinder erlebt. „Du kannst es mir trotzdem sagen.“
Chris atmete tief ein und begegnete Jeffs Blick. „Du kannst alles, oder? Ich meine, du bist Santa.“
Er schenkte Chris ein warmes, aufmunterndes Lächeln. „Na klar.“
Der Junge zögerte wieder, und Jeff fragte sich, was um alles in der Welt jetzt kommen würde. Chris stieß den Atem aus, wie jemand, der zu einer Entscheidung gekommen ist. „Mein Dad … Er ist ein super Typ.“
„Das ist er bestimmt.“
„Aber … ich glaube, dass er einsam ist.“
Jeff hielt inne. Dies hier war alles andere als eine seiner typischen Begegnungen. „Oh. Okay.“ Wie kann jemand, der so schön ist, einsam sein?
„Deshalb … was ich mir wirklich zu Weihnachten wünsche … ist, dass er einen neuen … Freund findet.“
Okay, das hier war wirklich etwas Neues. „Ich verstehe.“
Chris nickte. „Seit Papa gestorben ist, ist Dad nicht mehr glücklich. Er versucht, es zu verbergen, aber ich weiß es einfach. Und es ist jetzt drei Jahre her, dass wir Papa verloren haben.“ Er schwieg einen Moment, das kleine Gesicht so ernst. „Glaubst du, dass es zu früh für ihn ist, sich wieder zu verlieben?“
Oh, du lieber Gott, dieses Kind  … Es kam nicht oft vor, dass Jeff einen seiner kleinen Gäste umarmen wollte, aber der Drang, Chris in die Arme zu schließen, war fast übermächtig. Mitgefühl für Chris‘ Dad wallte in ihm auf. Ich würde ihn auch umarmen, wenn ich nur könnte.
Doch er hatte eine Frage zu beantworten. Er lächelte Chris wieder zu. „Nein, ich glaube nicht, dass es zu früh ist. Überlass das mir. Ich werde sehen, was sich machen lässt.“
Chris atmete zitternd aus. „Danke.“
„Ich kann dir nichts versprechen, okay?“, erinnerte ihn Jeff. Er wollte nicht, dass Chris nach Weihnachten zurückkam und eine Erklärung dafür verlangte, warum kein Mann mit einer großen roten Schleife um den Bauch unterm Weihnachtsbaum gesessen hatte.
Wobei, Jeff wäre auf der Stelle dazu bereit gewesen, dieser Mann zu sein.
Zurück in die Wirklichkeit.
Er zeigte auf die Kamera. „Möchtest du ein Foto?“
Chris lächelte. „Nicht unbedingt.” Er streckte wieder die Hand aus, und Jeff schüttelte sie. Jemand hatte den Jungen gut erzogen. „Danke.“
Jeff winkte, als Chris zu seinem Vater zurückging, und die beiden machten sich auf den Weg zum Ausgang.
Schau zu mir zurück. Komm, schau zurück.
Im letzten Augenblick, bevor sie um die Ecke bogen, warf Chris’ Dad einen Blick zurück in Jeffs Richtung. Jeff hob noch einmal die Hand, und er erwiderte die Geste. Dann waren sie weg.
Jodie kam zu ihm herüber. „Paul ist da. Bis morgen?“
Jeff nickte. Er begrüßte Paul, einen älteren Mann, der vor seiner Pensionierung Steuerprüfer gewesen war und jedes Jahr in die Rolle des Weihnachtsmanns schlüpfte. Als Jeff außer Sichtweite der nächsten Kunden war, zog er sein Kostüm aus, warf sich seine Jacke über und band sich seinen Schal um. Zeit, etwas zu essen und sich vielleicht ein wenig auf dem Weihnachtsmarkt umzusehen.
Und nicht länger an den einsamen, hinreißenden Mann zu denken.
In diesem Moment wünschte sich Jeff, wirklich Santa zu sein. Denn dann hätte er die Macht gehabt, mehr für Chris zu tun, als nur ein paar Worte zu sagen.
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„Was möchtest du als Nächstes machen?“, fragte Dave, als sie das Santa-Land hinter sich ließen.
„Erlaubst du mir, mit einer von den großen Bahnen zu fahren?“, fragte Chris. „Zum Beispiel mit der Looping-Achterbahn. Und der Wilden Maus. Und der Walzerbahn.“
„Bitte vergiss nicht, wenn du mit diesen Bahnen fährst, muss ich das auch, und …“ Matt war der Spezialist für Achterbahnen gewesen: Dave wurde schon im Riesenrad schlecht. „Ich bin kein Fan davon, wenn es immer im Kreis herum geht.“
„Wie ist es mit dem da?“ Chris zeigte auf die Riesennadel, die in den Himmel emporragte. „Da geht‘s nur hoch und runter.“
Dave schluckte. „Der größte reisende Drop-Tower der Welt?“ Lieber Gott, das Ding war fünfundachtzig Meter hoch.
„Chris?“, rief jemand ganz in ihrer Nähe, und Dave drehte sich um und sah in vertraute Gesichter. Ethan lief auf sie zu, breit grinsend. „Ihr seid gekommen!“
Ethans Mutter Beth kam etwas langsamer hinterher und schüttelte den Kopf. „Jetzt weiß ich, warum er heute hierher wollte.“ Sie lächelte Dave an und blieb neben ihm stehen. „Ich glaube, unsere Kinder haben da einen Plan ausgeheckt.“
Er lachte, und eine unsichtbare Last fiel ihm von den Schultern. Vielleicht hatte Chris‘ Bitte, auf den Rummelplatz zu gehen, gar nichts damit zu tun gehabt, dass er die Vergangenheit wiederaufleben lassen wollte, vielleicht war es ihm nur darum gegangen, hier seinen besten Freund zu treffen. Ethan ging in dieselbe Klasse der Harris Primary Academy, und die beiden waren seit ihrem fünften Lebensjahr unzertrennlich. „Chris will mit mir in den Hangover steigen.“
Beth blickte zum Himmel auf und grinste. “Ooh. Ja, bitte.” Als er sie erstaunt anblickte, lachte sie. “Tut mir leid. Ich weiß, dass niemand damit rechnet, dass die Präsidentin des Schulvorstands ein Adrenalin-Junkie ist, aber ich liebe diese Dinger.“
„Ich leider nicht. Ich war noch nie ein Fan.“ Er blickte auf die beiden Jungen, die sich angeregt miteinander unterhielten. „Aber er wollte gern hierherkommen, und ich konnte nicht Nein sagen.“
„Und du würdest alles tun, um ihm eine Freude zu machen, richtig?“ Beths Augen leuchteten auf. „Ich habe eine Idee. Warum geht Chris nicht mit mir und Ethan in die Fahrgeschäfte?“ Sie hielt inne. „Das heißt, wenn er möchte.“
Chris machte große Augen. „Darf ich, Dad?“
Beth lachte. „Gut, da habe ich meine Antwort. Gib uns eine Stunde Zeit, dann haben wir alle Bahnen durch. In der Zwischenzeit kannst du einen Kaffee trinken oder etwas essen. Wir treffen uns bei der Bratwursthütte wieder.“
„Bist du sicher, dass es dir nichts ausmacht?“
Sie lächelte. „Ich gehe sowieso Achterbahn fahren. Es macht mir bestimmt nichts aus, wenn Chris mit uns kommt.“ Ihre Augen wurden warm. „Und ich weiß, dass das eher Matts Spezialgebiet war als deines.“
Er hatte großartige Freunde. „Danke.“
Beth winkte ab und wandte sich dann an die beiden aufgeregten Jungen. „Okay. Mit welcher Bahn fangen wir an?“
Zwei Stimmen schrien im Chor: „Wilde Maus!“, und Dave brach in Gelächter aus.
Er winkte, als Beth sich mit den Jungen auf den Weg zur Achterbahn machte. Das Stichwort Bratwursthütte hatte ihn auf eine Idee gebracht. Er spazierte zu der Bude an der Ecke hinüber, wo an einer Seite Picknicktische aufgebaut waren, und bestellte sich einen großen Kaffee. Er schnappte sich den letzten freien Tisch und setzte sich hin, um das lebhafte Treiben im Park zu beobachten.
Von überall her tönten aufgeregte Schreie und Jubelrufe, und die bunten Lichter sahen so hübsch aus vor dem dunkler werdenden Himmel.
„Ist dieser Platz besetzt?“ Ein hochgewachsener Mann stand neben ihm. Er trug eine schwarze Lederjacke und um den Hals einen weich aussehenden roten Schal. In der Hand hielt er einen Plastikbecher und einen Pappteller mit einem Hot Dog darauf, das wunderbar duftete.
Dave zuckte mit den Schultern. „Setzen Sie sich.“
Der Mann setzte sich ihm gegenüber hin und stellte sein Essen und seinen Becher auf dem Holztisch ab. Er nickte zu den Fahrgeschäften hinüber. „Wird langsam voll.“
Dave brummte etwas Unverbindliches und nahm einen Schluck Kaffee.
„Übrigens … Ihr Kind ist echt was Besonderes.“
Er blinzelte. „Wie bitte?“
Der Mann legte die Hand vor den Mund. „Okay, das klang etwas komisch. War nicht meine Absicht.“
Diese Stimme  … Dave starrte ihn an, betrachtete den dunklen, gepflegten Bart, den Schnurrbart, und –
Ein Paar blaugraue Augen.
Er unterdrückte ein Lächeln. „Father Christmas, nehme ich an?“