Kapitel Sechs
Siebter Dezember
Dave blickte die Straße hinauf und hinunter, aber Jeff war nirgends zu sehen. Dafür jede Menge Leute, die einkauften und sich die Schaufenster ansahen, welche mit rotem und goldenem Lametta, riesigen glitzernden Schneeflocken und künstlichen Stechpalmenzweigen mit leuchtend roten Beeren dekoriert waren. An der Ecke spielte eine Band der Heilsarmee „In the Bleak Midwinter“, und Passanten warfen Münzen in ihre Sammelbüchse.
Im funkelnden Glanz der Weihnachtsbeleuchtung war Marylebone High Street alles andere als düster.
Wenn er es sich anders überlegt hätte, hätte er mir Bescheid gesagt. Vielleicht kannte Dave Jeff noch nicht allzu lange, aber er war sicher, dass Jeff höflich genug war, um anzurufen.
„Da ist er!“ Chris zeigte auf jemanden, der gerade die Straße überquerte.
Chris war den ganzen Morgen quirlig und aufgeregt gewesen. Es war nicht leicht gewesen, ihn dazu zu bringen, wenigstens lange genug stillzusitzen, um zu frühstücken. „Okay. Bombardiere ihn nicht mit Fragen. Lass dem Mann Luft zum Atmen.“ Es war schon schwierig genug für Dave, seinen Herzschlag unter Kontrolle zu halten. Was hat Jeff nur an sich, dass ich so nervös bin?
Dumme Frage. Es war klar, dass der erste Mann, der nach Matts Tod in sein Leben – und in sein Haus – getreten war, auf die eine oder andere Weise für Veränderung sorgen würde. Und dann war da Chris‘ Reaktion auf Jeff. Der Junge ist der geborene Partnervermittler. Seine Winkelzüge, so offensichtlich sie auch sein mochten, hatten Dave zum Lächeln gebracht.
„Ich bin nicht zu spät, oder?“, fragte Jeff, als er auf sie zukam.
„Überhaupt nicht. Ich habe die Tickets vorbestellt, wir können also gleich hineingehen.“ Er atmete ein und schnappte etwas von Jeffs Aftershave auf. Verdammt. Er riecht gut. Er sah auch gut aus, in Jeans und einem cremeweißen Pullover, einem offenen, langen schwarzen Wintermantel und mit dem roten Schal um den Hals.
Jeff betrachtete das Haus. „Ist es nicht wunderschön? Neunzehntes Jahrhundert, würde ich sagen. Ich weiß gar nicht, wie oft ich hier schon vorbeigelaufen bin, und jetzt gehe ich zum ersten Mal rein.“ Er sah Chris an. „Wen möchtest du dir dort drin anschauen?“
Dave stöhnte. „Er hat eine Liste.“
Chris nickte eifrig. „Alle von Marvel, Star Wars  …“
„Also dann, auf geht’s.“ Dave ging voraus ins Foyer und zeigte ihre Tickets auf seinem Handy vor. Die geschwungene Doppeltreppe war beeindruckend, und sie reihten sich in die Schlange der Leute ein, die bereits hinaufgingen. Während sie auf den Fahrstuhl warteten, der sie zur Ausstellung bringen würde, hopste Chris auf und ab.
Jeff lachte. „Ich glaube, du musst dich ein wenig beruhigen, sonst explodierst du noch.“ Er fing Daves Blick auf. „Und du musst mir sagen, was ich dir für das Ticket schulde.“
„Das geht auf mich.“
Jeff lächelte. „Danke. Wenn das so ist, übernehme ich das Mittagessen. Keine Diskussion.“
„Okay, aber ich denke, dabei komme ich besser weg als du.“ Sie traten in den rot-goldenen Fahrstuhl, und als die Türen wieder auseinanderglitten, hatten sie einen Blick auf London von ganz oben vor sich, über mehrere riesige Bildschirme verteilt. Über ihren Köpfen befand sich ein grünes Blätterdach, das von winzigen, warm leuchtenden weißen Lichtern durchsetzt war. Auf den Bildschirmen flog ein Hubschrauber direkt auf sie zu, und Chris duckte sich.
Jeff lachte. „Stimmt. Es fühlt sich total echt an.“
„Nicht vorweglaufen, okay?“, warnte Dave Chris. „Bleib in der Nähe, wo ich dich sehen kann. Es könnte richtig voll werden hier drin.“
„Okay, Dad.“
Sie folgten den Wegweisern durch einen Flur, an dessen Decke und Wänden überall Lichterketten hingen, und kamen auf einem roten Laufsteg heraus. An den Seiten waren rote Vorhänge drapiert. Auf einem Bildschirm vor ihnen waren Paparazzi zu sehen, die wild mit Blitzlicht fotografierten.
„Hey, guckt mal, ich bin berühmt“, sagte Chris grinsend.
Am Ende des Laufstegs kamen sie in einen großen Saal, und es war schnell klar, dass dies die Abteilung für Hollywoodstars und Top-Prominente war.
„Es könnte sein, dass er einige von diesen Leuten gar nicht kennt“, murmelte Jeff und blieb neben Morgan Freeman stehen.
„Du würdest dich wundern.“ Chris war zu Harry und Meghan hinübergelaufen, die freundlich in die Menge lächelten, und Dave lachte. „Die beiden kennt er garantiert.“
Jeff keuchte auf. „Entschuldigung, aber ich muss mich hinsetzen.“
„Bist du okay?“
Jeffs Augen blitzten. „Das werde ich sein, wenn ich mich erst da drüben auf das Sofa gesetzt habe – neben George Clooney.“
Dave lachte, als Jeff sich auf das Ledersofa hockte, George anstarrte und mit den Wimpern klimperte. „Ich verstehe.“ Er zeigte auf die andere Seite des Saals, wo Brad Pitt stand. „Er ist mehr nach meinem Geschmack.“
„Dad.“ Chris zeigte auf die Figur von Johnny Depp. „Ist das nicht Captain Jack Sparrow?“
„Ja, das ist er.“ Dave war nicht der Typ, der sich besonders für Prominente interessierte, und es gab einige Gesichter, die er nicht erkannte, aber Chris schien sich großartig zu amüsieren und rannte von Figur zu Figur, während Jeff Fotos mit seinem Handy schoss.
„Oh, Aliens!“ Chris griff nach Daves Hand und zog ihn einen Korridor entlang in eine sehr viel unheimlichere Abteilung, die wirkte, als wären sie in einem Raumschiff.
Da und dort gab es Bildschirme, die Fenstern ähnelten, und dahinter schlugen aufgeregte Menschen mit den Fäusten gegen das Glas und schrien ihnen zu, sie sollten nicht weitergehen. Am Ende des Korridors entdeckten sie eine über ein Steuerpult gebeugte Wachsfigur, deren Rücken aussah, als wäre er von einer Explosion zerfetzt worden.
„Ist das okay für ihn?“, fragte Jeff.
Dave lachte in sich hinein. „Er hat Alien schon dreimal gesehen, meistens mit einem Kissen vor dem Gesicht.“ Die Lichter wurden schwächer, während sie weitergingen, und plötzlich erschien aus dem Nichts der Alien, von Lichtblitzen beleuchtet. Chris schrie auf, machte einen Sprung rückwärts und fiel gegen Jeff.
Jeff warf Dave einen Blick zu. „Du lässt ihn Alien anschauen?“
Dave schnaubte. „Ich nicht – seine Tante Janine. Sie liebt den Film. Ich glaube, sie steht auf Sigourney Weaver.“
Das Kong -Ausstellungsstück war der riesige Kopf des Monsters, mit Augen, die sich bewegten und blinkten. Dave musste zugeben, dass die Wachsarbeiten fantastisch waren. Dann stieß Chris einen Jubelschrei aus und stürmte hinüber in die Ecke, wo ET eingewickelt in eine Decke in einem Fahrradkorb saß.
„Dad. Mach ein Foto von mir“, bettelte Chris. Er stieg auf das Fahrrad und grinste. Dave knipste ein paar Fotos.
„Einer meiner Lieblingsfilme“, sagte Jeff, während er neben ihm stand.
„Auch einer von meinen. Vielleicht ist das der Grund, warum Chris ihn so liebt. Ich kann dir gar nicht sagen, wie oft er ihn schon gesehen hat.“
Der nächste Raum gehörte James Bond, und Dave musste lachen, als Jeff neben Daniel Craig posierte, die Augenbrauen zusammengezogen und die Hände verschränkt, als hielte er eine Pistole. „Bleib so und lass mich ein Foto machen.“ Dave nahm beide Männer ins Bild und drückte ab. „Sehr cool.“
„Dad. Hier ist Shrek!“, schrie Chris aus dem nächsten Raum.
Er lächelte. „Das hier war definitiv eine gute Idee.“ Er hatte Chris schon lange nicht mehr so angeregt gesehen.
Es gab einige Dinge, mit denen Chris nicht viel anfangen konnte, wie zum Beispiel das Bates Motel oder der Buchladen aus Notting Hill , aber sie brachten ihn dennoch zum Lächeln. Die Sportabteilung ließ ihn kalt, abgesehen von der Figur von Usain Bolt in seiner typischen Pose. Doch die nächste Abteilung war die der Royals.
„Wer ist das, Chris?“, fragte Dave und zeigte auf eine untersetzte Figur.
Chris verdrehte die Augen. „Heinrich der Achte. Und das ist Königin Elisabeth die Erste. Sie war seine Tochter.“
Jeff lächelte. „Er mag also Geschichte.“
„Ist sein Lieblingsfach.“ Dave wies auf eine sitzende Wachsfigur. „Und wer ist das?“
„Shakespeare.“ Chris eilte hinüber zur Queen, die von Charles und Camilla auf der einen Seite und Kate und William auf der anderen eingerahmt wurde. „Dad, du musst mich mit der Queen fotografieren. Sie sieht genau wie die echte aus.“ Er posierte vor der Queen, und sowohl Dave als auch Jeff machten Fotos.
Sie brachten den Rest des Vormittages damit zu, sich die Wachsfiguren anzusehen, Schilder mit Hintergrundinformationen zu lesen und eine Fahrt unter dem Motto „London im Wandel der Zeiten“ zu machen. Der Höhepunkt ihrer Besichtigungstour war die „Marvel Hall of Heroes“. Chris quietschte, als er die gewaltige Figur des Hulk sah, der auf seinem Weg nach oben aus den Bodenfliesen hervorzubrechen schien, während seine gigantischen Finger in das Metallgeländer der obersten Galerie griffen. Er ragte über ihnen auf, und Chris stellte sich für ein paar Fotos neben ihn, wobei er knurrend das Gesicht verzog. Dann posierte er mit Spiderman, der auf dem Boden kauerte – nur dass es nicht der Boden, sondern die Decke war und alles andere auf dem Kopf stand.
Dave entdeckte die letzte Abteilung und grinste. „Das wird er lieben.“ Er rief Chris‘ Namen, und als er sicher war, dass er Chris‘ Aufmerksamkeit hatte, fragte er: „Möchtest du mit Han Solo in der Bar in Mos Eisley sitzen?“
Chris machte große Augen. „Wo?“
Dave zeigte einen Gang hinunter, wo Han saß, einen Fuß auf den Tisch gelegt, der vor ihm stand. Chris rannte hin und setzte sich ihm gegenüber. Er lehnte sich zurück und versuchte, genauso lässig zu wirken wie Harrison Ford. Dave machte Fotos über Fotos von Chris mit Chewbacca, Yoda, Darth Vader, und schließlich knipste er eine lustige Aufnahme, wo Chris versuchte, auszusehen, als ob er Jabba the Hutt erwürgte.
Als sie den Ausgang erreichten, sah Dave auf die Uhr. „Gutes Timing. Wir müssen jetzt gehen, dann können wir noch essen, bevor deine Tante Janine auftritt.“ Sie traten durch den Ausgang auf die Straße hinaus. „Chris, lauf bitte nicht vor, okay? Und überquere keine Straßen. Warte auf mich.“
„Okay, Dad.“
„Wie weit ist der Pub von hier entfernt?“, fragte Jeff.
„Keine zehn Minuten zu Fuß, um den Regent’s Park herum.“ Er blickte Jeff an. „Na? Hat es dir gefallen?“
Jeff lächelte breit. „Ich fand es toll.“ Er senkte die Stimme. „Für mich waren nicht die Figuren das Beste, sondern zu sehen, wie Chris reagiert hat. Er hat sich großartig amüsiert.“
„Ja, das stimmt.“ Chris lächeln zu sehen und zu hören, wie er lachte und aufgeregt plapperte, hatte Dave das Herz erwärmt. Es war zu lange her, dass er seinen kleinen Jungen so glücklich gesehen hatte.
Aber ich bin auch glücklich . Das war noch etwas, was es lange Zeit nicht gegeben hatte. Es lag nicht nur an Chris – Jeffs Gesellschaft spielte ebenfalls eine große Rolle.
Ich war in diesen gewissen Trott verfallen, oder? Sein Leben hatte sich nur noch um die Arbeit und um Chris gedreht, abgesehen von gelegentlichen Besuchen bei oder von Janine. Er hatte Jeffs mehr als willkommenes Auftauchen gebraucht, um endlich aus seiner Komfortzone herauszutreten.
Ich habe einen neuen Freund . Jeff war liebenswürdig, witzig und intelligent.
Dave war ehrlich genug zuzugeben, dass sein neuer Freund außerdem sexy war.
Matt wäre stolz auf mich.
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Jeff war ausgesprochen aufgeräumter Stimmung. Er hatte ein Käse-Schinken-Panini gegessen, und das Bier, das er vor sich stehen hatte, war hervorragend. Der Terrassenheizpilz bekämpfte tapfer den beißenden Frost, der in der Luft lag. Und die Musik, die aus der Tür nach draußen drang, war ebenfalls ziemlich gut.
Chris hat nicht gelogen. Janine kann wirklich singen. Außerdem wusste er jetzt, von wem Chris die Kuppel-Gene hatte. Dave hatte ihm seine Schwester vorgestellt, bevor sie mit ihrer Band auf die kleine Bühne gegangen war. Nach nur einem Blick auf Jeff hatten ihre Augen aufgeleuchtet und sie hatte gegrinst. Als ihre nächsten Worte waren „Sag mir, dass du schwul bist und Single“, wusste er, dass er in Schwierigkeiten war.
Gerade sang sie „Scarborough Fair“, und ihre Stimme war perfekt für die wiegende Melodie.
„Tut mir leid wegen Janine“, murmelte Dave. Chris saß neben ihm, voll in Anspruch genommen von der Musik.
Jeff lachte leise. „Ich fange an, mich daran zu gewöhnen.“ Der Song endete, und aus dem Innern des Pubs drang vereinzelter Applaus. Dann kündigte Janine eine Pause an, und er begegnete Daves Blick. „Es ist wieder so weit.“
Und tatsächlich kam Janine nur Minuten später mit einem Glas Cider in der Hand zu ihnen heraus. Sie quetschte sich auf die Picknickbank neben Jeff. „Gott, ist ja eiskalt hier draußen. Na, gefällt es euch bis jetzt?“
Jeff nickte. „Du bist sehr gut.“
Sie strahlte. „Danke. Also, Dave sagt, du arbeitest als Weihn– Autsch !“ Sie griff nach unten und rieb sich das Bein, während sie Dave böse anstarrte. „Was sollte das?“
Dave starrte zurück. „Mein Fuß ist mir ausgerutscht.“ Er legte einen Finger an die Lippen.
Janine begriff schnell. Sie lächelte Chris zu. „Na? Sind wir so gut wie letztes Mal?“
„Noch besser.“
„Freust du dich schon auf Weihnachten?“ Sie blickte zu Dave. „Bin ich zum Weihnachtsessen eingeladen?“
Dave schnaubte grinsend. „Ich kann dich kaum abhalten zu kommen, oder? Außer wir ziehen heimlich um.“
„Du bist witzig.“ Sie tippte Chris auf die Hand. „Wie viele Wochen sind es noch bis zum Ende des Trimesters?“
„Nur noch zwei. Am letzten Tag gibt es eine Feier.“ Chris zupfte Dave am Ärmel. „Ich wollte noch was fragen. Ethan sagt, seine Mum hat erlaubt, dass ich eine Nacht bei ihm schlafe. Das habe ich noch nie gemacht.“
„Mal sehen.“ Dave runzelte die Stirn. „Aber nicht während der Woche.“
Chris schmollte, und Janine lachte. „Das funktioniert nicht bei deinem Dad. Es hat nie funktioniert, wenn ich es versucht habe, als ich in deinem Alter war.“
„Wie groß ist der Altersunterschied zwischen euch?“, fragte Jeff.
„Er ist älter.“
Dave verdrehte die Augen. „Ja, um fünf Minuten.“
Jeff staunte. „Ihr seid Zwillinge?“
„Genau. Die nicht-eineiige Variante, wie du wahrscheinlich schon bemerkt hast.“ Sie warf ihr langes, dunkelbraunes Haar zurück. „Ich sehe natürlich besser aus.“ Das brachte ihr ein weiteres Schnauben von Dave ein. „Hast du Geschwister?“
Dave hustete. „Wenn ja, geht es dich nichts an.“
Jeff lachte. „Ich habe eine Schwester, Amy. Sie ist vier Jahre älter als ich.“
„Und ärgert sie dich so viel, wie Dave mich ärgert?“ Ihre Augen blitzten humorvoll.
„Hey.“ Dave warf ihr wieder einen gespielt wütenden Blick zu.
„Ich glaube, ich bin der Nervigere von uns beiden“, gab Jeff zu.
„Bekomme ich eigentlich auch irgendwann einen Bruder oder eine Schwester?“, fragte Chris plötzlich.
Dave und Janine blickten ihn entgeistert an, dann einander. Janine schnaufte. „Okay, guck bitte nicht mich an. Einmal hat gereicht.“
Jeff tat sein Bestes, nicht zu lachen.
Dave legte den Arm um Chris‘ Schultern. „Ist das etwas, was du dir wünschst?”
Chris zuckte mit den Achseln. „Ich habe nur so gefragt. Ich hätte nichts gegen einen kleinen Bruder. Oder eine Schwester.“
Janine grinste Dave an. „Wenn du darüber nachdenkst, solltest du dich ranhalten. Du wirst schließlich nicht jünger.“ Sie sah Jeff an. „Möchtest du Kinder?“
Lieber Himmel . Jeff war so froh, dass er sein Bier schon ausgetrunken hatte.
Ein Mann streckte den Kopf aus der Tür. „Janine?“
Sie seufzte. „Meiner armen Seele ist wirklich kein Frieden vergönnt.“ Janine stand auf. „Jeff, es war sehr schön, dich kennenzulernen. Ich sage das jetzt schon, falls du weg sein solltest, wenn wir fertig sind.“
„Es war nett, dich kennenzulernen.“ Jeff konnte nicht anders, er mochte sie.
Sie beugte sich vor und küsste Chris auf die Stirn. „Bis später, Jungchen.“ Dann lächelte sie Dave strahlend an. „Sieht aus, als solltest du dir ein paar Gedanken machen.“ Sie gluckste immer noch, als sie hineinging.
„Willst du Kinder haben?“, fragte Chris und sah Jeff fragend an.
Jeff räusperte sich. „Äh … darüber habe ich noch nicht wirklich nachgedacht“, erwiderte er wahrheitsgemäß. „Vielleicht?“
Seine Antwort schien Chris zufriedenzustellen. Er nickte und wies mit dem Kopf auf die offene Tür, durch die Janines Stimme drang. Sie hatte einen neuen Song angestimmt. „Das Lied mag ich.“
Jeff kannte es nicht. Außerdem drehte sich ihm noch immer der Kopf.
Janine war ungefähr so subtil wie ein Mauerstein, der durchs Fenster geflogen kam.
„Hör mal, du musst nicht bis zum Ende bleiben“, sagte Dave leise. „Wir haben schon fast deinen gesamten Tag in Anspruch genommen.“
Jeff wäre gern noch geblieben, aber er wusste, was ihn in seiner Wohnung erwartete. Er musste sich um seine Wäsche kümmern, und am Sonntag würde er arbeiten. „Ich muss los“, sagte er widerstrebend. „Ich habe noch ein paar Sachen zu erledigen.“
Dave nickte. „Danke, dass du uns begleitet hast.“
Jeff lächelte. „Gerne.“ Fast hätte er gefragt „Sehe ich dich wieder?“, aber er konnte es nicht über sich bringen, es auszusprechen. Es fühlte sich zu sehr danach an, als ob er etwas erzwingen wollte.
Ich möchte ihn wiedersehen. Ich möchte nicht, dass das hier das Ende ist. Es hatte nichts mit Chris‘ Weihnachtswunsch zu tun, aber alles mit Dave.
Es hatte keinen Zweck. Er konnte nicht gehen, ohne etwas zu sagen. „Hör mal, du hast meine Nummer, oder?“
Zu seiner Überraschung hellte sich Daves Gesicht auf. „Ja, habe ich. Danke, dass du mich erinnerst.“
Der Knoten in Jeffs Magen löste sich ein wenig. „Dann ist das hier kein Abschied, oder?“
Daves Blick hielt seinen fest. „Ich hoffe nicht.“
Der Knoten verschwand, wie ein selbstauflösender Faden.