„Miss Anderson? Mr Da Silva würde Sie gern in seinem Arbeitszimmer sprechen. Wenn Sie ein paar Minuten erübrigen könnten …?“
Lexie war klar, dass das keine Bitte, sondern ein Befehl war. Und das ärgerte sie maßlos. Schon jetzt konnte sie sich das grimmige, arrogante Gesicht vorstellen. Bis vor einer Stunde war Cesar Da Silva ein Unbekannter gewesen. Nun, natürlich hatte sie seinen Namen schon gehört, aber … inzwischen war seine finstere Miene fest in ihren Erinnerungen verankert. Und sein Geschmack …
Sie kaschierte ihre Reaktion mit einem scheinbar gleichgültigen Schulterzucken. „Ja. Sicher.“
Sie folgte der eleganten jungen Frau über einen langen Korridor. Gerade hatte sie die Probeaufnahmen hinter sich und war im Castillo zurück – in ihren eigenen Sachen: ausgewaschene Jeans, altrosa Cashmere-Pullover und Turnschuhe. In der Maske hatte man sie vom Make-up befreit, das Haar fiel ihr offen über den Rücken. Sie verachtete sich dafür, dass sie gerne noch einen prüfenden Blick in den Spiegel geworfen hätte.
Bisher hatte sie noch keine Zeit gehabt, sich das burgähnliche Anwesen richtig anzusehen, dazu war sie zu beschäftigt gewesen, aber der erste Eindruck bestätigte sich – düster und überwältigend. Genau wie der Burgherr.
Eine strenge Haushälterin – ganz in Schwarz, das Haar zu einem festen Knoten gedreht, die Frau hätte aus der Zeit der Spanischen Inquisition stammen können! – hatte sie bei der Ankunft in ihre Suite geführt, zu der ein Schlafzimmer mit einem riesigen Himmelbett und noch anderen Räumen gehörte, alle eingerichtet mit antiken Möbeln und in Rot und Gold gehalten. Das war sicherlich nicht ihr Geschmack, aber es half ihr, sich auf die Stimmung des Films einzustellen – die Geschichte einer Kurtisane aus dem neunzehnten Jahrhundert, die ihre Profession um ihres Sohnes willen aufgeben wollte. Und natürlich gab es auch den schuftigen Liebhaber, aus dessen Fängen sie sich befreien sollte.
Eine tragische Geschichte, von einem bekannten Regisseur in Szene gesetzt – und ein wichtiger Film für sie. Nach einer Serie von etwas seichten, aber finanziell äußerst einträglichen Action-Filmen war das die Chance für sie, dem Publikum da draußen zu beweisen, dass sie eine ernstzunehmende Schauspielerin war. Und hoffentlich würde es ihr endlich dieses „Laszive Lexie“-Image nehmen, mit dem die Presse sie gebrandmarkt hatte. Nicht gänzlich zu Unrecht, wie sie nur ungern zugab.
Die junge Frau blieb vor einer massiven Tür stehen und klopfte an. Lexie kam sich vor, als wäre sie neun und würde vor die Oberschwester ihrer Schule geführt, weil sie etwas ausgefressen hatte.
Cesar Da Silva öffnete die Tür, und die Frau zog sich zurück. Er hatte sich geduscht und umgezogen. Lexie nahm seinen Duft wahr – diesen typisch würzigen Duft, jetzt ohne den erdigen Geruch von Schweiß, nichtsdestotrotz genauso berauschend.
In weißem Hemd und schwarzer Hose sollte er zivilisiert wirken. Tat er aber nicht. Unter dem dünnen Stoff des Hemdes konnte Lexie die Konturen seiner Muskeln erkennen. Verräterische Hitze sammelte sich in ihrem Schoß.
„Treten Sie ein.“
Sie drückte den Rücken durch und ging an ihm vorbei in das große Zimmer. Das glänzende Parkett ließ den Raum riesig erscheinen, die wandhohen Bücherregale und die dunklen Möbel gaben ihm eine maskuline Note.
„Bitte, nehmen Sie Platz.“ Er ging wieder hinter seinen Schreibtisch, ein geradezu einschüchterndes Möbelstück, auf dem verschiedene Computer, Telefone und andere Hightech-Geräte standen.
Zu ihrem Leidwesen war Lexie nervös. „Hören Sie, Mr Da Silva …“
„Über solche Förmlichkeiten sind wir doch wohl hinaus, oder?“ Seine Züge waren harsch und unnachgiebig, und für einen lächerlichen Moment fragte Lexie sich, wie er aussehen mochte, wenn er lächelte.
Der Gedanke kam aus dem Nichts und machte sie verlegen. Und Da Silvas herrischer Ton behagte ihr nicht. „Ich … nun, ja.“ Etwas sagte ihr, dass dieses Gespräch länger dauern würde.
Als sie ihre Tasche von der Schulter nahm und abstellte, fiel ihr Blick auf das Foto, das auf dem Boden lag. Ihr Magen zog sich zusammen. Das war sie, mit einundzwanzig. Innerlich krümmte sie sich. Sie war so schrecklich naiv gewesen. Die heutige Nonchalance und Gewandtheit hatte sie sich hart erarbeiten müssen.
Mit spitzen Fingern hob sie das Foto auf, sah fragend zu Cesar. Bei seiner missbilligenden Miene zog ihr Magen sich schmerzhaft zusammen. Mit einem Mal fühlte sie sich seltsam verletzlich. Es war lange her, seit sie zugelassen hatte, dass jemand ein solches Gefühl in ihr heraufbeschwor.
Dann sah sie die Akte auf dem Tisch liegen. Sie brauchte die auf dem Kopf stehenden Schlagzeilen nicht zu lesen, sie wusste auch so, was die Buchstaben besagten. Laszive Lexie.
Ein eiskalter Schauer überlief sie. „Was ist das?“
„So weit ich das beurteilen kann, ist das Ihr Leben“, antwortete er kurz angebunden.
In diesem Moment hasste sie ihn. Offensichtlich glaubte er all die schmutzigen Lügen, die man ihm serviert hatte. Sie beherrschte die aufflammende Wut. „Nehmen Sie immer alles für bare Münze, was in den Zeitungen steht, Mr Da Silva?“
„Nennen Sie mich Cesar“, presste er zwischen den Zähnen hervor.
Lexie lächelte falsch. „Wenn Sie mich so nett bitten … Cesar.“
„Es interessiert mich nicht genug, als dass ich mich ernsthaft mit einer solchen Frage beschäftigen würde. Genauso wenig wie mich Ihr dubioses Liebesleben mit verheirateten Männern interessiert.“
Rote Punkte begannen vor Lexies Augen zu tanzen. Nur mit äußerster Mühe beherrschte sie sich. „Nun, hätten Sie dann vielleicht die Güte, mich wissen zu lassen, worum es geht? Damit ich wieder zu meinem dubiosen Leben zurückkehren kann.“
Cesar musste sich das Grinsen verkneifen. Sie überraschte ihn, wie sie ihn so zornig anfunkelte.
Es kostete ihn größte Anstrengung, den Blick nicht auf ihren Busen zu senken und dort verweilen zu lassen. Oder sich genauer anzusehen, wie perfekt die verschlissenen Jeans sich um ihr verlockendes Hinterteil schmiegten. Sie hatte eine Cello-Figur, und ihr schimmerndes Haar wirkte wie ein leuchtender Farbtupfer in diesem Zimmer mit den dunklen alten Möbeln. In dem dunklen alten Castillo. Er spürte einen Stich an einem tief in sich verborgenen Ort. Es passte ihm nicht.
Ihm gefiel auch nicht, dass der Schönheitsfleck über ihrer Lippe verschwunden war. Also nur Make-up. Die Erkenntnis verspottete ihn, hatte er vorhin doch tatsächlich geglaubt, er stände einem Traum gegenüber, einer Göttin der griechischen Antike. Doch auch in moderner Kleidung war sie nicht weniger verlockend als in Korsett und langem Unterrock. Jetzt, da ihre Figur komplett verdeckt war, schien ihm die Wirkung sogar noch mächtiger.
Dieser Frau benahm er sich unhöflicher als je einem anderen Menschen gegenüber. Er konnte gewandt und geschliffen sein, sogar charmant, wenn er es darauf anlegte. Doch beim ersten Blick auf sie war er in das Verhalten eines Höhlenmenschen zurückgefallen. Selbst jetzt kochte sein Blut. Für sie. Dabei war sie nicht einmal sein Typ.
Ungeduldig fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar. Sein Gewissen verlangte von ihm, dass er sich umgänglicher gab. „Hören Sie, vielleicht sollten wir noch einmal von vorn anfangen. Setzen Sie sich doch bitte.“
Lexie bebte vor Anspannung und Entrüstung. Er konnte es ihr nicht verübeln. Selbst wenn die Beweise ihres sicherlich nicht keuschen Lebens auf seinem Schreibtisch verteilt lagen.
„Ich stehe lieber, danke.“ Ihre Stimme klirrte vor Kälte, sodass Cesar unmerklich zusammenzuckte. „Darf ich fragen, woher Sie diese ausführliche Zusammenstellung über die weniger glanzvollen Momente meines Lebens haben?“
„Jemand vom Filmstudio hat Informationen über die Crew zusammengestellt.“ Sein Blick fiel auf ein Foto von ihr, auf dem sie sich auf einer Motorhaube rekelte, und alles in ihm spannte sich an. Eisern zwang er sich zu Selbstbeherrschung. „Scheint, als wäre da jemand übereifrig gewesen, um den gesamten Katalog Ihrer künstlerischen Arbeit zusammenzutragen.“
Lexie lief dunkelrot an, und schon wieder meldete sich sein Gewissen. Als wäre er hier im Unrecht. Dabei haftete doch ihr der zweifelhafte Ruf an!
Sie ging zum Schreibtisch, nahm das Foto von sich auf der Motorhaube auf und hielt es hoch, stützte sich mit der anderen Hand auf die Schreibtischplatte.
„Das hier ist keine künstlerische Arbeit.“ Ihre Augen schossen Dolche ab. „Das hier ist ein naives junges Ding, das versucht hat, einen Fuß in die Tür eines unerbittlichen Business zu bekommen, und weder das Selbstbewusstsein noch die nötige finanzielle Unabhängigkeit besaß, um sich gegen ausbeuterische Agenten und aufdringliche Fotografen zu wehren.“ Und sie war noch nicht fertig. „Das sollten Sie vielleicht in Betracht ziehen, bevor Sie jemanden verurteilen, den Sie zu gern geküsst haben, obwohl Sie ihn überhaupt nicht kennen.“
Mit beiden Händen sammelte sie Fotos, Ausschnitte und Unterlagen zusammen und ließ die Aktenmappe in den Papierkorb fallen. Mit vor der Brust verschränkten Armen drehte sie sich wieder zu Cesar um. „Und jetzt … was war es noch, das Sie mit mir besprechen wollten?“
Lexie hasste es, wie sehr dieser Mann sie auf die Palme brachte. Ein Mann, den ihr Ausbruch scheinbar völlig kalt ließ.
Was für ein überheblicher, arroganter, engstirniger …
„Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen“, presste er hervor.
Lexie blinzelte. Der Wind war ihr aus den Segeln genommen. „Völlig richtig.“
„Ich hatte kein Recht, Sie aufgrund dieser Fotos zu verurteilen.“
„Nein, hatten Sie nicht“, fauchte sie und wurde prompt wieder rot. Es war nicht allzu lange her, dass sie sich in ähnlicher Pose hatte fotografieren lassen, wenn auch für ein wesentlich anspruchsvolleres Fotomagazin und von einem weltberühmten Fotografen. Aber als Moralapostel konnte sie sich jetzt wohl kaum aufspielen. „Vergessen wir es einfach.“ Vage wedelte sie mit der Hand durch die Luft.
Mit einem schweren Seufzer klappte er den Laptop vor sich auf. „Sie sollten sich das ansehen.“
Ein eisiger Schauer kroch Lexie über den Rücken. Sie kam um den Schreibtisch herum, bis sie auf den Monitor sehen konnte. Bei den Bildern sackte ihr Magen ab.
Sie und er, eng aneinandergepresst in einer nicht jugendfreien Stellung. Er hatte beide Hände unter ihren Rock geschoben, der ihr hoch auf den Schenkeln saß, ihre Brüste, an seinen muskulösen Oberkörper geschmiegt, sahen aus, als würden sie jeden Moment aus der Korsage springen, die Münder wie aneinandergeklebt, die Augen geschlossen. Lexie hatte die Finger so fest in sein Hemd gekrallt, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Und alles stürzte wieder auf sie ein – die Verzweiflung, das Verlangen, die schmerzhafte Sehnsucht.
Es bestand kein Zweifel: Das, was da passiert war, hatte sie beide mitgerissen. Ein Trost war das dennoch nicht.
„Wo haben Sie das gefunden?“, fragte sie heiser. Irgendeine kranke Faszination hielt ihren Blick wie magnetisch auf die Bilder geheftet.
„Das ist eine bekannte Internet-Seite für jede Art von Klatsch. Es wird nicht mehr lange dauern, bis auch die Printmedien auf den Zug aufspringen.“
Lexie zog sich auf die andere Seite des Schreibtischs zurück, fühlte sich sofort sicherer, da ein solides Möbelstück zwischen ihnen stand.
Cesars Augen glühten verächtlich. Er mochte sich entschuldigt und sie damit überrascht haben, aber sein Missfallen an der Situation war geradezu greifbar.
„Da waren wir beide involviert“, rechtfertigte sie sich pikiert.
„Dessen bin ich mir bewusst, glauben Sie mir“, erwiderte er grimmig.
Sie schluckte. Ihr war nicht wohl bei dem Gedanken, dass der reißerische Presserummel jetzt wieder losgehen würde. „Und was machen wir nun?“
„Wir entziehen den Gerüchten die Nahrung. Sie sind noch vier Wochen hier im Castillo. Das Ganze wird einen natürlichen Tod sterben, wenn die Presse keine Munition erhält.“
Lexie erschauerte erneut. „Was genau schwebt Ihnen da vor?“
In Cesars Wange zuckte ein Muskel. „Sie werden das Anwesen einfach nicht verlassen.“
Feuer ließ das Eis rapide schmelzen. „Und Sie?“
Cesar zuckte ungerührt mit den Schultern. „Natürlich werde ich unterwegs sein müssen. Schließlich habe ich mich um mein Unternehmen zu kümmern.“
Lexie lachte hysterisch auf. „Das ist göttlich. Nachdem also die Presse kompromittierende Fotos von Ihnen und mir veröffentlicht, erscheinen Sie dann ohne mich in der Öffentlichkeit. Wissen Sie, wie das wirkt?“ Sie beantwortete die Frage gleich selbst. „Jeder wird denken, dass Sie der berühmten Schauspielerin einen Korb gegeben haben. Und dann geht der Rummel erst richtig los.“
Ganz offensichtlich war er es nicht gewohnt, dass seine Vorschläge nicht mit Begeisterung aufgegriffen wurden. „Hier sind Sie vor der Presse sicher.“
„Meinen Sie, ja? Diesem Reporter ist es auch gelungen, hier hereinzukommen. Ich nehme an, dass sogar ein vorsintflutlicher Eremit wie Sie von Handykameras gehört hat, oder?“ Sie war so aufgebracht über seinen lächerlichen Plan, dass sie nicht merkte, wie er um den Schreibtisch herumkam. „Wenn nun einer von der Crew auf die Idee kommt, ein paar Fotos von der armen zurückgewiesenen Lexie zu schießen?“ Sie hatte sich in Fahrt geredet, marschierte aufgewühlt auf und ab. „Man wird jede einzelne Ihrer Beziehungen ans Tageslicht zerren, während man mich als die zurückgestoßene Närrin bemitleiden wird, eingeschlossen im Castillo.“
Sie blieb stehen, schüttelte vehement den Kopf. „Auf gar keinen Fall lasse ich mich hier auf dieser düsteren Burg einkerkern. Ich wollte mir die Gegend ansehen, wollte Salamanca besuchen und Madrid … Lissabon!“
Düstere Bilder aus der Vergangenheit tauchten vor ihr auf. Erinnerungen daran, als sie schon einmal eingeschlossen gewesen war. Das würde sie nicht noch einmal ertragen, auch nicht auf einem so großzügigen Anwesen wie diesem hier.
Cesar beobachtete Lexie, und für einen Moment lenkten ihre Schönheit und ihre kraftvolle Ausstrahlung ihn ab. Die Energie, die sie ausstrahlte, schien Funken zu sprühen. Doch dann sanken ihre Worte in sein Bewusstsein ein: Ich lasse mich nicht in dieser düsteren Burg einkerkern. Fast hätte er gelächelt. Er wusste nur zu gut, wie sich das anfühlte, deshalb war ihm ihre Weigerung durchaus verständlich.
Mit verschränkten Armen lehnte er sich an den Schreibtisch. „Was würden Sie denn vorschlagen?“
Lexie blinzelte verdutzt, und Cesar stellte fest, dass sich alle Gefühle und Gedanken auf ihrem schönen Gesicht widerspiegelten und davon ablesen ließen. So etwas hatte er noch nie gesehen. Die Frauen, die er kannte, gaben sich die größte Mühe, eine geheimnisvolle Fassade zu wahren.
Sie kaute an ihrer Lippe, und alles in ihm verspannte sich. Er wollte an dieser Lippe knabbern …
„Wir machen es öffentlich.“ Mit ihren großen blauen Augen sah sie ihn an.
Abrupt hob er den Blick von ihrem Mund zu ihren Augen. „Was?“
Ihre Augen blitzten jetzt. „Genau! Wir lassen jeden denken, wir hätten eine Affäre.“
Cesar wartete auf das Entsetzen in sich, das auf einen solchen Vorschlag folgen müsste. Er präsentierte sich nicht auf dem Servierteller, schon gar nicht mit Frauen wie Lexie Anderson, die in den Klatschspalten zu Hause waren, deren Leben aus anzüglichen Fotos und einer nicht abbrechenden Folge von Schlagzeilen bestand.
Nur kam kein Entsetzen. Stattdessen begann sein Blut plötzlich vor Vorfreude zu brodeln. Sein Verstand wägte bereits alle Möglichkeiten ab. Wahrscheinlich schon morgen würde die Nachricht über seine Halbbrüder an jedem Zeitungsstand erhältlich sein …
„Nun?“
Lexies Frage drang in seine Gedanken. Zwar hatte er noch lange nicht alles so genau durchdacht, aber ihm war klar, dass die Meldung über Lexie und ihn wesentlich interessanter für die Allgemeinheit wäre als eine Story über seine Familienverbindungen. Er sah es schon vor sich: Eremit-Milliardär holt sich Laszive Lexie ins Bett.
„Ich denke“, er lenkte den Blick wieder auf sie, „Ihr Vorschlag hat durchaus etwas für sich.“
Sie verschränkte die Arme vor der Brust, was ihren Busen automatisch ein Stückchen in die Höhe schob. Dios. Cesar fluchte still. Jeder klare Gedanke an einen Plan, die Aufmerksamkeit der Presse abzulenken, verflüchtigte sich, allein der Drang, diese Frau zu berühren, existierte noch.
„Gut“, sagte sie jetzt. „Ich glaube nämlich wirklich, dass es das Beste ist. Ich kenne mich mit der Presse aus, manchmal muss man ihr Spiel mitspielen und sie mit den eigenen Waffen schlagen.“
Sie hob ihr Kinn an. Die Geste war so ergreifend trotzig, dass Cesar sich zusammennehmen musste, um nicht die Hand auszustrecken und ihre Wange zu streicheln. Ein gänzlich unbekanntes Gefühl überfiel ihn aus dem Nichts, fast so etwas wie der Wunsch, sie zu beschützen.
Er nahm sich zusammen und konzentrierte sich auf das Wesentliche. „Am nächsten Wochenende muss ich eine Wohltätigkeitsgala in Salamanca besuchen. Wir können zusammen hingehen.“ Und ein kleiner Teufel trieb ihn weiter an. „Aber wir müssen überzeugend sein, Lexie.“
Die blauen Augen verengten sich argwöhnisch. „Überzeugend?“
Die aufgeregte Erwartung kaschierte Cesar mit einem Lächeln. „Als Liebespaar.“
„Oh … ja, natürlich. Das sollte kein Problem sein … Ich meine, schließlich bin ich Schauspielerin.“
Plötzlich war die so selbstsichere Frau von vorhin gar nicht mehr so selbstsicher – was Cesar mehr faszinierte, als er zugeben wollte. Er streckte die Beine aus und schlug die Füße an den Knöcheln übereinander. Für den Bruchteil einer Sekunde glitt Lexies Blick zu seinem Schritt, bevor sie hastig die Augen abwandte.
Die Bemerkung, dass sie bei ihm schauspielern müsste, versetzte ihm einen Stich. „So? Was war das dann vorhin im Stall? Haben Sie da auch nur Ihre schauspielerischen Fähigkeiten mit dem erstbesten Stallburschen, den Sie finden konnten, ausprobiert?“
Sie sah in sein Gesicht. „Nein, so war das nicht.“
Er kam sich plötzlich verwundbar vor. „Wie war es dann?“
Für einen Moment glaubte er, den eigenen Tumult und die eigene Verwirrung über das, was passiert war, in ihren blauen Augen widergespiegelt zu sehen. Doch allein die Möglichkeit, dass sie vielleicht irgendwie die Kontrolle behielt, während er sich nicht zügeln konnte, ließ ihn den Kopf verlieren.
Und er tat das, was er schon die ganze Zeit über hatte tun wollen. Er zog sie an sich, und kaum, dass er ihre üppigen Kurven an sich gepresst fühlte, beruhigte sich etwas in ihm.
Ein erstickter Laut entfuhr ihr, sie legte die Hände flach auf seine Brust. „Was tun Sie da?“
Sein Körper reagierte bereits auf ihre Nähe, er konnte es nicht aufhalten. Er hasste es, keine Kontrolle darüber zu haben. „Ich will sehen, wie gut Sie improvisieren können.“
Damit beugte er den Kopf. Ihre Lippen waren genauso warm und weich, wie er in Erinnerung hatte, und sein Verstand verabschiedete sich ein weiteres Mal.
Lexie meinte zu ertrinken, verzweifelt suchte sie nach einem Halt. Cesars Mund war gierig und heiß, seine Arme hielten sie fest an seinen muskulösen Körper gepresst. Sein harter Schaft drängte sich an ihren Bauch und ließ Hitze in ihrem Schoß zusammenfließen.
Dann lichtete sich der Nebel ein wenig, als er seinen Mund für einen Moment von ihrem löste, und seine letzten Worte drangen in ihren trudelnden Verstand. Ich will sehen, wie gut Sie improvisieren können.
Als hätte man sie mit kaltem Wasser begossen, wich sie abrupt zurück. Sie bebte, ihr Atem ging schwer, sie war nicht bereit für eine solche physische Reaktion. „Und wozu sollte das jetzt gut sein?“
„Es beweist, dass es möglich ist, uns den Anschein eines Liebespaars zu geben. Ich denke sogar, es ist unvermeidlich, dass wir ein Liebespaar werden.“
Sein arroganter Ton ärgerte sie, auch wenn ihr Körper sie komplett im Stich ließ. „Sie schmeicheln sich, Mr Da Silva.“
Er lächelte „Cesar, bitte.“
Lexie schwindelte. Wie mühelos es diesem Mann gelang, die Schutzmauer einzureißen, für die sie Jahre gebraucht hatte, um sie aufzubauen. Panik machte sich in ihr breit, sie hob ihre Tasche auf und schlang sie sich über die Schulter.
„Sie scheinen zu glauben, was in den Zeitungen steht, Cesar. Aber ich bin nicht leicht herumzukriegen, und ich versichere Ihnen, dass ich mich beherrschen kann. Mir geht es lediglich darum, uns die Presse vom Hals zu halten, mehr nicht.“
„Wir werden sehen“, meinte er ungerührt, als wäre er absolut überzeugt, dass sie früher oder später in seinem Bett landen würde.
Wütend strebte Lexie zur Tür. Sie hatte die Hand schon an der Klinke, als er leise ihren Namen rief. Mit zusammengebissenen Zähnen drehte sie den Kopf über die Schulter zurück. „Was?“
„Vergessen Sie nicht: Nächstes Wochenende … Salamanca. Das heißt, wenn Sie noch an Ihrem Vorschlag festhalten wollen.“
Sie malte sich die Alternative aus und wusste, es gab keine andere Wahl. „Ich werde es nicht vergessen“, erwiderte sie eisig und ging – mit dem unangenehmen Verdacht, dass ihre Würde mehr als nur angekratzt war.