Kano quiekte erschrocken auf, als er die beiden Mathul-Elam in ihren Reptilienkörpern auf sich zurasen sah. Natürlich hatte er keine Ahnung, wer die beiden furchterregenden Gestalten in Wahrheit waren – er wusste nur, dass es sich um Konkurrenten handeln musste, die ihnen nichts Gutes wollten.
»Die Wurfwaffe muss von ihnen gekommen sein« zirpte Roki aufgeregt, ohne zu ahnen, wie falsch er mit dieser Vermutung lag. Instinktiv begann sein Körper, das Abwehrsystem zu aktivieren. Ätzende Flüssigkeiten und giftige Substanzen sammelten sich in den Speicherorganen. Die Ringmuskeln um die winzigen Hautdrüsen öffneten und schlossen sich in nervöser Bereitschaft.
Dann waren die beiden Echsen über ihnen.
Kano zog seinen Körper zusammen und spritzte einem der Angreifer einen dünnen Strahl der metabolisierten Säure entgegen. Die Flüssigkeit traf Kechrak-23 an der rechten Hand, die er mit ausgefahrenen Krallen schlagbereit erhoben hatte. Laut aufbrüllend fuhr er zurück und schüttelte verzweifelt den schmerzenden Arm, um die Säure loszuwerden. Die Schuppen am Handgelenk begannen bereits, schaumige Blasen zu bilden.
Kechrak-17 warf sich auf Roki, bevor dieser eine körpereigene Waffe einsetzen konnte. Mit beiden Beinen landete er auf dem unglücklichen Troxanth, der flach zusammengepresst wurde. Roki versuchte, ebenfalls einen Säurestrahl auszustoßen, doch der Druck auf seinen Körper war zu groß, um pumpen zu können. Aus den Drüsen sickerte lediglich ätzendes Sekret aus, das jedoch über die Füße des Matul-Elam lief. Es fraß sich blitzschnell durch die dünnen Stiefel und erreichte die Krallenzehen. Kechrak-17 schrie auf, doch er ließ nicht in seinem Angriff nach. Mit den spitzen Krallen beider Hände durchbohrte er unter Aufbietung aller Kraft die schützende Lederhaut seines Gegners. Diesmal war es Roki, der einen hellen Hilfeschrei ausstieß. Kechrak-17 riss und zerrte mit tief in Rokis Körper versenkten Krallen an dessen Fleisch. Die Schmerzen an seinem Fuß, wo sich die Säure allmählich bis zum Knochen durchfraß, wurden fast unerträglich. Doch er ließ nicht locker. Kechrak-17 wusste, dass sich der Kampf hier und jetzt entscheiden musste.
Inzwischen hatte Kechrak-23 einen neuen Anlauf genommen. Er ignorierte den beißenden Schmerz an seinem rechten Handgelenk und stürmte wieder auf Kano zu. Dieser hatte seine Säure verschossen und stieß eine Wolke giftigen Zyanidgases aus. Kechrak-23 erwischte einen vollen Atemzug. Er fiel vornüber auf den Troxanth und drückte ihn zu Boden. Er spürte, wie ihm die Sinne zu schwinden begannen. Kechrak-23 riss das Echsenmaul seines kopierten Körpers so weit auf, wie er nur konnte, und biss mit aller Kraft zu. Noch immer inhalierte er mit jedem Atemzug das giftige Gas, das schnell eine tödliche Konzentration in seinem Blut erreichte. Er wunderte sich noch für einen Moment, wie schwer es ihm fiel, seine Zähne im Körper des Gegners zu versenken, dann verlor er das Bewusstsein. Während Kano versuchte, sich unter dem schweren Echsenkörper hervorzuwinden, blieb das Herz von Kechrak-23 stehen. Als das Modulationsorgan versagte, zerfloss sein Körper augenblicklich zu einer formlosen Zellmasse, die Kano unter sich begrub.
Roki stieß weiterhin helle, spitze Schreie aus, während Kechrak-17 unermüdlich Fleischbrocken aus dem Körper seines Gegners riss. Roki war längst nicht mehr in der Lage, Säure oder Gas zu metabolisieren oder gar zur Verteidigung einzusetzen. Er spürte, dass es mit ihm zu Ende ging. Kurz bevor ihm die Sinne schwanden, wanderte sein Blick zu Kano, der nur wenige Meter von ihm entfernt ebenfalls um sein Leben kämpfte. Die Welt schien stillzustehen und er nahm alles um sich herum mit einer seltsamen Klarheit auf. Die Schmerzen waren plötzlich verschwunden. Er konnte sehen, wie Kano unter einer eklig aussehenden, gelblichen Masse hervorkroch und sich mühsam erhob. Sein Freund wies tiefe Fleischwunden an der gesamten Oberfläche seines Körpers auf, aus denen kostbarer Lebenssaft floss. Das Letzte, was Roki wahrnahm, waren zwei fremde Gestalten, die über den Platz angestürmt kamen. Er wollte seinem Freund noch eine Warnung zurufen, doch plötzlich überflutete ihn eine wohlige Wärme und er schloss, von Müdigkeit übermannt, sein Augenband.
Roki glaubte, die heiße Sonne seines Heimatplaneten über sich brennen zu spüren, er sah die heimischen Sanddünen und roch den würzigen Duft der Sporenfelder. Er starb glücklich, in dem Gefühl, endlich wieder zu Hause zu sein.