D u brauchst ein Nickerchen , stellte er nachdrücklich fest.
Sie wollte diskutieren, hatte aber keine Kraft dazu. Sophia erlaubte Lunis, sie auf den schmutzigen Boden des zerbrochenen Unterstandes zu setzen, wo die Sonne bereits durchdrang und jeglichen Schlaf infrage stellte. Sie hatte keine Ahnung, wie sie sich ausruhen sollte, während die Temperatur anstieg und ihr Magen zu knurren begann.
Schon bald vergaß sie ihre Sorgen und fiel in einen traumlosen Schlaf.
Als Sophia erwachte, befand sie sich in angenehmer Dunkelheit. Nichts davon ergab einen Sinn, basierend auf dem, woran sie sich erinnerte. Als sie sich im Dreck umdrehte, versuchte sie, sich einen Reim auf ihre Umgebung zu machen.
Die Dunkelheit lichtete sich und Sophia stellte fest, dass sie sich unter Lunis’ Flügel befand, wo es im Gegensatz zur Hitze und Helligkeit des australischen Outbacks angenehm und kühl war. Beides traf sie mit voller Wucht, sobald er seinen Flügel weghob.
Guten Abend, Sonnenschein , zwitscherte er und lächelte zu ihr hinunter, als sie aufstand.
»Sagtest du Abend?« Sie streckte sich und bemerkte, dass die Sonne sich bereits dem Horizont näherte.
Ja, du hast den größten Teil des Tages verpennt , antwortete er. Aber ich habe dir etwas Känguru übriggelassen . Er deutete auf das Feuer.
Beim Anblick des über dem Feuer gebratenen Fleisches hüpfte ihr Magen vor Verlangen. »Ich kann nicht glauben, dass ich den Tag verschlafen habe.«
Du hast es gebraucht, stellte er fest.
»Und du hast gejagt und deinen Flügel über mich gehalten?«, wollte sie wissen und machte sich an die Arbeit mit dem Fleisch.
Nun, nicht zur gleichen Zeit , gab er zu. Es tut mir leid. Ich musste dich hier in der sengenden Hitze lassen, während ich gejagt habe, aber du warst nicht lange allein.
»Danke«, murmelte sie zwischen zwei Bissen.
Immer gerne , erwiderte er sofort und warf dann einen bedauernden Blick auf ihr kaputtes Lager. Es tut mir leid, dass ich keine Chance hatte, unseren Unterschlupf zu reparieren, aber selbst wenn ich sie gehabt hätte, bin ich mir nicht sicher, ob ich viel Gutes hätte tun können.
Sophia lachte. »Ja, du hättest wahrscheinlich nicht den Nagel auf den Kopf getroffen, aber schon der gute Wille zählt.« Sie kaute und lauschte einen Moment lang den Geräuschen des Outbacks, bevor sie die Frage stellte, die ihnen beiden auf der Seele lag. »Also, heute Abend …«
Ja, sie werden wahrscheinlich zurückkehren , antwortete Lunis.
»Und du hast den ganzen Tag auf mich aufgepasst und konntest keine Fallen stellen.«
Nein , meinte Lunis. Du hast die halbe Nacht damit verbracht, auf mich aufzupassen. Ich habe mich einfach revanchiert, nicht dass es so etwas zwischen uns geben müsste. Ich tue Dinge für dich, weil ich es will, nicht als Gegenleistung oder aus Verpflichtung.
»Nun, trotzdem«, stellte Sophia fest. »Die Nacht kommt schnell näher und wir haben keine Fallen, kein Dach über dem Kopf und ich spüre, dass die Zombies schlauer werden.«
Lunis warf ihr einen mitfühlenden Blick zu. Ich habe das Gleiche gedacht. Sie lernen jede Nacht dazu und kommen mit besseren Angriffen zurück .
Sophia atmete aus und fühlte sich belastet und verloren.
Sie waren erschöpft, zermürbt von den Hindernissen des Outbacks. Doch war sie nicht einmal nahe daran, aufzugeben. Sie ließ ihre Gedanken zurückwandern zu dem Zeitpunkt, als sie diese Reise begannen, vor langen und seltsam kurzen drei Tagen. Seitdem hatte sie schon so viel gelernt und war so sehr gewachsen. Sie und Lunis hatten sich auf neue Weise verbunden. Sie erinnerte sich an das Gedicht von Rumi und es überspülte sie wie ein Frühlingsregen, was wunderbar gewesen wäre, aber nur im metaphorischen Sinne.
… kommt als unverhoffter Besucher.
Begrüße und bewirte sie alle!
Selbst, wenn es sich um ein ganzes Rudel handelt,
das gewaltsam dein Haus durchwühlt.
Selbst dann behandle jeden Gast ehrenvoll.
Vielleicht reinigt er dich ja für neue Wonnen.
Den dunklen Gedanken,
der Scham,
der Bosheit,
begegne ihnen lachend an der Tür und lade sie zu dir ein.
Sei dankbar für jeden, der kommt,
denn alle sind zu deiner Führung geschickt,
aus einer anderen Welt.
Sophia atmete tief ein, da sie nicht glaubte, was sie vorschlagen wollte. Bevor sie es tun konnte, erhob sich Lunis und warf seinen Schatten über sie.
Du schlägst doch nicht etwa vor … , begann er und spürte ihre Gedanken.
Sie schluckte, richtete sich auf und nickte.
»Ich denke, wir müssen sie in unser Lager lassen«, erklärte sie zuversichtlich. »Wir können sie nicht bekämpfen. Wir müssen unsere Dämonen willkommen heißen.«