V or dem zerbrochenen Unterstand hinter ihnen an der Wand, lagen Sophia und Lunis beieinander, beide vor Angst zitternd.
Es war mehr als eigenartig, Möglichkeiten zu haben, um aus schlechten Situationen herauszukommen und sie nicht zu nutzen. Lunis konnte fliegen. Sophia konnte sich wegportieren. Sie hatten beide Magie und doch sollten sie zusammen liegen und sich ausruhen, während wütende Bestien, gegen die sie stundenlang gekämpft hatten, in ihr Lager eindrangen.
Die letzten Sonnenstrahlen breiteten sich über das Outback aus und brachten das Land zum Glühen. Sophia war immer noch erschöpft, obwohl sie den ganzen Tag geschlafen hatte. Sie war sich sicher, dass sie die ganze Nacht aufbleiben musste, weil sie viel zu neugierig war, um ihre Augen richtig zu schließen.
»Du musst aber schlafen«, sagte sie zu Lunis und wusste, dass er ihre Gedanken hörte.
Nur bis sie kommen , versprach er und schloss die Augen, offensichtlich müde von der zu kurzen, letzten Nacht und den Anforderungen des Tages.
Innerhalb einer Minute schnarchte er, ein beruhigendes Geräusch, das sich gut zu den anderen im Outback fügte.
Als die angriffslustigen Zombies auftauchten, stürzte Sophia nicht in Position wie in den Nächten zuvor. Sie wollte Lunis wecken, hielt sich aber zurück. Sie kämpften nicht gegen die Biester. Zumindest war das der Plan, also sah sie keinen Grund, Lunis aus seinen hoffentlich angenehmen Träumen zu wecken.
Sie hatte ihn die ganze Zeit über Höflichkeitsfloskeln wie ›Danke‹ und ›Ja, bitte‹ murmeln hören, was sie glauben ließ, dass er von Nachos und Fernsehen träumte.
Wenn es schlimm werden sollte, würde sie definitiv ihren Drachen wecken, fröhlich auf ihm losfliegen und zugeben, dass sie falsch lag. Für den Moment konnte er genauso gut schlafen, während sich entschied, ob ihr verworrener Plan, der hauptsächlich auf Vermutungen basierte, richtig war.
Die Dingos taten, was sie in der ersten Nacht getan hatten und schlichen um die Lagerstelle herum, ihre roten Augen blitzten, während sie knurrten und ihre Anwesenheit kundtaten.
Sophia sah ihnen zu, die Arme um ihren Drachen gelegt. Lange beobachtete sie, wie sie näher kamen, die offensichtliche Gelegenheit nutzten und sich immer weiter herantasteten. Ihr Instinkt war zu kämpfen. Aufzustehen, ihr Schwert zu ziehen und ihrem Drachen zu befehlen, sich zu verteidigen.
Sie widerstand, blieb einfach still liegen und tat ihr Bestes, um die Zombie-Meute zu ignorieren. Wenn sie nahe genug waren, dass sie sie riechen konnte, war es schwer, sich nicht zu bewegen, besonders wenn sie so nah herankamen, dass ihr Fell ihre Haut streifte, wenn sie vorbeigingen.
Lunis sprang auf die Beine und schubste Sophia von sich, als sie ihn berührten.
Sophia schlang ihre Arme um seinen Hals und hielt ihn fest. Nicht bewegen , ermutigte sie ihn in seinem Kopf.
Du hast mich nicht geweckt , schimpfte er, mit deutlichem Schmerz im Tonfall.
Es tut mir leid , entschuldigte sie sich und schüttelte dann den Kopf. Nein, es tut mir nicht leid. Du musstest dich ausruhen und es gab nichts zu sehen außer diesen Kreaturen, die immer wieder kommen.
Das wollte ich sehen , forderte er.
Du hast nichts verpasst , stellte sie fest, als eines der Monster an ihrem Stiefel schnupperte, wobei ihm Sabber aus dem Maul tropfte.
Lunis beäugte das Monster und Sophia wusste, dass er seinem Instinkt widerstand, indem er nicht angriff.
Erlaube es ihnen einfach , ermutigte Sophia.
Einer der Dingos rannte vorbei, biss den Drachen in den Schwanz und flitzte davon. Es war nicht genug, um Blut zu vergießen, aber es war genug, dass Lunis’ Kopf in die Richtung des sich zurückziehenden Köters schwenkte.
Lass es einfach gut sein , meinte Sophia und beobachtete, dass die Dingos, seit er aufgewacht war und anfing, ihnen Aufmerksamkeit zu schenken, aggressiver wurden, genau wie in den Nächten zuvor. Wenn sie gegen die Biester kämpften, wurden die Dingos munterer. Als Sophia die einzige Wache war, waren sie ziemlich ruhig gewesen.
Vielleicht war es doch falsch, Lunis nicht zu wecken , überlegte sie, aber sie hatte ihm eine Möglichkeit zum Schlafen geben wollen. Er war jetzt auf der Hut und das schien eine Wirkung auf die Viecher zu haben.
Lun, ich glaube, du musst deine Augen schließen und dich entspannen .
Wie sollte ich das überhaupt nur annähernd in Erwägung ziehen , fragte er, seine Stimme klang gestresst.
Ich weiß, es erscheint dir kontraproduktiv , meinte Sophia. Aber das sagt mir mein Instinkt .
Ein paar ziemlich große Zombie-Dingos näherten sich von beiden Seiten, die Reißzähne gefletscht und die Augen rot glühend.
Aber Sophia , entgegnete Lunis vehement in ihrem Kopf.
Ich weiß , antwortete sie. Aber vertrau mir. Schließ die Augen. Entspann dich. Lade sie ein.
Sophia spürte, wie Lunis innerlich vor Unbehagen grollte. Sie wusste, dass dies gegen seine Natur war, die ihm immer befahl, zu kämpfen. Sie wusste auch, dass er ihr mehr als jedem anderen vertraute. Je mehr sie ihn festhielt und ermutigte, sich zu entspannen, desto mehr wusste sie, dass er näher dran war, diese Realität zu akzeptieren.
Die beiden Dingos waren gefährlich nahe, der Anblick ihrer aus dem Körper hängenden Organe, war zu nah, als dass sie sich wohlfühlen konnten. Sophia befolgte ihren eigenen Rat und schloss ebenfalls die Augen.
Sie wusste, dass es Gefahren in dieser Welt gab. Es würde immer welche geben, aber sie war sicher und geborgen bei dem Wesen, an dem sie sich festhielt. Sie war sicher, solange sie aufhörte, vor der Gefahr wegzulaufen und sich ihr frontal stellte. Manchmal bedeutete das, zu kämpfen und manchmal bedeutete es, sich einfach dem zu stellen, was sie fürchtete.
Als sie kurz vor dem Einschlafen war, öffnete Sophia kurz die Augen und entdeckte die Dingos fast Nase an Nase mit ihr. Sie hätte aufspringen und sich verteidigen sollen. Stattdessen umarmte sie ihren Drachen, öffnete ihren Mund und sagte: »Willkommen in unserer bescheidenen Behausung. Genießt euren Aufenthalt.«
Damit schliefen die Reiterin und ihr Drache ein, in der Hoffnung, dass die kurioseste Magie, die sie je benutzt hatten, ihren Zweck erfüllte.