Kapitel 27

E s dauerte nur einen Tag, bis Sophia und Lunis eine Routine gefunden hatten, die ihnen in den Kram passte. Den Vormittag verbrachten sie damit, sich um den Unterstand zu kümmern, dessen Reparatur nicht lange dauerte.

Der Drache jagte für sie, während Sophia Wasser aufbereitete. Später aßen sie, hörten dem Outback zu und diskutierten über Dinge, die für sie einzigartig waren. Sie sprachen über Ideen und Philosophien und redeten stundenlang über Themen, die keiner von ihnen je in Betracht gezogen hatte. Sophia stellte fest, dass sie Wilder, Mahkah, Ainsley, Quiet und vielleicht sogar Hiker und Evan vermisste, aber das einsame Gefühl hatte sie nicht mehr. Sie fühlte sich innerlich auf eine neue Weise erfüllt.

Als die Nacht hereinbrach, spannten sich beide kurz an, bevor sie sich daran erinnerten, dass sie nicht da waren, um gegen das Outback zu kämpfen.

»Wir sind hier, um eins mit ihm zu sein«, erinnerte Sophia. »Wir sind hier, um eins mit uns selbst zu sein.«

Lunis nickte. Wie in den Nächten zuvor rollte er sich zusammen und machte Platz für Sophia.

Die Zombie-Dingos kehrten jede Nacht zurück und gaben ihre Anwesenheit bekannt. Das Paar wurde besser darin, sie zu ignorieren. Ignorieren war das falsche Wort. Wenn man seine Dämonen ignorierte, übernahmen sie langsam die Kontrolle. Stattdessen hörten die beiden einfach auf, den Monstern die Macht zu überlassen.

Sie ruhten nachts. Sie dachten an angenehme Dinge. Sie bereiteten sich auf den kommenden Tag vor, anstatt alles den Dämonen zu überlassen, die sie unweigerlich bis zur Erschöpfung bekämpfen würden, wenn sie die Gelegenheit dazu bekämen.

Am letzten Tag im australischen Outback stand Sophia auf und fühlte sich energiegeladener als zu Hause, wo die Burg sie mit allem versorgte, was sie brauchte. Sie war sich nicht sicher, warum, da sie seit einer Woche weder eine richtige Dusche noch eine vernünftige Mahlzeit gehabt hatte. Aber irgendwie hatte sie im Outback ihre eigene Art von Magie gefunden und sie mit der von Lunis vermischt, sodass sie gut zurechtkamen. Sie wagte zu sagen, dass es ihnen gut ging.

Sie sah nicht mehr so aus wie vorher. Ihre Hose war zu Shorts umfunktioniert worden, da sie am ersten Tag ein Hosenbein eingebüßt hatte. Ihr Oberteil war so zerrissen gewesen, dass sie die Ärmel entfernt und Teile des Stoffes zu Fetzen verarbeitet hatte, die sie um ihre Arme und Handgelenke geschlungen hatte. Sie verkörperte im Aussehen eine seltsame Stammeskriegerin.

Ihr Haar war ein gigantisches Durcheinander, woran Lunis sie gerne erinnerte. Allerdings hatte sie einen Weg gefunden, es zu einer eigenwilligen Ansammlung von furchtbaren Zöpfen zu ordnen. Ihr Gesicht war die meiste Zeit schmutzig, obwohl sie versuchte, jeden Morgen ein ordentliches Bad im Fluss zu nehmen.

Oft hoffte sie, Smeg wiederzusehen, aber das Krokodil tauchte nicht mehr auf. Sie vermutete, dass er zu einem anderen Gewässer irgendwo auf der Erde weitergezogen war und hoffte, ihn in der Zukunft wiederzutreffen. Er war hilfreich auf seine eigene verrückte Art.

Seit sie ihre Zeit nicht mehr mit dem Kampf gegen angriffslustige Zombies oder Riesenspinnen verbringen mussten, hatten sich die beiden Hobbys zugelegt. Sophia hatte begonnen, aus den gesammelten Steinen Schmuck zu basteln. Um ihre Handgelenke und ihren Hals trug sie mehrere Armbänder und Halsketten, die aus selbstgemachten Seilen gefertigt waren.

Überraschenderweise hatte Lunis angefangen zu malen, obwohl Sophia gehofft hatte, dass er mit dem Backen beginnen würde. Leider sagte er, das sei unmöglich, da er nicht wisse, wie er im Outback an Backzutaten käme.

Er hatte wunderschöne Gemälde an der Wand neben ihrem Unterschlupf geschaffen, indem er den Lehm aus dem Fluss verwendete und ihn mit Farbstoffen von Wildblumen färbte. Die Gemälde waren Meisterwerke, die Sophia nie im wirklichen Leben gesehen hätte, Bilder von Schottland und Los Angeles und ihren Reisen. Erst bei Einbruch der Dunkelheit an ihrem letzten Tag wurde ihr klar, warum sie ihre Augen nicht von den Gemälden abwenden konnte.

»Du hast unser Leben gemalt«, flüsterte sie ihrem Drachen zu.

»Ich habe es verewigt«, meinte er. »Aber ja doch. Es erschien mir nur passend, da wir auf dieser Seelenreise sind.«

»Ich mag unser Leben«, bestätigte Sophia.

»Ich denke, das war der Sinn des Ganzen«, bemerkte Lunis. »Wenn du hier rauskämst und nicht mögen solltest, wo du herkommst, würdest du wahrscheinlich hier festsitzen, bis du herausgefunden hättest, wie du es ändern kannst. Aber dir gefällt, wo wir herkommen und ich wage zu behaupten, dass du zurück möchtest, nicht wahr?«

Sie drehte sich um und lächelte Lunis breit an. »Von ganzem Herzen. Aber was mir mehr als alles andere klar geworden ist, ist, dass ich, egal was ich mein Zuhause nenne, was im Moment und hoffentlich für immer die Burg ist, nur dann irgendwo sein möchte, wenn du auch da bist. Ich dachte wirklich zuerst, das Haus der Vierzehn wäre mein Zuhause. Dann mein Platz bei Liv. Später die Burg. Aber jetzt … nach dem Outback, kenne ich die Wahrheit.« Sophia streckte die Hand aus und streichelte das Gesicht ihres Drachens. »Du bist mein Zuhause. Wo du bist, egal ob die Bedingungen angenehm oder höllisch sind, will ich auch sein. Egal, was passiert.«

Hundertprozentig , stimmte Lunis zu.

Auf ihre Worte hin öffnete sich neben ihnen ein Portal, das von der Burg geschaffen wurde, um sie zurück in die reale Welt zu bringen, wo es echte Probleme gab, die es zu lösen galt, jetzt, da sie ihren Weg gefunden hatten.