A ls das kleine Boot an das gegenüberliegende Ufer kam, war es nicht so, wie Sophia erwartet hatte. Sie war sich nicht sicher, was sie erwartet hatte. Vielleicht ein Hotel und ein Kasino und irgendeine Art von Herausforderung an ihre Glaubwürdigkeit oder ihre Herkunft oder ihr Können. Was sie erreichten, war ein weiteres Ufer wie das, an dem sie das Boot bestiegen hatten, aber kein Gebäude erhob sich aus den grünen Hügeln, nur eine Menge Felsen und noch mehr Hügel.
Sophia sprang aus dem Boot und half Hiker es an das Ufer zu ziehen, zu seiner offensichtlichen Überraschung. Er zog eine Augenbraue hoch. Sie schaute ihn erstaunt an, als er sie ansah, als wäre sie ein dreiköpfiges Schaf.
»Was?«, fragte sie herausfordernd. »Was habe ich dieses Mal angestellt?«
»Ich habe nur erwartet, dass du im Boot bleibst«, antwortete er.
»Und du mich auf das Festland karren musst?«, erwiderte sie. »Du musst wirklich noch einiges über moderne Frauen lernen.«
»Machen die heutzutage alles selbst?«, fragte er. »Erwarten sie nicht, dass wir unsere Umhänge über eine Pfütze werfen, damit ihre Schuhe nicht nass werden?«
Sophia blickte wieder zu Hiker. »War das wirklich etwas, das du getan hast? Das klingt ja furchtbar. Warum konnten sie nicht einfach außen herumlaufen?«
Er lachte tatsächlich. »Das hätten sie tun können. Ainsley schon, sie hat die anderen Frauen immer angeschrien, dass sie …« Er verstummte und Sophia setzte einen neugierigen Gesichtsausdruck auf.
»Wie auch immer, ich bin nur manchmal von dir überrascht«, bemerkte Hiker.
»Und ich über dich«, erwiderte Sophia und stemmte die Hände in die Hüften, während sie die grünen Hügel betrachtete. »Und was jetzt? Wo ist der nächste Starbucks?«
»Der was?«
»Na, der Ort, wo wir einen überteuerten Kaffee und ein Gebäck in der Größe unseres Gesichts bekommen«, antwortete sie.
Er schüttelte den Kopf. »Scones sollten niemals … Oh, warte, das war einer dieser Witze, die du gerne erzählst.«
»Es ist die Wahrheit«, betonte Sophia. »Aber es ist eine Wahrheit der modernen Welt, also ist es ein Witz hier in unserer realen Welt, was es wieder lustig macht. Verstehst du das?«
Er schüttelte den Kopf. »Wie die meisten deiner Witze, nein, nicht wirklich.«
»Na, das geht ja gut los«, meinte sie trocken und blickte über Loch Gullington auf die Burg in der Ferne.
»Wir werden in Richtung der Höhlen wandern«, erklärte Hiker und deutete den Hügel hinauf.
»Cool.« Sophia ging in diese Richtung. »Die, dort oben? Oder die, da drüben oben?«
»Weder noch«, antwortete Hiker. »Die, die sechzehn Kilometer entfernt sind.«
Sophia hielt inne, ihr Gesicht nahm schließlich einen wütenden Ausdruck an. »Sechzehn Kilometer? Wirklich? Und du hast meine Vorräte weggeworfen, weil es gegen die Regeln verstößt, mir Wasser oder etwas zu Essen zu gestatten, wenn die anderen es haben durften?«
Er schüttelte den Kopf über sie und gönnte ihr kein Mitleid. »Du bist Sophia-verflixt-noch-mal-Beaufont.«
Hiker Wallace schlenderte ohne ein weiteres Wort in die Richtung, die er angegeben hatte.
Sophia beeilte sich, vor den großen Mann zu treten. »Was soll das heißen – ›Du bist Sophia-verflixt-noch-mal-Beaufont‹. Ist das eine Beleidigung?«
Hiker betrachtete sie einen langen Moment, bevor er den Kopf schüttelte. »Genau das Gegenteil. Wir sind gerade eine Stufe gestiegen im Spiel. Du bist Sophia-verflixt-noch-mal-Beaufont. Für dich ist alles einfach. Ich schicke dich ins Outback und du kämpfst nicht. Jetzt gehe ich mit dir auf den härtesten Teil des Trainings. Die Wanderung ist nicht der schlimmste Teil, aber sie soll dich müde machen. Mal sehen, wie du dich schlägst.«
Er drängte sich um sie herum und setzte den Marsch fort.
Sophia bewegte sich nicht. Stattdessen stemmte sie die Hände in die Hüften und hob das Kinn. »Willst du denn, dass ich versage, Sir?«
Er schüttelte den Kopf, als er sich umdrehte, um sie anzusehen. »Nein, es ist genau andersherum, Sophia. Ich bin an dem Punkt angelangt, an dem ich erwarte, dass du Erfolg hast, egal wie hoch deine Chancen stehen.«
»Ich habe es nicht leicht«, merkte sie an und ahnte, worauf er mit dieser ganzen Sache hinauswollte.
»Ich weiß«, antwortete er fast im gleichen Atemzug wie sie.
»Ich bekomme das alles nicht geschenkt«, fuhr sie fort.
»Das weiß ich auch.«
»Ich habe mir das wirklich hart erarbeitet«, beharrte sie, unsicher, was sie damit beweisen wollte.
»Sophia, weißt du, wie viele Reiter ich trainiert habe?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Mehr als du erwarten würdest. Ich habe mittlerweile den Überblick verloren«, antwortete Hiker. »Sie schaffen es nie so schnell so weit in ihrer Ausbildung mit so vielen Auszeichnungen. Viele sind im Kampf gegen diese Zombie-Dingos im Outback gestorben. Ich habe es gerade so geschafft. Ich habe dir keinen Proviant mit auf diese Wanderung gegeben, weil du ihn nicht brauchen wirst. Ich vermute, wir werden nicht lange hier draußen sein, denn ich weiß, was ich zu tun habe und ich denke, du wirst es schneller herausfinden als alle anderen. Glaube nicht, dass ich dich bevorzuge, aber du, Sophia-verflixt-noch-mal- Beaufont, bist nicht wie jeder andere Reiter, den ich je trainiert habe oder kenne.«
Sophia verschluckte sich fast nach diesen Worten, erholte sich aber schnell wieder. »Ich danke dir, Sir.«
»Danke mir nicht«, antwortete er. »Das kann gut ausgehen oder unser aller Tod werden. Wir werden es herausfinden.«