D as war verdammt geil!«, rief Liv auf dem Weg zu Johns Elektronikwerkstatt. »Du hast diese Idioten, die sich in deine Angelegenheiten einmischen wollten, fertig gemacht.«
Sophia errötete und schob sich die Haare hinter die Ohren. »Clark bezweifelt, dass wir die Thad-Sache unter Kontrolle haben.«
Liv rollte mit den Augen. »Gut. Soll er dich doch unterschätzen. Soll der Rat es tun. Das ist optimal. Auf diese Weise werden sie umso beeindruckter sein, wenn du die Dinge zerschlägst. Normalerweise gerate ich gerne zu Anfang ins Hintertreffen, bevor ich den entscheidenden Sieg einfahre, den niemand kommen sah. Es ist viel befriedigender, dann die Gesichter der anderen zu sehen.«
»Der Rat hat guten Grund, an uns zu zweifeln«, gestand Sophia. »Ich meine, ich respektiere Hiker, aber ich weiß nicht, ob er seinem Bruder Paroli bieten kann, wenn die Zeit gekommen ist.«
»Nun, du hast ihnen diese Sorge nicht gezeigt, was entscheidend ist«, erklärte Liv.
»Ja, es war eine Art ›Täuschen und Tarnen‹«, gab Sophia zu.
Liv schüttelte den Kopf. »Nein, ganz und gar nicht. Es war richtig, dass du eine Position im Rat abgelehnt hast. Das hätte die Drachenreiter zu ihresgleichen gemacht und das seid ihr nicht. Es war auch richtig, dass du eure Pläne gegen Thad Reinhart nicht verraten hast. Das ist nicht ihre Angelegenheit. Wir haben den Vorsitz über magische Angelegenheiten und die Drachenelite über sterbliche. Der Rat muss seinen Platz akzeptieren und du hast gute Arbeit dabei geleistet, sie dorthin zu verweisen.«
Sophia zuckte mit der Nase. »Nun, ehrlich gesagt, ganz unter uns, ich hätte ihnen nicht von unseren Plänen erzählen können, wie wir mit Thad umgehen, da wir keine haben. Ich hoffe, dass Alicia mir helfen kann. Sonst sind wir womöglich aufgeschmissen.«
Liv warf ihr einen ermutigenden Blick zu. »Wenn dir jemand helfen kann diesen Magitech-schwingenden Irren zu finden, dann ist es Alicia. Sie arbeitet ununterbrochen daran, weshalb dein 3D-Drucker immer noch nicht fertig ist.«
Sophia lachte. »Ich habe kein Problem damit und bin froh, Hilfe zu bekommen.« Als sie sich an das Geschenk von Wilder erinnerte, lächelte sie. »Oh, rate mal, was ich zu Weihnachten bekommen habe?«
»Was denn?«, fragte Liv.
Liv schlug die Hände vor die Brust, als Sophia es ihr sagte. »Ein Mann nach meinem Geschmack. Wenn er dir Schokolade oder einen Gutschein geschenkt hätte, hätte ich gesagt, du sollst ihn in die Wüste schicken, aber einen Enterhaken? Er mag dich wirklich.«
Sophia schüttelte den Kopf. »So ist es nicht. Es war nur ein Geschenk und wahrscheinlich auch nur, weil ich diejenige war, die darauf gedrängt hat, dass Weihnachten in der Burg gefeiert wird. Ich habe ihm eine Gabel geschenkt.«
Lachend sagte Liv: »Oh, das ist perfekt. Wirst du ihm beibringen, wie man sie benutzt?«
»Lassen wir das doch«, erwiderte Sophia. »Das habe ich ihm versprochen. Im Gegenzug soll er mir beibringen, wie man den Enterhaken benutzt.«
Liv winkte sie ab. »Oh, du brauchst kein Training. Es ist so, du zielst und schießt und danach kannst du dir den Arsch aufreißen, im wahrsten Sinn des Wortes. Du wirst ihn lieben.«
Sophia schenkte ihr ein liebevolles Lächeln. »Glaubst du, es stand jemals zur Debatte, dass wir normale Jobs ausüben und nicht solche, bei denen Enterhaken zur Routine gehören?«
»Keine Chance«, meinte Liv und marschierte in die Elektronikwerkstatt.
Pickles, der Jack-Russell-Terrier, begrüßte sie mit einem Bellen, während er aufgeregt um ihre Füße herumhüpfte.
Sophia beugte sich hinunter und schenkte dem Hund eine kurze Streicheleinheit, bevor sie Alicia anlächelte, die an einer nahe gelegenen Werkbank arbeitete.
»Gutes Timing«, die Wissenschaftlerin schraubte etwas in die Rückseite einer kleinen Silberscheibe. »Ich war gerade dabei, das Ortungsgerät fertigzustellen.«
»Oh!«, rief Sophia aus. »Du warst in der Lage, etwas zu erfinden?«
Alicia drehte das kleine Objekt um. Es ähnelte einem Kompass, obwohl es viel mehr Symbole darauf gab als nur Norden, Süden, Osten und Westen. »Ich glaube schon, obwohl er noch kalibriert werden muss. Und …« Ihr Gesicht verzog sich vor Sorge.
»Was?« Sophia spürte ihr Zögern.
»Nun, dieses Gerät kann ergiebige Quellen von Magitech finden«, erklärte Alicia. »Das wird dich zu möglichen Aufenthaltsorten von diesem Thad Reinhart führen.«
»Aber es könnte uns auch in die falsche Richtung lenken«, vermutete Sophia.
Die Wissenschaftlerin nickte. »Was man bräuchte, damit es einen in die richtige Richtung leitet, wäre eine Art Verbindung zu der Person, die man zu finden versucht. Auf diese Weise wird ein zweigleisiger Ansatz verfolgt. Das Gerät sucht zuerst nach hohen Niveaus von Magitech-Energie und grenzt sie dann anhand der DNA ein. Mir ist bewusst, dass du wahrscheinlich nicht unbedingt ein paar Haarproben von Thad herumliegen hast.«
»Wie wäre es denn mit Blut von einem wirklich sehr nahen Verwandten?«, erkundigte sich Sophia.
Alicias Gesicht hellte sich auf. »Das könnte klappen, aber wie nah? Mit einem entfernten Cousin wäre man zwar nah dran, aber wahrscheinlich nicht nah genug.«
»Würde Zwillingsbruder passen?«, fragte Sophia.
Alicia steckte das kompassähnliche Gerät in ein kleines Samttäschchen und reichte es Sophia. »Ja, das wäre perfekt. Lass diesen Zwillingsbruder den Anweisungen folgen, die ich in dem Beutel beigelegt habe, um das Gerät auf Thad zu kalibrieren. Wenn er es richtig macht, kann es dennoch bis zu zwei Tage dauern, bis es aktiviert ist.«
»Ich hoffe, ihr habt so viel Zeit«, meinte Liv und warf Sophia einen unsicheren Blick zu.
Sie nickte. »Wir haben das alles schon so lange zugelassen. Ein paar Tage mehr werden nicht viel ändern.« Sie hoffte, dass sie recht behielt.
»Okay, das ist eine gute Nachricht«, erwiderte Alicia und kramte in einem Werkzeugkasten auf dem Arbeitsplatz. »Ich habe auch noch etwas für dich.«
Liv rieb ihre Hände aneinander. »Ist sie nicht großartig? Versorgt uns immer mit Magitech-Gadgets? Letzten Monat hat sie mir ein Gerät gebastelt, das Leute auf Knopfdruck in den Schlaf versetzt.«
Alicia lächelte. »Benutze es einfach nicht bei mir und wir sind quitt.«
»Ich würde es lieben, wenn du es bei mir anwendest«, teilte Sophia mit. »Einschlafen ist in letzter Zeit schwierig.«
»Nun, wenn man die Aufgabe hat, die Welt zu retten, beruhigt einen selbst das Zählen von Schafen nicht«, erzählte Liv.
»Vor allem, wenn alle Schafe Atheisten sind«, scherzte Sophia und erntete verwirrte Blicke von den beiden anderen Frauen. »Wie auch immer, du hast etwas für mich?«
Alicia nickte und reichte ihr einen kleinen, schwarzen Kasten. »Das ist ein Frequenzregler. Ich werde dich nicht mit den Details langweilen, aber …«
»Wirst du mich später mit den Details langweilen?« Liv beäugte das Gerät mit Interesse. Sophias ältere Schwester hatte sich von Anfang an für die Elektronik der Sterblichen begeistert, was sich in ihrer anfänglichen Karriere als Angestellte im Elektronikladen von John Carraway niederschlug. Später, als sie ihre Magie zurückerhalten hatte und eine Kriegerin für das Haus der Vierzehn wurde, war es nur natürlich, dass ihre Interessen sie zu einem wahren Magitech-Fan machten.
»Darauf kannst du wetten«, antwortete Alicia, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder Sophia zuwandte. »Nun, dieses Gerät kann dein bester Freund oder dein schlimmster Feind sein, je nachdem, wie du es benutzt.«
»Ich bin fasziniert«, meinte Liv und beugte sich vor.
»Wenn du auf irgendwelche Magitech angewiesen bist, dann wird dies deine Bemühungen untergraben«, erklärte Alicia. »Glücklicherweise wird der Kompass, den ich dir gegeben habe, durch die Verwendung dieses Geräts nicht beeinflusst. Wenn du jedoch eine andere Magitech verwendest, wird sie dadurch unwirksam.«
»Aber der entscheidende Punkt ist, dass es auch jede von Thad Reinharts Magitech zum Absturz bringen wird, oder?«, fragte Sophia.
»Das ist der Plan«, stimmte Alicia zu. »Es sendet eine Frequenz aus, die die Elektronik vom Netz nehmen sollte, aber je nach Energielevel könnte es sie auch nur für eine kurze Zeit unterbrechen. Hoffentlich ist das dann genug Zeit, um eine Sicherheitsvorkehrung zu umgehen oder sich eine Strategie für den Kampf auszudenken.«
Sophia beäugte das Gerät und hielt es liebevoll in der Hand. »Es ist der beste Vorteil, den wir uns im Moment wünschen können, da wir keine Ahnung haben, womit wir es zu tun bekommen.«
Liv klopfte ihrer Schwester auf die Schulter und sah sie fest an. »Du weißt vielleicht nicht, was auf dich zukommt, aber die gegnerische Seite tut mir mehr leid, weil sie keine Ahnung hat, was sie erwartet. Du wirst sie umhauen, Soph.«