Kapitel 46

A lle schwiegen, am Rande einer Panik, weil sie scheinbar einen Ruf von innen bekamen.

Mama Jamba schluckte, als hätte sie einen Kloß im Hals und presste ihre Hand auf den Mund. Hikers Augen blickten in die Ferne, so wie Sophia sich vorstellte, dass ihre es taten, wenn Lunis sich in ihrem Kopf meldete. Dann sprach ihr Drache tatsächlich.

Ich denke, du solltest dir das ansehen , sagte Lunis, sein Tonfall war angespannt.

Was ist los? , fragte Sophia.

Es ist besser, wenn du dir das selbst ansiehst, als es von mir zu hören , bestand Lunis darauf. Aber bring Hiker mit.

Er bekommt gerade eine Nachricht von Bell, denke ich , antwortete Sophia.

Ja, das könnte stimmen , meinte Lunis.

Sophias und Hikers Blicke trafen sich und sie hatten beide einen unheilvollen Gesichtsausdruck.

Okay, wir sind auf dem Weg , bestätigte Sophia dem Drachen. Aber zuerst, ist alles in Ordnung?

In Ordnungist immer relativ, Soph , erklärte er. Es gibt den Status quo, dann gibt es das Überschlagen von Ereignissen und schließlich ist da noch das Gegenteil von all dem. Ich hoffe, wir befinden uns irgendwo in der Mitte, aber das wird nur die Zeit zeigen.

* * *

Sophia und Hiker durchquerten schweigend das Hochland. Sie hatten kein Wort gewechselt, seit sie die Burg verließen, da beide wussten, dass ihre Drachen ähnliche Botschaften übermittelt hatten.

Als sie sich der Höhle näherten, stieg die Spannung in Sophia. Ihre Schritte waren kürzer, also musste sie drei zurücklegen, wenn Hiker nur einen tat. Sie bewegte sich flinker als er, also klappte es.

Am Fuße des Berges, in dem sich die Höhle befand, blieben beide stehen.

»Ich war noch nie oben in der Höhle«, gab Sophia zu.

Hiker schüttelte den Kopf. »Ich auch nicht. Aber wenn die Drachen uns auffordern, hineinzukommen, ist das eine große Sache.«

»Und Bell hat dir nicht gesagt, worum es ging?« Sophia wusste, dass sein Drache in seinem Kopf zur gleichen Zeit gesprochen hatte wie Lunis in ihrem.

»Nein, sie sagte, ich müsse es persönlich sehen«, erklärte er.

Sophia nickte. »Dasselbe kam von Lunis.« Sie wies auf die Felswand. »Wir können klettern oder meinen genialen Enterhaken benutzen.«

Zu ihrer Überraschung nickte Hiker. »Ein toller Enterhaken, offensichtlich.«

Sie nickte und nahm ihn von ihrem Gürtel.

* * *

In der Höhle waren nie Menschen gewesen. Sophia hatte sie in Lunis’ Geist gesehen, als sie seine Visionen betrachtet hatte. Jedoch hatte kein Mensch jemals einen Fuß in die Höhle gesetzt, die seit Beginn von Gullington, dem Beginn der Drachenelite, die Heimat der Drachen war.

Es fühlte sich wie ein brandneuer, unbewohnter Planet an, als Sophia die Höhle betrat. Hiker schien ihre Befürchtungen zu teilen. Die Drachen, wenn sie etwas von dem Eindringen spürten, zeigten es nicht.

Sophia wusste mit ihrem ersten Blick auf Lunis, dass etwas verheerend falsch lief. Sie hatte kaum Gelegenheit, die Details der Höhle zu betrachten. Sie war unscheinbar, wie sie es vom Sehen her kannte. Es gab kalte, dunkle Wände und nur wenig Licht. Der Boden war hart und unnachgiebig, wie Lunis ihr oft erzählt hatte. In der Ecke lagen die schimmernden Dracheneier, die sie und Evan aus einer von Thads Anlagen geborgen hatten, aber anders als beim letzten Mal, als sie sie gesehen hatte, schimmerten sie nicht.