S ophia war die Letzte, die das Portal passierte und über die weitläufige Stadt Dallas in Texas flog.
Die Skyline war erleuchtet und überstrahlte die Sterne. Der Mond hing am Himmel, eine riesige volle Kugel hoch am texanischen Himmel.
Wusstest du, dass heute Vollmond ist? , fragte Sophia ihren Drachen, da sie in letzter Zeit zu sehr mit sich selbst beschäftigt war, um über solche Dinge nachzudenken.
Natürlich wusste ich das , antwortete Lunis. Ich kann spüren, die Zeit kommt.
Das wird die Angelegenheit heute Abend interessant machen , vermutete Sophia.
Es wird mir gewisse Vorteile verschaffen , bestätigte Lunis. Bei Vollmond bin ich sowohl am stärksten als auch leider am verletzlichsten.
Wie ist das möglich?
So ist es mit den meisten Dingen , erklärte er. Ein Bodybuilder baut sich auf, um stärker zu werden, aber das macht ihn auch zu einem größeren Ziel.
Richtig , antwortete Sophia. Wenn du deine Größen-Fähigkeit anknipst, haben wir zwar Vorteile, aber du wirst auch zu einer größeren Zielscheibe.
Ganz genau.
Die Luftverschmutzung, die wie eine Glocke über der Stadt hing, stand im krassen Gegensatz zu der sauberen Luft, die Sophia von Gullington gewohnt war. Die Stadt Dallas war voll mit Häusern und Straßen wie aus dem Bilderbuch, geplant in einem riesigen Maßstab. Gebäude und helle Lichter erstreckten sich rund um die Highways, auf denen sich der Verkehr zähflüssig bewegte, Pendler auf dem Weg nach Hause nach einem langen Arbeitstag.
Hiker drehte den Kompass in seiner Hand und ein verwirrter Ausdruck erschien in seinen Augen. Er zeigte auf Sophia und winkte sie nach vorne.
»Warum sie?«, beschwerte sich Evan von nebenan.
»Weil«, rief Hiker.
Sophia krallte sich an Lunis fest, als er beschleunigte und zwischen Mahkah und Wilder hindurchrauschte. Das Paar wurde langsamer und machte Platz für sie, als sie neben dem Anführer der Drachenelite ankam.
»Der Kompass zeigt, dass wir genau über seiner Anlage sind«, erklärte Hiker, wobei der Wind seine Worte schluckte. Dank ihrer verbesserten Sinne konnte sie trotzdem alles verstehen.
Sophia blickte nach unten und stellte fest, dass die Stadt hinter ihnen lag. Vor ihnen breiteten sich Weiden aus, vereinzelt mit Bäumen bepflanzt. Es wäre möglich, dass Thad Reinhart in einer bescheidenen Hütte auf einer Farm am Rande der Stadt lebte, aber mit dem Wissen, das sie über den Mann hatte, schien das mehr als unwahrscheinlich. Dieser Kompass führte sie nicht nur zu Thad Reinhart. Er führte sie auch zu einer riesigen Quelle von Magitech-Energie.
Eine größtenteils leere Weidefläche war definitiv nicht der Ort für Magitech-Energie. Ja, für magische Kraft, aber für Magitech musste es Technologien geben. Daran war nicht zu rütteln.
»Wusste Thad von der Barriere um Gullington?«, erkundigte sich Sophia.
Ein perplexer Ausdruck ging über Hikers Gesicht. »Nun ja, natürlich. Schon früh habe ich versucht, ihn für die Drachenelite zu rekrutieren, kurz nachdem ich mich mit Bell und er sich mit Ember verbunden hatte. Ich dachte, ein Reiter zu werden, könnte ihn verändern.« Er schüttelte den Kopf, offensichtlich enttäuscht. »Damals war ich naiv.«
Sophia zog den Frequenzregler, den Alicia ihr gegeben hatte, aus ihrer Tasche. »Ich denke, es wäre möglich, dass Thad etwas Ähnliches geschaffen hat, wie das, was wir in Gullington haben.«
»Eine Barriere«, erklärte Hiker. »So kann seine Einrichtung nicht von denen gesehen oder gefunden werden, die nicht willkommen sind.«
»Und sie wären auch nicht in der Lage, hineinzukommen«, schlussfolgerte Sophia und bremste den Drachen.
Hiker folgte ihr, ebenso die anderen Reiter hinter ihnen, bis sie alle über der Freifläche schwebten. Die Drachen schlugen langsam mit ihren Flügeln, um sich in der Luft zu halten.
»Wenn das der Fall ist, wie sollen wir dann da reinkommen?«, fragte Hiker.
»Die Barriere hält jeden fern, der nicht zur Drachenelite gehört oder ihr dient«, erläuterte Sophia. »Allerdings dürfte Thad nicht die gleichen Parameter verwenden, glaube ich. Seine werden von Magitech kontrolliert.«
Sie stellte die Regler an ihrem Gerät so ein, wie Alicia es ihr gezeigt hatte. Hiker schaute neugierig zu.
»Wenn das funktioniert, wird es die Sicherheitsmaßnahmen für einen Moment außer Kraft setzen«, erklärte Sophia. »Das wird unsere Chance sein, durchzuschlüpfen. Wenn es nicht klappt, müssen wir einen anderen Weg finden.«
Er nickte. »Dann hoffen wir mal, dass es funktioniert.«
Sophia drehte einen weiteren Regler und hielt den Atem an, als die rote Anzeige auf der Vorderseite anstieg und verdeutlichte, dass das Gerät hochgefahren wurde und die Frequenzen der vorhandenen Magitech störte. Laut Alicia war es nicht wählerisch, also würde es jede Magitech für eine kurze Zeit offline setzen. Je länger es eingeschaltet war, desto mehr konnte es tun, aber stärkere Geräte sollten nach kurzer Zeit Widerstand leisten.
Es war ein Glück für die Drachenelite, dass sie nicht auf Magitech angewiesen waren, sonst wären auch sie betroffen gewesen. Der Kompass war Magitech, aber er hatte sie bereits an ihr Ziel gebracht. Jetzt mussten sie die Tarnung der Anlage zu Fall bringen.
»Jetzt geht’s los«, informierte Sophia und beobachtete, wie der Zähler ganz nach oben stieg.
Hiker suchte den Bereich unter ihnen ab, seine Augen schauten skeptisch.
Sie ließ ihren Blick vom Messgerät zu den Weiden schweifen, in der Sorge, es würde nicht funktionieren.
Dann, wie beim ersten Aufflackern der Weihnachtsbeleuchtung, materialisierte sich unter ihnen eine riesige Basis, die sich weit erstreckte.
Hiker stieß einen Laut des Entsetzens aus. »Bei aller Liebe zu den Engeln!«