Leseprobe: Der dunkle Lord vom Kinderhort
Ratlos standen Lukas und seine Freunde vor der Biotonne des Krielenburger Kinderhorts. Ein unangenehmer Duft stieg ihnen in die Nase. Der Duft von verrottendem Obst und Gemüse, stinkenden Fischresten und vergammeltem Käse.
Und hier drin hatte der dunkle Lord vom Kinderhort ihre Mathehefte versenkt!
„So ein Arrrsch!“ Jakub war kaum zu beruhigen. Wütend trat er gegen die Biotonne, die etwa zur Hälfte gefüllt war.
Was sollten sie tun, um an ihre Hefte zu kommen? Die Tonne auszuleeren kam nicht in Frage. Danach alles wieder zurück zu räumen, würde dauern und in ein paar Minuten würde Hortleiterin Frau Matz schon zu den Hausaufgaben rufen.
„Wir können die Tonne ein wenig kippen – und dann... Dann muss einer von uns reinfassen“, sprach Lukas das aus, was sie wohl alle dachten.
„Das muss einer von euch machen“, sagte Gabriele. „Das ist keine Aufgabe für Mädchen.“
„Für Mädchen?“ Selim machte große Augen. „Für ängstliche und zurückhaltende Mädchen vielleicht nicht. Aber für Mädchen, die lieber mit lauter Jungs Fußball spielen als mit ihresgleichen Hockey – für die ist das durchaus was!“
Gabriele zögerte. Gerade, als sie etwas sagen wollte, kam Jakub ihr zuvor.
„Ich mach‘s. Ich hab die längsten Arrrme.“
Womit er natürlich Recht hatte, schließlich war er mit Abstand der Größte von ihnen.
Lukas klopfte Jakub dankbar auf die Schulter. Dann umfasste er die Griffe der Tonne und kippte sie so weit nach vorne wie es ging, ohne dass sich der Inhalt auf den Boden ergoss. Wenn Jakub sich schon freiwillig dieser unangenehmen Aufgabe annahm, dann sollte er es wenigstens so einfach wie möglich haben.
Jakub nahm seine Kappe ab und zog sein Sweatshirt über den Kopf, dann gab er sich einen Ruck und langte in die Tonne.
Lukas, Gabriele und Selim wechselten gespannte Blicke, während Jakub in den Kompostabfällen wühlte. Er streckte sich, so gut es ging. Bis zur Schulter steckte sein Arm bereits in der Tonne.
„Spürst du was?“, fragte Selim.
„Nein, leiderrr nicht“, erwiderte Jakub und beugte sich noch weiter in die Biotonne. Nun verschwand auch sein Kopf darin.
Lukas juckte die Nase, was zweifellos an dem sauren und beißenden Gestank lag, der aus der Biotonne strömte. Der arme Jakub!, dachte er und rieb sich die Nase an der Schulter, um das Jucken zu vertreiben. Es half bloß nicht.
Aus der Tonne kam endlich die erhoffte Erfolgsmeldung. „Ich glaub, ich spürrre was.“
„Ja, Jakub, du schaffst es!“, feuerte ihn Gabriele an.
„Gleich krrrieg ich sie“, sagte Jakub und rutschte noch ein Stück weiter in die Biotonne.
Aber dann musste Lukas niesen. Und das nicht nur einmal. Sein ganzer Körper schüttelte sich und er konnte die Griffe der Tonne nicht länger festhalten. Ohne es zu wollen, gab er ihr durch seine plötzliche Bewegung auch noch einen Drall nach oben mit.
Die Tonne kippte zurück in ihre eigentliche Stellung und Jakub mit ihr. Lediglich seine Unterschenkel und seine zappelnden Füße ragten noch über den Rand. Der Rest von ihm steckte kopfüber in der Biotonne und damit mitten in der stinkenden Matsche...
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Wie Lukas und seine Freunde Jakub aus seiner misslichen Lage befreien und wie es ihnen in ihrem Kampf gegen den „Dunklen Lord vom Kinderhort“ ergeht – das könnt ihr im gleichnamigen Kinderbuch lesen. Erhältlich ist es im Buchhandel sowie als Ebook.