Nichts erzählen, vor allem Wilhelm nicht.

Manchmal wundere ich mich, dass Friedrich mir traut, überall sonst wittert er Verschwörung und Verrat, nur mich behandelt er, als wäre ich anders, als wäre ich ein Teil von ihm.

Natürlich weiß Friedrich, dass ich nicht immer, wenn ich nicht bei ihm bin, im ungesicherten Gebiet herumwandere.

Es ist nicht so, dass Friedrich Wilhelm nicht lieben würde. Er hält ihn für schwach, nicht für böse.

»Natürlich liebe ich ihn. Und ich kenne ihn länger als du. Ich kannte ihn vor dir, und ich kannte auch den Wilhelm vor ihm, und ich sage dir, da ist etwas, das du nicht sehen willst. Ich trau ihm nicht.«

Ich nicke dann. Friedrich traut sowieso niemandem. Den Mauern nicht und den Fremden nicht, den Übersetzern nicht und den Geboten nicht. Nachts schreckt er aus dem Schlaf, weil er glaubt, die Pumpen nicht mehr zu hören. »Das Wasser, Lola, wenn das Wasser kommt, sind wir verloren.«

»Gar nichts muss ich.«

Wir lachen dann, denn das sage ich immer. »Gar nichts muss ich«, das habe ich schon als Kind zu ihm gesagt, aber natürlich stimmt das nicht. Natürlich muss ich.

»Bitte versprich mir, dass du aufpasst. Irgendetwas an ihm ist falsch, das musst du doch auch sehen. Du weißt nicht, was er da wirklich mit den Fremden macht, jeden Sommer, wenn niemand hinsieht. Erzähl ihm nicht zu viel.«

Ich verspreche es.

Vielleicht ist Friedrich nur eifersüchtig.

Wenn ich über ihn lache, verzeiht er mir. Wenn ich mich nicht blicken lasse, verzeiht er mir. Er verzeiht mir alles, weil er weiß, dass ich zurückkomme. Weil er glaubt, dass ich zurückkomme. Weil er darauf angewiesen ist, dass ich zurückkomme.