Kapitel 13

An Tag dreizehn meines Detox rief mein Vater an.

»Was verschafft mir das Vergnügen?«, fragte ich.

Ich stand mit nassen Haaren in meinem Bad und hatte gerade Frühstück eins unter der Dusche beendet.

»Rachel, ich weiß nicht, was es mit diesem ›Detox‹ auf sich hat, aber du rufst am besten sofort deine Mutter an«, sagte er.

Wenn sie meinen Vater mit hineinzog, musste sie verzweifelt sein.

»Sag ihr, mir geht es gut«, sagte ich.

»Ich bin froh, dass es dir gut geht. Darum geht es aber nicht. Es geht darum, dass sie jetzt mich jeden Tag anruft und ich es mir anhören muss.«

Meinen Vater zu verärgern war schmerzhaft. Er drückte selten sein Missfallen aus. Als meine Eltern noch zusammen waren, stellte er meine Mutter nie zur Rede, weil sie mein Essen kontrollierte. Stattdessen nahm er mich heimlich auf All-you-can-eat-Junkfood-Touren mit. Als sie sich scheiden ließen, heiratete er eine Keramikerin namens Christina (keine Jüdin) und zog in die Berkshires. Ich sah ihn nur ein paarmal im Jahr, aber ich hatte keinen nennenswerten Vaterkomplex. Obwohl er abwesend war, wusste ich, wo ich bei ihm stand.

Wenn er an meinem Geburtstag oder zu Chanukka in die Stadt kam, schlemmten wir den ganzen Tag. Wir gingen zum Mittag- und zum Abendessen aus: ins Diner und ins Chinarestaurant oder in einen Bauerngasthof in einer echten Scheune, wo man einen Teller nach dem anderen mit Rahmspinat, Sahnemais, Waffeln bekam. Dann gingen wir in ein Süßigkeitengeschäft und zu 7-Eleven, um mir tütenweise Junkfood zu kaufen. Meine Mutter ließ es mich vierundzwanzig Stunden bunkern, bevor alles weggeschmissen wurde. Ich wünschte mir, meine Reichtümer verstecken zu können, aber das Erste, was sie machte, wenn ich zur Tür hereinkam, war eine Bestandsaufnahme von allem.

Nur einmal war ich traurig über die Abwesenheit meines Vaters: an meinem zehnten Geburtstag. Nachdem er mich wieder zu Hause abgesetzt hatte, zog ich mir meinen Pyjama an und ging auf eine Runde Junkfood in die Küche hinunter. Ich hatte noch dreiundzwanzig Stunden zum Essen übrig, und ich war wild entschlossen, sie so gut zu nutzen, wie ich konnte.

Beim Durchwühlen der 7-Eleven-Tüte fand ich eine Schachtel, die ich ihn nicht kaufen sehen hatte. Es war eine dieser Packungen mit allen möglichen kleinen Tüten mit verschiedenem Knabberzeug darin: Cheetos, Tortilla Chips, Salzbrezeln. Auf der Schachtel stand in großen rotgelben Lettern: BUNTE MISCHUNG.

Was war das? Es schien, als hätte er eine besondere, geheime Schachtel nur für mich ausgesucht. Während ich mit der Slushy-Maschine beschäftigt war, musste er mit auf die Nasenspitze gerutschter Brille die Regale inspiziert und über die Frage Was würde Rachel wirklich mögen? nachgedacht haben.

Plötzlich hatten es seine Dad-Augen entdeckt: bunte Mischung. Er streckte seine Dad-Hand aus und griff nach ihr. Bunte Mischung! Vielleicht hatte er sogar laut geflüstert: »Die bunte Mischung – ja, das könnte ihr gefallen.«

»Bunte Mischung, bunte Mischung«, sagte ich, während ich in der Küche stand und aß und weinte.

Die Wörter waren wunderschön. Und verheerend.

»Rachel, bin ich auf Lautsprecher? Kannst du mich hören?«, fragte mein Vater.

»Entschuldige«, sagte ich.

Wasser tropfte aus meinen Haaren auf das Handydisplay, und ich wusste, es würde wieder tagelang nicht richtig funktionieren.

»Bitte sprich mit ihr«, sagte er. »Mir zuliebe.«

»Ich kann nicht«, sagte ich. »Kein Baumarkt mehr.«

»Was?«, fragte er.

»Nichts.«

Ich sah im Spiegel mein nasses Gesicht an. Wurde mein Gesicht anstrengender? Mein Hals sah aus, als wäre er dicker geworden.

»Für mich ist das auch nicht leicht«, sagte ich.

»Also dann …«

»Aber hör zu. Nur weil sich etwas schlecht anfühlt, ist es nicht falsch.«

»Hm«, sagte mein Vater. »Wer hat das gesagt? Benjamin Franklin?«