Meine Therapeutin in Los Angeles, Dr. Rana Mahjoub, trug zweckmäßige Clogs und sagte an Erkenntnis grenzende Dinge wie »Setzen Sie Ihre Sauerstoffmaske auf, bevor Sie anderen helfen«, aber ich konnte sie nicht hundertprozentig respektieren, denn sie akzeptierte meine Krankenversicherung. Wie gut konnte sie sein, wenn sie bereit war, mit Blue Shield Geschäfte zu machen? Ich konnte nicht anders, für mich waren unsere Sitzungen wie Einmal-Seifenproben, die man umsonst in der Mall bekam.
Dr. Mahjoubs Büro war voller Elefanten: Elefanten-Lithografien, Elefanten-Statuen, Elefanten-Schnitzereien. Ich frage mich, ob sie Elefanten wirklich so gern mochte und sie über die Jahre gesammelt hatte, oder ob es irgendwann bei Pier 1 einen Schlussverkauf gab und sie sich dachte: Ja, thematisch zusammenhängendes Dekor fördert die Ich-Integration bei Patienten, und sie alle auf einmal kaufte.
Ich hatte mit der Therapie angefangen, weil ich hoffte, mein Leiden zu lindern, das sowohl mit meinen Essproblemen zusammenhing als auch mit meiner Mutter, ohne in einem der Bereiche wirklich mein Leben ändern zu müssen. Ich hatte gehofft, dass Dr. Mahjoub und ich eine unterbewusste, hypnotherapeutische Methode verfolgen würden, durch die ich lernte, mich ins Koma zu versetzen und dabei trotzdem lebendig zu wirken. Aber Dr. Mahjoub wollte, dass ich wirklich etwas tat.
»Ich schlage vor, Sie legen einen Kommunikations-Detox von Ihrer Mutter ein«, sagte sie.
»Klar«, sagte ich. »Kein Problem.«
»Ich schlage neunzig Tage ohne Kontakt vor.«
»Neunzig Tage! Kein Kontakt?«
»Ja, genau.«
»Also, noch nicht mal ein Emoji?«
»Versuchen Sie es«, sagte sie.
Ich lachte, wie es so schön heißt, laut auf.
»Sie erlaubt mir niemals mehr als vier Tage Funkstille.«
»Sie erlaubt es Ihnen nicht?«
»Ich schätze, sie kann mich nicht zum Reden zwingen. Aber die Schuldgefühle wären fürchterlich.«
»Grenzen setzen fühlt sich nicht immer gut an«, sagte Dr. Mahjoub. »Aber nur weil es sich schlecht anfühlt, ist es nicht falsch.«
Vielleicht war es wirklich nicht falsch, Grenzen zu setzen. Doch ich wusste, dass meine Schuldgefühle unerträglich wären. Die ganze Zeit über dachte ich: Meine Mutter wird eines Tages sterben. Ich würde auch sterben. Dr. Mahjoub konnte den Tod nicht aufhalten. Wusste sie eigentlich überhaupt irgendwas?
Bei unserer letzten Sitzung hatte sie mich ermuntert zu lernen, »mich selbst zu erziehen«. Inmitten der mahjoubschen Elefanten kam mir diese Vorstellung positiv, machbar, vielleicht sogar spaßig vor. Ich würde behutsam mit der jungen Rachel sprechen, ihr in gedämpftem, empathischem Ton sagen, dass alles gut werden würde. Ich wäre eine Mutter für mich.
Dann verließ ich die Praxis und dachte: Warte, was soll ich machen? Irgendwas mit Selbstberuhigung, Mitgefühl haben mit der jungen Rachel, die in mir wohnte. Aber ich hasste diese junge Rachel.
Die junge Rachel war immer aufgeregt und wurde dann zum Platzen gebracht wie ein Luftballontier. Ihr wurde die Luft rausgelassen. Sie wollte zu viel. Diese Woche wollte die junge Rachel ein bisschen Bestätigung von ihrer Mutter.
Ich war von einem schwach frequentierten Unterhaltungsblog als eine von 25 jungen Comedians ausgewählt worden, die man im Auge behalten sollte. Als ich den Link meiner Mutter schickte, schrieb sie zurück: Wie haben die dich gefunden?
Ein paar Minuten später folgte ein: Kann Limk nicht öffnen
Und dann: Ich hoffe es ist nichts Peinliches drin
Und dann: Du hast mich doch nicht blamiert oder??!
Dr. Mahjoub sagte, wenn ihre Tochter mit so einer Neuigkeit zu ihr käme, wäre sie unglaublich stolz.
»Meine Tochter ist erst elf«, sagte sie. »Aber ich hoffe, dass sie eines Tages so viel Erfolg hat wie Sie.«
»Wir wollen mal nicht übertreiben«, erwiderte ich. »Es ist ein Blog.«
Es kam mir merkwürdig vor, dass es Mütter wie Dr. Mahjoub auf dieser Welt gab – Mütter, die ihre Töchter unterstützten. Ich war neidisch auf ihre Tochter, dass sie so eine Mutter haben durfte. Ich sagte Dr. Mahjoub, dass ich keine Begeisterungsstürme von meiner Mutter erwartet hatte. Aber ich hätte gedacht, sie wäre zumindest ein kleines bisschen stolz.
»Sie haben schon wieder versucht, im Baumarkt Milch zu kaufen«, sagte Dr. Mahjoub.
»Na ja, vielleicht ein winziges bisschen Milch«, sagte ich.
»Das ist das Problem«, sagte sie. »Sie dürfen nichts erwarten.«
Nichts erwarten. Die Schlichtheit dieser Anweisung, ihre minimale, eigenständige Macht, war berauschend. Erwarte nichts. Sie war so sauber, so wirkungsvoll.
Es war ein Satz, den man mit einem Menschen verbinden würde, der nichts von niemandem brauchte; ein geschlossenes System, ein Automat. Ich wollte so ein Mensch sein. Ich wollte so ein Automat sein.
»Okay«, sagte ich. »Ich werd’s versuchen.«
»Versuchen Sie es«, sagte Dr. Mahjoub.
»Okay!«, sagte ich noch einmal. »Warum nicht?«
Ich verließ die Praxis und fühlte mich stark, hoffnungsvoll, ein bisschen high. Ich tänzelte beinahe über den Parkplatz. Erwarte nichts. Warum etwas erwarten, wenn man auch nichts erwarten kann?
Im Auto schrieb ich meiner Mutter.
Hi. Ich bin die nächsten 90 Tage nicht zu erreichen. Danke.
Sie schrieb sofort zurück. Wovon redest du da?!?
Sorry, antwortete ich. Nicht zu erreichen.
Da rief sie an.
»Ich mache Detox«, sagte ich.
»Was meinst du mit Detox?«
»Von unserer Beziehung«, sagte ich. »Sie ist emotional unsicher.«
»Was meinst du mit ›emotional unsicher‹?«
Das war das Ding mit den Grenzen: In der Therapie ergab alles Sinn, aber wenn man versuchte, es in der echten Welt umzusetzen, hatten die Leute keine Ahnung, wovon man sprach. Oder sie wussten tief in ihrem Inneren sehr genau, wovon man sprach, und setzten sofort ihre Verleugnungsmaschinerie in Gang.
»Ich war also eine furchtbare Mutter«, sagte meine Mutter. »Ich habe anscheinend nichts richtig gemacht.«
Ich konnte fühlen, wie sie ihre emotionale Exceltabelle öffnete, die sie schon während der Schwangerschaft zu führen begonnen hatte. Deshalb konfrontierte ich sie nie mit etwas. Jetzt würden wir das ganze Ding gemeinsam durchgehen müssen, Feld für Feld, bis ich alles zurückzog.
Aber was, wenn ich mich einfach weigerte?
»Ich kann nicht«, sagte ich. »Es tut mir leid, aber ich kann nicht.«
Ich schloss die Tabelle.