Am Morgen wachte ich mit einer halb gegessenen Mikrowellenpizza neben mir im Bett auf. Ich hatte Sodbrennen und stieß sauer auf. Ich schob mir eine Handvoll Frosties aus einer Schachtel auf meinem Nachttisch rein.
Auf dem Heimweg von den Hot Dogs mit Jace hatte ich bei 7-Eleven einen Zwischenstopp eingelegt und einen Haufen Junkfood gekauft. Ich wollte mir nur bis Mitternacht Zeit geben, um alles aufzuessen. Das Essen sollte nicht den nächsten Tag kontaminieren. Aber um 00:02 Uhr kaute ich immer noch, also beschloss ich, mir noch mal vierundzwanzig Stunden grenzenlosen Konsum zu gestatten. Wenn ich vierundzwanzig Stunden am Stück aß, würde mich das vielleicht von meinem Binge-Problem heilen.
Ich hatte noch 18 Stunden und 34 Minuten übrig. Was immer ich zum Frühstück wollte, ich konnte es mir gönnen. Ich beschloss, auf dem Weg zur Arbeit ein Dutzend Donuts zu holen und sie in meinem Auto zu verstecken. Im Lauf des Tages konnte ich dann in die Garage schleichen und nach und nach das ganze Dutzend essen. Außerdem würde ich eine Extraschachtel fürs Büro kaufen. Dafür würden sie mich lieben.
Bei Dunkin’ Donuts wählte ich für meine Box zweimal Boston Creme, zweimal Schoko mit Zuckerguss, zwei gefüllt mit Schokocreme, einen hellen mit Zuckerguss, einen mit Blaubeere, zwei mit Schokoglasur, einen ganz ohne Glasur und einen mit Zimt. Für die Büroschachtel bat ich sie, einfach eine Mischung zusammenzustellen, was normale Büromenschen eben so aßen. Auf der Fahrt schaffte ich nur zweieinhalb von meinen: den mit Blaubeere, mit Zuckerguss und den Pudding aus dem Boston Creme, den ich beim Fahren mit den Fingern herauspulte und ableckte. Den Rest meiner Box schob ich unter den Sitz.
Alle freuten sich über die Donuts. Wie alles Essen im Büro gingen sie schnell weg. Nur ein Donut mit rosa Zuckerguss und ein Kuchendings blieben übrig. Gegen halb zwölf ging ich in die Teeküche, um mir den Rosafarbenen zu schnappen. Als Ana hereinkam, fühlte ich mich, als wäre ich beim Masturbieren erwischt worden.
»Die Rezeptionistin ist gerade gegangen«, sagte sie. »Ihr Kind hat ein Mini-Snickers gegessen. Erdnussallergie. Jetzt muss ich den ganzen Tag alle Anrufe annehmen.«
Ich war froh, dass sie auf ein tödliches Snickers konzentriert war und nicht auf meinen Donut.
»Wenigstens war es kein großes«, sagte ich. »Sonst wäre sie die ganze Woche weg.«
»Diese Allergien scheinen mir ein bisschen zu sehr im Trend zu sein«, sagte sie. »Ich kann mich nicht erinnern, dass eine Erdnuss vor 9/11 irgendwem was anhaben konnte.«
»Jace Evans war gestern Abend in meiner Show«, sagte ich.
Ich hatte nicht vorgehabt, es ihr zu sagen. Aber jetzt, wo es raus war, wollte ich, dass sie beeindruckt war.
»Um deinen Auftritt zu sehen?«
»Nein. Er war nur zufällig da. Aber er sagte, meine Nummer hätte ihm gefallen.«
»Ehrlich?«
»Ja. Und dann hat er mich gefragt, ob ich mit ihm essen gehe. Ich bin nicht mitgegangen.«
»Gut«, sagte Ana und wusch sich die Hände im Spülbecken. »Dann bist du die einzige Frau diesseits der 405, mit der er nicht schläft.«
Ich nahm an, sie meinte das als Kompliment. Dass sie damit ausdrückte, ich sei stark, schlau, nicht so leicht reinzulegen. Aber es fühlte sich nicht wie ein Kompliment an, nicht so ganz. Es war eine Erinnerung daran, dass ich nichts Besonderes war. Sie sagte mir damit, dass er mit allen flirtete. Ich sollte mich nicht für besonders toll halten, nur weil er mir Aufmerksamkeit geschenkt hatte.
Ich wollte mehr Anerkennung von ihr. Ich wollte, dass sie sagte: Natürlich steht er auf dich. Natürlich tut er das, meine schöne Tochter. Meine dünne und schöne Tochter. Meine witzige, dünne, schöne, kluge und talentierte Tochter.
»Ich glaube nicht, dass er es bei mir versucht hätte«, sagte ich. »Wahrscheinlich weiß er, dass ich Probleme bekommen würde, wenn ich was mit einem Klienten anfangen würde.«
Jetzt versuchte ich, den Ton der Geschichte abzuändern – von angeberisch zu skeptisch –, als wollte ich sagen: Ich wusste die ganze Zeit, dass er mich nicht wollte.
»Ich verstehe nicht, was so toll an ihm sein soll«, machte ich weiter. »So gut sieht er auch wieder nicht aus.«
»Oh, er sieht schon gut aus«, sagte Ana und drehte den Wasserhahn zu. »Zumindest, bis er den Mund aufmacht.«