»Verdammt, Rachel!«, sagte Ofer, als er meine Haare sah.
Ich war mir nicht ganz sicher, ob es ein gutes Verdammt war oder ein schlechtes Verdammt, aber es wirkte wie ein schlechtes Verdammt. Wie dem auch sei, er fing sich schnell wieder. Ich konnte fast sehen, wie er sich innerlich selbst geißelte, wahrscheinlich benutzte er das Wort Bodyshaming.
»Hast dir die Haare geschnitten, wie ich sehe«, versuchte er es noch mal. »Sieht … empowernd aus! Schön zu sehen, dass du dich selbst empowerst.«
Halt einfach deine Scheißfresse, dachte ich.
»Yep«, sagte ich und stopfte die Skulptur unter meinen Stuhl. »Ich fühl mich voller Power.«
Ich hatte die Skulptur ins Büro mitgenommen und auf meinem Schoß liegen, wo ich sie mit der linken Hand berührte, während ich mit der rechten tippte. Ich hing jetzt an ihr – wie sich ein Kind an seine Schmusedecke klammert oder wie Leute über ihre Beziehung zu Kristallen sprechen. Solange ich die Skulptur berührte, hatte ich das Gefühl, nicht weinen zu müssen.
NPR-Andrew sprach meine Haare nicht direkt an. Aber ich konnte sehen, dass ich damit bei ihm gepunktet hatte – damit sah ich indiemäßiger aus, nehme ich an.
»Mal Salmon Jelly gesehen?«, fragte er. »Dänischer Jugendbewegungsfilm aus den Siebzigern. Hab ihn dieses Wochenende geschaut. Tragikomische Erkundung von Pornografie, Melancholie und nationalistischem Konformismus.«
Dann kam Ana vorbei.
»Rachel! Was um alles in der Welt hast du mit deinen Haaren gemacht?« Sie machte ein Geräusch, das wie ein gackerndes Lachen klang.
»Abgeschnitten«, sagte ich lässig.
»Verstehe«, sagte sie. »Na ja, das ist ein ziemlich … interessanter Look.«
»Wie, interessant?«, fragte ich.
Sie kam näher an meinen Schreibtisch.
»Du siehst ein bisschen aus wie – na ja, mit den Haaren und dem Anzug, das macht dich ein bisschen …« Ihre Stimme verlor sich einen Moment, dann flüsterte sie: »gay«.
Ich sagte nichts.
»Nicht, dass das etwas Schlechtes wäre. Aber ist das der Look, den du dir vorstellst?«
Ich wünschte mir, ich könnte mich bei ihr ausweinen. Ich wollte von ihr gehalten werden, getröstet, auf ihr Knie genommen und an ihrer Brust gewiegt werden, umhüllt von diesem Duft nach weißen Blüten. Ich wollte Freundlichkeit, Weisheit, grenzenloses Verständnis. Ich wollte von einer Frau bemuttert werden, die nur nett zu mir war. Ich wollte, dass sie eine komplett andere Frau war, als sie war.