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Am Sankt-Basilius-Tag

Agapeton,

immer noch keine Zeile von Dir, und sonderbarerweise finde ich mich allmählich damit ab. Panayis ist zurückgekommen. Er hat an der Front eine Hand verloren. Er hat mir gesagt, dass es an der Front zu kalt ist, um überhaupt einen Stift halten zu können. Er sagt, er hat Dich nicht gesehen, aber das ist vermutlich gar nicht überraschend, da Ihr nicht in derselben Einheit seid. Er will beim König um sein Recht streiten, an die Front zurückzukehren und weiterzukämpfen, da er meint, dass auch mit einer Hand noch jeder ein Gewehr benutzen kann. Der Töpfer an der Straße nach Kastro sagt, er wird Panayis eine neue Hand aus Ton machen, die besser als die alte aussehen und sehr kräftig sein wird, und Panayis hat ihm aufgetragen, sie frostsicher zu machen für den Fall, dass er wieder in den Kampf zieht. Er hat sogar um zwei Ausführungen der Hand gebeten, eine als geballte Faust zum Kämpfen, die andere mit gekrümmten Fingern, sodass er damit ein Glas halten kann. Es würde mich nicht überraschen, wenn er noch um eine dritte mit einer Bajonettfassung bittet; er hat so viel Elan.

Dieser Sankt-Basilius-Tag ist besser gewesen als

Ich habe mit der Jacke für Dich angefangen, aber die Bettdecke musste schon wieder aufgetrennt werden, weil sie noch schlimmer wurde als vorher. Ich weiß nicht, was mit mir los ist.

Nichts als gute Nachrichten von der Front, alle freuen sich ungeheuer, dass unsere Jungs es Mussolini gehörig zeigen. Wir haben gehört, dass unsere Jungs italienische Panzer aus dem Schnee und Schlamm graben und sie gegen ihre früheren Besitzer einsetzen. Bravo für uns. Es wird auch berichtet, dass wir Argyrokastro, Korytsa und Agioi Saranda eingenommen haben, doch es gibt schlimme Gerüchte, dass es Metaxas nicht gut geht.

Hast Du schon das neue Plakat gesehen, das überall klebt? Falls nicht: Es zeigt einen unserer Männer, der vorwärtsschreitet und von der Hand der Heiligen Jungfrau am Ellbogen geführt wird. Sie hat den gleichen Gesichtsausdruck

Vater macht seinen Schnurrbart jetzt patriotischer, da er ihn buschig werden lässt. Mich freut es, dass er ihn nicht mehr wachst, weil es sich immer so hart und stachlig angefühlt hat, wenn ich ihn auf die Wange küsste. Jetzt kitzelt er. Ich schätze, Du hast Dir mittlerweile auch einen Bart wachsen lassen, bloß damit Dein Gesicht warm bleibt.

Mandras, Du musst wirklich Deiner Mutter schreiben, sie macht sich solche Sorgen. Es ist genauso eine Frage des Philotimo wie der Kampf fürs Vaterland. Die Ehre hat viele Gesichter, und dazu gehört auch, meine ich, gut zu seiner Mutter zu sein. Aber ich will Dich nicht kritisieren. Ich meine bloß, dass Du vielleicht eine kleine Gedächtnisstütze brauchst.

Deine Dich liebende Verlobte

Pelagia