Die reden über mich, als wär ich gar nicht da – Pelagia, der Doktor und meine Mutter. Sie sprechen von mir, als wär ich alt und tattrig oder bewusstlos, als wär ich ein Körper ohne Geist. Ich bin zu müde und zu traurig, um mich gegen die unwürdige Behandlung zu wehren. Pelagia hat mich nackt gesehen, meine Mutter wäscht mich an den intimsten Stellen, als wär ich ein Baby. Sie reiben mich ein mit Salben und Wässerchen, die brennen, wohltun und stinken, dass ich mir schon vorkomme wie ein Möbelstück, das mit Öl und Wachs behandelt wird, dessen Wurmlöcher zugemacht werden und dessen Polsterung ausgebessert und neu gefüllt wird. Mutter inspiziert meinen Stuhlgang und spricht mit meiner Verlobten darüber, sie füttern mich mit einem Löffel, weil sie nicht die Geduld haben, mich gegen das Zittern meiner Hände ankämpfen zu sehen. Ich frag mich schon, ob ich mich überhaupt noch als existierend betrachten kann.
Ich nehm es nicht an. Alles ist zu einem Traum geworden. Zwischen ihnen und mir befindet sich ein Schleier, der sie zu Schatten und mich zu einem Toten macht, und der Schleier ist vielleicht ein Leichentuch, das das Licht und die Sicht trübt. Ich bin im Krieg gewesen, und das hat einen Abgrund geschaffen zwischen mir und denen, die nicht dabei gewesen sind; was wissen die schon? Seit ich den Tod getroffen hab, dem Tod auf jedem Gebirgspfad begegnet bin, mit dem Tod im Schlaf gesprochen und im Schnee gerungen und mit ihm Würfel gespielt hab, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass der Tod kein Feind, sondern ein Bruder ist. Der Tod ist ein wunderschöner nackter Mann, der wie Apollo aussieht, er gibt sich nicht mit denjenigen zufrieden, die im Alter dahinwelken. Der Tod ist ein Perfektionist, er mag die Jungen und Schönen, er möchte uns durchs Haar fahren und die Sehne streicheln, die den Muskel an den Knochen bindet. Er tut alles, um uns zu begegnen, unsere Gesichter erfreuen sein Herz, er stellt sich uns in den Weg, um uns herauszufordern, weil er einen sauberen, fairen Kampf liebt, und nach dem Kampf freundet er sich gern mit uns an, klopft uns auf die Schulter und bringt uns zum Lachen über die Geringfügigkeit und Unsinnigkeit der Lebenden. Nach Beendigung einer Schlacht wandert er unter den Toten umher, hilft ihnen auf und drückt den Hübschesten einen Lorbeerkranz auf die Stirn. Dann versammelt er sie um sich wie seine eigenen Kinder und geht mit ihnen einen Wein trinken, der nach Honig schmeckt und ihnen das Gefühl der Harmonie vermittelt, das sie im Leben nie gehabt haben.
Bloß mich hat er nicht geholt, und ich weiß nicht, warum. Ich war sicher mutig genug, bin der Gefahr nie ausgewichen und hab noch weitergemacht, als mein Körper schon ein Wrack war. Ich glaub, ich hab überlebt, weil unsere Anführer zu schlau waren, ich glaub, ich hab überlebt, weil der Tod die Italiener geliebt hat. Der Tod hat ihnen gesagt, sie sollen in einer geschlossenen Linie gegen unsere stärksten Stellungen vordringen, und wir haben sie wie Ähren niedergemäht. Unsere Generäle aber haben uns Zangenbewegungen ausführen und Hinterhalte legen lassen, um sie auszumanövrieren, um zu verschwinden und wiederaufzutauchen. Unsere Generäle haben es dem Tod schwergemacht, und so hat er, statt mich mit Kugeln zu durchlöchern, meinen Körper in wenigen Monaten so verfallen lassen wie bei anderen in sechzig Jahren. Es lag an der Kälte, dem Schlamm, dem Ungeziefer, der Unterernährung, dem Kummer, der Angst, den Schneestürmen mit Kristallen, schärfer als Glas, und dem Regen, der so dicht war, dass Fische darin hätten schwimmen können – es lag an all den Dingen, die sich nicht zu erklären lohnen, weil ein Zivilist sie sich nicht einmal vorstellen kann.
Wisst ihr, was mich hat durchhalten lassen? Pelagia und ein Gefühl für Schönheit. Pelagia war für mich ein Daheim. Ich hab nicht für Griechenland gekämpft, wisst ihr, sondern für ein Daheim. Ich hab es hinter mich gebracht, um zurückkommen zu können. Leider ist mein Traum von Pelagia besser als sie selbst gewesen. Ich seh und hör doch, dass sie sich vor ihrem heimgekehrten Helden ekelt, und ich hab schon gewusst, bevor ich wegging, dass ich nicht gut genug für sie bin. Wenn sie mich liebt, heißt das, sie lässt sich dazu herab, bringt ein Opfer, und das kann ich nicht aushalten, weil ich davon einen Hass auf sie bekomme und mich verachte. Ich werd wieder weggehen, wenn ich gesund bin, damit ich den Traum von Pelagia wieder im Kopf haben und sie ohne Bitterkeit lieben kann, so wie oben in den Bergen, als ich für sie und den Gedanken an ein Daheim gekämpft hab. Wenn ich zurückkomme, werd ich neu gemacht sein, weil ich das nächste Mal dafür sorge, dass ich so großartige Taten vollbracht hab, dass selbst eine Königin darum betteln würde, meine Braut zu werden. Was es für Taten sein werden, weiß ich noch nicht, doch sie werden Ruhm und Wunder in die Welt bringen, sie werden mich so reich und großartig schmücken wie die Juwelen des Heiligen.
Ich muss auch wieder weg, weil ich schon gar nicht hätte herkommen sollen. Ich bin heimgekommen, weil es möglich war und das Heimkehren so wie eisgekühltes Wasser nach einem windstillen Augusttag auf See ist. Ich hab im Rascheln der Ölbäume, im Gebimmel der Ziegenglocken, im Schnarren der Grillen, im Geschmack von Robola und im Geruch von Meersalz baden müssen. Ich hab wieder Kraft tanken müssen, mit den nackten Füßen auf heimatlichem Boden, das ist alles.
Meine Einheit ist ja in der Nähe des Olymp von den Deutschen ausgelöscht worden. Ich war der einzige Überlebende, und als ich so unter den Leichen meiner Freunde gesessen habe, ist mir Pelagia in einer Vision erschienen. Es heißt, so was kommt von Unterernährung und Überanstrengung, auf jeden Fall ist es für mich so gewesen, als würde sie vor mir stehen und mich anlächeln. Hätte sie das nicht getan, dann hätte ich mich einer anderen Einheit angeschlossen und den ganzen Weg bis zu den Thermopylen gegen die Deutschen gekämpft, doch auf einmal hab ich gewusst, dass ich nach Hause musste, auch wenn mir der Weg unbekannt war. Ich hab unter den Leichen nachgesehen und mir das beste Paar Stiefel rausgesucht, bei dem sich zwar die Sohlen ablösten, das aber immer noch besser als meins war. Ich hab die Schuhe angezogen und bin nach Südwesten marschiert.
Jeden Abend hab ich mir gemerkt, wo die Sonne unterging, und am Morgen, wo sie aufging. Ich hab den Halbkreis geteilt, mir einen Geländepunkt gesucht und bin losgegangen. Mittags hab ich geschaut, dass ich auch links von der Sonne ging. Die Straßen sind durch das Chaos des Rückzugs verstopft gewesen – sterbende Esel, stehengelassene Fahrzeuge, Rucksäcke und Waffen, die Opfer der Stukas –, und so bin ich querfeldein marschiert, durch die unendliche Wildnis, die, wie ich jetzt weiß, den größten Teil Griechenlands bedeckt. Erst ist es eine Wildnis aus Dornen und gerade erst knospenden, verkrüppelten Bäumen gewesen, doch irgendwo hinter Elasson ist das Gelände angestiegen und zu einer unmenschlichen Wüstenei aus Kiefern, Schluchten, Wasserfällen und Geröllfeldern geworden, zu einem Land der Habichte und Fledermäuse. Da hat es Sümpfe mit torfigem Wasser und fremdartigen Blumen, Berghänge mit rutschigem Schiefergeröll und Ziegenpfade gegeben, die plötzlich und unerklärlich am Rand eines Abgrunds aufgehört haben. Meine neuen Schuhe waren hin, und da hab ich meine Füße mit Lumpen umwickelt. Nachts hat Pelagia neben mir gelegen, wenn ich in Grotten gefroren hab, und in der Frühe ist sie vor mir nach Süden gegangen. Ich hab die Röcke um ihre Hüften schwingen sehen, hab gesehen, wie sie sich bückte, um Blumen zu pflücken, und sie hat gelächelt und auf mich gewartet, wenn ich hinfiel.
In dem Land gibt es Bären, wilde Hunde, die auch Wölfe sein könnten, Luchse und Hirsche. Es hat Zeiten gegeben, da hab ich mit den Zähnen das rohe Fleisch von einem liegengelassenen Beutetier gerissen, und einmal hat ein Adler eine Taube vor meine Füße fallen lassen und ist ihr hinterhergestürzt, sodass seine Krallen mir die Hände zerkratzt haben, als ich mich nach seiner Beute bückte. In diesen verlassenen Gegenden leben auch Menschen, Leute, die schon fast Tiere sind. Einige von ihnen sind blond und reden so merkwürdig, dass ich sie unmöglich verstehen konnte. Sie wohnen in Stein- oder Holzhäuschen und laufen in Lumpen herum. Sie ernähren sich von gräulichen Eintöpfen, die aus Fleisch und Wurzeln bestehen und in uralten Töpfen gekocht werden, deren Risse mit Lehm abgedichtet sind. Diese Leute haben Steine nach mir geworfen, doch als ich mich hingekniet hab und mit dem Finger auf meinen Mund deutete, haben sie mich hereingeholt und so treu sorgend gefüttert, als wäre ich ein Kind. Einer von ihnen hat mir auch das Fellwams geschenkt.
Während der Wanderung ist mir schon der Verdacht gekommen, dass mein Körper zerfiel und ich langsam durchdrehte. Ich hab nicht mehr genau gewusst, was los war. Ich hab nicht nur Pelagia gesehen, sondern auch seltsame Ungeheuer, die mich mit ihren vor Zähnen starrenden Mäulern bedrohten. Da war eine Stelle, wo ich zu einem Wasserfall gekommen bin, einem, der so hoch war, dass er mit einem Brüllen wie die Meeresbrandung bei heftigem Sturm runterprasselte. Er ist in eine Vertiefung gefallen, in der das Wasser wirbelte und strudelte und alles verschluckte, was vorbeikam. Ich hab keinen anderen Weg gesehen, weiter nach Südwesten zu gehen, als da durchzuschwimmen. Links ist ein überhängender Felsen gewesen, den nicht mal eine Ziege hätte hochklettern können, und mir ist es so vorgekommen, als wär dadrauf ein dreiköpfiges Biest, das mich verschlingen wollte. Ich hab dagestanden und nichts im Kopf gehabt außer dem Kampf zwischen meiner verzweifelten Sehnsucht nach der Heimat und der Angst vor dem Wasserstrudel und dem Ungeheuer. Ich hab Pelagia wie unsern Heiland scheinbar übers Wasser vorangehen sehen und erkannt, dass am Fuß des Felsens unter der Wasseroberfläche ein Sims war, deshalb bin ich so leicht dran vorbeigekommen, als ob ich an den Flachstellen der Bucht von Assos zu einem Boot hinausgewatet wär.
Als ich gewusst hab, dass ich durchdreh, ist mir auch klar geworden, dass ich ausruhen musste, und sei es nur einen Tag lang, und da bin ich zu einem Steinschuppen im Wald gekommen, wo das Gelände am Fuß eines Berges anstieg und die Piniennadeln so weich und dick wie eine Decke am Boden lagen. Es war niemand drin, und ich bin mir nicht sicher gewesen, ob er bewohnt war oder nicht, also bin ich reingegangen, hab mich an die Wand gelegt und bin eingeschlafen. Dann hab ich geträumt, ich wär im Bombenhagel.
Ich bin aufgewacht, als mich jemand mit dem Fuß angestupst hat. Als ich gesehen hab, dass es eine alte Hexe war, hab ich mich gefragt, ob es bloß ein anderer Traum war, aber das war nicht der Fall. Sie war klein und verwelkt und hatte ihre wenigen Haarsträhnen hinten am Kopf zusammengebunden. Sie hatte einen Buckel, ihre Kleider waren zerrissen, ihre Wangen hohl und ihr Kinn spitz, weil sie keinen einzigen Zahn mehr im Kiefer hatte.
Eines Tages, wenn ich so weit bei Kräften bin, um wieder zu reden, werd ich diese Geschichte in der Kapheneia erzählen, damit die Jungs was zum Lachen haben, weil diese alte Vogelscheuche doch tatsächlich einen Narren an mir gefressen hat. Ich hab vergessen zu erwähnen, dass sie nur ein Auge hatte. Das andere war geschlossen und verkümmert.
Sie hat nur ein Wort gekannt, »Circe«, was vermutlich ihr Name war – sie hat immer auf sich gedeutet und das Wort gesagt, sodass ich »Mandras« sagen und auf mich deuten musste –, und ihre Stimme war wie das Gekrächze eines Raben. Ihr eines Auge hat immer aufgeleuchtet, wenn sie mich gesehen hat, und sie hat mich mit Schweinefleisch von ihrer Herde gefüttert, die sie in einem Eichenwäldchen hielt, wo sie Eicheln fressen konnten. Ich hab sie widerlich und entsetzlich gefunden, hab aber gemerkt, dass sie eine schlichte Seele war, der Gott ein gütiges Herz geschenkt hatte.
In der dritten Nacht dort hab ich friedlicher geschlafen als seit mehreren Monaten, und weil mein Körper dank des Eberfleisches sich selbst heilte, hab ich nicht von Bomben und Leichen geträumt, sondern von Pelagia. In meinem Traum hat sie die Stirn gerunzelt und ist wegen meiner Verspätung ungeduldig geworden, und zum ersten Mal bei allen meinen Visionen bin ich zu ihr gerannt und hab sie geküsst. Sie ist in meinen Armen ganz weich geworden und hat meine Leidenschaft erwidert, sodass wir im Nu auf dem Waldboden herumkugelten. Sie hat mich an sich gedrückt und am ganzen Körper gestreichelt, was mich erregt hat, und ihr Mund war glühend heiß. Sie hat mich in die Lippe gebissen und sich gekrümmt, und ich hab ihr die Kleider vom Leib gerissen, damit meine Hände ihre Brüste und ihre Hüften spüren konnten. Ich hab vor dionysischer Verzückung gezittert und bin in sie eingedrungen. In null Komma nichts hab ich das Aufwallen in den Lenden gespürt, und genau im schönsten Augenblick bin ich aufgewacht.
Unter mir hat sich die uralte Hexe gewunden und geächzt und gekrächzt, das eine irre Auge vor Ekstase halb geschlossen. Einen Augenblick bin ich verdutzt und verwirrt auf ihr liegengeblieben, aber dann bin ich mit einem Schrei der Wut und des Entsetzens auf die Füße gesprungen, denn ich hab gewusst, dass sie unter meine Felle gekrochen war und mich in der Gestalt Pelagias verführt hatte. »Hexe, Hexe«, hab ich geschrien und nach ihr getreten, und sie hat sich aufgesetzt und sich zu schützen versucht, wobei ihr die Zitzen bis auf die Hüfte hingen; und ihr Körper war mit eitrigen Entzündungen wie bei mir übersät. Sie hat mit den Armen gefuchtelt und wie ein Vogel in den Fängen einer Katze gezwitschert, und da hab ich den Wahnsinn in uns beiden und im ganzen Bau der Welt erkannt. Ich hab den Kopf zurückgeworfen und losgelacht. Ich hatte meine Jungfräulichkeit an ein uraltes, ungeliebtes und einsames Scheusal verloren, doch das war alles bloß ein klitzekleines Steinchen in Gottes Plan, sein Antlitz von uns abzuwenden und uns alle der Bosheit und den Launen der Finsternis auszusetzen. Die Welt hat noch genauso ausgesehen, aber unter der Oberfläche hat es gebrodelt. Ich hab mich wieder neben sie gelegt, und wir haben so bis in den Morgen geschlafen. Ich hatte erkannt, dass wir Menschen schuldlos sind.
Sie hat versucht, mich nicht fortgehen zu lassen, hat sich mir greinend und heulend vor die Füße geworfen und meine Knie umklammert. Es war zum Erbarmen, aber ich erinnere mich, dass ich gedacht hab, wo sowieso schon alles egal ist, macht es auch nichts mehr aus, wenn sie dieses Leiden genauso spürt, das die Welt im Sturm erobert und dem Verfall preisgegeben hat.
Ich hab Trikkala erreicht und es geschafft, mir einen Platz auf einem Laster zu ergattern, der mit einer Ladung Verwundeter von der Front zurückkam. Der Fahrer hat auf das Blut an meinen Füßen und die Fetzen meiner Uniform geschaut und eingesehen, dass ich auch verwundet war, deshalb hab ich den Platz von einem, der gestorben war, einnehmen können. In Lipson bin ich auf einem anderen Laster über Agios Nikolaos bis Arta und Preveza gefahren, und von dort ist es einfach gewesen, mit einem Fischerkollegen nach Levkas zu kommen, der Post auf die Insel brachte. Ich hab dann wieder ein Fischerboot nach Ithaka genommen und noch eins, um heimzukommen. Den ganzen Weg von Sami bis zu Pelagias Haus bin ich zu Fuß gegangen.
Und als ich angekommen bin, hab ich ein Entsetzen ausgelöst wie damals das alte Weib im Wald bei mir, und nur ein dummes kleines Tier, Psipsina, hat mich erkannt. Die Enttäuschung nach so vielen Träumen, so vielen Kämpfen und der langen Wegstrecke mit Pelagia als meinem Licht hat mir den letzten Lebensfunken ausgeblasen, und die Erschöpfung hat mich überfallen wie ein Nebel, der ein Boot im Oktober in der Meerenge von Zanthe einhüllt. Ich hab die Augen zugemacht und bin wie die Geister der Toten ins Schattenreich gestürzt.
Ich hab gesagt, dass Pelagia und das Gefühl für Schönheit mich heimgebracht haben, aber ich hab noch nichts von dem Schönheitsempfinden gesagt. Einmal, im Dezember, in der Nähe vom Metsovon-Pass, als zwanzig Grad unter null waren, weil es wolkenlos war, haben die Italiener eine Leuchtkugel hochgeschossen. Sie ist in einer Kaskade aus strahlendblauem Licht vor dem käsigen Gesicht des Vollmonds explodiert, und die Funken sind ganz langsam wie die Seelen widerstrebender Engel zur Erde gesunken. Während die kleine Magnesiumsonne noch am Himmel strahlte, sind die Schwarzkiefern aus ihrem bescheidenen Schatten getreten, als wären sie vorher wie Jungfrauen verhüllt gewesen, aber hätten nun entschieden, sich so sehen zu lassen, wie sie im Himmel sind. Die Schneewehen haben in der weißen Glut des Eises pulsiert, das vollkommene Keuschheit bedeutete, ein Mörser hat trostlos gebellt, und eine Eule hat geschrien. Zum ersten Mal in meinem Leben hab ich am ganzen Körper vor etwas anderem als der Kälte gezittert; die Welt hatte ihre Haut abgestreift und sich als Energie und Licht enthüllt.
Es ist mein Wunsch, gesund zu werden, sodass ich wieder in die Linien zurückkehren und vielleicht nur einmal noch diesen unvergesslich schönen Augenblick erleben kann, als mir das Gesicht von Gabriel in einem Kriegsgerät erschienen ist.