Jeder Abschied ist ein Vorgeschmack des Todes

Corelli ging vor Tagesanbruch nicht in die »Casa Nostra« zurück, sondern blieb mit Einwilligung des Arztes bei Pelagia im Haus. Da sie so kurzfristig erfahren hatten, dass dies ihr letzter gemeinsamer Tag sein sollte, schien es nur human, das Risiko einzugehen, und Corelli sah in seiner Bauernkleidung und mit dem prächtigen Bart, der dennoch die bleiche Narbe an seiner Wange sehen ließ, ohnehin ganz wie ein Grieche aus. Dazu sprach er jetzt auch gut genug griechisch, um einen Deutschen zu narren, der der Sprache überhaupt nicht mächtig war, und er schlug sich sogar auf den Handrücken, wenn er jemand als dumm hinstellen wollte, und warf mit einem Zungenschnalzen den Kopf zurück, um Ablehnung auszudrücken. Von Zeit zu Zeit träumte er griechisch, was für seine schlafende Seele entsetzlich frustrierend war, weil es notwendigerweise das Erzähltempo seiner Träume verlangsamte, und er entdeckte, wenn er selbst die Sprache gebrauchte, dass seine Persönlichkeit anders war, als wenn er italienisch sprach. Er fühlte sich verwegener, und aus einem seltsamen Grund, der nichts mit seinem Bart zu tun hatte, auch viel haariger.

Sie saßen zu dritt in der vertrauten Küche, furchtsam und betrübt, sprachen leise und schüttelten erinnerungsselig den Kopf.

»Es gibt so vieles, was ich nie vergessen werde«, sagte Corelli, »wie etwa das Pinkeln auf die Kräuter. Erst als ich

»Ich wünschte, mein Vater würde damit aufhören«, kommentierte Pelagia. »Es macht mir Sorgen, wenn ich sie verwende. Ich vergeude Stunden mit dem Sauberwaschen.«

»Ich fühle mich schuldig, als Lebender wegzufahren, wenn all meine Freunde tot sind und Carlo draußen im Hof begraben ist.«

»In der Odyssee sagt Achilles: ›Wollte ich doch lieber als Ackerknecht Lohndienste bei einem anderen, einem Manne ohne Landlos leisten, der nicht viel Lebensgut besitzt, als über alle dahingeschwundenen Toten Herr sein!‹, und er hatte recht«, äußerte der Arzt. »Wenn geliebte Menschen sterben, müssen Sie für sie weiterleben. Die Dinge wie durch ihre Augen sehen. Nicht vergessen, wie sie sich ausgedrückt haben, und selbst diese Wörter benutzen. Dankbar dafür sein, Dinge tun zu können, die ihnen nicht mehr möglich sind, und auch die Trauer dabei empfinden. Nur so kann ich ohne Pelagias Mutter leben. Mich interessieren Blumen nicht, aber um ihretwillen schaue ich mir ein Sonnenröschen oder eine Lilie an. Um ihretwillen esse ich Auberginen, weil sie sie mochte. Für Ihre Jungen sollten Sie Musik spielen und es sich gut gehen lassen, weil Sie es für sie tun. Und außerdem«, fügte er hinzu, »könnte es sein, dass Sie die Reise nach Sizilien nicht überleben.«

»Papas«, protestierte Pelagia, »sag so was nicht.«

»Er hat recht«, sagte Corelli philosophisch. »Und wir können auch für die Lebenden sehen. Nach der ganzen Zeit mit euch werde ich Dinge sehen und mir vorstellen, was ihr gesagt hättet. Ich werde euch so sehr vermissen.«

»Sie werden wiederkommen«, bekräftigte der Arzt. »Sie sind wie wir schon ein Insulaner geworden.«

»In Italien werde ich kein Zuhause haben.«

»Sie müssen sich röntgen lassen. Gott weiß, was ich in

»Ich verdanke Ihnen mein Leben, Iatre.«

»Die Narben tun mir leid. Ich habe es nicht besser machen können.«

»Und mir tut es leid, Iatre, dass wir die Insel verwüstet haben. Ich nehme nicht an, dass uns je verziehen werden wird.«

»Wir haben den Briten und den Venezianern vergeben. Vielleicht werden wir den Deutschen nicht vergeben. Ich weiß es nicht. Jedenfalls sind Barbaren immer recht praktisch gewesen; normalerweise haben wir damit jemand gehabt, dem wir die Schuld an unseren Katastrophen geben konnten. Euch zu vergeben wird leicht sein, weil ihr alle tot seid.«

»Papakis«, protestierte Pelagia erneut. »Red nicht so. Müssen wir daran erinnert werden, wo Carlo im Hof begraben ist?«

»Es ist doch wahr. Nur die Lebenden brauchen Verzeihung, und wie Sie wissen, Hauptmann, muss ich Ihnen vergeben haben, sonst hätte ich Ihnen nicht erlaubt, sich mit meiner Tochter einzulassen.«

Pelagia und Corelli sahen sich an, und der Hauptmann sagte: »Ich habe Sie nie ausdrücklich um Ihre Einwilligung gebeten … Es erschien mir irgendwie als Affront. Und …«

»Trotzdem, Sie haben sie. Nichts würde mich mehr freuen. Aber da ist eine Bedingung. Sie müssen Pelagia Ärztin werden lassen. Sie ist nicht nur meine Tochter. Sie ist, da ich keinen Sohn habe, das, was einem Sohn von mir am nächsten kommt. Sie muss die Vorrechte eines Sohnes haben, weil sie mein Leben fortsetzen wird, wenn ich nicht mehr bin. Ich habe sie nicht zu einer Haussklavin erzogen, aus dem einfachen Grund, dass eine solche Gesellschaft in Ermangelung eines Sohnes langweilig gewesen wäre. Ich bekenne, es war selbstsüchtig von mir; doch nun ist sie zu schlau, um eine ergebene Ehegattin zu sein.«

»Koritsimou, du bist allein du selbst, aber nichtsdestoweniger bist du auch das, was ich aus dir gemacht habe. Du solltest dankbar sein. In jedem anderen Haus würdest du den Boden schrubben, während ich mit Antonio spreche.«

»In jedem anderen Haus würde ich dir auf die Nerven gehen. Du solltest dankbar sein.«

»Koritsimou, das bin ich.«

»Natürlich soll Pelagia Ärztin werden, wenn sie will. Ein Musiker könnte nie mit seinem eigenen Einkommen allein zurechtkommen«, sagte Corelli, worauf ihm seine Verlobte derb einen Klaps auf den Hinterkopf gab und ausrief: »Du sollst reich werden. Wenn nicht, werde ich dich nicht heiraten.«

»War nur ein Scherz, war nur ein Scherz.« Er wandte sich an den Arzt. »Wir haben entschieden, wenn wir einen Sohn haben, werden wir ihn Iannis nennen.«

Der Arzt war sichtlich gerührt, obwohl es genau das war, was er unter den Umständen erwartet hatte. Es entstand ein längeres betrübtes Schweigen, während alle drei über die bevorstehende Auflösung ihrer Runde nachdachten, doch schließlich blickte Dr. Iannis mit feuchten Augen auf und sagte schlicht: »Antonio, wenn ich je einen Sohn gehabt habe, dann waren Sie es. Sie sind an meinem Tisch immer willkommen.«

Statt einer Antwort, die zwangsläufig hohl geklungen hätte, stand Corelli auf und ging auf den älteren Mann zu, der sich von seinem Platz erhob. Sie umarmten einander und klopften sich auf den Rücken, und dann umarmte der Arzt, da er noch einem emotionalen Überschuss Ausdruck verleihen musste, auch seine Tochter.

»Wenn der Krieg vorbei ist, werde ich wiederkommen«, versprach Corelli. »Bis dahin bin ich immer noch bei der Armee, und wir müssen uns der Deutschen entledigen.«

»Geh nicht wieder in den Kampf!«, rief Pelagia. »Hast du nicht schon genug getan? Hast du vom Tod noch nicht genug? Und was ist mit mir? Denkst du überhaupt nicht an mich?«

»Natürlich denkt er an dich. Er denkt daran, sie loszuwerden, damit du wieder ohne Angst aus dem Haus gehen kannst.«

»Carlo hätte so gehandelt. Ich kann ihm nicht nachstehen.«

»Ihr Männer seid alle so blöd!«, rief sie aufbrausend. »Ihr solltet die Welt den Frauen überlassen, dann würdet ihr sehen, ob noch gekämpft wird.«

»Viele der Andartes auf dem Festland sind Frauen«, sagte Corelli, »und auch viele der jugoslawischen Partisanen. Es gäbe genauso viel Kampf, und die Welt hat schon genug blutrünstige Königinnen gehabt. Die vordringlichste Aufgabe ist der Sieg über die Nazis, nichts ist einleuchtender.«

Sie sah ihn vorwurfsvoll an und erwiderte leise: »Der Sieg über die Faschisten war wichtig, aber du hast für sie gekämpft.«

Corelli errötete, und der Arzt sprang in die Bresche: »Lasst uns den letzten gemeinsamen Tag nicht verderben. Ein Mann macht Fehler, er wird in Dinge verwickelt, er ist manchmal ein Schaf, dann lernt er aus der Erfahrung und wird ein Löwe.«

»Ich will nicht, dass du kämpfst«, beharrte sie und blickte Corelli unverwandt an. »Du bist Musiker. In der Antike wurden die Barden verschont, wenn die Stämme sich gegenseitig abschlachteten.«

Der Hauptmann versuchte es mit einem Kompromiss: »Vielleicht wird es nicht notwendig sein, und vielleicht lassen sie mich gar nicht. Ich bin sicher, dass man mich für untauglich halten wird.«

»Wenn ich heimkomme«, sagte Corelli nach einer peinlichen Pause, »werde ich einen Topf Basilikum als Erinnerung an Griechenland auf den Fenstersims stellen. Vielleicht bringt er Glück.« Er schritt durch den Raum, prägte sich alles ein; nicht nur die vertrauten Dinge, sondern auch die im Lauf der Zeit entstandenen Gefühle. Der Raum hallte noch wider von Hoffnungen, Vertraulichkeiten und Scherzen, vergangenen Streitigkeiten und Verstimmungen und von der Rettung eines Lebens. In der Luft hing noch das Aroma von Musik und Umarmungen und mischte sich mit dem Geruch von Kräutern und Seife. Corelli stand da und streichelte den langen, flachen Rücken von Psipsina, die auf einem leeren Bord für Nahrungsmittel ausgestreckt lag, und spürte eine unaussprechliche Traurigkeit in sich aufwallen, die mit der Trockenheit im Mund und dem flauen Gefühl im Magen rang: er würde über das Meer fliehen. Der Arzt sah ihn dort stehen, so einsam wie ein auf seine Exekution wartender Mann, und blickte dann Pelagia an, die mit den Händen im Schoß und mit gesenktem Kopf dasaß. »Ich werde euch zwei Kinder allein lassen«, sagte er. »Da ist ein kleines Mädchen, das an Tuberkulose stirbt und das ich besuchen sollte. Sie hat’s schon im Rückgrat, und da ist nichts mehr zu machen, aber trotzdem …«

Er ging aus dem Haus, und die beiden Liebenden, um Worte verlegen, saßen sich gegenüber und strichen einander über die Finger. Schließlich rannen Pelagia die Tränen über die Wangen, und Corelli kniete sich neben sie, schlang die Arme um sie und lehnte den Kopf an ihre Brust. Wieder war er entsetzt über ihre Magerkeit und schloss fest die Augen, um sich vorzustellen, er wäre in einer anderen Welt. »Ich hab solche Angst«, sagte sie. »Ich hab das Gefühl, dass du nicht zurückkommst und der Krieg sich endlos hinzieht und es

»Wir haben bleibende Erinnerungen«, erwiderte Corelli. »Ob sie uns froh oder traurig stimmen, liegt an uns. Ich werde dich nicht vergessen, und ich werde zurückkommen.«

»Versprochen?«

»Versprochen. Ich habe dir meinen Ring gegeben, und ich habe dir Antonia dagelassen.«

»Wir haben Carlos Aufzeichnungen nie gelesen.«

»Tut zu sehr weh. Wir werden sie lesen, wenn ich wieder da bin, wenn sie nicht mehr so … so frisch sind.«

Sie strich ihm schweigend übers Haar und sagte schließlich: »Antonio, ich hätte mich gern … zu dir gelegt. Wie Mann und Frau.«

»Alles zur rechten Zeit, Koritsimou.«

»Die könnte vielleicht nicht kommen.«

»Sie kommt. Die Zeit wird kommen. Darauf hast du mein Wort.«

»Psipsina wird dich vermissen. Und Lemoni.«

»Lemoni hält mich zweifellos für tot.«

»Wenn du weg bist, werde ich ihr erzählen, dass Barba C’relli noch lebt. Sie wird sich sehr freuen.«

»Du musst Velisarios dazu bringen, dass er sie an meiner Stelle hin und wieder in die Luft wirft.«

Und so ging die Unterhaltung weiter, drehte sich um sich selbst und war voller Beteuerungen, bis der Arzt zur Zeit der Ausgangssperre zurückkehrte, so bekümmert wie immer, wenn er hilflos zusehen musste, wie ein Kind blind die letzten Schritte auf dem Weg zum Tod dahintaumelte. Er war mit den Gedanken heimgegangen, die sich bei solchen Gelegenheiten immer einstellten. »Wen wundert’s, dass ich meinen Glauben verloren habe? Was tust du da oben, du untätiger Gott? Glaubst du, ich lasse mich mit ein oder zwei Wundern beim Fest des Heiligen so einfach abspeisen? Hältst du mich

An diesem Abend verspeisten sie die dürre Keule eines alten Hahns, den Kokolios geschlachtet hatte, damit die Plünderer ihn sich nicht nahmen, und Pelagia hob den Knochen auf, um ihn in eine Suppe mit den Knochen eines Igels zu legen. Wenn sie sie lange genug kochte, würde man sie zerkauen können. Danach machte sie einen schwachen und bitteren Tee von den Hagebutten, die sie im Herbst von den Heckenrosen gepflückt hatte, und war froh, etwas zu tun zu haben, das sie von ihren Ängsten ablenkte. Alle drei saßen im Halbdunkel und warteten, während die Stunden gleichzeitig zu langsam und zu schnell verstrichen.

Um elf Uhr kratzte Leutnant Bunny Warren am Fenster, und der Arzt ließ ihn herein. Er trat mit einer Miene entschiedener Selbstsicherheit ein, die Pelagia ganz anders vorkam als sein übliches verschüchtertes Wesen. In seinem Gürtel steckte ein großes und offensichtlich gut gewetztes Messer. Sie hatte gehört, dass die britischen Sondereinheiten ein durchaus balkanisches Talent zum Aufschlitzen von Kehlen hatten, und schauderte. Es fiel ihr schwer, sich vorzustellen, dass Bunnios so etwas tat, und der Gedanke, dass er das wahrscheinlich ziemlich häufig tat, verstörte sie.

Er setzte sich auf die Tischkante und redete in seiner üblichen Mischung aus umgangssprachlichem griechischem und britischem Jargon. Erst da fragte sich Corelli, wie es nur kam, dass Pelagia und der Arzt die Bekanntschaft eines britischen Verbindungsoffiziers gemacht hatten. Im Krieg gibt es so viel Absonderliches, dass man leicht vergisst, überrascht zu sein oder eine naheliegende Frage zu stellen.

Der Arzt übersetzte diese Instruktionen für Corelli, und sie kamen überein, dass alles klar wie Wasser war. Warren redete weiter: »Ich habe mich heute Nacht ein bisschen umgesehen und festgestellt, dass die Deutschen sich bedeckt halten. Mögen die Kälte nicht. Warme Kleidung notwendig. Verstanden?«

Pelagia stand auf, ging in ihr Zimmer und kehrte mit ihren Decken und noch etwas anderem zurück. »Antonio«, sagte sie, »nimm das. Ich möchte es dir schenken.« Er wickelte es aus dem weichen Papier und sah die bestickte Weste, die er ihr so viele Monate zuvor hatte abkaufen wollen. Er hielt sie hoch, und die Goldfäden glitzerten trüb im Halbdunkel. »Oh, Koritsimou«, sagte er, während er den üppigen Samt mit dem Daumen und die glatte Seide des Saums mit dem

»Du sollst sie zum Tanzen auf unserer Hochzeit tragen«, sagte sie, »aber einstweilen wird sie dich auf dem Boot warm halten.«

Hinter dem Dorf Spartia am Kap Liakas befindet sich eine steil zum Meer abfallende Klippe, die in jenen Tagen nur über einen langen steinigen Ziegenpfad zu erreichen war, der sich durch die Macchia wand. Er wurde nur von Fischern benutzt, die im Sommer feinmaschige Netze auswarfen und Schwärme von Sardellen fingen, die sich arglos im Lee der über das Wasser ragenden großen Felsen versammelten. Der Strand war dort, wo keine zerklüfteten Felsen lagen, ein Sandstreifen von kaum zwei Metern Breite. Es sah zwar felsig und gefährlich aus, aber der Meeresboden bestand fast ausschließlich aus feinem Sand – der ideale Landeplatz für sogar ziemlich große Boote: steil abfallend zu ausreichender Tiefe und mit überhängenden Klippen, die die Sicht von oben erschwerten. Vom Kap Agia Pelagia bis zur Lourdas-Bucht befanden sich in regelmäßigen Abständen deutsche Beobachtungsposten, aber sie waren unterbesetzt, und besonders in kalten Dezembernächten war die Wachsamkeit nicht sehr groß. Wie die Italiener vor ihnen, wussten auch die Deutschen sehr gut, dass der wahre Krieg sich woanders abspielte. Da keine Offiziere da waren, spielten die Posten in ihren kleinen Holzhütten Karten und rauchten Zigaretten. Nur gelegentlich gingen sie hinaus, um sich die Füße zu vertreten oder zu urinieren, wobei sie nach dem Polarstern schauten, der ihnen die Richtung in die Heimat wies.

Der Marsch zum Strand war also kein großes Abenteuer. Ein kalter Wind pfiff durchs Dorngestrüpp, und der Mond schien nicht. Mit gelegentlichem Tröpfeln kündigte sich ein leichter Regen an, und es war so finster, dass Pelagia

Alle vier drängten sich auf dem schmalen Sandstreifen zusammen, wo der kalte Wind sie nicht packen konnte, und erwarteten das Aufblitzen einer Lampe auf dem Meer. Warren zündete seine eigene an und verhüllte ihr Licht mit seinem Mantel, während die anderen sich abwechselnd die Hände daran wärmten. Corelli ging bis zur Wasserlinie, sah das Wogen der schwarzen Wellen und fragte sich, wie er das je überleben würde. Ihm fielen andere Strände ein, und er sah die Männer von »La Scala« zusammen singen und trinken, während die nackten Nutten im seichten Wasser planschten, das so ruhig und klar war, als wäre es ein See im Paradies. Vor seinem geistigen Auge sah er das unglaubliche Türkis der Kiriaki-Bucht, wie er es im Sommer auf dem Weg zurück von Assos von oben erblickt hatte, und die Schönheit dieser Erinnerung verstärkte sein Verlustgefühl.

Als eine Laterne draußen auf dem Meer dreimal aufblitzte und Warren das Signal erwiderte, schüttelte Corelli dem Leutnant die Hand, küsste seinen Schwiegervater auf beide Wangen und trat wieder zu Pelagia. Es gab nichts mehr zu sagen. Er wusste, dass ihr Mund vor Kummer zuckte, und er selbst spürte, wie dieselbe starke Empfindung ihm die Kehle zuschnürte. Er strich ihr zärtlich über die Wange und küsste sie auf die Augen, wie um ihre Tränen zu lindern. Er hörte das hohle Klatschen von Rudern am Schandeck eines Skiffs, das Knarren von Holz auf Leder, und erblickte die näher kommende Silhouette des Gefährts, die Schatten zweier im Takt arbeitender Männer. Die vier gingen zum Wasser, und der Arzt sagte: »Gute Reise, Antonio, und komm wieder.«

Auf Griechisch sagte der Hauptmann: »Dein Wort in Gottes Ohr«, und er nahm Pelagia noch einmal in die Arme.

Nachdem er in die Brandung gewatet und an Bord geklettert war, wo er wie ein Geist in die Dunkelheit entschwand, rannte Pelagia in die Wellen, bis das Wasser ihr an die Schenkel reichte. Sie strengte sich an, ihn ein letztes Mal zu