Pelagias Klage

Dies war mein sicherer Hort, meine einzige Zuflucht, das Kernstück meiner Erinnerung. Hier in diesem Haus hielt mich meine Mutter, sie mit ihren leuchtenden braunen Augen, und hier in diesem Haus starb sie. Und mein betrübter Vater bewahrte seine Liebe und gab sie mir allein. Er zog mich auf, bereitete mir ungenießbare Männermahlzeiten und setzte mich auf seine Knie, machte mich bodenständig, indem er mir Geschichten über dieses Stück Erde erzählte. Er sprach mit so viel Liebe zu mir, er rackerte sich ab für mich, ließ mich Kind sein. Wenn ich müde war, hob er mich auf und trug mich, legte mich in mein Bett und fuhr mir übers Haar. Im Dunkeln hörte ich ihn sagen: »Wenn es dich nicht gäbe, wenn es dich nicht gäbe …«, und dann schüttelte er den Kopf, weil ihm auf einmal die Worte fehlten, denn sein Herz war zu groß, um sie zu behalten, und ich schloss dann die Augen und schlief ein, die Gerüche von Salben und Tabak in der Nase, und in meinen Träumen gab es keine Türken und keine Ungeheuer, die mir Angst machten, nur manchmal in der Nacht glaubte ich, meine Mutter lächelnd durch die Tür treten zu sehen.

Und am Morgen weckte er mich immer, brachte mir Schokolade und sagte: »Koritsimou, ich geh in die Kapheneia; bis ich zurückkomme, musst du aufgestanden sein.« Das sagte er mir noch, als ich schon zwanzig war, und ich lag da und freute mich wie eine Nonne auf den neuen Tag, dachte an alles, was ich tun wollte, und lauschte auf seine Schritte auf

Aber jetzt ist alles vorbei. Ich komme her und setze mich zwischen die Ruinen meines Heims, und ich sehe bloß noch Geister. Jetzt ist nichts mehr da außer verwelktem Gras, zerbrochenen Steinen und einem gespaltenen Baum. Den Tisch gibt es nicht mehr, wo die Männer von »La Scala« sangen, die mäusefangende Psipsina gibt es nicht mehr, die Ziege ist nicht mehr da, die mich im Morgengrauen mit ihrem Meckern weckte, Antonio ist nicht mehr da und verführt mein Herz nicht mehr mit seinen Blumen und seiner Mandoline, Papas ist nicht mehr da, der von der Kapheneia zurückkommt und sagt: »Kokolios hat sich heute wieder lächerlich gemacht …«

Mein Heim besteht nur noch aus Trauer und Stille, Ruinen und Erinnerungen. Was ist aus mir geworden? Ich bin

Ich sitze hier und denke an alte Zeiten. Ich erinnere mich an die Abendmusik und weiß, dass alle meine Freuden mir genommen worden sind, wie einem Zähne gezogen werden. Ich werde auf immer hungrig, durstig und voller Sehnsucht sein. Wenn ich bloß ein Kind hätte, ein Kind, dem ich die Brust geben könnte, wenn ich bloß Antonio hätte. Ich bin wie Brot verzehrt worden. Ich bette mich auf Dornen, und mein Brunnen ist voller Steine. Mein ganzes Glück ist nur Rauch gewesen.

Ach, mein armer Vater, jetzt bist du stumm und still, verbraucht und für immer verloren. Mein eigener Vater, der mich allein aufgezogen und erzogen hat, der alles erklärt hat, mich an die Hand genommen hat und mit mir spazieren gegangen ist. Nie wieder werde ich dein Gesicht sehen, und am Morgen wirst du mich nicht mehr aufwecken. Nie wieder werde ich dich in unserem Haus, das jetzt verfallen ist, sitzen sehen, wie du schreibst, immer schreibst, die Pfeife zwischen die Zähne geklemmt und mit glänzenden Augen. Ach, mein armer Vater, der des Heilens nie müde wurde, aber sich selbst nicht heilen konnte und ohne seine Tochter starb; meine Kehle schmerzt noch immer von der Stunde, in der du allein gestorben bist.

Ich bleibe auf diesen Haufen zerschmetterter Steine sitzen und stelle mir vor, wie es war. Ich denke an Velisarios, wie er die Ziegel und Balken hochgehievt hat, als würde sein eigener Vater tot darunter liegen. Und ich erinnere mich, wie er meinen Vater heraustrug, mit weißem Staub bedeckt, wie der