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Klara
E
s war die Nässe, die sie weckte. Der Schneeregen im Gesicht. Blut, hatte sie zunächst gedacht, weil diese Körperflüssigkeit so gut zu ihren Schmerzen passte, die sich jetzt nicht mehr nur auf den Knöchel und das Bein beschränkten, sondern auf die gesamte linke Seite ihres Körpers ausdehnten.
Der gefrorene Sandweg, auf dem sie rücklings lag, stand bestimmt in keinem öffentlichen Straßenverzeichnis, dafür war er viel zu schmal, und dennoch war es unter Garantie kein Forstfahrzeug, das sie hier auf dieser unbefestigten Buckelpiste frontal überrollt hatte. Eher ein Kleinstwagen, vermutlich ein Smart oder Mini, der wie eine Nussschale auf dem Meer auf sie zugehüpft gekommen war, so sehr hatten die gefrorenen Bodenwellen den Pkw zum Schaukeln gebracht.
Allerdings war ihr die Automarke herzlich egal. Entscheidend über Leben und Tod war die Frage, was für ein Ungetüm sich da gerade aus dem Wageninneren schälte.
Yannick?
Sie hatte ihn kleiner und schlanker in Erinnerung, doch vielleicht war der gewaltige Schatten auch nur eine optische Täuschung.
Vielleicht ist das alles hier eine Täuschung?
Klara dachte darüber nach, ob sie ihre Schmerzen so weit aushalten könnte, um sich aufzurichten und zurück in den Wald zu rennen, doch diese Überlegung raubte ihr die Zeit zum Reagieren. Der Schatten über ihr wuchs. Schritte kamen näher.
Zwar schaffte sie es noch, sich zur Seite zu rollen und sich aufzurichten, konnte sogar die Hand, die sie am Oberarm festhielt, abschütteln. Doch dann stolperte sie über einen Erdhügel oder einen Ast oder über die eigenen Füße, das konnte sie nicht mehr spüren. Ihr Körper fühlte sich auf einmal seltsam taub an, auch ihre Zunge ging schwerfällig, als sie – wieder auf dem Rücken liegend – schrie: »Lass mich in Ruhe, Yannick! Hau ab! Du mieses Schwein.«
Doch der Killer tat ihr nicht den Gefallen. Wich keinen Zentimeter zurück. Stattdessen beugte er sich zu ihr herunter und schien sie im Licht der Scheinwerfer zu beobachten. Geblendet kniff sie die Lider zusammen.
»Dann lass es wenigstens schnell gehen«, bat Klara und öffnete die Augen wieder, so weit es ihr möglich war.
Das, was sie über ihrem Kopf schweben sah, ließ sie endgültig an ihrem Verstand zweifeln.