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Jules
N ein. Unter dem Gästebett war kein Auge, das im Licht von Caesars Handy so gespenstisch aufgeblitzt hatte.
Es waren zwei!
Und sie starrten ihn an. Anklagend. Weit aufgerissen und schreiend; wie tot, doch sie bewegten sich. Blinzelten.
In dem Moment, in dem sich der Geist? (Jules konnte gerade nicht rational denken) unter dem Bett bewegte, ließ er vor Schreck beide Telefone fallen, sowohl sein eigenes als auch das von Caesar, das plötzlich zu läuten begonnen hatte und nun wieder stumm war.
Er muss nackt sein, überlegte Jules, und ein ekelerregendes Bild seiner Fantasie verstärkte das reale Grauen. Er stellte sich einen drahtigen, muskulösen Triebtäter vor, den Körper mit Butter eingefettet, ansonsten würde er sich doch hier unten nicht verkriechen können? In der hintersten dunklen Ecke unter dem Doppelbett.
»Rauskommen!«, rief Jules und wunderte sich, wie gefasst und ruhig er klang, während er am liebsten weggerannt wäre. Einen Herzschlag später konnte er diesen Reflex nicht länger unterdrücken.
Die schmale Hand des Unbekannten schoss unter dem Bett hervor und griff sich eines der Telefone vom Eichenholzparkett. Wie eine Spinne ihre Beute zog der Fremde es zu sich heran in die Dunkelheit unter dem Bett.
Rasch stellte Jules sicher, dass er nicht auch noch sein eigenes Telefon an den Einbrecher verlor, hob es auf und wägte dann seine Optionen ab, während er zur Zimmertür zurückwich. Die blaugraue Bettwäsche war zerwühlt, ein Kissen lag auf dem Boden, als hätte der Eindringling es sich darin gemütlich gemacht und vielleicht sogar geschlafen.
»Wer bist du?«, rief Jules. »Und was willst du?«
Natürlich hätte er die Matratze hochreißen können, um den Fremden zu enttarnen, aber auch wenn er ihm körperlich mehrfach gewachsen schien, so hatte er momentan nur ein Handtuch mit zerschlagenen Glühlampen als Waffe griffbereit, während der Unbekannte vielleicht ein Messer an sich gebracht hatte.
Nein, nicht vielleicht. Sondern ganz sicher!
Also blieb Jules vernünftig, verließ das Zimmer, schloss die Tür und wollte gerade die Polizei anrufen, als er merkte, dass das Display seines Handys schwarz war. Der Akku war endgültig verbraucht.