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Klara
I hr Vater?«
Hatte Jules das eben wirklich gesagt?
»Yannick ist …?«
Klara stand noch immer auf der Mittelinsel der Kantstraße, nur wenige Schritte von dem nunmehr einzigen Taxi entfernt.
Das sie nie besteigen würde, das wusste sie, als sie den Streifenwagen kommen sah. Ohne Blaulicht, ohne Sirenen, aber mit klarem Ziel.
»Mein Vater, ganz genau. Ein widerlich krankes Schwein. Er hat meine Frau auf dem Gewissen.«
»Ich verstehe das alles nicht.«
Der Streifenwagen hielt in zweiter Reihe vor einer Apotheke. Zwei Polizisten stiegen aus. Die Waffen im Anschlag. Brüllten irgendetwas zu ihr herüber.
»Das können Sie auch nicht verstehen, Klara. Aber das werden Sie. Schon sehr bald.«
»Sie wollten, dass ich auf ihn treffe?«
Und ihn ermorde …?
»Waffe fallen lassen, sofort die Waffe fallen lassen«, schrien die Polizisten. Jetzt hörte sie auch Sirenen. Noch waren sie weiter weg, aber bald würde die Verstärkung eintreffen. Hatte das kichernde Pärchen sie gerufen? Oder die Frau im Nachthemd aus dem Treppenhaus eine Beschreibung abgegeben?
Egal.
»Dann haben Sie das alles heute Nacht von Anfang an geplant?«
Nichts geschieht zufällig.
Jules lachte erstickt auf. »Nein, ich habe nur das Spielfeld geschaffen. Es ist so, wie mir mal ein Wedding-Planer erklärte, den ich für meine Hochzeit mit Dajana buchen wollte, zu der es leider nie kam: ›Sie können nur die Rahmenbedingungen stellen, die Party machen immer die Gäste.‹ «
»DIE WAFFE RUNTER
Die Polizisten waren nur noch wenige Meter entfernt. Sie konnte schon die Nervosität in ihren Augen sehen. Den Ehering am Finger des näher stehenden Beamten, der seine Dienstpistole auf sie richtete.
Klara drehte sich von ihm weg.
»Lebt Amelie noch?«
»Ja, natürlich. Es geht ihr gut.«
Großer Gott. Sie legte schluchzend den Kopf in den Nacken.
»Bitte tun Sie meinem Mädchen nichts«, sagte sie und ließ die Waffe fallen.
»Das hätte ich niemals getan«, war das Letzte, was sie von Jules hörte. Dann wurde sie von den Beamten zu Boden gerissen.