Kapitel 14

November 1940

Kirton-in-Lindsey, England

D er Pub war von der Theke bis zur Tür voll mit Uniformierten. Jameson hatte eine Woche gebraucht, um in der Nähe ein Haus zu finden, und seit gestern hatten sie, für einen ordentlichen Teil seines Soldes, eine eigene Unterkunft. Zumindest so lange, wie das 71ste in Kirton blieb.

Seit heute Nachmittag war Scarlett seine Frau.

Seine Ehefrau . Es war keineswegs so, dass sie nicht gewusst hatte, wie leichtsinnig eine so kurzfristige Hochzeit war – es war ihr einfach egal gewesen. Dieser schöne Mann mit dem strahlenden Lächeln und dem unbestreitbaren Charme war jetzt ihr Ehemann.

Ihr Atem stockte, als ihre Blicke sich in dem überfüllten Raum trafen. Ehemann . Sie schaute auf die Uhr und fragte sich, wie lange sie noch bei ihrem Hochzeitsempfang bleiben mussten, denn der einzige Hunger, den sie verspürte, galt ihm.

Und sie waren endlich verheiratet.

«Ich freue mich so sehr für dich», sagte Constance und drückte unter dem Tisch leicht die Hand ihrer Schwester.

«Ich danke dir.» Scarlett lächelte glücklich, wie so oft, seit sie nach Kirton gekommen waren. «Es ist ganz anders, als wir es uns als kleine Mädchen vorgestellt haben, aber ich will es gar nicht anders haben.» Die Hochzeit am Nachmittag war klein, aber dennoch wundervoll gewesen, nur im Kreis ihrer engsten Freunde und einiger Piloten des 71sten. Constance hatte einen kleinen Blumenstrauß besorgt, und obwohl Scarletts Kleid nicht das Familienerbstück war, von dem sie immer angenommen hatte, dass sie es zu diesem Anlass tragen würde, zeigten ihr Jamesons Blicke, dass sie wunderschön aussah.

«Ich auch nicht», stimmte Constance zu. «Aber das könnte ich über alles in unserem Leben sagen. Nichts ist so, wie ich es mir vor zwei Jahren vorgestellt habe.»

«Das stimmt, aber vielleicht ist es dadurch besser.» Scarlett verstand ihre Schwester nur zu gut, und obwohl sie sich nach den Tagen vor dem Krieg sehnte, den Tagen vor den Bombenangriffen, der Rationierung und dem allgegenwärtigen Tod, bereute sie keine ihrer Entscheidungen, die sie zu Jameson geführt hatten.

Irgendwie hatte sie ein Wunder inmitten des Mahlstroms gefunden, auch wenn es eine Weile gedauert hatte, bis sie realisiert hatte, was ihr da geschenkt worden war. Aber jetzt, wo sie es wusste, würde sie mit allem, was sie hatte, dafür kämpfen, es zu behalten – ihn zu behalten.

«Es tut mir leid, dass Mutter und Vater nicht gekommen sind», flüsterte Constance. «Ich hatte die Hoffnung bis zum Schluss nicht aufgegeben.»

Scarletts Lächeln verrutschte, wenn auch nur ein wenig. Sie hatte gewusst, dass ihr Brief unbeantwortet bleiben würde. «Oh, Constance, du Romantikerin. Du hättest durchbrennen sollen, nicht ich.» Scarlett sah Jameson durch den Pub hindurch an und staunte noch immer über die Tatsache, dass Jameson ihr gehörte. Wie ironisch, dass ausgerechnet die praktisch veranlagte der beiden Schwestern diejenige war, die durchbrannte und heiratete. Sie konnte es selbst kaum glauben, doch sie war hier und feierte ihre Hochzeit – und noch dazu ausgerechnet in einem Pub.

Es war zwar nicht so, wie sie es sich als Kind vorgestellt hatte, aber dafür umso schöner. Und wer war sie schon, dass sie sich dem Schicksal verweigern konnte, wo es doch eine Million Ereignisse gebraucht hatte, um sie zu Jameson zu führen?

«Vielleicht bin ich eine Idealistin.» Constance zuckte mit den Schultern. «Ich kann einfach nicht glauben, dass sie dich nicht glücklich sehen wollen. Ich dachte immer, ihre Drohungen wären genau das: leere Drohungen, mehr nicht.»

«Sei ihnen nicht böse», sagte Scarlett sanft. «Sie kämpfen, um ihre Lebensart aufrechtzuerhalten. Sie kennen nur diese. Wenn man genauer darüber nachdenkt, sind sie wie ein verwundetes Tier. Und ich weigere mich, heute traurig zu sein. Sie sind diejenigen, die etwas verpassen.»

«Das stimmt», pflichtete Constance ihr bei. «Ich habe dich noch nie so glücklich, so schön gesehen. Die Liebe steht dir gut.»

«Wirst du denn zurechtkommen?» Scarlett drehte sich leicht auf ihrem Stuhl und sah ihre Schwester an. «Unser Haus liegt nur ein paar Minuten vom Flugplatz entfernt, aber …»

«Hör auf.» Constance zog die Augenbrauen hoch. «Ich kann mich nun wirklich um mich selbst kümmern.»

«Ich weiß. Ich kann mich nur nicht daran erinnern, wann wir das letzte Mal für längere Zeit getrennt waren.» Vielleicht ein paar Tage hier und da, aber nie länger.

«Wir werden uns weiterhin bei der Arbeit sehen.»

«Das meinte ich nicht», sagte Scarlett leise. Jetzt, da sie verheiratet war, würde sie Jameson folgen, wenn das 71ste Kirton verließ, was unumstößlich geschehen würde. Die Ausbildung der neuen Piloten konnte nicht ewig dauern.

«Nun, darum kümmern wir uns, wenn die Zeit gekommen ist. Im Moment ändert sich nur dein Schlafplatz …» Sie neigte den Kopf zur Seite. «Oh, und der Ort, an dem du isst, und wie du deine Freizeit verbringst, und nicht zuletzt mit wem du schläfst .» Ihre Augen funkelten.

Scarlett verdrehte im Gegenzug die Augen, spürte aber, wie ihre Wangen rot wurden, als Jameson in seiner Uniform auf sie zukam. Sie strich mit ihrem Daumen über ihren neuen Ring, um sich zu vergewissern, dass dies kein Traum war. Sie hatten ihn Wirklichkeit werden lassen.

***

«D as war der letzte Gast», sagte Jameson lächelnd und ließ seinen Blick über Scarletts langen Hals wandern, hinab zu dem schlichten, eleganten Kleid, das sie gewählt hatte. Er hätte sie in ihrer Uniform oder sogar in ihrem Bademantel geheiratet – ihm wäre es egal gewesen. Solange sie nur seine Frau wurde. «Ich habe seit anderthalb Stunden dasselbe Bier in der Hand, ich schwöre, und die ganze Zeit gehofft, dass es niemand merkt.» Er stellte das Glas auf den Tisch.

«Du hättest auch mehr als eins trinken können. Das wird vermutlich erwartet.» Scarletts eigenes Glas war immer noch voll.

«Ich wollte einen klaren Kopf behalten.» Seine Mundwinkel zuckten in die Höhe. Er hatte nicht vor, beim ersten Mal, wenn er mit ihr allein sein konnte, betrunken zu sein. Zur Hölle, gestern Abend hätte er sie fast über seine Schulter geworfen und zu ihrem neuen Haus getragen, aber es war besser zu warten. Die Vorfreude bereitete ihm Qualen, auf die süßeste Weise, die man sich vorstellen konnte.

«Hast du denn jetzt einen klaren Kopf?» Gott, ihr Lächeln verursachte ihm weiche Knie.

«Was halten Sie davon, wenn ich Sie nach Hause bringe, Mrs. Stanton?» Er streckte ihr seine Hand entgegen.

«Mrs. Stanton», wiederholte Scarlett, und ihre Augen sprühten vor Freude, als ihre Finger seine berührten.

«Ja, das bist du.» Allein, dass sie es aussprach, ließ sein Herz schneller schlagen.

Nur wenige Minuten später parkte Jameson den Wagen des Geschwaders vor ihrem neuen Zuhause.

Am Rand des Bürgersteigs hob er sie auf seine Arme. «Du gehörst mir.»

«Und du gehörst mir», erwiderte sie und verschränkte ihre Finger in seinem Nacken.

Er küsste sie sanft, strich mit seinen Lippen über die ihren, während er mit ihr den Bürgersteig entlangging. Er hob den Kopf erst, als sie die Treppe erreichten.

«Mein Koffer …», setzte sie an.

«Den hole ich später», versprach er. «Ich möchte, dass du das Haus siehst.» Sie hatte noch Dienst gehabt, als er es gestern gemietet hatte. Ihm wurde flau im Magen. «Es ist anders, als du es gewohnt bist.» Er hatte genug über ihre Familie erfahren, um zu wissen, dass dieses kleine Haus wahrscheinlich in eines der Esszimmer der Wrights passen würde.

Sie küsste ihn als Antwort. «Solange du nicht verlangst, dass ich es mit elf anderen Frauen teile, ist es viel besser als alles, was ich im letzten Jahr hatte.»

«Gott, ich liebe dich.»

«Gut, denn du wirst mich nicht mehr los.»

Er lachte, dann schaffte er es irgendwie, die Tür aufzuschließen und aufzustoßen, ohne Scarlett fallen zu lassen, als er sie über die Schwelle trug. «Willkommen zu Hause, Mrs. Stanton», sagte er und ließ sie herunter.

Mrs. Stanton . Er würde nie müde werden, das auszusprechen.

Scarletts Blick huschte rasch über das Innere des Hauses. Vor ihnen lag ein bescheidenes Wohnzimmer, das zum Glück möbliert war. Eine Treppe teilte den Raum, rechts befand sich das Esszimmer mit einem kleinen Tisch und Stühlen, und die Küche lag gleich dahinter auf der Rückseite des Hauses.

«Es ist wunderschön», sagte Scarlett, während sie sich alles ansah. «Wirklich perfekt.» Sie strich mit der Hand im Vorbeigehen über den Esstisch, und Jameson folgte ihr in die Küche.

Sie wurde blass, ihr Lächeln verschwand, als ihr Blick vom Ofen zu dem kleinen Tisch und über die Arbeitsflächen wanderte. Entsetzen zeichnete sich in jeder Faser ihres Gesichts ab.

«Was ist los?» Sein Magen krampfte sich zusammen. Fehlte etwas? Scheiße. Er hätte sich weiter nach etwas Besserem umsehen sollen.

Sie drehte sich zu ihm um und begegnete seinem Blick mit weit aufgerissenen Augen. «Das ist vielleicht nicht der günstigste Zeitpunkt, es dir zu sagen, aber ich kann nicht kochen.»

Er blinzelte. «Du kannst nicht kochen», wiederholte er langsam, um sicher zu sein, dass er sie richtig verstanden hatte.

Sie schüttelte den Kopf. «Ich kann überhaupt nicht kochen. Ich bin sicher, ich kann herausfinden, wie man den Herd anschaltet, aber das war es auch schon.»

«Okay. Aber die Küche ist akzeptabel?» Er versuchte herauszufinden, ob die Angst in ihrem Blick wirklich von ihrem Geständnis kam, konnte es aber nicht mit Gewissheit sagen.

«Natürlich!» Sie nickte. «Sie ist schön. Ich weiß nur nicht, was ich damit anfangen soll. Ich habe zu Hause nie gelernt zu kochen, und danach habe ich immer in der Offiziersmesse gegessen.» Sie biss sich auf die Unterlippe.

Die Erleichterung war so stark und süß, dass er nicht anders konnte, als zu lachen. Er schlang seine Arme um sie. «Oh, Scarlett, meine Scarlett.» Er küsste ihren Scheitel und atmete ihren Duft ein. «Ich behaupte nicht, dass ich ein Fünf-Gänge-Menü zubereiten könnte, aber wenn ich Eier und Speck über einem Lagerfeuer braten kann, denke ich, dass ich in der Lage bin, uns zu ernähren, bis wir herausgefunden haben, wie das mit dem Kochen funktioniert.»

«Falls wir überhaupt richtige Eier bekommen», murmelte sie und schlang ihre Arme um seine Taille.

«Stimmt.» Als Pilot standen seine Chancen, eine Wasserlandung zu überleben, besser, wenn er viele Eier mit Speck aß, darum wurden sie ihm mit solcher Regelmäßigkeit vorgesetzt, dass er fast vergessen hatte, wie schwer sie zu bekommen waren.

«Ich habe im letzten Jahr gelernt, meine Kleidung selbst zu bügeln und zu waschen, aber sonst kann ich nicht viel», sagte sie an seiner Brust. «Ich fürchte, du hast ein schlechtes Geschäft gemacht, als du mich geheiratet hast.»

Er hob ihr Kinn an und küsste sie sanft. «Durch die Hochzeit mit dir habe ich mehr bekommen, als ich mir je erträumt habe. Alles andere meistern wir gemeinsam.»

Gemeinsam . Ihre Liebe zu ihm war so groß, dass sie in ihrer Brust regelrecht schmerzte. «Zeig mir den Rest des Hauses.»

Er nahm ihre Hand und führte sie die kleine Treppe hinauf in den zweiten Stock. «Das Badezimmer», sagte er, während er durch die offene Tür in das zweckmäßige Zimmer wies und dann die Tür rechts davon öffnete. «Der Vermieter nannte es einen Abstellraum, aber ich bin mir nicht sicher, was genau wir darin abstellen sollen.»

Scarlett lachte und betrachtete das kleine, leere Zimmer. «Es könnte ein zweites Schlafzimmer sein.» Der Raum bot nur genug Platz für ein Einzelbett und eine Kommode … oder eine Wiege. «Oder ein Kinderzimmer …» Ihre Stimme verebbte.

Jameson sah ihr in die Augen, und sein Blick funkelte. «Willst du das denn? Kinder?»

Ihr Herz geriet ins Stolpern. «Ich hatte nicht …» Sie räusperte sich und setzte erneut an. «Wenn du mich fragst, ob ich jetzt Kinder haben möchte, lautet die Antwort Nein. Im Moment gibt es zu viele Unwägbarkeiten, und sie würden in eine Welt geboren, in der wir nicht für ihre Sicherheit garantieren können.» Kinder waren aus fast allen militärischen Zielgebieten evakuiert worden – auch aus London –, und allein der Gedanke, ein Kind durch einen Bombenangriff zu verlieren, war unerträglich.

«Das sehe ich genauso.» Sein Daumen streichelte beruhigend über ihren Handrücken, doch zwischen seinen Augenbrauen zeichneten sich Sorgenfalten ab.

Sie hob ihre Hand an seine Wange. «Aber wenn du mich fragst, ob ich eines Tages Kinder mit dir haben möchte, dann lautet meine Antwort eindeutig Ja.» Wenn das alles vorbei war, gab es mit Sicherheit nichts Schöneres als ein grünäugiges kleines Mädchen oder einen Jungen mit Jamesons Lächeln.

«Nach dem Krieg.» Er neigte den Kopf und küsste die Mitte ihrer Handfläche, was ihr einen kribbelnden Schauer der Lust über den Arm jagte.

«Nach dem Krieg», flüsterte sie und fügte diesen Punkt der immer länger werdenden Liste von Dingen hinzu, die zu einem späteren Zeitpunkt geschehen sollten, von dem sie aber nicht wusste, ob er jemals kommen würde.

«Aber du weißt, dass es trotzdem passieren kann, oder?» Der Muskel in seinem Kiefer spannte sich an.

«Ja, ich weiß.» Ihre Finger wanderten seinen Hals hinab. «Ich bin bereit, dieses Risiko einzugehen, wenn es bedeutet, dass ich dich berühren darf.» Sie folgte der Linie seines Kragens, vorbei an seinem Krawattenknoten und hinunter zum ersten Knopf seines Jacketts.

Seine Augen verdunkelten sich, als er ihre Taille umfasste und sie näher an sich zog. «Ich habe mein ganzes Leben darauf gewartet, dich berühren zu können.»

«Es gibt noch ein Zimmer, das du mir zeigen musst», murmelte sie. Das Schlafzimmer. Ihr gemeinsames Schlafzimmer.

Ihr Herz klopfte laut, und ihr Körper, der seinen berührte, wurde immer heißer. Sie mochte zwar noch Jungfrau sein, aber die Geschichten, die sie von den Mädchen gehört hatte, mit denen sie im letzten Jahr diente, hatten sie ausreichend aufgeklärt über das, was heute Nacht passieren würde.

Es fühlte sich tatsächlich an, als hätte sie ihr ganzes Leben auf diesen Moment, diese Nacht, diesen Mann gewartet. Er war ihre Belohnung für das Warten, für die Nichtbeachtung aller anderen Piloten, die mit einem überheblichen Lächeln dahergekommen und sich ihr angeboten hatten. Sie hatte immer geglaubt, es sei ihre Moral, die sie davon abhielt, diese Grenze zu überschreiten, aber als sie zu Jameson aufsah, wusste sie, dass sie einfach nur auf ihn gewartet hatte.

«Ja, stimmt.» Sein Blick fiel auf ihre Lippen. «Ich möchte, dass du weißt, dass wir nur so weit gehen, wie du es willst. Ich kann es kaum erwarten, dich überall zu berühren, aber nur, wenn du dich wohlfühlst. Ich will nicht, dass du Angst hast, und das einzige Zittern, das ich unter meinen Fingerspitzen spüren will, soll von deinem Verlangen kommen, nicht von deiner Angst …»

Angst war das Gegenteil von dem, was sie empfand, als sie sich auf die Zehenspitzen stellte und ihn küsste und damit seine Worte mit ihrem Mund erstickte. Sie hatten lange genug gewartet. «Ich habe keine Angst. Ich weiß, dass du mir niemals wehtun würdest. Ich will dich», flüsterte sie schließlich und verschränkte ihre Finger in seinem Nacken.

Er küsste sie, ließ seine Zunge streichelnd über ihre gleiten, erforschte ihren Mund gründlich und langsam, sodass sie sich nach mehr sehnte. Er nahm ihren Mund, als hätte er die ganze Nacht Zeit dafür, als ginge es ihm um nichts anderes, als wäre dieser Kuss der Höhepunkt und nicht der Auftakt.

Jedes Mal, wenn sie versuchte, das Tempo zu beschleunigen, verlangsamte er es und hielt sie mit starkem und sicherem Griff an sich gedrückt.

«Jameson.» Sie öffnete den obersten seiner Knöpfe.

«Ungeduldig?» Er grinste an ihren Lippen, hob seine Hand, um ihren Hinterkopf zu stützen, und fuhr mit den Fingern durch ihr Haar.

«Sehr.» Sie öffnete den nächsten Knopf.

«Ich versuche für dich, es langsam anzugehen», sagte er zwischen zwei neckenden Küssen, die sie dazu brachten, sich ihm entgegenzuwölben, um tiefere Küsse zu genießen, wobei sie gleichzeitig am Gürtel seiner Uniform zerrte.

«Lass das.» Sie legte ihre Lippen auf seinen Hals.

Er stöhnte und küsste sie heftig, legte seinen Arm um ihre Taille und hob sie an; das vorangegangene Necken war jetzt nicht mehr als eine ferne Erinnerung. Dieser Kuss war offen hungrig, unverhohlen besitzergreifend und alles, wonach sie sich gesehnt hatte, seit sie ihm vor dem Kaplan gegenübergestanden hatte.

Sie küssten sich den ganzen Weg über den kurzen Flur hinunter und in ihr Schlafzimmer, wo er sie absetzte, aber nicht, ohne sie vorher an seinem Körper hinabgleiten zu lassen.

«Falls du irgendetwas anders haben möchtest …» Er deutete auf das Zimmer.

Sie musterte es rasch. Brauchbare Möbel, hellblaue Vorhänge, die zu dem sauberen Bettzeug auf dem großen Bett passten. «Es ist perfekt.» Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, küsste sie ihn schon wieder.

Er verstand die Botschaft und zog seine Jacke aus. Sie landete irgendwo auf dem Boden, aber Scarlett machte sich nicht die Mühe, nachzusehen wo. Ihre Hände waren bereits mit seiner Krawatte beschäftigt und lösten den Stoff so schnell, wie sie es täglich mit ihrer eigenen Uniform tat.

Seine Finger in ihrem Haar verstärkten leicht den Griff, zogen ihren Kopf zurück und entblößten ihren Hals für seinen Mund. Hitze schoss durch sie hindurch und wurde mit jeder Liebkosung seiner Lippen heißer. Als er den Ausschnitt ihres Kleides erreichte – direkt über ihrem Schlüsselbein –, ging ihr Atem nicht mehr ruhig.

Sie begann, sein Hemd aufzuknöpfen, während er die Spur der Knöpfe auf ihrem Rücken fand. Ohne seinen Mund von ihrem zu lösen, öffnete er einen nach dem anderen. Dann drehte er sie sanft um und küsste sich auf einem Pfad ihre Wirbelsäule hinab, streichelte jeden Zentimeter Haut, den er freilegte. Er erreichte den Ansatz ihres Pos und drehte sie dann wieder zu sich um.

Sie sah ihn vor sich knien, das Hemd bis zur Taille aufgeknöpft, und er sah sie mit vor Verlangen verschleiertem Blick an, dasselbe Verlangen, das auch durch ihre Adern floss. Fast hätte sie sich von ihrer Nervosität überwältigen lassen, aber sie schob sie beiseite, zog erst einen Arm aus ihrem Kleid und dann den anderen. Mehrere Herzschläge lang hielt sie den Stoff knapp über ihren Brüsten zusammengerafft, bevor sie den Mut fand, ihn fallen zu lassen.

Das Satinkleid flatterte zu Boden, und sie stand nur in ihrer Unterwäsche und den Seidenstrümpfen vor ihm, für die sie zwei Monatsgehälter gespart hatte. Der Ausdruck auf seinem Gesicht war dieses Opfer mehr als wert.

«Du …» Sein Blick war heiß genug, um ihre Haut zu erwärmen, während er sie betrachtete. «Du bist so atemberaubend schön, Scarlett.» Er sah verblüfft aus, nahezu erstaunt, und … hungrig.

Sie lächelte, und er griff nach ihrer Hüfte, zog sie näher und küsste die empfindliche Haut ihres Bauches. Nach einem Jahr, in dem sie nur die Kleidung trug, die man ihr zugeteilt hatte und die sie zu einem weiteren austauschbaren Rädchen in einer großen Maschinerie machte, fühlte sie sich jetzt absolut und vollkommen weiblich. Sie fuhr mit den Fingern durch sein Haar, um Halt zu haben, während sein Mund ihren Körper hinaufwanderte.

Er stand auf, dann zog er in einer einzigen Bewegung sowohl sein Hemd als auch das weiche Baumwollhemd darunter aus.

Beim Anblick seines nackten Oberkörpers, der weichen Haut, die sich über harte Muskelstränge spannte, stieg ihre Vorfreude. Sie fuhr mit den Fingerspitzen über seinen Bauch, und er spannte sie an, während sie die Linien nachzeichnete, die an beiden Seiten entlangliefen, und sich alle Erhebungen und Vertiefungen einprägte.

Sie sah auf und begegnete seinem fragenden Blick – als ob es irgendetwas gäbe, worum dieser Mann sich sorgen müsste. Er sah aus wie eine gemeißelte Statue, aber unter ihren Händen war er warm.

«Und?», fragte er und hob eine Augenbraue.

«Du wirst schon genügen», sagte sie und kämpfte gegen das Grinsen auf ihren Lippen an.

Er stieß ein Lachen aus, dann verscheuchte er mit seinen Küssen jeden weiteren Gedanken aus ihrem Kopf. Sie bestanden nur noch aus suchend umhergleitenden Händen, und mit jedem Schritt, den sie auf das Bett zu machten, fiel mehr von ihrer restlichen Kleidung zu Boden. Sie keuchte, als er ihre Brüste umfasste, und schmolz dahin, als er mit dem Daumen über die harte Brustwarze strich.

«Perfekt», murmelte er an ihren Lippen und ließ sie dann auf das Bett sinken. Er beugte sich über sie, und sie verschlang ihn mit Blicken. Sein Haar fiel ihm ins Gesicht, strich über seine Augenbraue. Alles an ihm war makellos. Er war so viel größer als sie und unendlich viel stärker, und sie hatte sich noch nie so beschützt gefühlt.

«Ich liebe dich, Jameson.» Sie strich ihm diese Locken aus der Stirn, nur um dabei zuzusehen, wie sie wieder zurückfielen. Von allen Empfindungen, die ihren Körper durchströmten, angefangen vom Gefühl seiner starken Schenkel zwischen ihren viel kleineren, bis zum kühlen Lufthauch, der über ihre nackten Brüste strich, war es das Gefühl der Liebe – des uneingeschränkten Glücks –, das in ihrer Brust am stärksten aufflammte.

«Ich liebe dich auch», versprach er. «Mehr als mein eigenes Leben.»

Sie drängte sich ihm entgegen und küsste ihn, atmete scharf ein, als sich ihre Körper berührten. Er strich mit seinen Lippen über die Hautpartie direkt unter ihrem Ohr, dann wanderte er ihren Körper hinab und erkundete langsam und methodisch ihre Kurven mit Lippen und Händen.

Er saugte die Knospe ihrer Brust in seinen Mund. Ihre Finger krallten sich in seinem Haar fest, seine Zunge machte sie willenlos. Alles, was er berührte, schien Feuer zu fangen – die Wölbung ihrer Taille, die Rundung ihrer Hüften, der Ansatz ihrer Oberschenkel. Er verwandelte sie in eine lebendige Flamme, schürte einen Hunger, von dem sie nicht gewusst hatte, dass sie in der Lage war, ihn zu empfinden. Seine Hände fühlten sich so gut an, dass ihr ganzer Körper sehnsuchtsvoll schmerzte.

Er brachte seinen Mund wieder zu ihrem, und sie ließ alles, was sie fühlte, in den Kuss einfließen, denn sie fand die passenden Worte nicht. Ihre Hände strichen über seinen breiten Rücken, und er küsste sie tiefer, stöhnte an ihrem Mund auf, bevor er sich von ihr löste. Sein Atem ging genauso schnell wie ihr eigener.

«Wenn du mich berührst, vergesse ich sogar meinen eigenen Namen», sagte er und stützte sich auf einen Ellbogen, während seine andere Hand über ihren Bauch wanderte.

«Das geht mir genauso.» Ihre Finger zitterten leicht, als sie sie um seinen Nacken legte.

«Gut.» Er sah ihr weiter in die Augen, während er seine Hand zwischen ihre Schenkel gleiten ließ und sie sanft umfasste. «Alles in Ordnung?»

Ihr Atem ging stoßweise, und sie nickte, ihre Hüften bewegten sich, suchten Druck, Reibung, irgendetwas, das die Sehnsucht lindern würde.

Die Muskeln seiner Schultern verkrampften sich einen Atemzug lang, und dann waren seine Finger an der Stelle , glitten darüber, streichelten von ihrer Öffnung bis zu dem Punkt, an dem sich ihre Sehnsucht konzentrierte. Die erste Berührung versetzte ihr einen so intensiven Schock der Lust, dass sie ihn bis in die Fingerspitzen spürte. Die zweite war noch besser.

«Jameson!», schrie sie, ihre Nägel gruben sich in seine Haut, als er wieder und wieder zu dieser Stelle zurückkehrte, seine Finger darauf tanzen ließ, sie neckte und ihr damit alle Sinne raubte.

«Du bist unglaublich.» Er küsste sie. «Bist du bereit für mehr?»

«Ja.» Wenn alles, was er tat, sich so anfühlte, würde sie immer mehr wollen.

Seine Finger glitten zu ihrem Eingang, während sein Daumen sie in Atem hielt und die Spannung in ihr bis zum Zerreißen aufbaute. Dann drang er mit einem Finger in sie ein. Ihre Muskeln schlossen sich um ihn, sie wimmerte und ihre Hüften hoben sich leicht vor Verlangen.

«Okay?», fragte er, und sein Gesicht war angespannt vor Sorge und Zurückhaltung.

«Mehr.» Sie küsste ihn.

Er stöhnte, und ein zweiter Finger gesellte sich zu dem ersten und dehnte sie. Die Lust machte das leichte Brennen mehr als wett, während ihr Körper sich ihm anpasste. Dann bewegten sich diese Finger in ihr, streichelten und glitten hin und her, während sein Daumen sich schneller bewegte und sie höher trieb, bis ihre Anspannung so groß wurde, dass sie wusste, sie würde zerreißen oder zerspringen, sollte er aufhören.

«Ich … ich …» Ihre Schenkel verkrampften sich, als die Spannung in ihr wie eine Welle anstieg.

«Ja, genau so. Gott, du bist so schön, Scarlett.» Seine Stimme gab ihr auf irgendeine Weise Halt, selbst als sie völlig die Kontrolle über ihren Körper verlor.

Er veränderte den Druck, krümmte seine Finger, und die Welle brach und explodierte in eine Million schimmernder Teile. Sie flog, rief seinen Namen, die Lust war so blendend hell, dass die Welt um sie herum verblasste, während die Welle sie wieder und wieder traf, bis ihre Muskeln sich verflüssigten und sie unter ihm erschlaffte.

Ihr ganzer Körper summte vor Befriedigung. Er zog seine Hand zurück und positionierte sich so, dass seine Spitze gegen ihren Eingang stieß.

«Das …» Es fiel ihr schwer, es angemessen zu beschreiben. «Das war außergewöhnlich.»

«Wir haben gerade erst angefangen.» Er grinste, aber seine Anspannung war ihm an seinem starren Kiefer anzumerken.

Richtig . Sie zog ihre Knie an, damit er mehr Platz zwischen ihren Schenkeln hatte.

Er griff nach ihrer Hüfte, bewegte aber keinen Muskel, betrachtete sie nur aufmerksam.

«Es geht mir gut», versicherte sie ihm. Es ging ihr sogar mehr als gut.

Er entspannte sich ein wenig, dann küsste er sie, bis sie atemlos war. Mit seiner Hand fachte er das Feuer wieder an, strich über ihre Brustwarze, neckte ihre Taille und fand die extrem empfindliche Stelle zwischen ihren Schenkeln. Dasselbe aufsteigende Verlangen baute sich erneut in ihr auf, als sie seinen Kuss erwiderte und seine Schultern und Brust streichelte.

Sie ließ ihre Hüften auf und ab gleiten, und er sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein.

«Sag mir, falls es wehtut», forderte er und lehnte seine Stirn gegen ihre.

«Ich kann das aushalten», versprach sie ihm, und ihre Finger strichen an seinen Rippen hinab, an seiner Taille vorbei zu seinen Hüften und der festen Rundung seines Hinterns, wo sie ihn fester an sich zogen. «Schlaf mit mir.»

«Scarlett», knurrte er, und seine Muskeln spannten sich unter ihren Fingern an.

«Ich liebe dich, Jameson.»

«Gott, ich liebe dich.» Seine Hüften bewegten sich, und er drang in sie ein, Zentimeter für Zentimeter in langsamen Stößen, bis er sie ganz ausfüllte. Dann bewegte er sich noch einmal, dehnte sie, bis es fast schon schmerzte, um sich ganz in ihr zu versenken.

Er bewegte sich nicht, ihr Atem ging stoßweise, er gab ihrem Körper Zeit, sich anzupassen.

«Geht es dir gut?» Seine Stimme war rauer als Kieselsteine.

«Mir geht es großartig», antwortete sie mit einem zittrigen Lächeln, während das Brennen nachließ und sich ihre Muskeln entspannten.

«In dir zu sein, ist wie im Himmel, nur besser. Heißer», presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Sie bewegte sich leicht, um auszuprobieren, wie er sich in ihr anfühlte.

«Gott. Scarlett. Mach das nicht.» Er runzelte die Stirn, als hätte er Schmerzen. «Lass dir einen Moment Zeit.»

«Es geht mir gut.» Sie lächelte zu ihm auf und tat es noch einmal.

Er stöhnte auf, zog sich langsam zurück und glitt wieder in sie hinein. Das Brennen war immer noch da, aber es war nichts im Vergleich zu der unbeschreiblichen Lust, die seine Bewegung in ihr auslöste.

«Noch einmal», verlangte sie.

Ein verruchtes Lächeln umspielte seine Lippen, als er genau das tat, was sie ihm befahl, und sie beide zum Stöhnen brachte. Dann fand er seinen Rhythmus und nahm sie mit langsamen, tiefen Stößen, die die Spannung in ihr jedes Mal ein wenig höher trieben. Jeder Stoß fühlte sich besser an als der davor.

Sie bewegten sich im Einklang, wie eine Seele in zwei Körpern, vollkommen, denn sie teilten sich denselben Platz, dieselbe Luft, dasselbe Herz.

«Jameson.» Sie spürte, wie sich die Welle wieder aufbaute, und spannte sich an, ihre Hüften hoben sich, um seinen zu begegnen, als er schneller und härter in sie stieß.

«Ja», sagte er an ihren Lippen, schob seine Hand zwischen sie und stieß sie über den Rand, schleuderte sie in ein Kaleidoskop aus Glückseligkeit und Farben, während sie in seinen Armen wieder explodierte.

Sie trieb immer noch in den Wellen ihres Höhepunkts, als sie spürte, wie er schneller in sie drang und sie an sich zog, sich über ihr anspannte, ihren Namen schrie und selbst Erlösung fand.

Sie waren ein Knäuel aus verschwitzten Gliedern und völliger Euphorie. Dann rollte er sich auf die Seite und zog sie mit sich, während sie beide versuchten, wieder zu Atem zu kommen. Er zeichnete träge Kreise auf ihrem Rücken, und ihr Herzschlag beruhigte sich.

Sie war erschöpft und vollkommen befriedigt. Ihre Mundwinkel wanderten nach oben. «Wenn ich gewusst hätte, dass du zu so etwas fähig bist, hätten wir nicht gewartet.»

Er lachte, und das Geräusch vibrierte durch seine Brust bis zu ihrer. «Ich bin froh, dass wir gewartet haben. Das war der schönste Tag meines Lebens, Mrs. Stanton.»

«Meiner auch.» Ihr Herz machte bei ihrem neuen Namen einen Sprung. Sie war wirklich und wahrhaftig sein. «Ich wünschte nur, wir hätten Zeit für Flitterwochen.» Sie mussten beide morgen früh wieder zum Dienst antreten.

«Jede Nacht unseres Lebens wird wie Flitterwochen sein.» Er streichelte ihre Wange. «Ich werde den Rest meines Lebens damit verbringen, dich vollkommen und wunderbar glücklich zu machen.»

«Das tust du bereits.» Sie blickte auf ihre Finger, die über die definierten Muskeln seines Arms fuhren. «Wann können wir das noch einmal machen?» Das Verlangen nach ihm war nur noch größer geworden.

«Bist du nicht wund?» Sein Blick war besorgt.

«Nein.» Ein bisschen empfindlich, aber nicht wund.

«Dann jetzt sofort.» Er küsste sie und begann von Neuem.

Scarlett, meine Scarlett,

wie geht es dir, mein Herz? Glaubst du, du könntest die Rosen hierherbringen? Der Gedanke, dass du und Constance so viel Arbeit investiert habt und sie jetzt zurücklassen müsst, ist mir zuwider. Wenn wir nach Colorado kommen, baue ich dir einen Garten, den du niemals wieder verlassen musst, und einen schattigen Platz, an dem du an sonnigen Tagen sitzen und schreiben kannst, das verspreche ich dir. Ich werde dein Glück mit meinen Händen bauen. Gott, ich vermisse dich. Hoffentlich finde ich in den nächsten Tagen eine Unterkunft für uns, denn ohne dich verliere ich hier den Verstand. Gib unserem süßen Jungen einen Kuss von mir.

Ich liebe dich mit meiner ganzen Seele,

Jameson