Kapitel 17

Georgia

«D as ist die schlechteste Idee in der Geschichte der schlechten Ideen!», schrie ich aus knapp vier Metern Höhe zu Noah herab, während ich mich an eine Wand klammerte, an der ich nichts zu suchen hatte. Er hatte eine Woche gewartet, bevor er mich zwang, meinen Teil der Abmachung einzulösen, aber das machte es nicht einfacher.

«Das erzählst du alle fünf Minuten, seit wir angefangen haben zu klettern», rief er mir zu. «Und jetzt sieh nach links, da ist ein lilafarbener Griff.»

«Ich hasse dich», fauchte ich, reckte mich aber nach dem Griff. Er hatte mich in eine Kletterhalle gebracht, die eine halbe Stunde entfernt war, ich baumelte also nicht gerade an einem Berg, aber angenehm war es dennoch nicht. Ich trug den Klettergurt, das andere Ende des Seils hielt er in der Hand. «Man sollte meinen, du könntest dir etwas Besseres ausdenken, immerhin bist du Schriftsteller. Leg dein Leben in meine Hände, Georgia», gab ich eine preisverdächtige Noah-Imitation zum Besten. «Schau dir nur meine überragenden Kletterfähigkeiten und mein hübsches Gesicht an, Georgia.»

«Na ja, wenigstens findest du mich noch hübsch.»

«Du bist echt das Letzte!» Meine Arme zitterten, und ich suchte nach dem nächsten Tritt. Die Glocke, die sich etwa acht Meter über mir befand, nahm auf meiner Find-ich-Scheiße-Liste nur den zweiten Platz ein, direkt hinter Noah. Ich hasste Höhe. Ich hasste die Schwäche meines eigenen Körpers, seit ich aufgehört hatte, mich um ihn zu kümmern. Und den unfassbar gut aussehenden Kerl mit dem Seil unter mir hasste ich nun wirklich .

«Falls es das für dich einfacher macht, kann ich mir Zach schnappen, damit er dich sichert, und dann selbst hochklettern und dich führen», bot Noah an.

«Was?» Ich blickte auf ihn und den Kletterhallenangestellten hinunter. «Ich kenne Zach nicht. Er sieht aus, als ginge er noch zur Highschool!»

«Ich nehme grad ein Jahr Auszeit zwischen Schule und Uni», antwortete der Junge und winkte mir zu.

«Das war nicht hilfreich», sagte Noah leise, aber ich konnte ihn trotzdem hören. «Zach arbeitet hier, und wenn du stirbst, war’s das wahrscheinlich mit seinem Job, also kannst du darauf vertrauen, dass er ein Profi ist.»

«Ich schwöre, wenn du dich auch nur einen Millimeter bewegst, ziehe ich mir die Schuhe aus und lasse sie direkt auf deinen Kopf fallen, Morelli.» Ich schloss für einen Moment die Augen und starrte dann auf den rauen grauen Fels der Kletterwand. Der Blick nach unten machte es noch schlimmer.

«Na ja, wenigstens vertraust du mir mehr als einem Fremden», scherzte Noah.

«So gerade eben!» Ich reckte mich nach dem grünen Griff direkt über meiner rechten Hand, dann stellte ich meinen Fuß auf den nächsten folgerichtigen Tritt und zog mich die Wand hinauf. «Das hier führt nur dazu, dass ich dich noch mehr hasse», sagte ich, als ich den nächsten Griff umfasste.

«Aber du kletterst», konterte er.

Wieder griff ich nach dem nächsten Halt, setzte meine Füße auf den nächsten Tritt und kletterte weiter nach oben. «Ich verstehe nur nicht, wie das unsere Buchprobleme lösen soll, wenn man bedenkt, dass ich dich umbringen werde, sobald ich wieder unten bin.» Ich war nur noch ein paar Meter von der verfluchten Glocke entfernt. Sobald ich dieses Mistding läutete, war ich frei.

«Das Risiko gehe ich ein», rief er mir zu. Ich konnte nicht umhin zu bemerken, wie fest er das Seil hielt. Das war beruhigend, denn ich war jetzt gut neun Meter über ihm. «Wenn du es wirklich so sehr hasst, werde ich nicht darauf bestehen, dass du den Deal einhältst. Es geht bei dem hier darum, dass du mir vertraust, nicht darum, dass du mich hasst.»

Ich behielt mein Ziel im Auge und zog mich einen weiteren halben Meter in die Höhe, und dann noch einen. «Scheiß drauf», rief ich nach unten. «Ich bin fast da.»

«Du hast es gleich geschafft.» Ich hörte den Stolz in seiner Stimme. Als ich nach unten sah, konnte ich ihn auch in seinem Lächeln sehen.

Ich war alles andere als glücklich, musste aber selbst zugeben, dass ich mich gut fühlte. Fähig. Stark.

Na ja, vielleicht nicht ganz so stark. Meine Arme und Beine zitterten vor Erschöpfung, als ich den letzten Griff erreichte und die restlichen dreißig Zentimeter allein durch reine Willenskraft erklomm.

Bimmel. Bimmel. Bimmel .

«Ja!», rief Noah.

Ich spürte die Schwingungen der Glocke in der Tiefe meiner Seele. Sie waren stark genug, um meine eigene vorgefasste Meinung, dass dies unmöglich war, zu zerstören. Stark genug, um Teile von mir zu wecken, die schon lange vor Damians letztem Seitensprung in den Tiefschlaf gefallen waren.

Vielleicht sogar schon, bevor ich ihn kennenlernte.

Nur weil ich es konnte, schlug ich erneut gegen die Glocke. Dieses Mal nicht aus Verzweiflung, weil ich wieder runter oder aus der Abmachung aussteigen wollte, die ich selbst getroffen hatte, oder weil ich mir Anerkennung von der Person wünschte, die mir diese Aufgabe überhaupt erst gestellt hatte.

Dieses Mal klingelte ich für meinen Sieg.

Logisch betrachtet wusste ich, dass dies nicht der Mount Everest war. Ich befand mich in etwa zwölf Metern Höhe an einer Kletterwand in einem professionellen Umfeld und war mit Seilen, einem Gurt und einer Haftpflichtversicherung gesichert.

Aber meine Brust schwoll an und füllte sich mit einem wilden Gefühl von Stolz.

Ich konnte noch immer schwierige Dinge bewältigen.

Gran war tot, Damian hatte mich betrogen, und Mom war wieder einmal weg, aber ich war immer noch hier. Ich kletterte immer noch.

Und obwohl ein Teil von mir Noah erdrosseln wollte, wusste ich, dass er der einzige Grund war, warum ich überhaupt an dieser Wand hing und kletterte. Er war der Grund, warum ich wieder angefangen hatte, auf mich selbst zu achten. Der Grund, warum ich mich in letzter Zeit darauf freute, morgens aufzuwachen.

Es war nicht so, dass ich für ihn lebte, es war vielmehr so, dass er mir einfach Lust aufs Leben machte. Lust zu kämpfen. Lust, für mich einzustehen. Lust, Stellung zu beziehen, wo ich sonst den Gefühlen anderer nachgab und den Weg des geringsten Widerstandes ging.

Gut möglich, dass mein Leben in Flammen aufgegangen war, aber genau dann glänzte ich, genau am Schmelzpunkt, an dem ich die geschmolzenen Überreste zu etwas Schönem umformen konnte. Ich wollte wieder etwas erschaffen. Ich wollte Glas nach meinem Willen formen. Ich wollte eine weitere Chance, glücklich zu sein, was mich dazu brachte, zu Noah zu schielen. Ich wollte … hier runter, denn, Mann, ich war verdammt weit oben.

«Okay», rief ich ihm zu. «Wie komme ich wieder runter?»

«Ich seile dich ab.»

«Du machst was ?» Ich warf einen weiteren Blick in seine Richtung. Heilige Scheiße  – das hier war doch der Everest. Noah schien eine Million Meilen weit entfernt zu sein. So viel zu meinem Gefühl von Stärke. Ich wollte sofort hier runter.

«Ich seile dich ab», wiederholte er und sprach dabei so langsam, als hätte ich ihn nur nicht richtig gehört, dabei war ich einfach entsetzt.

«Und wie genau soll das funktionieren?» Ich umklammerte die Griffe fester, bis meine Knöchel weiß wurden.

«Ganz einfach», sagte er. «Du setzt dich mit deinem vollen Körpergewicht in den Klettergurt und gehst die Wand entlang nach unten, während ich dich abseile.»

Ich blinzelte ein paarmal, dann sah ich wieder nach unten. «Ich soll mich einfach zurücklehnen und darauf vertrauen, dass du mich nicht fallen lässt?»

«Genau.» Er grinste schamlos, und jetzt fand ich das gar nicht mehr so charmant.

«Was, wenn das Seil reißt?»

Sein Grinsen verblasste. «Was, wenn es ein Erdbeben gibt?»

«Erwarten wir denn eins?» Mein Bizeps brüllte protestierend auf, während ich mich wie eine Eidechse an der verdammten Wand festklammerte.

«Erwartest du denn, dass ich dich fallen lasse?», fragte er herausfordernd.

«Das würde es dir leichter machen, das Buch zu Ende zu schreiben», sagte ich.

«Da ist was dran», gab er zu. «Und ich bin sicher, ein Mord hinter den Kulissen des Manuskripts würde die Verkaufszahlen in die Höhe treiben.»

«Noah!» Daran war nichts lustig, und doch zog er mich auf.

«Die Wahrscheinlichkeit, dass es ein Erdbeben gibt, ist weitaus größer als die, dass ich dich fallen lasse.» Diesmal war sein Ton etwas schärfer, aber als ich einen weiteren Blick auf seine Miene warf, war da nur Geduld. «Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas zustößt, Georgia. Du musst mir vertrauen. Ich halte dich.»

«Kann ich nicht einfach runterklettern?» Das konnte doch nicht so schwer sein, oder?

«Klar, wenn es das ist, was du willst», antwortete er jetzt leiser.

«Ja», flüsterte ich vor mich hin. «Ich klettere einfach runter.» Das konnte doch nicht schwieriger sein, als hochzuklettern, oder? Mit schmerzenden Muskeln und von einem leisen, andauernden Zittern geplagt, ließ ich meinen Fuß auf den vorherigen Tritt sinken. «Siehst du? Das war doch gar nicht so schlimm», murmelte ich. Das Seil war straff und gab mir Halt, während ich erst die Hände und dann den linken Fuß nach unten bewegte.

Dann schrie ich schrill und laut auf. Mein Fuß war abgerutscht, und ich fiel. Doch schon nach wenigen Zentimetern straffte sich das Seil, und ich baumelte parallel zur Kletterwand in der Luft.

«Alles in Ordnung?», fragte Noah, und auch seine Stimme klang ein wenig höher als gewöhnlich.

Ich atmete tief durch, dann noch einmal, und versuchte, meinen Herzschlag auf ein akzeptables, undramatisches Niveau zu bringen. Der Gurt drückte leicht in die Haut unter der Wölbung meines Hinterns, aber ansonsten ging es mir gut.

«Das ist mir ein bisschen peinlich», gab ich widerwillig zu, und meine roten Wangen wurden noch röter. «Aber sonst geht es mir gut.»

«Willst du immer noch den Rest des Weges hinunterklettern?», fragte Noah ohne jeglichen Vorwurf in der Stimme.

Ich hob meine Arme, packte die Griffe direkt vor mir. Meine Hände zitterten. Die Wahrheit war: Wenn er mich hätte fallen lassen wollen, hätte er es schon längst getan.

«Ich soll mich also einfach mit meinem ganzen Gewicht in den Gurt setzen?», fragte ich und betete im Stillen, dass er nicht einer dieser «Ich hab’s dir ja gesagt»-Typen war.

«Stell deine Fußsohlen gegen die Wand», befahl er.

Ich hob die Füße leicht an und tat, was er verlangte.

«Beide Hände um das Seil.» Ein weiterer Befehl.

Ich befolgte ihn.

«Gut», lobte er mich. «Ich lasse dich jetzt absinken, und du setzt dich in den Gurt und gehst an der Wand entlang. Verstanden?» Seine Stimme war stark und sicher, genau wie der Mann selbst. Was brauchte es, um einen Mann wie Noah aus der Fassung zu bringen? Ich hatte ihn schon ein paarmal gereizt, natürlich, aber selbst bei den unangenehmsten Auseinandersetzungen hatte ich noch nie erlebt, dass er wirklich ausrastete, zumindest nicht auf die türenknallende, herumbrüllende Art wie bei Damian, wenn die Dinge nicht so liefen, wie er wollte.

«Verstanden», rief ich nach unten und schenkte Noah ein unsicheres Lächeln.

«Ich will dich nicht erschrecken, also legen wir bei drei los. Langsam und gleichmäßig.»

Ich nickte.

«Eins, zwei, drei», zählte er und gab gerade so viel Seil, bis ich mich vollständig in den Klettergurt setzen konnte. «Gut gemacht. Und jetzt führen wir dich die Wand hinunter.»

Langsam und gleichmäßig gab Noah Seil nach und ließ mich damit die Kletterwand herablaufen. Nach ein paar Sekunden war es gar nicht mehr so schlimm. Der Schwerkraft zu trotzen, brachte einen kleinen Adrenalinstoß mit sich, vor allem, als ich einem anderen Kletterer weiter unten an der Wand nacheiferte und, mutig geworden, lustige kleine Sprünge machte.

Kurz vor dem Boden blickte ich hinauf zu der Glocke, die ich eben geläutet hatte. Sie schien so hoch zu hängen, und doch war ich dort gewesen, ganz oben.

Alles nur, weil Noah sich mein Vertrauen verdienen wollte – und das hatte er getan.

Ich lächelte, als meine Füße den Boden berührten. «Das war unglaublich!» Ich warf meine Arme um Noah, er hielt mich fest und hob mich hoch.

«Du warst unglaublich», berichtigte er mich.

Er hielt mich so mühelos, als würde ich gar nichts wiegen, und er roch so gut, dass ich nicht anders konnte, als meine Nase an seinen Hals zu legen und tief einzuatmen. Sein Duft war eine einzigartige Kombination aus dem Sandel- und Zedernholz seines Parfums, seiner Seife und ein wenig Schweiß. Er roch, wie ein Mann riechen sollte, und er musste nichts dafür tun. Damian hätte Tausende von Dollar bezahlt, nur um diesen Duft zu verströmen. Noah gelang das mühelos.

Hör auf, sie zu vergleichen .

Ich nahm leicht den Kopf zurück, gerade genug, um ihm in die Augen sehen zu können. «Danke», flüsterte ich.

Sein Lächeln entfaltete sich nur langsam, und es war das heißeste Lächeln, das ich je gesehen hatte. «Warum dankst du mir?», fragte er, während sein Blick zu meinen Lippen und wieder zurück wanderte. «Du hast doch die ganze Arbeit gemacht.»

Oh, Scheiße . Er war wirklich kein «Ich hab’s dir ja gesagt»-Typ, was dazu führte, dass ich ihn noch mehr mochte. Ihn noch mehr wollte.

Die Atmosphäre zwischen uns veränderte sich, verdichtete sich, als wären wir durch mehr als nur dieses Seil verbunden. Da war etwas, und es spielte keine Rolle, wie sehr ich mich dagegen wehrte oder wie oft wir uns die Köpfe über das Buch zerbrachen – es wuchs immer weiter.

Sein Blick wurde glühend, und sein Griff fester.

Unsere Lippen trennten nur wenige Zentimeter …

«Seid ihr fertig?», fragte ein helles Stimmchen.

Ich blinzelte und sah auf ein Mädchen hinunter, das vermutlich nicht älter als sieben war.

«Ich möchte gerne als Nächstes an diese Wand, wenn das okay ist?», fragte sie mit hoffnungsvollem Blick.

«Klar, natürlich», antwortete ich.

Noah setzte mich ab und löste mit schnellen, effizienten Handgriffen meinen Gurt vom Seil. Gott, seine Arme könnten gar nicht heißer sein. Die Muskeln seines Bizeps zeichneten sich unter den kurzen Ärmel seines Sportshirts ab. Gut, dass es aus dehnbarem Stoff bestand, sonst wäre es wahrscheinlich einfach aufgeplatzt.

«Danke», sagte ich noch einmal, als er sich vom Seil abhakte.

«Das hast ganz allein du geschafft. Ich habe nur für deine Sicherheit gesorgt.» Das tiefe Timbre seiner Stimme wärmte meinen ganzen Körper.

«Gesichert», sagte eine andere Stimme. Ein älteres Mädchen, sie ging wahrscheinlich noch zur Highschool, hatte Noahs Platz eingenommen, und das Kind hatte das Seil bereits eingehakt. «Kann losgehen.»

«Super», antwortete das kleine Mädchen und huschte die Wand hinauf, als wäre sie von einer radioaktiven Spinne gebissen worden.

«Du willst mich wohl verarschen», murmelte ich und sah zu, wie das Kind in wenigen Minuten bewältigte, wofür ich eine halbe Stunde gebraucht hatte.

Noah stieß ein leises Lachen aus. «Noch ein paarmal, dann bist du genauso gut wie sie», versicherte er mir.

Ich warf ihm einen skeptischen Blick zu.

«Du bist auf dem Weg nach oben nicht ein einziges Mal abgerutscht», bemerkte er und streckte die Hand nach meinem Gesicht aus, langsam, ließ mir damit die Möglichkeit, zurückzuweichen. Ich tat es nicht. «Das ist ziemlich außergewöhnlich.» Er nahm eine leicht verschwitzte Haarsträhne, die sich aus meinem Pferdeschwanz gelöst hatte, und schob sie mir hinters Ohr.

«Ich hatte noch nie ein Problem damit, mich nach Dingen zu strecken, die ich will», antwortete ich leise. «Es ist das Fallengelassenwerden, das mir Schwierigkeiten bereitet.»

Und genau das war das Problem mit Noah, das verstand ich jetzt. Es war eine Sache, mit Hazel über eine unverbindliche Bettgeschichte nach der Scheidung zu scherzen, aber eine ganz andere, mehr als nur seinen Körper zu wollen, auch wenn der wirklich unglaublich war. Es wäre allzu leicht, sich in Noah Morelli zu verlieben.

«Ich habe dich aufgefangen.» Er grinste nicht und wackelte auch nicht mit den Augenbrauen, um mit mir zu flirten, aber das war auch nicht wichtig. Die Wahrheit war berauschend genug.

Er hatte mich aufgefangen.

«Das hast du», antwortete ich weich.

«Willst du noch eine Wand rauf?», fragte er, und nun wanderten seine Mundwinkel nach oben.

Ich lachte. «Ich glaube nicht, dass meine Arme das zulassen würden, selbst wenn ich wollte. Sie fühlen sich an wie weich gekochte Spaghetti.» Ich hielt sie ihm wie zum Beweis hin, als könnte er die Erschöpfung in meinen Muskeln sehen.

«Ich werde sie später massieren», versprach er, und diesmal tauchte sein sexy Grinsen wieder auf.

Mir stockte der Atem bei der Vorstellung seiner Hände auf meiner Haut.

«Willst du lernen, wie man sichert?», fragte er und unterbrach meine rasch aufblühende Fantasie.

«Spaghetti-Arme, schon vergessen?»

«Keine Sorge, der Gurt macht die ganze Arbeit.»

«Du vertraust mir dein Leben an?», fragte ich, schielte zu ihm und tat mein Bestes, um nicht auf seine langen Wimpern oder den Schwung seiner Unterlippe zu starren.

«Ich vertraue dir meine Karriere an, und das ist für mich so ziemlich dasselbe, also lautet die Antwort Ja.» Die Intensität in seinem Blick war eindeutig eine Herausforderung und fühlte sich für mich wie ein Elektroschock an, der mich direkt ins Herz traf, schmerzhaft und doch lebensbejahend.

Er hatte wirklich alles für dieses Buch riskiert, oder? Er hatte die Stadt, die er liebte, verlassen und sein Leben hierher verlegt, um die Geschichte zu Ende zu schreiben.

In diesem Moment erkannte ich zwei Dinge über Noah Morelli.

Erstens, dass seine Karriere für ihn Priorität hatte und immer haben würde. Was oder wen er auch sonst liebte, sie würden immer nur die zweite Geige spielen.

Und zweitens, dass er und ich uns auf völlig entgegengesetzten Enden des Vertrauensspektrums befanden. Er schenkte es einem zuerst und wartete dann ab, was geschah. Ich hielt es zurück, bis jemand es sich verdient hatte. Und er hatte sich mein Vertrauen mehr als verdient.

Es war an der Zeit, dass ich anfing, auch mir selbst zu vertrauen.

«Tun wir’s.»

Nachdem er mich zu Hause abgesetzt hatte, rief ich Dan an. Innerhalb einer Stunde hatte ich ein Angebot für den Laden von Mr. Navarro abgegeben.

Ich setzte alles auf eine Karte. Auf mich.