Kapitel 21

Georgia

«B ist du sicher?», fragte Helen in der für sie typischen, effizienten Art. Grans Agentin hatte immer wenig Verständnis für Spielchen gehabt, weshalb Gran sich nach dem Tod ihres ersten Agenten, zwanzig Jahre nach Beginn ihrer Karriere, auch für sie entschieden hatte.

«Ganz sicher», bestätigte ich, nahm das Handy in die andere Hand und betrat das Foyer. «Ich habe es Damian schon vor ein paar Wochen gesagt, als er anrief. Er bekommt keine weiteren Filmrechte. Und du weißt, wie Gran über Verfilmungen dachte. Es ist mir egal, was er anbietet: Die Antwort lautet Nein.»

Sie gluckste. «Das weiß ich. Okay, dann also kein Manuskript für Ellsworth Productions.»

Bei der Erwähnung der Firma, die ich mit aufgebaut hatte, tat mir das Herz weh, was mich nur noch entschlossener machte, meinem Ex nichts mehr zu schenken.

«Danke.» Ich ging zu der riesigen Schüssel mit Süßigkeiten auf dem Tisch im Eingangsbereich und füllte sie mit einem frischen Vorrat an Snickers auf.

«Das ist doch selbstverständlich», sagte Helen. «Und ehrlich gesagt freue ich mich schon darauf, ihm zu sagen, dass er sich sein Angebot sonst wohin schieben kann. Ich glaube, ich rufe ihn direkt nach diesem Gespräch an. Wie läuft es eigentlich mit dem Manuskript?»

Ich hielt vor dem Spiegel im Foyer inne, rückte meinen Hexenhut zurecht und genoss, dass auch Noah in diesem Spiegelbild zu sehen war, der hinter mir an Grans Schreibtisch tippte. Gott, dieser Mann ließ sogar das Schreiben sexy aussehen. Seine Ärmel waren bis zu den Unterarmen hochgeschoben, und die Stirn war konzentriert gerunzelt, während seine Finger über die Tastatur flogen.

«Georgia?», meldete sich Helen.

«Es läuft.» Wohingegen bei mir gar nichts lief, denn ich hatte pflichtbewusst die Finger von dem Haus-Schriftsteller gelassen. Es verging kein Tag, an dem ich nicht an den Beinahe-Kuss dachte oder mit dem Gedanken spielte, auf seinen Schoß zu klettern, um einen meiner Tagträume zu verwirklichen, in denen sein Mund auf meinem eine entscheidende Rolle spielte. Die Türglocke klingelte zum millionsten Mal an diesem Abend. «Ich muss auflegen, Helen. Heute Abend ist hier die Hölle los.»

«Happy Halloween!»

Wir beendeten das Telefonat, ich öffnete die Haustür und schenkte den Kindern davor ein breites Lächeln. Halloween war das Größte. Eine Nacht lang konnte man sein, wer man wollte – was immer man sein wollte. Hexe, Geisterjäger, Prinzessin, Astronaut, der Schwarze Ritter von Monty Python, alles war möglich.

«Süßes, sonst gibt’s Saures!», riefen zwei Kinder unisono, ihre Eltern standen dicht aneinandergedrängt ein Stück hinter ihnen. Halloween-Schneestürme kamen in Poplar Grove häufiger vor als anderswo.

«Was haben wir denn hier?», fragte ich und ging in die Knie, um mit ihnen auf Augenhöhe zu sein. «Eine Feuerwehrfrau und einen …» Gott steh mir bei, ich hatte keine Ahnung. Was sollte dieses Kostüm darstellen?

«Ein Rabe!», antwortete der Junge enthusiastisch, wenn auch etwas gedämpft durch den Schal, der kaum in das Kostüm passte.

«Na klar!» Ich ließ jeweils ein großes Snickers in jeden Beutel fallen.

«Wow, coole Fortnite-Skin!», sagte Noah hinter mir, und allein seine Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken. Natürlich erkannte er das Kostüm.

«Danke!» Der Junge winkte.

«Danke!», fügte seine Schwester hinzu.

Die beiden rannten zurück zu ihren Eltern und machten sich auf den Weg die Auffahrt hinunter, wobei sie Fußspuren in dem frisch gefallenen Schnee hinterließen.

«Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Kinder für Süßes oder Saures hierherkommen, wo das Haus doch so weit außerhalb liegt.» Noah trat zurück, damit ich die Tür schließen konnte.

«Gran hat immer die großen Riegel verteilt. Das hat ihr eine Menge Besucher beschert.» Ich stellte die Süßigkeiten auf den Tisch und drehte mich zu ihm um.

«Wie läuft’s da drin?»

«Ich bin fertig für heute.» Er schob die Krempe meines Hutes nach oben und brachte mich dazu, ihn anzusehen. «Und bei dir? Fühlst du dich heute fantastisch, weil du den Vertrag für das Atelier abgeschlossen hast? Das bist du nämlich.»

«Vielleicht ein bisschen.» Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Das hier geschah wirklich. «Außerdem habe ich die beiden Glühöfen und den Kühlofen bestellt. An welchem Ende arbeitest du gerade?», fragte ich und zwang meinen Körper, nicht zu reagieren, und meine Wangen, nicht zu erröten. Nicht, dass es einen Unterschied machte – der Blick aus diesen tiefbraunen Augen sagte mir, dass Noah Morelli sich seiner Wirkung auf mich mehr als bewusst war. Ich erkannte das gleiche Verlangen in ihm; es zeigte sich in den brennend heißen Blicken und den unschuldigen Berührungen, die gerade lange genug dauerten, um meine Haut zu versengen und in mir die Sehnsucht nach mehr zu wecken.

«An meinem», antwortete er mit einem schamlosen Grinsen.

«Hmmm.»

«Keine Sorge, deine Heul-Parade schreibe ich als Nächstes.»

«Traurig, nicht deprimierend», mahnte ich ihn.

«Wie auch immer du es nennen willst. Ich werde dich letztendlich für mich gewinnen.» Oh ja, das war eindeutig ein selbstzufriedenes Grinsen.

«Wir werden sehen.» Nach all den Wochen war das immer noch meine Standardantwort, auch wenn ich mir wegen des Endes, auf das ich gedrängt hatte, sicherer war denn je. Was die Tatsache, dass er mich auch im wirklichen Leben für sich gewinnen wollte, betraf … okay, das hatte er geschafft.

Er schaute sich im Foyer um, dann trat er ins Wohnzimmer.

«Was suchst du?», fragte ich.

«Mir ist gerade aufgefallen, dass ich den Plattenspieler noch nie gesehen habe.»

«Kannst du auch nicht», sagte ich achselzuckend. «Gran sagte etwas in der Art, dass er in den späten Fünfzigern kaputt gegangen sei.»

«Das ist schade.» Enttäuschung flackerte über seine Züge.

Es klingelte erneut, und er nahm mit einem sanften Lächeln die Süßigkeitenschale in die Hand. «Dieses Mal übernehme ich.»

Als ich Noah dabei zusah, wie er Schokolade an eine weitere Gruppe von Kindern verteilte, schmolz mein Inneres zu Brei. Egal, ob es an der Biologie lag oder an Hunderttausenden Jahren Evolution – gut mit Kindern umgehen zu können, war … na ja, heiß.

«Soll ich dich für heute in Ruhe lassen?», fragte er, nachdem er die Tür geschlossen hatte. In der Frage steckte keine Erwartung, was sie nur noch verlockender machte. Er war ein unverbesserlicher Charmeur, aber er drängte nie auf mehr, selbst nachdem ich ihn im Büro fast geküsst hatte.

Du hättest ihn im Büro küssen sollen, du Masochistin. Schau ihn dir nur an.

«Nein.» Das war das Problem. Es war vollkommen egal, wie viel Zeit ich mit Noah verbrachte, ich wollte immer mehr. «Bleib gern noch ein bisschen.»

«Sehr gerne.» Seine Stimme wurde weicher.

Ich nickte und riss meinen Blick von ihm los, bevor er zu viel darin sehen konnte.

***

E s war halb neun, als die letzten verkleideten Kinder klingelten und wieder abzogen.

«Jetzt kommen keine mehr», sagte ich, als die Standuhr läutete.

«Kannst du in die Zukunft sehen?», fragte Noah mit einem schwachen Lächeln.

«Schön wär’s.» Ich schnaubte. Könnte ich in die Zukunft sehen, wüsste ich, was zur Hölle ich hier eigentlich machte. Aber so, wie es im Moment aussah, hatte ich keinen blassen Schimmer.

Ich wollte ihn. Das konnte ich noch leicht vor mir rechtfertigen. Aber das hier … Was auch immer es war, es ging weit über körperliches Verlangen hinaus. Ich mochte ihn, genoss es, in seiner Nähe zu sein, mit ihm zu reden, herauszufinden, was ihn zum Lachen brachte. Deshalb war das zwischen uns viel gefährlicher als reine Chemie. Ich hatte ihm bereits mein Leben und Grans Geschichte anvertraut. Ich war beängstigend nah dran, ihm als Freund zu vertrauen … vielleicht sogar als Liebhaber. «Es ist eine Regel in der Stadt», erklärte ich und nahm meinen Hexenhut ab. «Süßes oder Saures endet um halb neun.»

«Ihr habt tatsächlich eine Regel für Süßes oder Saures?» Er hob die Augenbrauen.

«Haben wir.» Ich nickte. «Sie ist ähnlich wichtig wie die Regel zu Markisenfarben, aber wir haben sie. Willkommen im Kleinstadtleben.»

«Faszinierend», sinnierte er. Sein Handy klingelte. Er nahm es aus der Hosentasche und warf einen Blick auf das Display. «Scheiße», murmelte er. «Das ist mein Agent.»

«Wenn du willst, kannst du im Büro telefonieren», bot ich an.

Er runzelte die Stirn. «Bist du sicher? Ich will dich nicht ans Haus fesseln, falls du Halloween-Pläne hast.»

«Vielleicht mag ich es ja, gefesselt zu werden», sagte ich so gleichmütig wie möglich.

Er wölbte eine einzelne Augenbraue, und sein Blick verdunkelte sich.

«Geh und nimm deinen Anruf an.» Ich verkniff mir ein Grinsen. Er war wohl nicht der Einzige hier, der gerne offensiv flirtete.

«Gefährlich. Georgia Stanton, du bist wirklich gefährlich.» Er atmete tief durch und wischte über das Display, um seinen Anruf entgegenzunehmen, während er in Grans Büro ging. Ich musste wirklich aufhören, es als ihr Büro zu bezeichnen. «Hey, Lou. Was ist so wichtig, dass du mich aus Hawaii anrufst?»

Er ließ die Tür offen, aber ich ging weg, um ihn ungestört zu lassen. Beklommen spürte ich einen Stich in der Brust, weil er wahrscheinlich über seine Zukunft sprach. «Mach dich nicht lächerlich», sagte ich leise zu mir selbst.

Natürlich war dies nicht Noahs einziges Projekt. Er hatte in den letzten acht Jahren zwei Bücher pro Jahr herausgebracht. Irgendwann würde er dieses Buch beenden. Irgendwann würde er das nächste beginnen. Irgendwann würde er gehen.

Jeder Tag, an dem er arbeitete, brachte uns seiner unvermeidlichen Abreise näher. Vor zwei Monaten hätte mich dieses Wissen noch gefreut, und ich hätte die Tage gezählt, bis Noah aus meinem Leben verschwand. Jetzt versetzte mir der Gedanke einen panischen Schock.

Ich wollte nicht, dass er ging.

Ich legte den Hut weg, trat zur Haustür hinaus und begrüßte den eisigen Luftzug, dann blies ich die Kerzen in den beiden Kürbislaternen aus, die mir der Englisch-Club der Highschool geschenkt hatte. Sie hatten schon die letzten zehn Jahre immer welche für Gran geschnitzt. Ein kurzer Blick auf die schneebedeckte Einfahrt verriet mir, dass es keine Nachzügler gab, also ging ich wieder rein und schloss die Tür.

«Ellsworth hat was geboten? Nur um es zu sehen?» Ich konnte Noahs laute Stimme aus dem Büro hören. «Das Manuskript ist noch nicht einmal fertig.»

Ich erstarrte, mein Herz schlug mir bis zum Hals, und obwohl ich mich unbedingt bewegen und dazu meine Ohren vor dem verschließen wollte, was nun kam, konnte ich mich nicht dazu durchringen. Ich hatte Damian bereits gesagt, dass er keine Chance hatte, das Manuskript in seine schmierigen Finger zu bekommen, und eher die Hölle gefrieren würde, als dass er auch nur in die Nähe der Filmrechte käme. Helen hatte ihm diese Botschaft heute Abend zweifellos noch einmal übermittelt.

Ich hätte wissen müssen, dass er sich als Nächstes an Noah wenden würde.

Tu es nicht. Ich verschloss diese Bitte fest in meinem Mund. Falls Noah vorhatte, mich zu verraten, war es besser, es jetzt zu erfahren.

«Hat er?» Noahs Ton klang fast jovial. «Nein, du hast genau richtig gehandelt. Ich danke dir.»

Genau richtig gehandelt? Was sollte das bedeuten? Ja, Noah mochte mich, aber wenn ich eines über diese Branche gelernt hatte, dann, dass Geld persönliche Zuneigung immer ausstach. Und hier gab es eine unglaubliche Menge an Geld zu verdienen.

Noah lachte ungeniert. Mein Puls raste.

«Dann ist es ja gut, dass ich seinen Namen nie in irgendeiner Verbindung zu meinen Büchern sehen wollte. Und ich bin froh, dass wir auf derselben Seite stehen, Lou. Es ist mir scheißegal, was er gesagt hat – sie will nicht, dass er es bekommt. Nicht einmal zu lesen.»

Ich hielt den Atem an. Vielleicht …

«Weil ich dabei war, als sie ihm gesagt hat, er soll sich verpissen. Nicht genau mit diesen Worten, aber die Botschaft war klar, und ich kann es ihr nicht verübeln.»

Langsam breitete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus. Er hatte sich für mich entschieden.

Die Vorstellung war so aberwitzig, dass ich einen Moment brauchte, um sie zu begreifen.

Er. Hatte. Sich. Für. Mich. Entschieden. Als ob die Erkenntnis mir Fesseln von den Füßen gestreift hätte, bewegte ich mich plötzlich auf das Büro zu, stieß die Tür ganz auf und stand vor Noah.

Er lehnte am Rand des Schreibtischs, eine Handfläche auf die Oberfläche gestützt, mit der anderen hielt er das Handy ans Ohr, und sah mich an. «Er hat das Vorkaufsrecht?»

«Ich verkaufe die Rechte nicht. Das ist also egal», sagte ich, und unter meiner Haut summte Elektrizität, wie ein lebendiger, atmender Strom. Seine Worte hatten bewirkt, was wochenlanges Flirten und sexuelle Spannung nicht vermocht hatten – sie hatten meine letzte Schutzmauer durchbrochen. Ich hatte es satt, gegen mein Verlangen anzukämpfen.

«Hast du gehört, was sie gesagt hat, Lou?» Noah lächelte über das, was sein Agent antwortete. «Ja, ich werde es ihr ausrichten. Genieß den Rest deines Urlaubs.» Er beendete das Gespräch und legte das Handy auf den Schreibtisch. «Sie hat ihm das Vorkaufsrecht für zukünftige Projekte eingeräumt?» Seine Augenbrauen hoben sich ungläubig.

«Damals hat sie mir das Vorkaufsrecht eingeräumt. Ich habe die Produktionsfirma mit Damian zusammen gegründet. Was hat dein Agent gesagt?» Uns trennten weniger als zwei Meter. Noch näher, und es würde nicht mehr geredet werden.

«Dass Damian ein aufgeblasenes Arschloch ist.» Einer seiner Mundwinkel hob sich.

«Stimmt.» Ich nickte. «Was hat er dir denn angeboten?»

«Einen Vertrag für zwei meiner Bücher, die noch nicht verfilmt sind, was lustig ist, denn ich habe ihn schon einmal abblitzen lassen.» Noah zuckte mit den Schultern. «Und das nur für einen Blick auf das Manuskript.»

«Du hast es ihm nicht gegeben.»

«Es steht mir nicht zu, es ihm zu geben.» Er hielt sich an der Kante des Schreibtisches fest, und die Muskeln seiner Unterarme spannten sich an. «Und ich will verdammt sein, sollte ich ihm irgendetwas geben, schon gar nicht etwas, das dir gehört.»

Ich trat zu ihm, nahm sein Gesicht in meine Hände und küsste ihn. Die harten Linien seines Mundes fühlten sich unvorstellbar geschmeidig an meinem an, als unsere Lippen aufeinandertrafen, weich wurden und verweilten.

«Georgia», sagte er an meinem Mund, mein Name irgendwo zwischen einer Bitte und einem Gebet, als er sich leicht zurückzog und meinen Blick suchte.

«Du hast mich von dir überzeugt», flüsterte ich und ließ meine Hände zu seinem Nacken gleiten.

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, und dann lagen seine Lippen wieder auf meinen, seine Hände umfassten meine Taille und zogen mich an seinen starken Körper.

Ich keuchte, mein Mund öffnete sich für ihn.

Er fuhr mit einer Hand durch mein Haar und streichelte meinen Hinterkopf, während er den Kuss vertiefte und meinen Mund eroberte. Seine Zunge setzte mich in Brand. Ein kleines Wimmern, das ich kaum als meines erkannte, entwich mir, und ich schmeckte Schokolade und Noah.

Er neigte meinen Kopf und küsste mich intensiver, während ich mich ihm entgegenwölbte und mich auf die Zehenspitzen stellte, um ihm näher zu kommen. Seine Hand wanderte zu meinem unteren Rücken, während er meinen Mund mit einer solchen Konzentration erforschte, als gäbe es nichts anderes auf der Welt als diesen Kuss.

Verlangen stieg in mir auf, brennend und heftig, während der Kuss immer weiter ging. Noah ließ mir keine Zeit, zu Atem zu kommen, wechselte immer wieder das Tempo – mal hart und tief, dann wieder sanft und spielerisch, knabberte mit seinen Zähnen an meiner Unterlippe, nur um den Stich seines Knabberns mit einem Streicheln seiner Zunge zu lindern.

Noch nie war ich von einem Kuss so vollkommen berauscht gewesen.

Mehr. Ich brauchte mehr.

Ich ließ meine Hände von seinem Hals gleiten, griff nach dem Saum seines Oberteils und zerrte daran.

«Georgia?», fragte er zwischen zwei Küssen.

«Ich will dich.» Das Geständnis war ein Flüstern, aber ich hatte es ausgesprochen.

Ich bot ihm meine Wahrheit auf einem Silbertablett an, und er konnte sie entweder annehmen oder ablehnen.

«Bist du sicher?» Seine dunklen Augen musterten mich mit einer Mischung aus Lust und Besorgnis, mit einer leicht rauen Note, als wäre seine Selbstbeherrschung ebenso schwach wie meine.

«Ich bin mir sicher.» Ich nickte, nur für den Fall, dass die Worte nicht ausreichten, und fuhr mir mit der Zunge über die geschwollene Unterlippe, als sich plötzlich ein unwillkommener Gedanke in meinen Kopf schob. «Willst du denn …» Sollte ich seine Signale falsch gelesen haben, würde das hier zu einem der peinlichsten Momente meines Lebens werden.

«Was denkst du wohl?» Er zog meine Hüften an seine, und ich spürte zwischen uns, wie hart er war.

«Ich würde sagen, du willst.» Danke, lieber Gott .

«Nur damit es hier keine Missverständnisse gibt.» Seine Finger zeichneten die Linie meines Kiefers nach. «Ich habe dich von der ersten Sekunde an gewollt, von dem Moment, als ich dich in diesem Buchladen gesehen habe. Es gab nie einen Augenblick, in dem ich dich nicht gewollt hätte.» Wäre ich nicht schon durch seine Worte dahingeschmolzen, dann hätte das die Eindringlichkeit seines Blickes besorgt.

«Gut.» Ich grinste und zerrte wieder an seinem Oberteil.

Er griff hinter seinen Kopf, zog es in einer einzigen geschmeidigen Bewegung aus und war dann von der Taille aufwärts nackt.

Mein Mund wurde trocken. Sein Oberkörper war wie aus Stein gemeißelt, die schön definierten Muskeln waren von weicher, küssbarer, tätowierter Haut bedeckt. Dieser Mann sah aus, als wäre jede einzelne meiner Fantasien wahr geworden. Ich fuhr mit den Fingern über seine Brust und seinen Bauch, mein stoßweiser Atem ging mit jedem Zentimeter, den ich nachfuhr, schneller, und als ich bei seinem V-Muskel angekommen war, der unter dem Bund seiner Jeans verschwand, stockte er.

Als mein Blick schließlich wieder seinen suchte, ließ der Hunger, den ich darin fand, mir die Beine weich werden.

Er eroberte meinen Mund mit einem weiteren Kuss und raubte mir mit jeder Berührung seiner Zunge gegen meine alle logischen Gedanken. Wir trennten uns nur so lange, bis mein Oberteil neben seinem landete, und dann verschmolzen unsere Münder wieder, als wäre das hier nicht nur ein Kuss, sondern Sauerstoff. Meine Hände fanden den Verschluss seiner Jeans.

Er hielt meine Hände auf. «Wir können es langsam angehen.» Sogar seine raue Stimme machte mich an.

«Sicher. Langsam, später. Schnell, jetzt. Sofort.» Die Dringlichkeit, die in mir wütete, würde sich nicht mit weniger als heiß und hart zufriedengeben.

Der Laut, der ihm entwich, erinnerte mich an ein Knurren, bevor er meinen Mund mit seinem verschloss und mich hemmungslos küsste. Wir waren ein Knäuel aus Händen und Mündern und zogen uns die Schuhe aus, bevor Noah meinen Hintern packte und mich hochhob, als würde ich nichts wiegen.

Ich schlang die Beine um seine Taille und überkreuzte die Knöchel hinter seinem Rücken, während er mich aus dem Büro und die Treppe hinauftrug, ohne auch nur das geringste Anzeichen von Anstrengung zu zeigen. Er trug mich den Flur entlang bis in mein Schlafzimmer, ohne den Kuss auch nur ein einziges Mal zu unterbrechen.

Ich spürte das Bett unter meinem Rücken. Noah war über mir, seine Hände glitten unter mich, um meinen BH zu öffnen. Dann lag der auch schon auf dem Boden, gefolgt von meiner Jeans.

«Verdammt, du bist so schön», sagte er ehrfürchtig. Er kniete sich hin und fuhr mit seinen Fingern meinen Hals entlang, das Tal zwischen meinen Brüsten hinab und über meinen Bauch zu den Rändern meiner Unterwäsche. Meine Haut kribbelte im Sog seiner Berührung.

Im Geiste gab ich mir selbst ein High-Five dafür, dass ich mich heute Morgen aus einer Laune heraus für den rosa Spitzentanga entschieden hatte – und dann war der Tanga verschwunden und der Spitzenstoff hastig durch seinen Mund ersetzt.

«Noah!», schrie ich und krallte eine Hand in sein Haar, während ich mich mit der anderen an die Decke klammerte, um nicht völlig den Halt zu verlieren.

Heilige Scheiße, die Zunge dieses Mannes war magisch . Er ließ mein Verlangen mit langsamem Streicheln, schnellem Lecken und sogar mit dem leichten Kratzen seiner Zähne in immer höhere Sphären steigen, wobei er meine Hüften umfasste, als ich mich unter ihm zu winden begann. Die Lust war zu intensiv, zu verzehrend, zu wild, und wurde noch größer, als er erst mit einem und dann zwei Fingern in mich eindrang. Ich spannte mich um ihn herum an, während er mich liebkoste, schloss unter seinem Ansturm die Augen und presste den Kopf gegen die Matratze. So hatte ich es noch nie erlebt. Niemals. Wie hatte ich nur ohne dieses verzweifelte Verlangen leben können, das mich zum Schmelzen brachte? Ich wollte ihn nicht nur, ich brauchte ihn.

Das Feuer, das er schürte, sammelte sich in meinem Bauch, spannte sich wie eine Feder und wurde mit jedem Lecken, jeder Bewegung seiner Finger fester, bis meine Schenkel zitterten und meine Muskeln sich anspannten. Dann saugte er an meiner Klitoris, und ich zersprang, der Orgasmus überrollte mich in langen, heftigen Wellen, die mich seinen Namen schreien ließen.

Er drückte mir einen Kuss auf die Innenseite meines Oberschenkels, dann schob er sich über mich und sah mit einem zufriedenen Lächeln auf mich hinunter – als hätte er gerade den Orgasmus seines Lebens gehabt, nicht ich. «Ich könnte Tage mit meinem Kopf zwischen deinen Schenkeln verbringen und immer noch mehr wollen.»

Das Verlangen flammte wieder auf, hell und hungrig. «Ich brauche dich.» Ich fuhr mit den Fingern durch sein Haar, zog seinen Mund auf meinen und küsste ihn lange und intensiv.

Wir trennten uns nur lange genug, damit er sich ausziehen konnte, und ich starrte unverhohlen seinen Hintern an, während er ein Kondom aus seiner Brieftasche zog und sie danach achtlos auf den Kleiderhaufen zu seinen Füßen fallen ließ.

Ich setzte mich auf und nahm ihm das Kondombriefchen ab, riss es auf und streifte es ihm über, streichelte ihn noch einmal, bis er aufstöhnte und meine Hände in seine nahm.

«Sag mir, dass du dir sicher bist.» Seine Worte waren angespannt und leise, und sein Blick hielt meinen fest.

«Ich bin mir sicher.» Ich zerrte leicht an seinen Händen, zog ihn wieder zu mir.

Er folgte der Aufforderung und legte sich auf mich, schob sich zwischen meine gespreizten Schenkel. Er küsste mich, erkundete meine Rundungen mit langen, streichelnden Bewegungen, verweilte an meinen Brüsten und strich mit seinen Daumen über meine Brustwarzen, bevor er meine Taille liebkoste und meine Hüften umfasste. «Unglaublich. Das ist das einzige Wort, um dich beschreiben zu können.»

Jede Antwort, die ich ihm hätte geben können, verstummte unter seinem Kuss, also bewegte ich meine Hüften anstelle von Worten und spürte ihn heiß und hart an meiner Öffnung. «Noah», rief ich flehend und griff nach seinen Schultern.

Er hob den Kopf leicht an und sah mir in die Augen, während er seine Hüften bewegte und mich langsam Zentimeter für Zentimeter ausfüllte, bis ich ihn ganz in mir spürte und mein Körper sich mit einem leichten Brennen dehnte, das mehr Lust als Schmerz war.

«Alles in Ordnung?», fragte er, und ein feiner Schweißfilm ließ seine Haut im sanften Licht der Nachttischlampe schimmern. Jeder Muskel war angespannt. Er stützte sich auf seine Ellbogen und musterte mich, suchte nach Anzeichen von Unbehagen.

«Es geht mir mehr als gut. Perfekt», versicherte ich ihm, streichelte seine Schultern und ließ meine Hüften kreisen, nachdem sich das Brennen in Lust verwandelt hatte.

«Genau so fühlst du dich auch an.» Er zog sich leicht zurück und stieß dann mit einem Stöhnen in mich. «Oh Gott, Georgia. Ich werde nie genug von dir bekommen.»

«Mehr.»

Er gehorchte. Meine Zehen krümmten sich, ich wimmerte und zog meine Knie an, um ihn tiefer aufnehmen zu können.

Dann wurden Worte überflüssig, denn unsere Körper übernahmen die Kontrolle, sprachen für uns alles aus, was notwendig war. Er nahm mich langsam und hart, stieß in einem unaufhörlichen, perfekten Rhythmus in mich, der mich dazu brachte, mich unter ihm zu winden und mich ihm entgegenzubäumen, meine Nägel gruben sich in seine Haut, während ich mich den überwältigenden Empfindungen hingab, die er in mir auslöste.

Meine Lust vervielfachte sich wieder und traf mich mit einer überraschenden Intensität. In genau diesem Moment veränderte er seinen Winkel, glitt noch tiefer und rieb mit jedem Stoß über meine empfindlichsten Stellen, trieb mich höher und höher, bis sich mein Körper unter seinem versteifte und ich über dem Abgrund schwebte.

«Noah», flüsterte ich und erzitterte.

«Ja», drängte er, und seine Stöße nahmen einen noch schnelleren Rhythmus an.

Ich explodierte und rief seinen Namen. Wieder kam ich, klammerte mich an ihn, riss ihn mit mir, als tiefere, stärkere Wellen durch meinen Körper rasten, mich verzehrten – mich zu etwas völlig Neuem machten, mich ganz zu der Seinen machten.

«Georgia», stöhnte er an meinem Hals, und ich beschloss, dass ich meinen Namen von nun an nur noch auf diese Weise von ihm hören wollte.

Das … das war das Leben. Genau so sollte es sich anfühlen, Liebe zu machen, und das hatte ich bis jetzt verpasst. Ich hatte mich mit so viel weniger zufriedengegeben, ohne zu wissen, dass es diese Art von Sehnsucht überhaupt gab – dass es Noah gab.

Er rollte uns auf die Seite und hielt mich fest, während wir allmählich ruhiger wurden. Unsere Atemzüge waren so unregelmäßig wie unser Herzschlag, aber sein Blick war fest auf meinen gerichtet und leuchtete von der gleichen Freude, die auch durch meine Adern floss.

«Wow», gelang es mir zwischen zwei Atemzügen hervorzubringen, während meine Finger leicht über seine Wange und die kurzen Stoppel seines Bartes strichen. Wie schaffte es dieser Mann, immer nur noch besser auszusehen?

«Wow», sagte auch er, und ein Grinsen umspielte seine Lippen.

Mein Herz schlug wie wild, und doch fühlte ich mich besser als … ich mich jemals gefühlt hatte. Glücklich . Ich war glücklich. Ich war nicht so naiv zu glauben, das würde ewig so bleiben. Er wohnte ja nicht einmal hier. Dieses alberne Glühen, das in meinem Herzen pochte, war das Ergebnis von zwei Orgasmen, die mich zutiefst erschüttert hatten, nicht … Denk das Wort nicht einmal . Noah zu mögen, war eine Sache, sich in ihn zu verlieben, eine ganz andere.

Aber dann spielte mein Gehirn noch mal ab, wie er meinen Namen an meinem Hals stöhnte, und ich war hin und weg; ich schwebte nicht nur, sondern stürzte in ein Gefühl, mit dem ich nicht umgehen, geschweige denn es benennen konnte.

«So, wie ich das sehe, haben wir zwei Möglichkeiten», sagte er und strich mein Haar mit so viel Zärtlichkeit zurück, dass sich ein Kloß in meinem Hals bildete. «Ich kann zurück ins Cottage gehen …»

«Oder?» Ich ließ einen Finger über seine Brust gleiten. Mir gefiel er hier gerade besser.

«Oder wir warten gemeinsam in diesem Bett ab, bis der Schneesturm vorbei ist.» Er unterstrich seine Worte mit einem verführerischen Kuss.

«Ich entscheide mich für Option Nummer zwei», antwortete ich lächelnd. Egal, wohin das führen würde, für den Moment war er bei mir, und ich würde keine Sekunde davon verschwenden.