Kapitel 35

Georgia

«O h mein Gott», flüsterte ich, als die letzte Seite zwischen meinen Füßen zu Boden flatterte. Ich atmete in einem stotternden Keuchen aus, und ein paar Tränen tropften auf das Papier.

Gran war nicht Scarlett … Sie war Constance.

In meinen Ohren war ein Dröhnen, als liefen die Zahnräder in meinem Kopf mit vierfacher Geschwindigkeit, um das alles zu verarbeiten und aus dem, was sie geschrieben hatte, schlau zu werden.

In all diesen Jahren hatte sie nie ein Wort gesagt. Kein einziges. Sie hatte ihr Geheimnis mit ins Grab genommen, hatte es nie jemandem erzählt. Oder hatte Großvater Brian es gewusst?

Ich hob die heruntergefallene Seite auf, ordnete sie am Ende des Kapitels ein und steckte alles zurück in den Umschlag. Warum hatte sie es mir nicht gesagt? Warum jetzt, wo ich ihr keine Fragen mehr stellen konnte?

Der dritte Umschlag ließ sich ohne Probleme öffnen, aber in meiner Ungeduld, zu lesen, was auf dem Papier stand, zerriss ich ihn fast.

Meine liebste Georgia,

 

hasst du mich? Ich könnte es dir nicht verübeln. Es gab sicherlich Tage, an denen ich mich selbst hasste, an denen ich mit ihrem Namen unterschrieb und mich wie eine Betrügerin fühlte, was ich ja auch bin. Aber dieser Brief ist nicht für mich, er ist für dich. Erlaube mir also, die offensichtlichen Fragen zu beantworten.

Als wir über den Nordatlantik flogen, schlief William ein, angeschnallt und warm eingepackt. In diesem Moment wurde mir klar, was ich getan hatte. Es gab so viele Möglichkeiten, wie alles auffliegen konnte, und doch konnte ich nicht mit der Wahrheit herausrücken, nicht solange Williams Schicksal noch nicht geklärt war. Es war sicherlich nur eine Frage der Zeit, bis die Wahrheit ans Licht kam und ich gezwungen war, nach England zurückzukehren. Ich brauchte nur genügend Zeit, um Jamesons Familie kennenzulernen – und sicher zu sein, dass William in guten Händen war. Ich musste diese Rolle spielen.

Ich nahm Papier und Stift aus der Handtasche und schrieb einen Abschiedsbrief an Constance. Denn ich wusste, dass dieser Brief dazu beitragen würde, meine Familie davon zu überzeugen, dass William für sie unerreichbar war.

Zwei Tage nach unserer Ankunft in den Staaten gab ich den Brief auf. In der Lobby unseres Hotels fand ich eine britische Zeitung, darin waren die jüngsten Opfer der Luftangriffe vom Juni aufgeführt. Mein Herz blieb in dem Moment stehen, als ich las, dass Constance Wadsworth unter den Toten aufgeführt war. Und ich erinnerte mich daran, dass es meine Handtasche war, die die Krankenwagenfahrer mit meiner Schwester mitgenommen hatten.

Gott im Himmel, da wurde mir klar, dass ich bei William bleiben konnte, nicht nur, bis er sich eingelebt hatte, sondern für immer. Für meine Mutter, meinen Vater und Henry war Constance tot. Niemand hat es je angezweifelt. Ich war frei, aber nur als Scarlett. Meine vorübergehende Lüge wurde zu meinem Leben.

Vernon brachte mich zur Einwanderungsbehörde, wo mir ein neuer Ausweis ausgehändigt wurde – diesmal mit meinem Foto. Mein Gesicht war noch geschwollen von dem Bombenangriff, meine Nase bandagiert, als der Fotograf seine Kamera auslöste. Die anderen Erkennungsmerkmale – die Narbe und unsere Schönheitsflecken – passten perfekt, wie immer.

Jamesons Familie war so warmherzig, hieß mich herzlich willkommen, selbst in Anbetracht ihres unerträglichen Kummers. Ich sah, wie die Hoffnung in den Augen seiner Mutter langsam erlosch, als die Monate und dann die Jahre vergingen und von der Front keine Neuigkeiten über Jamesons Verschwinden kamen. Ich brauchte meine Trauer nicht zu heucheln – mein Schmerz über den Verlust von Jameson und Edward, aber vor allem über den Tod meiner Schwester, war nur allzu echt.

Von dem Augenblick meiner Geburt an war sie an meiner Seite gewesen. Wir waren gemeinsam ausgebildet worden, hatten geschworen, bis zum Ende des Krieges gemeinsam zu dienen, und nun stand ich da und zog ihren Sohn in einem fremden Land auf, das nun mein eigenes war, übte immer wieder ihre Unterschrift und verbrannte anschließend die Seiten, damit niemand Verdacht schöpfte.

Die erste wirkliche Herausforderung kam an dem Tag, als Beatrice mich fragte, wann ich wieder mit dem Schreiben beginnen wolle. Oh, ich sah aus wie meine Schwester und klang sogar wie sie. Ich kannte die intimsten Details aus ihrem Leben, aber Schreiben … das war nie mein Talent gewesen. Vielleicht hätte ich es ihnen damals sagen sollen, aber die Angst, von William getrennt zu werden, konnte ich nicht ertragen. Also tat ich so, als würde ich schreiben, wenn niemand hinsah. Ich tippte «The Diplomat’s Daughter» Seite für Seite ab, korrigierte grammatikalische Fehler und änderte einige Passagen, damit ich ehrlich sagen konnte, ich hätte etwas davon geschrieben. Ich erkannte, dass Lügen einem leichter fallen, wenn sie auf einer Wahrheit beruhen, also flocht ich an jeder nur möglichen Stelle die Wahrheit ein.

Ich habe «The Diplomat’s Daughter» nicht zur Veröffentlichung eingereicht. Beatrice tat es in dem Jahr, als der Krieg zu Ende ging. Das Jahr, in dem wir den Pavillon an der Biegung des Flusses fertigstellten, die Stelle, an der Scarlett auf Jameson warten wollte. Das war das Jahr, in dem Beatrice akzeptierte, was ich bereits wusste.

Jameson würde nicht mehr nach Hause kommen. Ich half beim Bau eines Pavillons für eine Zukunft, die nur in meiner Vorstellung existierte, einer Zukunft, in der Liebe und Tragödie nicht Hand in Hand gingen.

Das Problem bei der Unterzeichnung des ersten Buchvertrags war die Frage nach dem zweiten, dem dritten, dem vierten. Ich wühlte mich durch die Hutschachtel, benutzte ihre Teilkapitel, ihre Handlungsnotizen, und wenn mein eigenes Herz versagte, stellte ich mir einfach vor, sie wäre neben mir, spielte mit mir Verstecken in unserem Elternhaus, ging die langen Wege mit mir spazieren, saß an diesem Küchentisch und erzählte mir, wie es weiterging. Auf diese Weise lebte sie in jeder Geschichte, die ich abtippte, und dann in denen, die ich schrieb, als die Hutschachtel sich leerte.

Ich ließ ein Haus bauen, groß genug für Jamesons Familie, und wir zogen um.

Dann tauchte Brian auf. Oh, Georgia, ich verliebte mich gleich im ersten Jahr, als er das Cottage mietete, in seine warmen Augen und sein sanftes Lächeln. Es war nicht dasselbe Gefühl, was ich für Edward empfunden hatte – das war eine einzigartige Liebe gewesen –, aber es war beständig, warm und sanft wie das Tauwetter im Frühling. Nach Henry … nun, ich brauchte Sanftheit.

Beatrice sah es. Sie wusste es.

William sah es auch. Er hat seine Missbilligung nie geäußert. Machte mir nie ein schlechtes Gewissen. Aber in dem Jahr, als er sechzehn wurde, erwischte er Brian und mich beim Tanzen in der Gartenlaube. Am nächsten Tag war der Plattenspieler verschwunden. Er hatte das Lächeln seines Vaters und seine Leidenschaft für das Leben und die Augen und den stählernen Willen seiner Mutter. Er war das Beste, was ich je in meinem Leben erreicht habe, und an dem Tag, an dem er Hannah heiratete – die Liebe seines Lebens –, sagte er mir, es sei auch für mich an der Zeit, die Liebe meines Lebens zu heiraten.

Ich sagte ihm, dass der Krieg mir die Liebe meines Lebens genommen hatte – das war die Wahrheit.

Er sagte mir, Jameson würde wollen, dass ich glücklich bin – auch das stimmte.

Brian fragte mich jedes Jahr. Jedes Jahr sagte ich Nein.

Georgia, es gibt in mir einen grauen Ort voller Schatten, an dem ich sowohl das Mädchen bin, das ich war … als auch die Frau, die ich an jenem Tag wurde, sowohl Constance als auch Scarlett. Und an diesem grauen Ort war ich immer noch mit Henry Wadsworth verheiratet – obwohl er wieder geheiratet hatte und mit seiner neuen Familie auf das Land gezogen war, für dessen Erhalt ich mich aufgegeben hatte. Das Land, auf dem er meine Schwester in seiner ersten und einzigen romantischen Geste begraben hatte. Und vielleicht fand das Mädchen, das von ihm missbraucht worden war, ein perverses Vergnügen bei dem Gedanken daran, dass es sein Leben zum Einsturz bringen könnte, indem es einfach zugab, dass es noch am Leben war.

Die Frau, die ich war, weigerte sich, zuzulassen, dass der Schatten Brians Licht verdunkelte – sie weigerte sich, ihn in eine Ehe hineinzuziehen, die letztendlich genauso unaufrichtig sein würde wie ich – aber ich konnte ihm nie die Wahrheit sagen, denn das hätte ihn zum Komplizen meiner Verbrechen gemacht. 1968 hörte er auf zu fragen.

An dem Tag, an dem ich las, dass Henry Wadsworth an einem schweren Schlaganfall gestorben war, eilte ich zu der Tierklinik, in der Brian arbeitete, und flehte ihn an, mich noch einmal zu fragen. Erst nachdem William uns seinen Segen gegeben hatte, beauftragte ich die Anwälte damit, Jameson für tot erklären zu lassen.

Ich heiratete Brian siebzehn Jahre, nachdem wir uns kennengelernt hatten, und das Jahrzehnt unserer Ehe war das glücklichste meines Lebens. Ich habe mein Happy End bekommen. Zweifele nie daran. William und Hannah hatten sich so lange bemüht, schwanger zu werden, und Ava war ihr Augenstern – und meiner. Ich wünschte, du hättest sie vor dem Unfall gekannt, Georgia. Tragödien haben die Angewohnheit, sanfte Dinge zu zerbrechen und die zerbrochenen Teile auf eine Weise zusammenzulöten, die wir nicht kontrollieren können. Manche formt es zu stärkeren, widerstandsfähigeren Wesen. Bei anderen verschmelzen die Teile, bevor sie heilen, und es bleiben nur messerscharfe Kanten zurück. Ich kann dir keine andere Erklärung oder Entschuldigung für die Wunden geben, die sie dir im Laufe der Jahre zugefügt hat. Du, mein süßes Mädchen, warst das Licht in meinem langen Leben. Du warst für mich der Grund, es langsamer angehen zu lassen, bewusster zu leben und weniger Angst zu haben.

Du, Georgia, die du mich so sehr an meine Schwester erinnerst.

Du hast ihren unbeugsamen Willen, ihr starkes Herz, ihren kämpferischen Geist und ihre Augen – meine Augen.

Ich bete, dass du, wenn dieses Paket dich erreicht, glücklich und wahnsinnig verliebt in den Mann bist, den du für würdig befunden hast, ihm dein Herz zu schenken. Ich hoffe auch, dass dir inzwischen klar geworden ist, dass dieser Mann nicht Damian ist – es sei denn, er hatte eine Erleuchtung zwischen dem sechsten Jahr eurer Ehe und dem siebten Jahrestag, an dem du dieses Paket öffnest. Und ja, ich darf das sagen, weil ich tot bin. Als ich noch lebte, warst du so fest entschlossen, und der Himmel möge der Seele helfen, die versucht, deinen sturen kleinen Geist von etwas abzubringen. Manche Lektionen müssen wir einfach selbst lernen.

Warum also erzähle ich dir das alles, jetzt, wo ich nicht mehr da bin? Warum lege ich dir diese Wahrheit zu Füßen, wo ich doch niemandem sonst vertraut habe? Weil du, mehr als jede andere Stanton, wissen musst, dass es Liebe ist, die dich hierhergebracht hat.

Ich habe nie wieder eine Liebe gesehen wie die zwischen Scarlett und Jameson. Sie war einer dieser schicksalhaften Blitzeinschläge, ein Wunder, wenn man sie aus der Nähe betrachtete, wenn man die Energie zwischen den beiden spürte, sobald sie im selben Raum waren. Das ist die Liebe, die in deinen Adern lebt.

Ich habe nie wieder eine Liebe gesehen wie die, die ich für Edward empfand – wir waren Zwillingsseelen.

Aber ich habe auch nie wieder eine Liebe gesehen wie die, die ich für Brian empfand – tief und ruhig und wahrhaftig.

Oder eine Liebe wie die, die William für Hannah empfand – unendlich süß.

Aber ich habe dieselbe Liebe, die ich für William an dem Tag empfand, als ich in das Flugzeug stieg, noch einmal gesehen. Sie lebt in dir. Du bist die Krönung eines jeden Blitzeinschlags und jeder Schicksalswendung.

Gib dich nicht mit einer Liebe zufrieden, die deine Kanten abschleift und dich spröde und kalt macht, Georgia. Nicht, wenn es so viele andere Arten von Liebe gibt, die auf dich warten. Und warte nicht wie ich, die siebzehn Jahre vergeudet hat, weil ich mit einem Fuß in der schmerzhaften Vergangenheit stecken geblieben war.

Wir alle haben ein Recht auf unsere Fehler. Wenn du sie als das erkennst, was sie sind, leb nicht mit ihnen. Das Leben ist zu kurz, um den Blitzeinschlag zu verpassen, und zu lang, um es allein zu leben. An dieser Stelle endet meine Geschichte. Ich werde über dich wachen, um zu sehen, wohin deine führt.

 

Mit all meiner Liebe

Gran

Als ich die letzte Seite beendete, liefen mir Tränen übers Gesicht, aber keine von der Sorte schöne, stille Tränen. Oh nein, ich war ein einziges verrotztes Durcheinander. Sie hatte achtundsiebzig Jahre ihres Lebens als Scarlett gelebt, war nie wieder bei ihrem eigenen Namen gerufen worden. Hatte nie jemand anderen die Last ihrer Taten tragen lassen. Sie hatte den Tod von Edward, Jameson, Scarlett, Brian … dann William und Hannah ertragen und war dennoch nicht unter dem Kummer zu Stein geworden.

Ich ließ den Brief auf der Treppe liegen, griff nach meinem Handy und stolperte ins Büro. Ich schnappte mir das gerahmte Bild von Scarlett und Jameson vom Schreibtisch, kniete mich vor das Bücherregal und zog die Alben heraus, die ich Noah vor Monaten gezeigt hatte. Ich begann im ältesten zu blättern.

William. William. William. Da … Das erste Foto von Gran war 1950 aufgenommen worden, so lange nach der Bombardierung von Ipswich, dass sich wohl niemand über körperliche Unterschiede gewundert hätte. Sie hatte das Objektiv der Kamera nicht nur gescheut, sondern bewusst gemieden.

Ich studierte beide Fotos, wollte es mit eigenen Augen sehen.

Scarletts Kinn war etwas kantiger, Constances Unterlippe ein wenig voller. Dieselbe Nase. Dieselben Augen. Derselbe Schönheitsfleck. Aber sie waren nicht dieselbe Frau.

Die Leute sehen, was sie sehen wollen. Wie oft hatte sie das im Laufe der Jahre zu mir gesagt? Alle hatten einfach akzeptiert, dass Constance Scarlett war, weil sie nie einen Grund gehabt hatten, es zu hinterfragen. Warum sollten sie auch, wenn sie William hatte?

Die Gartenarbeit. Die Stilunterschiede in den Manuskripten, die Noah bemerkt hatte. Das Backen … Das alles ergab einen Sinn.

Ich blätterte durch das Album, bis ich ihr Hochzeitsfoto mit Grandpa Brian fand. In ihren Augen leuchtete echte, wahre Liebe. Noahs Ende war näher an der Wahrheit gewesen, als er es sich hätte vorstellen können … aber es war nicht Scarletts Ende, sondern Constances.

Scarlett war vor fast achtzig Jahren auf einer zerbombten Straße gestorben. Jameson war vermutlich drei Tage vor ihr gestorben. Sie waren nicht lange voneinander getrennt gewesen. Sie waren die ganze Zeit zusammen gewesen.

Ich holte zitternd Luft und wischte mir die Tränen mit dem Ärmel ab, während ich an meinem Handy herumfummelte.

Wenn Gran eine Lüge gelebt hatte, um mir dieses Leben zu schenken, dann war ich ihr schuldig, es zu leben.

Die Nachricht, die ich an Noah geschickt hatte, war immer noch nicht gelesen worden, aber ich wählte trotzdem seine Nummer. Es klingelte viermal. Mailbox. Der Kerl hatte nicht einmal eine personalisierte Ansage, aber ich hatte sowieso nicht vor, mein Herz einer Mailbox auszuschütten. Außerdem war es bei den schlechten Vorabkritiken kein Wunder, dass er nicht ranging.

Ich schnappte nach Luft. Vorabkritiken. Ich kam auf die Füße, ließ mich in den Stuhl am Schreibtisch sinken und klickte mich durch meine E-Mails, bis ich Adams Nummer fand.

«Adam Feinhold», meldete er sich.

«Adam, ich bin’s, Georgia», platzte ich heraus. «Stanton, meine ich.»

«Ich dachte mir schon, dass es nicht der Bundesstaat ist, der anruft», sagte er trocken. «Was kann ich für Sie tun, Ms. Stanton? Die Stimmung hier ist heute … nicht die Beste.»

«Okay, das habe ich verdient», gab ich zu und zuckte zusammen, als ob er mich sehen könnte. «Ich habe es zuerst bei Noah versucht …»

«Ich habe keine Ahnung, wo er ist. Er hat mir eine Nachricht hinterlassen, dass er auf Recherchereise ist, aber rechtzeitig zurückkommt, falls wir ihn für Promo zur Veröffentlichung brauchen.»

Ich blinzelte. «Noah ist … weg?»

«Nicht weg. Er recherchiert. Machen Sie sich keine Gedanken, das macht er bei jedem Buch so, außer bei Ihrem, da in dem Fall die Recherche bereits abgeschlossen war, wie Sie wissen.»

«Oh.» Mein Herz schlug langsamer. So viel dazu, den Blitzeinschlag nicht zu verpassen.

«Sie wissen, dass der Kerl Ihretwegen ein totales Wrack ist, oder?», sagte Adam leise. «Und das sage ich als sein bester Freund, nicht als sein Lektor. Er ist unglücklich. Oder zumindest war er unglücklich. Heute Morgen klang er vor allem wütend, aber das war auch nach dem Erscheinen der Kritiken. Christopher ist sogar noch wütender, was als Programmleiter durchaus möglich ist, glauben Sie mir.»

Ich kam vierundzwanzig Stunden zu spät, um ihm zu sagen, dass ich falschgelegen hatte. Total falsch. Aber vielleicht konnte ich es ihm zeigen. Zumindest konnte ich es versuchen.

«Hat Noah wirklich beide Versionen überarbeitet?»

«Ja. Bis hin zu den Korrekturen.»

«Gut.» Ich lächelte, ohne diese Aussage ausführlicher zu erklären, dazu war ich zu glücklich.

«Gut?»

«Jep. Gut. Und jetzt holen Sie bitte Christopher.»