KAPITEL 44
Am nächsten Vormittag wachte ich auf, kochte mir Kaffee und aß einen Müsliriegel zum Frühstück. Ich rief Brett an, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung war, und es war alles in Ordnung. Sie und Chance waren fast wieder gesund und hatten vor, heute irgendwann später wieder nach Hause zu kommen.
Nach dem Gespräch mit ihr schenkte ich mir Kaffee nach und rief Leonard an.
»Na, wie geht’s dir heute Vormittag?«, fragte ich.
»Besser als in der ganzen letzten Zeit.«
»Kam mir so vor, als wärt ihr beide, du und Officer Carroll, gemeinsam zu dir nach Hause gefahren.«
»Sein Vorname ist Curt. Ich nenn ihn Pookie.«
»Für mich wird er stets Officer Carroll bleiben.«
»Ja, er ist ein richtiger Bulle. Hat mich viel Mühe gekostet, ihn nicht die Oberhand im Bett gewinnen zu lassen. Du weißt ja, dass ich das nicht mag.«
»Eigentlich wusste ich das nicht. Und jetzt, wo ich’s weiß, wär ich froh, ich wüsste es nicht. Wie ist er so?«
»Stark und fest.«
»Und im Allgemeinen?«
»Stark und fest.«
»Ach, Leonard, jetzt sag schon.«
»Ich mag ihn. Sehr.«
»Ich hätte gedacht, du suchst eher jemand Sanfteren, femininer als du. Zwei harte schwule Typen, na, ich weiß nicht. Das könnte die Welt in Schieflage bringen.«
»Du versuchst wieder mal, witzig zu sein, also lass ich dir das durchgehen«, sagte Leonard.
»Ist er noch bei dir?«
»Nein. Musste zum Dienst. Jetzt hab ich übrigens eine Insider-Quelle. Als ich heute Morgen mitgehört hab, wie Pookie mit Marvin telefoniert, hab ich erfahren, dass Roscoe verhaftet wurde. Er hat alles zugegeben. Angeblich wollte er uns aber nur eine Abreibung verpassen lassen, die beiden Arschgeigen sollten uns nur irgendwo im Wald ordentlich verprügeln und uns den Grund für die Prügel nennen und uns dann von dort aus wieder heimlaufen lassen. Es war nicht nur so, dass eine der Pistolen gar nicht entsichert war, alle beide waren noch nicht mal geladen.«
»Vielleicht waren sie einfach nur zu blöd dazu.«
»Waren sie bestimmt, ja, aber ich glaube nicht alles, was Roscoe da erzählt. Er hat wohl einfach zwei völlige Nieten gezogen. Hat ihnen vielleicht die Pistolen gegeben, und sie waren dann zu blöd, sie erst noch zu laden und zu entsichern.«
»Sie haben doch gesagt, es wären ihre eigenen Waffen.«
»Hat sich rausgestellt, dass das gelogen war. Jetzt erzählen sie was anderes. Dass ihnen Roscoe die Waffen gegeben hat.«
»Dieser Roscoe«, sagte ich. »Was für ein Spaßvogel.«
»Hauptsache, sie haben ihn verhaftet«, sagte Leonard. »Ich geh jetzt unter die Dusche, und dann trink ich eine große Tasse Kaffee und ess eine große Portion Schinken mit Ei und Grütze, alles selbst zubereitet.«
»Also alles ziemlich unappetitlich, bei deinen Kochkünsten.«
»Willst du mich etwa zum Frühstück irgendwo einladen?«
»Ich bin zufrieden mit meinem Müsliriegel und meinem Kaffee hier«, sagte ich.
»Geizhals.«
»Du hast mir den Salat weggefressen. Das hab ich noch nicht vergessen.«
»Tja, also dann bis später.«
»Officer Carroll, echt?«
»Bis dann, Hap.«