Die Wandelnden
Gustav stand mit Sofia vor dem Teleskop. Susi lag neben ihnen im Gras. Die kleine Dame hatte ihn in den Garten geschleppt, damit er ihr die Plejaden zeigen konnte. Der Anblick entlockte ihr ein glückliches Lächeln. Aber nicht so glücklich wie das Lächeln, mit dem sie ihn nun ansah. Er wollte nach ihrer Hand greifen, als er mit einem Mal zusammensackte. Er fand sich auf dem Boden wieder und starrte in den endlosen Sternenhimmel. Er sah Sofias Gesicht, sah Susis Schnauze über sich und dann sah er erneut ein kleines, leuchtendes Auge, das vor ihm in der Luft schwebte und ihm begeistert etwas zurief: »Erschaffe! Erschaffe!«
Maike und Lichtlein starrten hinüber zum Teleskop, wo sich Sophia über Gustavs reglosen Körper beugte. Dann trafen sich ihre Blicke. Ein Lächeln glitt über Lichtleins Gesicht. Es war an der Zeit.
»Alles Gute für dich«, flüsterte er und sie nickte.
Beide wurden abgeholt. Von je einer Person, die sie kannten und schon lange nicht mehr gesehen hatten. Kurz darauf sahen Maike und Lichtlein je ein kleines Auge vor sich auf und ab tanzen.
Ihre Körper sackten leblos zusammen.
Für einen Moment lang herrschte Stille auf der ganzen Welt. Als von einer Sekunde auf die andere die Wandelnden zusammenbrachen und leblos auf dem Boden liegen blieben. Auch im überfüllten Hangar war ein Laut der Erleichterung zu hören, als die
Wandelnden aus ihrem Delirium und den andauernden Untersuchungen erlöst wurden.
Die Menschen erstarrten. Sahen die Toten ungläubig an. Warteten darauf, dass sie gleich wieder aufstehen würden. Aber niemand stand mehr auf. Ihren weit aufgerissenen Augen war anzusehen, dass der Funken des Lebens, die Seele, das Ich, oder wie auch immer man es nennen wollte, aus ihnen gewichen war.
Sie alle wurden abgeholt. Von einem Menschen, den sie kannten, der ihnen vertraut war. Und einem kleinen, aufgeregten Auge. Niemand war allein.