Tagtäglich besuche ich meine Straßen. Ich überquere den Boulevard Chaminade und nehme die Passage du Cirque. Ich gehe schräg über den kleinen Platz am Ende der Rue Renart und weiter durch die Rue Almageste. Ich setze mich in ein Café oder auf eine Bank in einem Park.
Es hat sich nichts geändert, und ich habe nichts zu erledigen. Ich muss keine Bücher besorgen, ich muss an keiner Auktion teilnehmen, ich muss keine Freunde besuchen. Ich brauche meinen Tag nicht nach einem Muster aus Geräuschen und stillen Momenten zu ordnen, ich habe keine Pläne, ich habe keinen Kalender. Die Zeit geht, kippt aber bloß Tag um Tag in meine Welt, sie geht nirgendwo hin, sie hat keine Haltestellen oder Stationen, nur diese endlose Kette von Tagen.
Ich gehe an den Antiquariaten des Viertels vorüber, aber ich gehe nicht hinein. Ich schaue mir die Bücher in den Auslagen an, zögere ein wenig, doch dann laufe ich weiter. Ich vergrößere die Kreise meiner Spaziergänge und stoße auf andere Straßen. In der Rue d’Esope blieb ich vor einem Antiquariat stehen, das ich nicht kannte. Ich hatte Lust, mir ein paar Werke, die im Fenster lagen, näher anzuschauen, blieb aber draußen. Ich habe da drinnen nichts zu suchen, es sind Geschäfte der Vergangenheit, und ich bin nicht mehr T. & T. Selter.
Ich bin auch bei Philip Maurel vorbeigekommen, und ein paarmal habe ich mich vors Schaufenster gestellt und einen Blick in den Laden geworfen. Aber nur, wenn Marie allein war, ich will nicht erkannt werden, ich weiß ja, wann Philip kommt und geht, und ich will ihm nicht begegnen.
Den Sesterz habe ich noch. Er steckt in meiner Manteltasche, und Marie hat eine andere Münze auf dem Ladentisch ausgelegt. Gestern Abend, als ich mich schlafen legte, vergaß ich, die Münze aus der Tasche zu nehmen und unter meinem Kopfkissen zu verstauen, aber als ich heute früh aufwachte, war sie noch in meiner Tasche. Ich spüre sie, wenn ich durch die Straßen laufe. Wenn ich einen Hund hätte, könnte ich sagen, ich würde mit ihm spazieren gehen. Jetzt gehe ich mit einer römischen Münze spazieren. Eine seltsame Begleiterin.