Es ist nicht einfach, ein Frühjahr festzuhalten. Es gleitet mir aus den Händen, sobald ich innehalte. Ich sitze am Fenster in meinem Nebengebäude hinter der Frühlingsfarm und kann Schafe mit Lämmern auf der Weide beobachten. Da stehen Ställe voller Frühjahr, die Schafe lammen, die Kühe kalben, die Felder sind grün, es sind Wiesen und Äcker mit Wintersaat.
Doch es fehlt etwas. Ich schreibe es nicht in mein Buch, aber ich schreibe es hier. Es ist etwas in der Luft oder irgendwo in meinem Körper. Es sind Wahrnehmungen und Düfte, vielleicht die Geräusche. Die morgendliche Explosion der Vogelstimmen, der Pflanzenduft. Es ist, als wäre die Luft zu dünn, vielleicht fehlt etwas, das von frisch ausgeschlagenen Bäumen ausgeht, etwas Grünes in der Atmosphäre, Frühlingschemie, Pollenstaub, keine Ahnung, aber das Gefühl von Frühling ist nur schwer hervorzulocken, auch wenn die Felder grün sind.
In meinem Buch schreibe ich nicht, dass die Luft keinen Frühling enthält und die Klänge aus dem Himmel fehlen. Das ist nichts, was man sehen kann, aber ich kann die Leere riechen. Ich kann sie hören. Es gibt niemanden, der singt.
Morgens klopfe ich an die Tür des Hofs und quartiere mich im Nebengebäude ein. Ich tue so, als wäre ich eben erst angekommen, und stelle das Rad auf dem Hofplatz ab. Etwas später kommt eine Familie mit Kindern an. Sie wollen die Frühjahrslämmer des Novembers und die Kälber sehen. Der Besitzer führt uns herum und erzählt von seinem Betrieb. Es sei praktisch, wenn die Schafe und Kühe ihre Babys im Herbst bekämen. Er sagt Babys. Ich glaube, aus Rücksicht auf die drei halbgroßen Kinder. Mit uns spricht er von Block-Kalbung und Herbst-Lammung, von den Vorteilen der systematisierten Reproduktion. Es geht um Zeitaufwand und Arbeitskraft. Wenn Beerenlese und Obsternte und Herbstsaat getan sind, stehen Saisonarbeiter zur Verfügung. Sie können bei den Tieren helfen, es ist mild genug, sie lammen und kalben zu lassen, so können die Kleinen über den Winter groß werden und sind im Frühjahr fertig.
Hinter dem Anwesen stehen weitere Ställe mit weiteren Schafen und Lämmern, die glauben, es sei Frühling. Man kann Pferde mieten, also miete ich mir eines, es ist sanft, wir traben in den Wald, ganz still, aber es ist ein Herbstwald. Ich kann den Frühling nicht aufrechterhalten.