# 1106

Mein Suchen ist kein Hunger mehr, kein Verlangen oder Drang. Ich verkehre in Hörsälen und Mensen, in Museen und Bibliotheken, und wenn der Tag zu Ende geht, gehe ich nach Hause. Ich betrete meine Wohnung, und ich weiß es genau: Ich finde nicht die Erklärungen, nach denen ich suche. Ich finde neue Fragen und neue Antworten.

Ich gehe durch die Stadt. Von meinem Dieb habe ich nichts mehr gesehen. Ein paar Mal bin ich in der Annahme, ein klapperndes Fahrrad zu hören, auf die Straße gelaufen, aber vom Dieb keine Spur.

Ich lausche dem Wind und der Mispel im Hof. Ich lausche dem schwachen Klicken der Tastatur meines Rechners, neben mir der ganze Stapel Papier aus meiner schwarzen Mappe, all die losen Bögen, die ich in Clairon und Paris beschrieben habe, in meinen Jahreszeiten, in meinem goldenen Käfig, in meinem römischen Gefäß.

Ich tippe alles in ganz kleiner Schriftgröße ab, und am Abend drucke ich alles aus. Ich lausche dem Drucker, der Seite auf Seite ins Zimmer schickt, meine Geschichte, eine Geschichte, jemandes Geschichte, und ich lausche meiner Geschichte, während ich sie aufschreibe, denn plötzlich habe ich Angst, alles zu verlieren, durch Diebstahl oder Feuer, durch Vergesslichkeit oder Vergänglichkeit, denn es gibt niemanden, der sich erinnert, und mit einem Mal sind bloß die Reste übrig: leere Schalen mit Joghurt und Behälter mit welkem Salat.