3. KAPITEL

London, April 2003

Am ersten Sonntag im April befanden sich die Hutchinsons unter den Zuschauern, die die Themseufer in der Nähe der Hammersmith Bridge säumten, um die alljährlich stattfindende Ruderregatta zwischen den Universitäten Oxford und Cambridge zu verfolgen. Sie waren zu Besuch bei den Longmans, einer befreundeten Familie, deren Grundstück an den Treidelpfad grenzte und die eine ihrer berühmten Partys gab.

»Verdammt, Kate! Sam liegt gleich im Fluss! Hier, nimm Charlie.« Laurence Longman drückte Kate seinen Sohn in die Arme. Kate wirbelte erschrocken herum und sah den vierjährigen Sam in voller Spiderman-Montur auf dem Ast einer Weide turnen, der über die reißenden Fluten der Themse hinausragte. Sie rannte sofort los, aber Laurence war schneller. Er hielt sich so gut es ging an dem Baumstamm fest, bekam Sam zu fassen und zog ihn in Sicherheit.

Erleichtert riss Kate ihren Sohn an sich. Bei der Vorstellung, was hätte passieren können, wurde ihr übel.

»Ich will die Boote sehen! Ich kann nichts sehen!« Sam zappelte heftig.

»Warte, ich heb dich hoch. Halt dich fest!« Mit Laurence’ Hilfe hievte sie ihn auf ihre schmalen Schultern. »Herrje, bist du schwer. Ich darf dir nicht mehr so viel zu essen geben.«

»Sie kommen!«, rief jemand. Kate ging ein wenig näher ans Ufer, um besser sehen zu können. In der Ferne konnte man die beiden Boote erkennen. Sie lagen praktisch gleichauf. Die Ruder tauchten in gleichmäßigem Rhythmus ins Wasser ein, das hoch aufspritzte. Sam rutschte ungeduldig auf ihren Schultern hin und her. Sie hob ihn herunter, packte ihn jedoch am Kragen, als er sofort wieder in Richtung Fluss strebte.

Simon stand mit Daisy auf den Schultern ein Stück flussabwärts. Die beiden hielten zu Oxford und ließen sich nicht davon abbringen. Kate lächelte, und Simon lächelte zurück. Ein warmes Glücksgefühl durchströmte sie. Sie hatten ein Geheimnis, und heute würden sie es preisgeben.

Seit fünf Jahren hatten sie keine Party versäumt, die Laurence und Liz aus Anlass der Ruderregatta in ihrem Haus in Barnes gegeben hatten. Kate kam ein trauriger Gedanke – vielleicht war es für sie und Simon die letzte Regattaparty.

»Cambridge schafft es!«, rief in diesem Moment ein Mann. »Unsinn! Oxford gewinnt«, antwortete ein anderer.

»Wann gehen wir endlich?« Sam hatte auf einmal das Interesse verloren. Kate machte Simon ein Zeichen und folgte ihrem Sohn durch das Gartentor auf das Grundstück der Longmans, wo sie sich unter die anderen Gäste mischten. Später erfuhren sie, dass das Boot aus Oxford tatsächlich gewonnen hatte.

Als Sam und Daisy mit Charlie und seinen Schwestern, den Zwillingen Lily und Lottie, im Kinderzimmer spielten, ging Kate in den Garten, um Liz zu suchen.

Die ersten Gäste waren bereits gegangen. Simon unterhielt sich mit einer blonden, schick gekleideten Frau Ende dreißig, die Kate als Meredith Sowieso vorgestellt worden war. Sie war Amerikanerin und eine Banker-Kollegin von Laurence’ Bruder Ted. Ein wenig neidisch bemerkte Kate, dass sie eine der bestickten Miu-Miu-Taschen trug, die kürzlich in Desira vorgestellt worden waren, dem Lifestyle-Magazin, für das Liz als Herausgeberin und Laurence als Artdirektor arbeitete.

Von den Gastgebern war niemand zu sehen. Simon war so in seine Unterhaltung vertieft, dass er Kate nicht bemerkte, die ihn verstohlen beobachtete. Sie versuchte ihn durch die Augen einer Fremden zu sehen – wie damals, als sie sich kennen gelernt hatten. Er sieht Jude Law tatsächlich sehr ähnlich, dachte sie – nicht zum ersten Mal. Seine Gesten hatten eine geschmeidige Eleganz, sie registrierte, dass er eine französische Zigarette in den Fingern hielt, die er jedoch nicht angezündet hatte. Sein schwarzer Kaschmirpulli und die alte Lederjacke trugen Spuren von Daisys Schuhen, aber das störte sie nicht: Sie sah ihn durch die rosarote Brille der Liebe. Plötzlich fiel ihr auf, wie verführerisch Simon diese Meredith ansah. Sie schien förmlich an seinen Lippen zu kleben. So verführerisch hatte er sie, Kate, lange nicht mehr angesehen.

Simon liebte die Gesellschaft von Frauen, seine offene, jungenhafte Art hatte auch Kate damals sofort beeindruckt. Sie selbst war im Umgang mit dem anderen Geschlecht immer zurückhaltend gewesen – im Gegensatz zu Liz und vielen anderen ihrer Freundinnen.

Kate war Simon auf der Verlobungsfeier ihrer alten Schulfreundin Sarah zum ersten Mal begegnet. Sie hatte ein wenig abseits gestanden, als sie jemand anrempelte, sodass ihr Champagner übers Kleid schwappte. Simon hatte den Vorfall beobachtet und kam ihr zu Hilfe. Er reichte ihr ein Papiertuch, damit sie die Flecken abtupfen konnte, dann besorgte er ihr ein neues Glas Champagner. Er erzählte ihr von seiner Schulzeit und der Freundschaft zu Sarahs Verlobtem, und die ganze Zeit hielt er den Blick auf sie gerichtet – erst auf ihre Augen, dann auf ihren Mund. Als er ihr Feuer gab – damals hatten sie beide gelegentlich geraucht –, berührten sich ihre Hände kurz, und Kate wurde ganz heiß.

In den folgenden Wochen brachte er sie dazu, mehr aus sich herauszugehen und selbstsicherer zu werden. Umgekehrt akzeptierte sie ihn so wie er war und versuchte nicht, wie seine anderen Freundinnen es immer wieder versucht hatten, ihn zu ändern. Sie erinnerte sich an eine Unterhaltung, die sie auf dem Rückweg von Suffolk geführt hatten, wo er sie seinen Eltern vorgestellt hatte. Kate war aufgefallen, wie angespannt er in ihrer Gegenwart gewirkt hatte, und Simon hatte ihr gestanden, dass sein Vater ständig Erwartungen an ihn richtete, die er nicht erfüllen konnte oder wollte. Anscheinend hatte er es nie verwunden, dass sein Sohn nicht Medizin studiert hatte wie er selbst, sondern Wirtschaftsprüfer geworden war. Und nun drängte er ihn, Teilhaber in der Firma zu werden, in der er angestellt war, wovon Simon jedoch nichts wissen wollte. »Wer weiß, vielleicht verdiene ich so viel, dass ich mit vierzig aufhören kann zu arbeiten«, hatte er gescherzt und Kate dieses warmherzige Lächeln geschenkt, bei dem ihr Herz jedes Mal einen Sprung machte.

Als sie ihn jetzt ansah, empfand sie dieselbe Zärtlichkeit für ihn wie in jenen längst vergangenen Tagen. Die Leidenschaft war inzwischen ein wenig abgekühlt, aber das war nach acht Ehejahren und mit dem Stress von zwei Fulltimejobs und zwei Kindern nicht verwunderlich. Und jetzt hatten sie ja eine Entscheidung getroffen, ein neues Leben zu beginnen, in dem sie vielleicht wieder mehr Zeit füreinander hatten …

»Das ist nicht dein Ernst!« Das heisere Lachen von Miss Miu-Miu riss Kate aus ihren Gedanken. Lächelnd drehte sich Simon zur Seite und erstarrte, als er Kate erblickte. Hastig ließ er die Zigarette in seiner Hosentasche verschwinden – als wäre ich seine Mutter, dachte Kate – und streckte die Hand nach seiner Frau aus.

»Du hast Kate bereits kennen gelernt, nicht wahr, Meredith?«

»Aber ja«, antwortete Simons Gesprächspartnerin nicht gerade erfreut und musterte Kate von Kopf bis Fuß. Neben Meredith in ihren Designerklamotten kam sie sich plötzlich schrecklich altbacken vor. Krampfhaft versuchte sie etwas zu sagen.

»Wie lange kennst du Ted schon?« Meredith runzelte genervt die Stirn.

In diesem Augenblick erschien Liz mit einem Tablett voll Kaffeetassen in der Küchentür. »Könnte einer von euch Männern mir das mal abnehmen?«, rief sie. Ted, der genauso lang und schlaksig war wie sein Bruder Laurence, entschuldigte sich bei seinen Banker-Kollegen und kam ihr zu Hilfe. Als er mit dem Tablett zu Kate, Simon und Meredith kam, wäre er fast über Sam gestolpert.

»Mummy, Daddy, Charlie hat mir meine Spider-Maske weggenommen, und Daisy hat mich geschubst!« Sein rundes Gesicht war tränenüberströmt, und Simon bückte sich sofort, um ihn zu trösten. »Komm mit, Daddy. Sag ihnen, sie sollen damit aufhören.« Simon nahm den schmutzigen kleinen Spiderman auf den Arm, warf den beiden Frauen einen entschuldigenden Blick zu und verschwand. Meredith bedachte Kate mit einem kühlen Lächeln und gesellte sich zu den Bankern.

Na wunderbar, dachte Kate. Sie kam sich ziemlich blöd vor. Als sie sich umdrehte, sah sie Liz mit einem weiteren Tablett aus der Tür kommen. Diesmal standen nur zwei Kaffeebecher darauf.

»So, nun sind alle versorgt.« Sie lächelte Kate an. »Komm, wir zwei suchen uns ein ruhiges Plätzchen. Wir haben noch gar nicht miteinander gesprochen, aber du weißt ja, wie das auf Partys so ist.«

Sie setzten sich an einen kleinen Gartentisch. Liz berührte Kates Arm. »Was ist los mit dir? Du wirkst heute so abwesend. Was beschäftigt dich?«

Liz und Kate kannten sich seit ihrer Studienzeit an der Universität von York, aber Freundinnen waren sie erst geworden, als sie sich im Geburtsvorbereitungskurs in Hammersmith wiedergetroffen hatten. Seither standen sie sich sehr nah. Während sie ihren Kaffee tranken, musste Liz immer wieder aufstehen, um sich von Gästen zu verabschieden. Später, als alle weg waren und es bereits dunkel wurde, gesellte sich auch Simon zu den beiden Frauen. Laurence erschien mit einer Kanne Tee in der Küchentür. »Ziemlich kühl hier draußen. Sollen wir die Kinder nicht lieber ins Haus schicken?«

Kate warf einen Blick auf die friedlich spielenden Kinder. »Warte!«, sagte sie rasch. »Wir müssen euch erst etwas sagen.« Sie griff nach Simons Hand, und er drückte sie fest.

»Du bist doch nicht etwa schon wieder schwanger?« Liz sah sie entsetzt an. »Ich warne dich, drei Kinder sind kein Spaß. Hast du gesehen, wie grau meine Haare geworden sind?« Sie schüttelte ihre perfekt gestylte rote Mähne.

Kate lachte. »Nein, ich bin nicht schwanger. Es ist nur so, ihr wisst ja, dass wir überlegen umzuziehen, nicht? Und jetzt haben wir beschlossen …«

»Wir ziehen von London fort«, unterbrach Simon sie. »Gestern war der Immobilienmakler da. Ende der Woche steht unser Haus zum Verkauf.«

Zunächst herrschte Stille, dann meinte Liz fassungslos: »Ihr zieht von London fort? Aber wohin denn?«

Kate warf Simon einen Hilfe suchenden Blick zu. »Nach Suffolk«, antwortete sie und zuckte zusammen, als Liz aufstöhnte.

»Puh!« Laurence verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Das kommt aber plötzlich. Wir dachten, ihr meintet irgendetwas am südlichen Flussufer. Wo denn in Suffolk?«

»Fernley«, stieß Kate mühsam hervor. »Halesworth. Da, wo Simons Mutter wohnt.«

»Aber das ist ja meilenweit entfernt«, kreischte Liz. »Praktisch in der Nordsee. Das könnt ihr doch nicht machen.«

»Haben wir uns dort nicht mal irgendwo getroffen?«, meinte Laurence. »In Southwold, dem Ort mit dem Leuchtturm in der Stadt?«

»Stimmt.« Simon nickte. »Ihr hattet damals dieses Cottage gemietet. Ja, es ist in der Nähe von Southwold, aber da, wo meine Mutter wohnt, gibt es nicht so viele Touristen. Halesworth ist ein netter kleiner Ort, und man ist schnell in Norwich und Ipswich.«

»Kate, das ist ja schrecklich. Ich meine, warum tut ihr das?«

Kate war auf diese Reaktion vorbereitet gewesen, trotzdem traf sie der Kummer ihrer Freundin bis ins Mark. Liz gehörte zu den Menschen, die sie am meisten vermissen würde.

»Wir haben es einfach satt, Liz«, sagte sie leise. »Alles. Ständig nur zu arbeiten, keine Zeit für die Kinder zu haben, keine Zeit für uns zu haben. Und dann dieser ganze Lärm von den Flugzeugen und der Fulham Palace Road, die praktisch an unserem Schlafzimmerfenster vorbeiführt.«

»Außerdem wäre es schön, wenn die Kinder einen richtigen Garten hätten«, fügte Simon hinzu.

»Aber ihr habt doch all eure Freunde hier«, wandte Liz ein. »Und was ist mit dem Theater und den Museen und all diesen Dingen? Auf dem Land macht man Urlaub, da wohnt man nicht. Ihr seid doch Stadtmenschen, genau wie wir.«

»Eigentlich sind wir das nicht, Liz. Simon ist auf dem Land groß geworden, und ich habe schon überall gelebt. Wir sind einfach am Ende unserer Kräfte. Und wir haben beschlossen, das alles nicht mehr mitzumachen. Wir wollen mehr Zeit für uns haben. Ist das denn so schwer zu verstehen?«

»Aber warum so weit weg? Das ist so radikal.«

»Liz, wir ziehen nach Suffolk, nicht auf den Mars«, scherzte Simon.

»Was ist mit deinem Job, Simon? Du kannst auch von dort nach London fahren, oder?« Laurence war pragmatisch wie immer.

»Ja, ich kann von Diss mit dem Zug fahren«, antwortete Simon. »Die Fahrt dauert nur anderthalb Stunden, und vom Bahnhof kann ich zu Fuß ins Büro gehen. Erinnert ihr euch an Nigel, den ihr mal bei uns kennen gelernt habt? Diesen Finanzmakler? Seine Frau hat ihn verlassen, und er sitzt jetzt ganz allein in einer riesigen Wohnung in den Docklands. Er hat mir angeboten, bei ihm zu übernachten, wenn es abends mal später werden sollte. Außerdem kann ich im Zug arbeiten, wenn ich meinen Laptop mitnehme.«

»Aber du wolltest dich doch nach einer neuen Stelle umsehen«, meinte Kate. Dies war einer der Punkte, der ihr die meisten Sorgen bereitete. Simon schien wenig Lust zu verspüren, sich beruflich zu verändern. Dabei konnte sie es ihm nicht mal verdenken. Ein Job in der Provinz würde nicht nur finanzielle Verluste bedeuten, sondern auch zu Lasten seiner Karriere gehen.

»Sobald wir uns ein wenig eingewöhnt haben«, versprach Simon und trommelte mit den Fingern auf die Stuhllehne.

»Wo werdet ihr denn überhaupt wohnen?«, fragte Liz.

»Das wissen wir noch nicht«, gestand Kate. Liz riss erstaunt die Augen auf. »Wir werden uns etwas Passendes suchen, bis dahin bleiben wir erst einmal bei Simons Mutter.« Darauf hatte Joyce’ Mutter bestanden, als sie ihr von ihren Umzugsplänen erzählt hatten. Sie hatte jegliche Form der Mietzahlung abgelehnt, nur einer Beteiligung an den Haushaltskosten zugestimmt.

»Besser du als ich«, murmelte Liz mit einem kurzen Seitenblick auf Laurence, der tat, als hätte er nichts gehört. Laurence’ Mutter war eine starke Persönlichkeit. Sie und Liz würden wahrscheinlich keine Nacht unter demselben Dach verbringen können, überlegte Kate. Gut, dass dies bei ihr und Joyce anders war.

»Es wird schon klappen«, meinte Kate zuversichtlich. »Joyce freut sich darauf, uns bei sich zu haben. Es gibt zwar nur drei Schlafzimmer, aber als Übergangslösung reicht das.«

»Wir werden euch vermissen.«

»Es wird höchste Zeit, dass sich bei uns etwas ändert.« Kate spielte nervös mit ihrer Teetasse, bis diese umkippte und der Tee durch die Holzlatten des Tisches auf die Wiese tropfte. Laurence warf ein Geschirrtuch auf die nasse Stelle. »Oje, das tut mir leid«, rief Kate. »Ich bin einfach mit den Nerven am Ende. Ich weiß gar nicht, wie du das machst, Liz. Ich brauche einfach mehr Ruhe, mehr Zeit zum Nachdenken. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wieso ich damals überhaupt nach London gezogen bin. Sicher, weil alle das taten. Ich habe damals Englisch studiert, und jeder sagte zu mir: ›Du musst zur BBC, ins Verlagsgeschäft, in einen Lehrberuf.‹ Und dann bekam ich die Stelle als PR-Assistentin und bin aus der Tretmühle nie wieder rausgekommen. Der Job macht mir großen Spaß, versteh das nicht falsch, aber ich weiß, dass ich auch noch andere Talente habe. Und jetzt habe ich endlich eine Chance herauszufinden, welche.«

Kate sah ihre Zuhörer an. Liz nickte nachdenklich. »Vielleicht kann ich mich zur Lehrerin ausbilden lassen«, fuhr Kate fort. »Oder es stellt sich heraus, dass ich mich aufs Gärtnern verstehe oder eine gute Geschäftsfrau bin. Vielleicht mache ich auch einen kleinen Laden auf. Ganz egal, was ich mache, es muss sich auf jeden Fall besser mit den Kindern vereinbaren lassen.« Während Kate redete, erschien ihr plötzlich alles viel realer. »Außerdem kann ich nebenher immer noch frei für Jansen & Hicks arbeiten. Schließlich will ich ja geistig nicht ganz verkümmern«, fügte sie hinzu.

Liz lächelte. »Du könntest auch für unsere Zeitschrift schreiben«, schlug sie vor. »Was hältst du von einer Kolumne mit dem Titel Mein Leben zwischen den Kohlrabis. Wir werden ein Foto von dir mit Latzhose dazu veröffentlichen.«

»Ach, sei doch still!« Kate lachte.

»Wie sieht es denn mit Schulen für die Kinder aus?«, schaltete Laurence sich ein.

»Wir haben uns einige angesehen, als wir in den Ferien bei meiner Mutter waren«, antwortete Simon. »In Fernley gibt es eine Dorfschule, die in Halesworth ist etwas größer. Beide könnten Daisy im September aufnehmen. Sam bekäme erst Ostern einen Platz in Halesworth. Aber die Grundschule in Fernley gefällt uns auch. Sie ist allerdings wirklich sehr klein und leider auch ein wenig baufällig.«

»Halesworth ist leider weiter weg, und die Schüler dort kommen sicher nicht nur aus dem Ort …«

Kate fing Liz’ Blick auf. Ihre Freundin schien etwas sagen zu wollen, entschied sich jedoch dagegen. »Die Einzelheiten sind noch nicht alle geklärt, aber das wird sich ergeben«, fuhr Kate trotzig fort. »Ich freue mich jedenfalls, dass wir diese Entscheidung getroffen haben. Und für Joyce ist es auch besser so. Seit Simons Vater tot ist, fühlt sie sich schrecklich einsam.«

»Aber du kannst doch nicht umziehen, nur damit deine Schwiegermutter glücklich wird.«

»Jetzt drehst du mir das Wort im Mund um, Liz. Wir fangen etwas Neues an, und ich kann immer mit den Kindern zusammen sein, das ist doch fantastisch! Wir werden uns ein hübsches Haus suchen, ein altes mit einem großen Garten! Und wer weiß, vielleicht können wir uns auch Tiere zulegen. Joyce hat einen Hund – das wäre auch was für uns.«

Daisy war zu ihnen an den Tisch gekommen und hatte den Kopf auf Simons Knie gelegt. Jetzt wurde sie hellhörig. »Und Ponys. Dad, du hast gesagt, wir könnten reiten gehen oder sogar ein eigenes Pony haben.«

»Zwei eigene Ponys«, verbesserte Simon und zog sie spielerisch an den Haaren. »Und ein Shetlandpony für Grandma.« Daisy kicherte bei der Vorstellung der eleganten Joyce auf einem kleinen dicken Pony.

»Ihr könnt uns alle jederzeit besuchen kommen!« Kate drückte Liz’ Arm. »In unserem Traumhaus.«

Aber Liz war noch nicht überzeugt. »Hast du es deinen Eltern schon gesagt?«, fragte sie.

Kates Miene wurde verschlossen. »Nein«, antwortete sie knapp. »Sie sind im Moment in Spanien. Wir sehen sie erst nächstes Wochenende. Mir graut jetzt schon davor.«