Kapitel Vierzehn
Nate schürzte nachdenklich die Lippen, als Juan Gutierrez unter Eid seine Zeugenaussage über den Einbruch in seine Wohnung abgab. Der Mann war eindeutig erschüttert, aber Nate versuchte dennoch, die anscheinend nebensächlichsten Einzelheiten aus ihm herauszuquetschen. Er hatte den vorläufigen Bericht der Polizei von Arlington gelesen und den Tatort selbst besichtigt. Nach allem, was er dabei herausgefunden hatte, konnte er die Vermutung des Opfers nur bestätigen.
Jemand hatte nach etwas ganz Bestimmtem gesucht.
Sie saßen sich in einem der kleinen Besprechungsräume in der Zentrale von AgriMed gegenüber. Nach dem fünf Meter langen Konferenztisch aus dunkel poliertem Holz und den üppig gepolsterten Stühlen zu urteilen, war AgriMed ein reicher Konzern. Dr. Gutierrez wiederum machte nicht den Eindruck eines typischen Managers. Er war noch recht jung, vermutlich Mitte dreißig, und hispanischer Abstammung. Seine leicht unordentlich wirkende Erscheinung und das zerzauste Haar passten zum Bild eines Menschen, der gerade aus seiner Wohnung vertrieben worden war.
Was Nate bei allem, was er im Polizeibericht über die Aussage des Zeugen gelesen hatte, das größte Kopfzerbrechen bereitete, war dessen Hinweis, dass das FBI am Schauplatz aufgetaucht und wieder verschwunden sei.
»Dr. Gutierrez«, sagte Nate, »haben Ihnen die FBI-Agenten ihre Namen genannt?«
Der Arzt schüttelte den Kopf. »Nein. Einer hielt kurz eine Dienstmarke hoch, aber da stand er unten an der Treppe und ich oben, und auf die Entfernung hatte ich keine Chance, den Namen zu lesen. Es war schon spät abends und die Beleuchtung auf dem Parkplatz funktionierte nicht.«
Im Polizeibericht wurde erwähnt, dass die Lichter auf dem Parkplatz mit einem Luftgewehr ausgeschossen worden waren. Das zerbrochene Glas hatte man am Fuß der Lampenposten gefunden.
»Ist Ihnen etwas Ungewöhnliches am Verhalten der drei Agenten aufgefallen, die Ihre Wohnung betraten? Trugen sie Handschuhe? Drangen sie mit gezogenen Waffen in die Räume ein? Wie verhielten sie sich?«
»Keiner zog eine Waffe. Bei dem Agenten, der vor der Wohnungstür bei mir stand, bemerkte ich eher zufällig eine Waffe, die er in einem Schulterholster trug. Möglich, dass auch die anderen bewaffnet waren, aber bestätigen kann ich das nicht.« Gutierrez hielt inne und dachte kurz nach. »Ich bin nicht sicher, was Sie mit ›Verhalten‹ meinen. Der Mann draußen starrte mich einfach nur an. Auf mich wirkte er angespannt, nervös. Aber schon nach einer oder zwei Minuten hörten wir die Martinshörner, der Mann, der bei mir stand, sagte etwas in sein Funkgerät, und dann kamen auch schon die drei anderen Männer aus der Wohnung gerannt. Ach so, ja, noch etwas: Aus der Wohnung hörte ich, das Glas zersplitterte, und ich dachte, ich hätte einen von ihnen fluchen gehört – auf Deutsch.« Er lachte nervös. »Aber in meiner Erinnerung verschwimmt das alles irgendwie. Ich fürchte, es ergibt nicht viel Sinn.«
Nate atmete tief ein und versuchte, keinerlei Reaktion zu zeigen. »Sie sagen also, Sie hätten gehört, dass die Männer miteinander deutsch redeten?«
»Na ja, auf der Highschool habe ich ein paar Jahre lang Deutsch gelernt. Ich will nicht behaupten, dass ich es fließend spreche, aber Sie wissen vielleicht, dass man dabei auch Flüche lernt. Und was einer der Männer rief, klang jedenfalls so.«
»Was genau haben Sie gehört?«
Gutierrez runzelte die Stirn. »Na ja, als die Martinshörner immer lauter wurden, rief einer von ihnen, ›Verdammte Scheiße!‹.« Er verzog ein wenig gequält das Gesicht und schüttelte den Kopf. »Was das heißt, ist ja auch für einen Amerikaner nicht schwer zu erraten, und ich glaube jedenfalls, dass ich das hörte, aber ich kann es nicht beschwören. Zu dem Zeitpunkt war ich irgendwie geschockt.«
»Das ist völlig verständlich, Dr. Gutierrez.« Nate gab sich äußerlich gelassen, obwohl bei ihm sämtliche Alarmglocken schrillten. »Und dann gingen die Agenten wieder? Wohin?«
»Sie rannten einfach die Treppe hinunter. Keiner sagte ein Wort zu mir. Ich habe allerdings nicht darauf geachtet, wohin sie gingen. Zu dem Zeitpunkt achtete ich nur noch auf die Polizeisirenen und dann bogen auch schon die Streifenwagen mit Blaulicht auf den Parkplatz ein. Obwohl… ja, jetzt fällt es mir ein: Im selben Moment, als die Polizeiautos ankamen, fuhr ein Kastenwagen vom Parkplatz weg. Das könnten sie gewesen sein.«
»Haben Sie die Marke feststellen können? Was für ein Modell? Oder die Farbe?«
»Er war schwarz, oder jedenfalls dunkelgrau oder dunkelblau. Hinten keine Fenster, ein geschlossener Kleintransporter… Aber sonst… nein, mehr weiß ich nicht. Er war auch zu weit weg, als dass ich Einzelheiten hätte sehen können. Verdammt, ich habe nicht einmal darauf geachtet, in welche Richtung sie wegfuhren.«
Nate lehnte sich zurück. Das hatte nicht im Polizeibericht gestanden. Ein Kastenwagen? Wenn er selbst einen taktischen Einsatz mit einem kleinen Team durchführen müsste, wäre das in der Tat eine vernünftige Entscheidung für das Transportfahrzeug.
»Im Bericht steht, dass Ihr Laptop verschwunden ist. Fehlt sonst noch irgendetwas?«
»Mir ist nichts anderes aufgefallen.«
»Schmuck? Uhren? Geld oder Gold?«
»Ich habe nur eine Uhr – hier am Arm. Die kleine Goldkette von meiner Mutter haben sie einfach liegen gelassen. Sonst hatte ich keinen Schmuck in der Wohnung.«
»Und es fehlt auch nichts, das mit Ihrer Arbeit zu tun hat?«
Gutierrez schüttelte den Kopf. »Ich nehme nichts mehr von meiner Arbeit mit nach Hause.«
»Wirklich? Das erstaunt mich aber. Die meisten Menschen nehmen ab und zu Unterlagen von ihrer Arbeit mit nach Hause.«
»Na gut, das stimmt, das war auch bei mir so. Aber mein Projekt wurde vor kurzem intern als ›abgeschottet‹ eingestuft. Das bedeutet, dass keine Einzelheiten aus den gesicherten Arbeitsräumen entfernt werden dürfen. Deshalb habe ich damit aufgehört.«
»Abgeschottet? Das Wort kenne ich in diesem Zusammenhang noch nicht.«
Gutierrez zuckte die Schultern. »Im Konzern gilt es als höchste Geheimhaltungsstufe. Alles, was mit dem Projekt zu tun hat, muss in eigens gesicherten, also abgeschotteten Räumen verwahrt werden, zu denen nur Personen Zutritt haben, die einer verschärften Geheimhaltungspflicht unterliegen, die über die normale Verschwiegenheitserklärung hinausgeht. Bei AgriMed befinden sich die Spezialprojekte in solchen eigens abgeschotteten Labors, die besondere Sicherheitsvorkehrungen haben.«
»Aha. In staatlichen Behörden würde man das als ›Verschlusssache‹ bezeichnen. Interessant.« Nate trommelte mit den Fingern auf den Tisch, während er überlegte, ob er sich der Sache nicht aus einer ganz anderen Richtung nähern müsse, um weitere Informationen zu bekommen. »Fällt Ihnen sonst noch etwas ein, was in dieser Nacht geschah, das mir bei dieser Ermittlung weiterhelfen könnte? Irgendetwas, das Sie der Polizei gegenüber noch nicht erwähnt haben?«
»Nein, ich glaube nicht.« Dr. Gutierrez räusperte sich. »Darf ich auch Ihnen mal eine Frage stellen?«
»Nur zu.«
»Warum ist das FBI in meiner Wohnung aufgetaucht? Und – war es überhaupt das FBI?«
Nate verzog keine Miene. »Ich fürchte, ich kann Ihnen auf beide Fragen keine Antwort geben. Sagen wir mal so: Ich gehe beiden Fragen nach.«
Auf Nate wirkte der Arzt sehr besorgt. »Bin ich in Gefahr? Gibt es etwas, das ich tun sollte?«
Nate empfand Mitleid mit dem Mann. »Nein, ich denke nicht. Aber ich werde mich mit der Polizei von Arlington in Verbindung setzen und sie auffordern, in Ihrer Straße ein wenig häufiger zu patrouillieren.«
Er stand auf, schüttelte Dr. Gutierrez die Hand und reichte ihm seine Visitenkarte. »Sollte Ihnen noch etwas einfallen, selbst wenn es Ihnen nebensächlich erscheint, rufen Sie mich bitte an.«
»Danke.« Gutierrez blickte auf die Karte und seine bedrückte Miene hellte sich ein wenig auf. »Sie können sich jederzeit an mich wenden, wenn Sie noch Fragen haben.«
»Ja… eine erste hätte ich jetzt schon«, lächelte Nate. »Können Sie mir den Weg zum Parkplatz zeigen? Ich glaube, ich habe nach der vierten oder fünften Ecke in diesen endlosen Fluren hier die Orientierung verloren.«
Wieder in seinem Büro in Quantico durchsuchte Nate als Erstes seine älteren Fallakten. Er suchte nach Unterlagen, die mit AgriMed zu tun hatten – genauer: mit dem Mädchen, das von dieser pazifischen Insel gerettet worden war.
Er hatte keinen Grund zu der Vermutung, dass die beiden Fälle miteinander zu tun haben könnten, hatte aber ein sehr ungutes Gefühl, dass es so sein könnte.
Er las seine Aufzeichnungen genau durch. Das Mädchen hieß Katherine O'Reilly. Sie hatte eine Verschwiegenheitserklärung mit AgriMed unterzeichnet – und trotzdem Dateien aus dem seltsamen Labor auf der Insel geschmuggelt. Kein Zweifel, dass dieses Labor ein paar wertvolle Geheimnisse geborgen hatte, bevor man es gründlich niedergebrannt hatte. Geheimnisse, die es wert waren, gestohlen zu werden.
Und dann war da noch diese seltsame Geschichte, dass der deutsche Geheimdienst in die Sache verwickelt sein könnte. Konnte es wirklich ein Zufall sein, dass Dr. Gutierrez die Männer in seiner Wohnung auf Deutsch hatte sprechen hören?
Höchste Zeit, sich noch einmal genauer mit den gestohlenen Dateien zu befassen.
Zehn Minuten später hielt Nate der Beamtin in der Asservatenkammer seinen Ausweis vor die Nase. »Ich habe hier einen Ausdruck als Beweismittel registrieren lassen. Die Fallnummer ist 541982A. Der Text ist auf Deutsch; ich hatte eine Übersetzung beantragt. Ist sie schon fertig?«
Die grauhaarige Beamtin gab die Fallnummer in ihren Computer ein. »Fallnummer 541982A, sagten Sie? Unter dieser Nummer kann ich keinen Vorgang feststellen.«
»Aber die Nummer ist korrekt.«
Sie runzelte die Stirn und schaute noch einmal seinen Ausweis an. »Ich versuche es mal unter Ihrem Namen.« Wieder tippte es etwas ein, schob die Brille ein wenig höher und schaute auf den Monitor. »Okay, da haben wir es. Sie haben etwas für eine Laboranalyse eingereicht, aber nichts für eine Übersetzung.«
»Moment.« Frustriert zog Nate sein Handy heraus und durchsuchte seine Fotos, bis er das richtige Bild fand – eine Empfangsbestätigung mit einem Barcode. Er zeigte es der Frau.
»Das ist die Empfangsbestätigung, als ich die Beweismittel einreichte. Mir wurde gesagt, dass es ein paar Wochen dauern würde. Inzwischen sind ein paar Wochen vergangen.«
Die Frau hielt einen Barcodescanner vor das Foto. »Der Computer meldet, dass es dazu keinen Vorgang gibt.«
Nate fluchte, und die Frau schaute ihn geschockt an.
»Tut mir leid«, entschuldigte er sich. »Aber wie kann so etwas passieren?«
Die Frau zuckte die Schultern. »Das weiß ich nicht. Ich kann unsere IT-Abteilung anrufen und fragen, wenn Ihnen das etwas nützt. Sie werden wahrscheinlich herausfinden, was da schief gelaufen ist.«
Nate runzelte verärgert die Stirn. »Ma'am, nennen Sie mir bitte Ihren Namen.«
Sie blickte ihn verunsichert an. »Janice.«
»Janice«, sagte Nate übertrieben geduldig, »wie lange arbeiten Sie schon hier in der Asservaten-Registratur?«
»Fast zwanzig Jahre.«
»Und wie oft sind in diesen zwanzig Jahren Beweismittel verloren gegangen?«
Das ging gegen ihre Berufsehre; verärgert antwortete sie: »Niemals!«
Nate deutete wortlos auf die Empfangsbestätigung auf seinem Handy-Display und räusperte sich vielsagend.
»Äh… na ja…«, stotterte Janice, »es passierte nie… oder jedenfalls nicht, bevor wir die Registratur auf Computer umstellten.«
»Wollen Sie damit sagen, dass es jetzt manchmal vorkommt?«
»Äh… nein… Eigentlich nicht. Passiert nicht oft, aber es ist schon ein- oder zweimal vorgekommen. Ein paar Vorgänge sind aus dem System verschwunden, obwohl ich noch die Ausdrucke von den Formularen hatte, mit denen sie eingereicht worden waren.«
»Und was haben Sie dann in der Sache unternommen?«
Janice zuckte die Schultern. »Ich habe einen Bericht an die IT-Abteilung geschickt. Das ist Vorschrift.«
Nate atmete tief ein und versuchte, seine Wut unter Kontrolle zu bringen. »Schön. Tun Sie das auch in diesem Fall. Suchen Sie meinen Beweis. Ich komme bald wieder.«
Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte er sich um und stürmte hinaus.
»Sind Sie sicher?«, fragte Jeff, drehte sich vom Monitor weg und starrte Nate über den Schreibtisch hinweg geschockt an. »Das ist ein schwerwiegender Vorwurf. «
Nate kochte innerlich noch immer, gab ich aber seinem Boss gegenüber gelassen. »Absolut sicher. Sowohl der Ausdruck als auch die Audioaufzeichnungen, die ich als Beweisstücke eingereicht habe, sind verschwunden.«
»Okay. Ich streite nicht ab, dass wir hier ein Problem haben. Aber bevor wir einen Aufstand veranstalten, sollten wir ihnen die Zeit lassen, die Beweisstücke aufzuspüren. Warum brauchen Sie diese Dinge eigentlich so dringend?«
»Es sollte keine Rolle spielen, warum ich sie brauche, Jeff! Ich sollte jederzeit darauf zugreifen können! Ich habe die Beweise sogar in unsere so genannte Sicherheitsverwahrung gegeben! Ich hätte die englische Übersetzung der deutschen Textteile längst bekommen sollen! Stattdessen ist der ganze Kram einfach nicht mehr auffindbar. Das ist doch Scheiße! Ich glaube keine Sekunde, dass das ein Zufall ist. Gerade eben hatte ich mit diesem armen Teufel zu tun, der bei AgriMed arbeitet, einem Dr. Juan Gutierrez. In seine Wohnung wurde eingebrochen, es wurde buchstäblich alles herausgerissen. Ganz offensichtlich haben die Einbrecher nach etwas Bestimmten gesucht. Und jetzt kommt's: Ein paar ›FBI-Typen‹« – Nate zeichnete die Anführungszeichen in die Luft – »tauchten kurz darauf bei Gutierrez auf und verschwanden sofort wieder, als die Polizei eintraf. Mindestens einer von ihnen sprach Deutsch.«
»Was?«, rief Jeff verblüfft.
»Ich sage Ihnen: Wenn die Polizei nicht so schnell erschienen wäre, hätte die Sache für den armen Doktor übel ausgehen können. Diese Angelegenheit stinkt zum Himmel.«
Jeff runzelte die Stirn. »Ich glaube nicht, dass es echte FBI-Agenten waren.«
Nate schüttelte den Kopf. »Nein, waren sie nicht, so wie sie sich verhielten, darauf würde ich einen Kasten Champagner wetten. Sie hielten sich nicht einmal an die einfachsten Vorschriften für eine Hausdurchsuchung. Und sie suchten ohne jede Erklärung das Weite, als sie die Einsatzwagen kommen hörten. Möglicherweise benutzten sie einen schwarzen Kastenwagen.«
»Was glauben Sie, wer sie waren? «
»Deutscher Geheimdienst?«
Jeff verzog das Gesicht. »Ich habe befürchtet, dass Sie das sagen würden.« Er überlegte kurz. »Wie hieß der Arzt nochmal?«
»Juan Gutierrez. Warum?«
Jeff zog eine Schublade an seinem Schreibtisch auf und nahm eine Akte heraus. »Sie erinnern sich, dass ich mich über diese DRWN-Abteilung erkundigen wollte?«
Als sein Chef die Akte aufschlug, erhaschte Nate einen Blick auf einen der Ausdrucke. »Oh, Gott sei gedankt! Ich hatte völlig vergessen, dass ich Ihnen eine Kopie des Berichts gegeben habe!«, rief Nate strahlend. »Und was haben Sie über diese DRWN-Abteilung herausgefunden?«
Jeff blätterte in der dicken Akte. »Der Sicherheitsbeamte konnte oder wollte mir nicht weiterhelfen. Er behauptete, es gebe keine solche Abteilung, und soweit ich sehen kann, sind diese Markierungen hier alle nur Mist.«
»Na ja, sie sind jedenfalls noch nicht an die Öffentlichkeit gelangt.«
»Natürlich nicht. Ich werde in dieser Sache nichts weiter unternehmen. Aber am Ende habe ich dann doch die Akte durchgelesen und…«
»Sie haben sie gelesen? Wie denn? Das Meiste ist doch in deutscher Sprache.«
Jeff hob die Augenbrauen. »Meine Mutter war Deutsche. Ich bin zweisprachig aufgewachsen.« Er blätterte in der Akte und tippte auf eine bestimmte Passage. »Aha, da ist es. Wusste ich doch, dass mir der Name Gutierrez schon einmal begegnet ist.« Er las den Abschnitt laut vor: »›Gutierrez hat die Version 3.4 bereits eingereicht, aber die Ergebnisse des Algorithmus müssen noch genauer analysiert werden, bevor der Algorithmus eingesetzt werden kann.‹«
Überrascht beugte sich Nate vor. »Sie glauben, dass es derselbe Gutierrez ist?«
Jeff zuckte die Schultern. »Soweit ich mich erinnere, ist das hier die einzige Passage, in der sein Name erwähnt wird. Aber wenn es derselbe Gutierrez ist, lese ich die Sache so: Jemand überwacht seine Aktivitäten – vielleicht stehlen sie sogar konkrete Ergebnisse seiner Arbeit. Das wäre dann auch eine Erklärung dafür, dass sie seine Wohnung durchsuchten.«
»Was wiederum bedeuten würde, dass Gutierrez auf ihrer… Wunschliste ganz weit oben steht.« Nates Gedanken überstürzten sich bei diesen neuen Informationen. »Und vielleicht auch die Frau, diese Katherine O'Reilly.«
»Nun, vielleicht können wir das ausnutzen«, meinte Jeff. »Wenn wir schon durch unseren eigenen Apparat nicht herausfinden können, worum es hier geht, erfahren wir vielleicht mehr, wenn wir O'Reilly und Gutierrez beobachten lassen.«
Nate lächelte. »Heißt das, Sie genehmigen eine Observation rund um die Uhr?«
»Ja. Wir werfen einfach ein paar Haken ins Wasser, dann sehen wir, was dran hängen bleibt.«