H ände hoch, Arschloch!«
Ein grüner Lichtstrahl raste auf den FRoE-Agenten zu, der direkt vor der Tür stand. Wer auch immer im Gebäude war, er feuerte Fellpfeile ab. Cheyenne Summerlin stürzte durch die Tür in das Chaos eines weiteren FRoE-Angriffs – dieses Mal mit Absicht.
Eine violette Feuersäule schoss auf ihren Kopf zu und die Halbdrow duckte sich, bevor sie eine Salve aus knisternder, schwarzer Energie auf den feixenden Kobold schickte, der sie angegriffen hatte. Das Grinsen verschwand aus seinem blaugrünen Gesicht, als ihr Zauber seinen Kopf traf, eine Sekunde, bevor das Feuer in die Wand hinter ihr krachte. Etwas Schweres und Metallenes fiel mit einem Klirren auf den Boden.
Cheyenne drehte sich um und sah, wie der Helm vom Rest einer umgestürzten Rüstung wegrollte, bevor sie sich wieder dem Kampf widmete.
»Mann, was für ein Ort, was?« Neben ihr feuerte Yurik seine Pistole ab. Der Skaxen, auf den er gezielt hatte, wich dem ersten Schuss aus, aber der Rest der Munition traf ihn in die Seite, sodass er schreiend zu Boden ging.
»Scheißkerle in einer Villa sind immer noch Scheißkerle«, murmelte Bhandi und wich einer blitzenden Attacke roter Magie aus, die wie ein Wurfstern auf sie zuflog. Sie traf den angreifenden Troll erst an der Hüfte, dann am Knie und knurrte, als er zu Boden ging.
Die FRoE breitete sich über das riesige Foyer und in die verschiedenen Räume im ersten Stock aus. Magie- und Fellpfeile flogen überall herum und zerstörten die teure Einrichtung.
Cheyennes peitschende, schwarze Ranken schossen aus ihren Händen und wickelten sich um einen Ork, der seine fleischige Faust um den Arm eines Agenten geklammert hatte. Die Ranken wickelten sich um das Handgelenk des Orks und rissen seinen Arm zurück. Der FRoE-Agent wurde zur Seite geschleudert, aber der Ork konzentrierte sich jetzt viel mehr auf die dicken Ranken der Drowmagie, die seine Luftröhre zerquetschten.
Die Halbdrow ließ den Ork auf dem Boden liegen und hob einen schwarzen, schimmernden Schild aus Magie zwischen Yurik und der Kugel, die irgendein Arschloch in seinen Helm schießen wollte. Die Kugel prallte von Cheyennes Schild ab und der riesige, muskulöse Kobold drehte sich zu ihr um, wobei sein Lächeln kaum durch die Maske seines Helms zu sehen war. »Ja, ich bleibe bei dir.«
»Es ist mir egal, was du tust, solange wir diese Kinder finden«, knurrte Cheyenne. Sie ließ einen knisternden Stoß schwarzer Energie nach dem anderen auf die schreienden, spöttisch lachenden magischen Wesen los, die ihr neues Versteck nur schlecht verteidigten. »Deshalb sind wir hier.«
Sie bewegte sich durch das Chaos und wich den vielfarbigen Zaubersprüchen, die das Foyer erleuchteten, den herabfallenden Pfeilen und den großen Sprengkörpern aus. Irgendwo hinter ihr zersplitterte Glas und Bhandi schubste Cheyenne nach vorne, gerade, bevor eine massive Glasscheibe auf den Boden krachte, wo die Halbdrow eben noch gestanden hatte.
»Wir halten dir den Rücken frei, Drow.« Die Trollfrau nickte in Richtung der restlichen Kämpfer und der Agenten, die das gepflegte Herrenhaus zerstörten. »Los geht’s.«
Cheyenne schleuderte die angreifenden magischen Wesen mit ihren peitschenden Ranken beiseite, duckte sich unter fliegenden Zaubern und wich den schwarzmagischen Zielen und FRoE-Agenten gleichermaßen aus. Bhandi und Yurik flankierten sie wortlos und schossen ihre eigenen Ziele ab, während sie sich durch das Haus bewegten.
Auf der anderen Seite des Foyers führte eine riesige, gewundene Treppe in den zweiten Stock hinauf. Fünf FRoE-Agenten waren auf den ersten Stufen verteilt und lieferten sich ein Feuergefecht mit einem riesigen Oger, der die Treppe hinunter auf sie zustürzte. Cheyenne warf einen Blick auf den Treppenabsatz im zweiten Stock und den Balkon mit Blick auf den Kampf unten. Am oberen Ende der Treppe befand sich eine Doppeltür, die von einem weiteren Oger und einem dürren, orangefarbenen Skaxen bewacht wurde. Beide beschworen Angriffszauber, aber sie bewegten sich nicht von ihrem Posten neben der Tür.
»Da! Zweiter Stock«, rief Cheyenne.
Bhandi und Yurik warfen einen Blick auf den Balkon und nickten.
Der Oger auf der Treppe stieß ein lautes Brüllen aus und schwang eine riesige Faust auf die Agenten vor ihm. Die meisten von ihnen sprangen zur Seite und feuerten ihre Waffen ab, aber ein armer Kerl bekam trotzdem eine Ogerfaust seitlich am Helm ab. Der Agent taumelte seitlich gegen das Treppengeländer und der Oger hob seine Faust, um sie erneut auf den Kopf des bewusstlosen Agenten zu schlagen.
Cheyenne warf einen Schild über den Helm des Agenten. Die Faust des Ogers traf ihn, sodass ein riesiger Gong ertönte und das Wesen taumelte brüllend nach hinten.
»Los.«
Sie führte ihre neuen FRoE-Freunde an den Kämpfen vorbei, wich fliegenden Zaubern aus und warf Schilde hoch, um zu verhindern, dass keinem der Agenten kriminelle Magie in das Gesicht, den Bauch oder den Rücken geschossen wurde. Ja, ich glaube, so langsam habe ich den Dreh raus.
Sie erreichten das untere Ende der Treppe, als der betäubte Agent am Geländer wieder auf die Beine kam. Die anderen vier richteten ihre Fellwaffen auf den brüllenden Oger. Yurik löste eine der runden, schwarzen Granaten von seinem Gürtel und rief: »In Deckung!«
Die Agenten rutschten praktisch die letzten paar Stufen hinunter, bevor der muskulöse FRoE-Kobold die Fellgranate abfeuerte. Sie traf den gegnerischen Oger in der Brust und blieb dort haften, wobei sie grün aufblitzte, bevor sie explodierte.
Das Haus erbebte und Staub und abgeplatzter Putz regneten auf alle nieder. Der Oger brüllte und krachte gegen die Wand hinter der Treppe.
»Verdammt«, fluchte Yurik. »Die kriegt man einfach nicht erledigt.«
Der Oger stemmte sich kopfschüttelnd wieder auf die Beine. Gips und Trockenmauer fielen von seinen massigen Schultern. Der Schrei eines magischen Wesens ertönte im Foyer, bevor etwas anderes explodierte und Cheyenne die Treppe hinaufging. »Wir werden das hinbekommen.«
Die Agenten flankierten sie, als sie sich auf den Oger zubewegte, der sie mit schweren Augenlidern ansah. Sie warf mehrere knisternde, schwarze Energiebälle und traf das Arschloch an der Hüfte, am Bauch und an der Brust. Ein riesiger Fuß stürzte einen weiteren Schritt auf sie zu und ein Dolch aus orangefarbener Magie materialisierte sich in seiner vernarbten, grauen Handfläche.
Die Halbdrow seufzte. »Oger und magische Waffen, hm?«
»Sieht so aus.« Bhandi richtete ihre Pistole auf die Hand des Ogers und drückte ab. Die Schüsse prallten vom Handgelenk des Ogers ab, bevor er den orangefarbenen Dolch in Richtung der Trollfrau schleuderte.
Cheyenne hob einen weiteren Schild, der den geworfenen Waffenzauber abwehrte und ging weiter die Treppe hinauf. Im ersten Stock ertönte schrilles Gelächter von mehr als einem magischen Wesen hinter ihr, aber sie ignorierte es. Ich habe Verstärkung. Hoffentlich.
Der Oger bewegte sich schneller als sie erwartet hatte und schleuderte mit beiden Händen orangefarbene Dolche nach links und rechts. Die Halbdrow schaffte es, vor jedem Ziel einen Schild zu errichten – vor allem vor sich selbst – konnte aber nicht genug Zeit für einen Angriff gewinnen. Dann begannen der Skaxen und der andere Oger, der die Tür im Obergeschoss bewachte, die FRoE-Agenten und die Halbdrow mit Zaubern zu bewerfen. Ein schrilles, wütendes Gackern entwich dem klaffenden, orangefarbenen Mund des Skaxen.
Bhandi richtete ihre Waffe auf den Balkon und feuerte einen schnellen Schuss ab. Das Geländer explodierte in grünen Licht- und Holzsplittern, dann waren auch die magischen Wesen im oberen Stockwerk voll im Einsatz.
»Wir werden sie beschäftigt halten«, rief ein anderer Agent.
Cheyenne wich einem weiteren orangefarbenen Dolch aus, der aus der riesigen Faust des Ogers kam und nutzte den Moment, um mit ihren schwarzen Ranken zuzuschlagen. Sie schlangen sich um die Handgelenke des riesigen, grauen magischen Wesens und zogen sich sofort zusammen. Einen Moment lang kämpften die Halbdrow und der Oger gegeneinander; sie waren fast gleich stark. Dann hörte der Oger auf, seine Arme zu beiden Seiten auszustrecken und riss sie stattdessen hoch.
Dadurch wurde Cheyenne die Treppe hinaufgerissen. Ächzend fing sie sich auf der einer Stufe ab, bevor der Oger sich zur Seite bäumte und seine Handgelenke in einem weiten Bogen über seinen Kopf und die Treppe hinauf in Richtung des zweiten Stocks warf. Die Halbdrow flog ebenfalls und wich nur knapp den Ausbrüchen lilafarbener und roter Magie aus, die durch das Haus schossen. Sie prallte gegen die Wand am oberen Ende der Treppe und verzog das Gesicht, während der Oger grunzend auf sie zukam.
Ihre schwarzen Ranken zogen sich zurück und sie stieß sich an der Wand ab, um ihre Drowgeschwindigkeit zu aktivieren.
Mit einem Knall verlangsamte sich die Zeit in der ganzen Villa und Cheyenne rannte die Treppe wieder hinunter. Der Fuß des Ogers war von seinem Versuch, die Treppe zu erklimmen, halb angehoben. Sie feuerte ein halbes Dutzend schwarzer Kugeln ab, die seinen Körper vom Knie bis zum Kopf trafen und schickte dann schwarze Ranken auf ihn zu, die sich um sein stehendes Bein schlangen. Als sie versuchte, es zur Seite zu ziehen, bewegte sich der Fuß des Ogers kaum. Also schlüpfte sie hinter ihn auf die Treppe und klammerte beide Hände um seine Kniekehlen. »Es gibt mehr als einen Weg, dich zu Fall zu bringen, Arschloch.«
Ihre schwarzen Energiekugeln knisterten in ihren Händen und ihr Licht umspielte die Beine des Ogers, bevor etwas unter ihren Fingern zersplitterte. Dann stieß sie mit aller Kraft zu und ließ das riesige magische Wesen gegen das Geländer krachen.
Schwindelgefühl überkam sie und die Zeit beschleunigte sich wieder. In der Villa brach Geschrei und Knurren aus und zischende Magie prallte gegen Körper und Wände. Der Oger brüllte laut auf, als er durch den Balkon krachte und wie ein Felsbrocken auf die ahnungslosen Kobolde unter ihm fiel.
Cheyenne blinzelte, stieß sich von der Wand ab und begann, die Stufen zu erklimmen.
»Oh, Scheiße!« Bhandi spähte durch das zersplitterte Geländer. »Hast du ihm gerade die Beine weggesprengt?«
Ein spiralförmiger, gelber Blitz krachte gegen den nächsten Schild, den die Halbdrow vor der Trollagentin hochhielt und Cheyenne richtete ihre Aufmerksamkeit auf den zweiten Oger und den Skaxen, der versuchte, die Tür zu verteidigen.
Die anderen Agenten stürmten die Treppe hinauf und feuerten ihre Schüsse auf die magischen Wesen ab. Die Halbdrow musste sich wieder mit einer Hand an der Wand abstützen und Yurik blieb mit erhobener Waffe neben ihr stehen. »Geht es dir gut?«
»Ja. Bring sie einfach von der Tür weg, ja? Ich glaube, die Kinder sind da drin, aber ich muss erst nachsehen und dafür brauche ich einen Moment.«
»Es wird nicht wieder so sein wie mit der Bombe in der Kiste.« Yurik nickte. »Wir geben dir Deckung.« Dann rannte er den Flur im zweiten Stock hinunter und stürmte geradezu auf den Oger und die Skaxen zu, bevor er sich in das Getümmel stürzte und Schüsse abfeuerte.
Cheyenne schüttelte ihre Hände aus und ging hinter ihm her zur Tür.
Auch der zweite Oger ging nicht unter dem Beschuss zu Boden. Brüllend schwang er seine riesigen Arme nach links und rechts und wehrte die Agenten ab, die nicht genug Feuerkraft hatten, um mehr zu tun, als ihn abzulenken.
Der Skaxen sprang auf den Balkon und rannte auf allen Vieren darüber wie eine riesige, orangefarbene Ratte. Jemand schoss auf ihn, als er nach vorne kletterte, aber die Fellpfeile verfehlten ihr Ziel. Dann sprang der Skaxen auf Cheyenne zu. Sie ließ eine weitere knisternde, schwarze Kugel los und traf das knurrende, orangefarbene magische Wesen am Oberschenkel, bevor er in sie hineinprallte und sie beide gegen die Wand schleuderte, um dann in einem Haufen zu Boden zu fallen.
Knurrend schlug die Halbdrow die scharfen Klauen des Skaxen von ihrem Gesicht weg, während er versuchte, sie zu packen. Irgendwie schaffte er es, den Kragen ihrer Jacke zu fassen und hob sie vom Boden hoch, bevor er ihren Kopf wieder auf den Boden knallen ließ.
»Alles, was du tun musst, ist, ihr Treue zu schwören, mór úcare «, zischte der orangefarbene Kerl und Spucke flog zwischen seinen messerscharfen Zähnen hindurch. »Das ist alles, was sie will. Das alles wird vorbei sein, wenn du dich der Krone hingibst und ihr den Rest überlässt.«
»Auf keinen Fall!« Cheyenne rammte ihren Ellbogen seitlich gegen den Kopf des Skaxen. Das warf ihn gerade so weit von ihr weg, dass sie sich unter ihm wegrollen konnte. Seine Krallen bohrten sich durch ihre Jacke und in das Fleisch darunter, als sie ihn an seinem dünnen, schwarzen Hemd packte und von sich warf.
Das rattenartige magische Wesen schrie auf, als es über den Balkon flog. Die Halbdrow kam wieder auf die Füße und schoss zwei weitere schwarze Kugeln auf seine Brust, die ihn beide trafen, bevor er neben den blutigen Beinstümpfen des gefallenen Ogers auf den Boden knallte.
Ich weiß nicht, für wen mich diese Arschlöcher halten, aber ich schwöre niemandem irgendwas.
Mit einem tiefen Atemzug drehte sie sich wieder zu den sieben FRoE-Agenten um, die versuchten, einen knurrenden, tobenden Oger allein zur Strecke zu bringen.