I ch kann nicht glauben, dass du das getan hast.« Ember rollte sich weiter in ihre neue Wohnung und lachte. »Das gehört jetzt wirklich uns?«
»Wirklich.« Cheyenne ließ die beiden Schlüssel an den einzelnen Schlüsselbunden klimpern und reichte Ember einen. »Verlier den nicht.«
»Ich bitte dich.«
»Okay.« Die Halbdrow rieb sich die Hände und sah sich ihre neue Wohnung an. »Neues Auto. Neue Wohnung. Ein neuer Lebensstil. Das könnte es wert sein.«
»Ja, jetzt müssen wir nur noch verhindern, dass diese Vollidioten hier einbrechen und den Panamera in die Luft jagen, dann sind wir fein raus.«
Cheyenne lachte und drehte sich um. »Den Teil übernehme ich, Em. Willst du herumtelefonieren und ein paar Umzugshelfer finden?«
»Umzugshelfer für was? Die einzigen Dinge, die ich aus meiner Wohnung haben will, sind meine Kleidung und mein Laptop. Wahrscheinlich auch die Pflanze.«
Die Halbdrow schnalzte mit der Zunge und runzelte mitleidig die Stirn. »Du kannst die Pflanze auf keinen Fall verlassen.«
»Hey, wenigstens lebt sie noch. Im Ernst, die meisten meiner Sachen sind noch in den Taschen, die du ins Krankenhaus gebracht hast. Ich glaube nicht, dass wir Umzugshelfer brauchen.«
»Okay. Dann dekorieren wir eben. Wenn du Lust dazu hast.« Cheyenne holte noch einmal ihr Portemonnaie heraus und reichte ihrer neuen Mitbewohnerin ihre Debitkarte. »Im Ernst. Was immer du glaubst, was hier gut aussehen wird. Ich vertraue dir. Nur nicht mehr dieses Weiß, Silber und Hartholz. Das gibt einem das Gefühl, in einem Glaskasten zu stehen.«
»Ich glaube, das ist das Ziel.«
»Ich glaube, ich bevorzuge eine Goth-Box.«
Sie lachten beide und Ember starrte kopfschüttelnd auf Cheyennes Debitkarte. »Wenn du wirklich willst, dass ich das tue, werde ich es tun. Aber es wird geschmackvoll sein, verstanden? Erwarte nicht, dass ich die Wohnung auf den Kopf stelle.«
»Ha, ha. Den Teil übernehme ich auch. Also. Meinst du, du kommst an diesem tollen neuen Ort für ein paar Stunden allein zurecht?«
»Wo gehst du denn jetzt hin?«
»Ich muss nur alle meine Klamotten in einen Müllsack stopfen und Glen einpacken. Mein Computer, Em. Server, Tower, Monitore, all das Zeug?«
»Ich hatte keine Ahnung, dass Glen so vielschichtig ist.«
Cheyenne nickte zustimmend. »Das ist genau das, was er ist. All die verschiedenen Teile arbeiten zusammen, um Magie zu machen. Die verträgt sich nicht gut mit echter Magie. Das habe ich aus eigener Erfahrung gelernt.«
Ember schnaubte und rollte sich näher an die Fensterwand, um einen besseren Blick zu haben. »Ich habe ein voll aufgeladenes Handy, Internet und Miss Summerlins Debitkarte …«
»Ah! Jeder mit dem Miss Summerlin-Spiel. Et tu , Brute ?«
»Wenn ich dich also für irgendetwas brauche, was wahrscheinlich nicht der Fall sein wird, da wir schon etwas gegessen haben, bist du für ein paar Stunden aus dem Schneider.«
»Oh, danke , Frau Gaderow. Sie sind so großzügig.« Cheyenne drehte sich, breitete die Arme aus und verbeugte sich tief und übertrieben.
»Ja, ja. Du kannst dich vor mir verbeugen, wenn du zurückkommst.« Ember winkte ab und kicherte, als sie sich daran machte, die Wohnung so einzurichten, dass es sich anfühlte, als würden sie dort wohnen.
»Aber wirklich, ruf mich wegen allem an. Auch wenn du, ich weiß nicht, Snacks brauchst oder so.«
»Oh, also nur für Notfälle. Verstanden. Tschüss.« Die Fae winkte Cheyenne zum Abschied zu und die Halbdrow drehte sich um, bevor sie aus ihrer neuen Wohnung in den Flur trat.
Sie schloss die Tür hinter sich ab und hielt inne. Das ist eine gute Angewohnheit, die ich beibehalten sollte. Vor allem, wenn sie allein da drin ist.
Nickend ging Cheyenne den Flur hinunter und schmunzelte, als sie den Rufknopf des Aufzugs drückte. »So viel besser als Treppen.«
* * *
Als sie eine halbe Stunde später zu ihrer alten, beschissenen Wohnung zurückkehrte, kicherte sie vor sich hin, als sie die Eingangstür aufschloss. Diese Wohnung ist eine Müllhalde, auch wenn man sie nicht mit den Pellerville Gables Apartments vergleicht. Vielleicht kommt Mom jetzt auf einen Besuch vorbei.
Dieser Gedanke ließ sie innehalten und sie blinzelte, als ihr das Bild von Bianca Summerlin in den Sinn kam, die für den Tag nach Richmond fuhr. »Auf keinen Fall.« Sie lachte und stieß die Tür auf.
Die meisten ihrer Klamotten waren noch im Trockner, was es viel einfacher machte, sie in einen riesigen Müllsack zu stopfen. Dann durchsuchte sie ihren Kleiderschrank und das Badezimmer und fegte wahllos Dinge in den Sack, bis er voll genug war. Cheyenne stellte den Müllsack vor der Haustür ab und machte sich daran, ihren Schreibtisch abzubauen. Ich dachte nicht, dass ich in nächster Zeit wieder umziehen würde, aber wenigstens habe ich es mir leicht gemacht.
Sie fand einen leeren Schuhkarton im vorderen Schrank und packte alle Kabel und Verbindungen hinein, dann zerlegte sie Glen so weit wie möglich, ohne die größeren technischen Teile zu beschädigen. Sie lehnte sich zurück, betrachtete die verstreuten Teile und schüttelte den Kopf. »Das wird ein paar Trips brauchen. Zuerst der Müllsack.«
Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass der schwarze Plastiksack nicht aufreißen würde, so wie sie ihn sich über die Schulter geworfen hatte, trat Cheyenne wieder auf den Flur und ging auf die Treppe zu. Ich fühle mich gerade wie der Weihnachtsmann.
Die Tür drei Wohnungen weiter öffnete sich und R’mahr steckte seinen Kopf heraus. »Cheyenne! Hallo! Ich wollte gerade an deine Tür klopfen und fragen, ob du …?« Der Blick des Trolls fiel auf den großen, schwarzen Sack, der gegen die Beine der Halbdrow hüpfte und seine Augen weiteten sich vor Sorge. »Was ist das?«
»Ich nehme ein paar Dinge … woanders hin mit.« Sie lächelte und beobachtete, wie die Aufregung des Mannes in verwirrte Traurigkeit überging. Oh, Mann. Er wird das persönlich nehmen, egal was ich sage. »Wie geht’s dir heute, R’mahr?«
»Gehst du … Gehst du weg?«
»Was ?« Yadje stapfte durch die Wohnung und quetschte sich neben ihrem Mann in den Türrahmen. »Wie kommst du überhaupt auf so etwas Dummes, du …?« Als die Trollfrau die schwarze Mülltüte der Halbdrow erblickte, wurden ihre großen, scharlachroten Augen genauso traurig. »Das ist ein furchtbar großer Sack.«
»Ja, ich bringe nur ein paar Sachen zu meinem Auto.«
»Weißt du, Cheyenne, wenn du aus deiner Wohnung ausziehen willst, hättest du uns um Hilfe bitten können.« Yadje warf einen Blick über die Schulter auf ihre kleine Tochter, die sich mit einem weiteren Buch auf die Couch gelümmelt hatte. »Bryl ist ein außergewöhnliches Organisationstalent. Wir hätten dir sofort beim Packen geholfen.«
»Hätten wir das?« R’mahr warf seiner Frau einen entgeisterten Blick zu.
»Oh, lass deinen Mund nicht so offen hängen. Du siehst aus wie mein Onkel Danriz.« Mit der Zunge schnalzend, trat Yadje in den Flur und zeigte auf Cheyennes Müllsack. »Wenigstens können wir dir jetzt helfen. Dann lassen wir dich in Ruhe, sobald du das Haus verlassen hast.«
»Oh, nein.« Die Halbdrow unterdrückte ein Lachen und ließ ihren Müllsack auf den Boden fallen. »Ich ziehe nicht aus, okay? Ich werde immer noch hier sein.«
»Was ist das dann?« R’mahr starrte den Sack an.
»Nur ein paar Dinge, die ich mitnehme. Ich habe ein neues Büro auf der anderen Seite der Stadt gefunden. Ihr wisst schon, so ein Coworking-Abeitsplatz.« Wow. Ich werfe einfach mit Lügen um mich .
»Du hast einen Bürojob?« Yadje runzelte die Stirn. »Das sieht dir gar nicht ähnlich.«
»Nein, es ist … okay.« Cheyenne kratzte sich am Kopf und die Ketten an ihren Handgelenken klirrten, als sie ihren Arm hinunterrutschten. »Platz für mich, um das zu tun, was ich schon tue, nur nicht in meiner Wohnung.«
R’mahrs Mundwinkel verzogen sich vor Verwirrung. »Warum solltest du das tun?«
»Ich weiß es nicht. Ich habe etwas darüber gelesen, wie ungesund es ist, die ganze Zeit im Haus zu bleiben, also dachte ich mir, ich probiere das mal aus.«
Das Lachen des Trollmanns klang weder überzeugt noch amüsiert. »Cheyenne, du bist die meiste Zeit weg. Wir können dein Auto direkt vor unserem Fenster sehen.«
»Oh, das könnt ihr, hm?« Die Trolle haben auch ein Auge auf mich geworfen. Ich weiß, dass sie es gut meinen, aber es ist Zeit zu verschwinden. »Habt ihr auch gesehen, wie es gestern in die Luft gejagt wurde?«
»Das war dein Auto?« Die beiden starrten sie schockiert an und sahen sich dann gegenseitig an. »Wer würde dein Auto in die Luft jagen wollen?«
»Das kann ich im Moment nicht beantworten, R’mahr. Ich kann nicht einmal so tun, als ob ich eine Antwort wüsste.«
»Das ist ja furchtbar, Cheyenne.« Yadje verschränkte ihre Hände vor der Brust und schüttelte langsam den Kopf. »Geht es dir gut?«
»Oh, ja. Mir geht’s gut, danke. Hört mal, ich wollte euch nicht beunruhigen. Wenn ich tatsächlich ausziehen würde, hätte ich natürlich etwas gesagt.« Eigentlich ist das keine Lüge. »Ich richte nur neu ein und versuche, dass alles reibungslos läuft, wisst ihr?«
Yadje hob eine Augenbraue, ihre scharlachroten Augen verengten sich und sie hob ihr Kinn in Richtung des Halbwesens. »Es ist eine gute Sache, Verbesserung anzustreben.«
Ja, sie weiß, dass ich Blödsinn erzähle. »Genau. Das ist es, was ich tue, Yadje. Ich strebe nach Verbesserung. Ich musste einfach ein paar Änderungen vornehmen.«
»Du wirst also noch weniger zu Hause sein als jetzt?«, fragte R’mahr und bemerkte kaum, dass seine Frau ihm einen Ellbogen in die Rippen stieß.
»Wahrscheinlich, ja. Aber wie ich schon sagte, ich werde noch da sein. So leicht werdet ihr mich nicht los.« Cheyenne zeigte auf das Trollpärchen und lachte leise, aber die beiden schenkten ihr nur ein halbherziges Lächeln. »Übrigens, ich überlege, ob ich morgen nach Peridosh fahre, um das anzusehen, was ich beim letzten Mal verpasst habe. Ich weiß, dass ihr normalerweise mittwochs dorthin fahrt, aber wollt ihr morgen mit mir kommen?«
Bryls Buch fiel auf den Boden und das Trollmädchen sprang von der Couch und rannte auf ihre Eltern zu, die in der Tür standen. »Ja! Ja! Ja! Maji, können wir morgen mit ihr gehen? Bitte!«
Die Halbdrow unterdrückte ein Lachen, als das Kind am Ärmel seiner Mutter zerrte, ein breites Grinsen auf ihren violetten Wangen.
Yadje löste geschickt die Finger ihrer Tochter, um stattdessen Bryls Hand zu halten und warf ihrem Mann einen Seitenblick zu. »Was denkst du, R’mahr?«
»Oh, bitte ?«, jammerte Bryl. »Ich brauche die Calverflosse, um meinen lichtlosen Hecht fertigzustellen. Ich will mit Cheyenne gehen. Ich kann ihr alles zeigen!«
»Hmm.« R’mahr blickte langsam zu Cheyenne und zwinkerte ihr zu. »Wenn deine Maji sagt, dass sie gehen will, Bryl, gehen wir auch.«
»Nun, jetzt kann ich unmöglich nein sagen, oder?« Yadje blickte ihren Mann an und hob eine dünne, scharlachrote Augenbraue.
Er lächelte und zuckte mit den Schultern. »Das überlasse ich ganz dir.«
Bryl quetschte sich zwischen ihre Eltern und stieß mit ihren schmalen Schultern an deren Hüften. Sie sagte kein Wort, sondern hob langsam die geballten Fäuste, ihre Augen waren groß und hoffnungsvoll und platzten fast vor Aufregung.
»Oh, Kind, du bringst mich um.« Die Trollfrau blickte an die Decke und konnte ihr Pokerface nicht länger aufrechterhalten. »Zu so einem Gesicht kann niemand Nein sagen. Also ja, meine Liebe. Wenn Cheyenne morgen in Peridosh Gesellschaft haben will, gehen wir mit ihr.«
»Ja! Ja! Wir gehen, wir gehen, wir gehen!« Bryl sprang in der Tür auf und ab und stieß ihre Eltern gegen den Türrahmen und gegeneinander.
Das Trollpärchen lachte schwach und tauschte einen Blick aus, der Cheyenne denken ließ, dass das Mädchen den Rest des Abends so herumhüpfen würde. Man kann nicht immer gewinnen, denke ich.
»Da hast du es, Cheyenne.« Yadje lächelte und nickte einmal. »Wir kommen morgen mit dir.«
»Fantastisch. Ihr wisst doch, wo der Eingang in Union Hill ist, oder?« Sie nickten und Cheyenne hob ihre Mülltüte auf, um sie sich wieder über die Schulter zu hieven. »Super. Treffen wir uns dort um zwei?«
»Eine ausgezeichnete Zeit. Ja.« R’mahr nickte energisch, sein gewohnter Enthusiasmus war zurück. »Wir sehen uns morgen dort.«
»Okay. Cool. Ich werde ein paar Mal zwischen hier und meinem Auto hin und her laufen müssen. Falls es sich hier oben viel geschäftiger anhört als sonst, liegt das daran.«
»Bist du sicher, dass du keine Hilfe brauchst?«
Die Halbdrow nickte und lächelte, als sie sich wieder auf den Weg durch das Treppenhaus machte. »Ich bin mir sicher. Trotzdem danke. Ich freue mich auf morgen.«
»Ja, das tun wir auch!« R’mahr lehnte sich in den Flur und stemmte eine Faust in die Luft. Schnaubend packte ihn seine Frau am Arm und zog ihn zurück in ihre Wohnung, bevor sie die Tür schnell wieder schloss. Ihre gedämpfte Stimme verfolgte Cheyenne, bis sie die Treppe hinunterging und die Tür zum Treppenhaus hinter ihr zufiel.
Sie konzentrierte sich auf ihre Körperhaltung, wobei der relativ schwere Sack unangenehm gegen ihren Rücken stieß. Wenn sie nicht wissen, wo ich bin, sind sie auch nicht in Gefahr. Alles hat seinen Preis, nicht wahr?