C heyenne öffnete die Tür zu ihrer neuen Wohnung und schloss die Augen.
Ember saß neben einem Stapel ausgeräumter Kisten und fragte lachend: »Was machst du da?«
Die Halbdrow machte einen zaghaften Schritt durch die Tür.
»Ich habe fast Angst davor, mir anzusehen, was du hier noch alles reingestopft hast, seit ich gegangen bin.« Cheyenne öffnete die Augen und ließ ihren Blick durch das Wohnzimmer schweifen. »Woah. Wie zum Teufel hast du das alles in – wie viel Zeit geschafft? Drei Stunden?«
»Ich habe es dir gesagt. Es gibt für alles ein Geschäft.« Ember strahlte und verschränkte ihre Arme, um die Reaktion ihrer Freundin zu beobachten. »Was denkst du?«
»Ich bin …« Cheyenne lachte herzlich. »Weißt du, wenn ich nicht mit dir zusammen bin, bin ich absichtlich sprachlos, aber dieses Mal hast du dich selbst übertroffen, Em. Ich wurde zur Sprachlosigkeit gezwungen.«
»Dir ist klar, dass das ein Widerspruch in sich ist, oder? Du hast mir gerade mit drei Sätzen geantwortet.«
Die Halbdrow betrat die Wohnung und schloss die Tür hinter sich. »Mit dir abzuhängen ist wie mit mir abzuhängen, nur viel lustiger. Also, ich denke nur laut über dich nach.«
»Ha. Was auch immer das bedeuten soll, ich nehme es an.« Ember rollte an den Kisten vorbei. »Aber denk ruhig laut über die Wohnung nach.«
»Nun, für den Anfang, ich stehe total auf diese Sessel.« Cheyenne trat um die Couch herum und ließ sich in einen der schwarzen Ledersessel auf der anderen Seite des Couchtisches fallen. »Heilige Scheiße, der ist so bequem, wie er aussieht. Sind das …?«
»Ja. Ich habe gesehen, wie du die Stühle im Gästezentrum angeglotzt hast. Du hast quasi gesabbert.«
Cheyenne antwortete gespielt trotzig: »Ich sabbere nicht.«
»Nein, du hast quasi gesabbert. Es hat nicht lange gedauert, bis ich sie gefunden habe. Anscheinend beziehen die Pellerville Gables Apartments die meisten ihrer Möbel aus einem Lagerhaus, das etwa zehn Minuten entfernt ist.« Ember lächelte breit. »Es sind aber noch ein paar Sachen auf dem Weg. Sonderanfertigungen brauchen ein bisschen länger.«
»Sonderanfertigungen ?« Die Halbdrow schlug die Hände auf die Armlehnen und blickte fassungslos ihre Freundin an. »Wer bist du und was hast du mit Ember gemacht?«
Die Fae lachte und rollte sich zwischen der Couch und den Sesseln hindurch, um neben dem Couchtisch Halt zu machen. »Dein schlimmster Einrichtungsalptraum, Cheyenne. Ich lasse deine Freundin frei, wenn ich fertig bin.«
»Oh, verdammt.« Die Halbdrow fuhr begeistert mit den Händen über das weiche Leder der Armlehnen und lehnte sich dann zurück in die perfekt stützenden Kissen. »Weißt du, ich kenne zu viele Leute, die entweder gerade eingesperrt sind oder es in der jüngeren Vergangenheit waren. Dieser Witz wäre vor drei Wochen noch witziger gewesen.«
»Scheiße. Ich wollte kein Salz in die Wunde streuen.« Ember beäugte das Gesicht der Halbdrow, bis Cheyennes kleines Lächeln zu einem Grinsen wurde. »Du verarschst mich doch nur.«
»Nur ein bisschen. Keine Sorge, du bist immer noch lustig.«
Ember zog eine furchtbare, sarkastische Grimasse und drehte sich dann ein Stück zurück, um die Sessel zu betrachten. »Wenigstens magst du die Stühle.«
»Dieser Teppich ist auch nicht schlecht.« Cheyenne beugte sich hinunter und strich über das weiche Garn des schwarzen Teppichs, auf dem dicke, silberne Querstreifen waren. »Das ist ein Schmuckstück.«
»Ich weiß.«
»Was hast du mit den anderen Sachen gemacht, die hier waren?«
Ember schenkte ihrer Freundin ein schüchternes, geheimnisvolles Lächeln. »Ich sag’s dir, wenn der Rest des Hauses so aussieht, als würden wir hier wohnen.«
»Du …« Cheyenne zeigte auf sie und schüttelte ihren Finger. »Ich glaube, es ist deine Magie, aus einer Möchtegern-Modellwohnung die coolste Nicht-Goth-Box zu machen, Em.«
Die magielose Fae strich sich die Haare aus den Augen und sah sich um. »Ja, ich bin verdammt gut, nicht wahr?«
»Definitiv. Oh!« Die Halbdrow zog ihr Handy aus der Tasche und rümpfte die Nase. »Verdammt. Ich muss jetzt los.«
Sie erhob sich aus dem Sessel, gab ihm einen liebevollen Klaps und eilte dann zur schmiedeeisernen Treppe, die hinauf zum Mini-Loft führte.
»Für deine Verabredung mit der Trollfamilie und so?«
»Ganz genau.« Cheyenne eilte die Metalltreppe hinauf. Als sie oben ankam und das weniger beeindruckende Büro der Modellwohnung sah, in dem sie Glen untergebracht hatte, verlangsamte sie ihr Tempo. Sie deutete auf den Computertower neben dem Schreibtisch aus Metall und Glas. »Das ist nur vorübergehend, Glen.«
Ember lachte. »Daran arbeite ich auch.«
»Was? Echt jetzt?«
»Cheyenne, ich sitze allein in dieser riesigen Wohnung und habe nichts zu tun, außer zu dekorieren und alles mit deiner Karte zu bezahlen.« Ember breitete ihre Arme aus und schüttelte sarkastisch den Kopf. »Du kannst nicht erwarten, dass ich nicht an alles denke.«
»Ich weiß gar nicht mehr, was ich von dir erwarten soll. Mach weiter so.«
»Oh, ich komme gerade so richtig in Fahrt. Ich kann nicht, will nicht und werde nicht aufhören.«
Kichernd durchwühlte die Halbdrow die Kisten mit den zusätzlichen Kabeln, die sie noch nicht weggeräumt hatte und fand den Stapel loser Papiere, der Mattie Bergmanns handgeschriebenes Zauberbuch darstellte. Dann holte sie ihr Handy heraus und machte Fotos von den Zutatenlisten der Dinge, die sie zuerst ausprobieren wollte. Persönlicher Illusionsszauber und Abwehr-Zaubersprüche sind die erste Priorität. Alles andere ist ein Bonus.
»Okay.« Die Halbdrow sprang auf die Füße und kam die Treppe wieder herunter. »Wird bei dir hier alles okay sein?«
»Ja. Ich habe schon zu Mittag gegessen und einen Haufen Sachen geplant. Du wirst die Party verpassen, während du weg bist, aber ich werde dafür sorgen, dass alle aufräumen, bevor sie gehen.«
»So ein Mist.« Cheyenne schwang ihre Faust, um schwere Enttäuschung nachzuahmen und blickte dann wieder zum Mini-Loft hinauf. »Was den neuen Schreibtisch angeht …«
»Ich kümmere mich drum. Extra Trinkgeld für alle, die Glen nicht anfassen, während sie den Tisch hochbringen.«
»Du denkst plötzlich wie ein Mädchen, das mit einem Haufen geerbtem Geld um sich wirft.«
»Das ist ein lustiges Spiel.« Ember zwinkerte. »Ich werde nicht zu sehr ausflippen.«
»Ja, darüber mache ich mir keine Sorgen. Oder um dich, ganz ehrlich.« Cheyenne schüttelte wieder ungläubig den Kopf und machte sich auf den Weg zur Haustür. »Ich bin wahrscheinlich vor dem Abendessen zurück.«
»Mädchen, es ist mir egal, wann du zurückkommst. Ich bin nicht deine Mutter.«
Als die Halbdrow Ember einen überraschten Blick zuwarf, brachen beide Studentinnen erneut in Gelächter aus. »Du bist wirklich richtig in Fahrt.«
»Ich fühle mich heute gut.« Ember zeigte zwei Daumen nach oben, drehte den Stuhl um und rollte sich in die Küche. »Viel Spaß mit den Trollen.«
»Viel Spaß beim Einstellen von Arbeitskräften und beim Trinkgeld geben.«
»Jaja.«
Kichernd trat Cheyenne aus der Wohnung und hielt mit dem Schlüssel in der Hand inne. Nein. Sie kommt klar.
* * *
Die Halbdrow parkte den Panamera auf dem Parkplatz in Union Hill und warf einen Blick auf die Uhrzeit auf dem Armaturenbrett. Dreizehn Uhr zweiunddreißig. Das war knapp, Cheyenne.
Sie stieg aus dem Auto aus und schloss es ab. Andere Leute auf dem Parkplatz drehten sich um, um nach der Quelle dieses perfekten Piepens zu sehen. Zwei Frauen mittleren Alters in zueinander passenden Pullovern sahen das Goth-Mädchen auf den Parkautomaten zugehen und drehten sich schnell wieder um, um an einer Karte zu fummeln, mit der sie ihre Parktickets bezahlen wollten.
Ja, ich bin immer noch unheimlich und böse. Ich habe nur ein schickes Auto. Cheyenne schmunzelte und seufzte, als sie sich hinter den beiden anstellte.
»Ist das Ihr Panamera?«
Sie drehte sich um und blickte auf einen Mann Ende sechzig, vielleicht Anfang siebzig. Die hellblauen Augen des Mannes glitzerten vor Aufregung und die Spitzen seines weißen Schnurrbarts flatterten in der Herbstbrise. »Ja. Tolles Auto.«
Der Mann pfiff. »Ich muss schon sagen. Ich habe ein Auge auf dieses Modell geworfen, seit es angekündigt wurde.«
Murrend entfernten sich die beiden zusammenpassenden Pullover schließlich vom Parkautomaten und eilten über den Parkplatz, während sie Cheyenne misstrauische Blicke zuwarfen. Die Halbdrow trat vor, da sie an der Reihe war und der Mann nahm den nächsten Platz in der Schlange hinter ihr ein.
»Sie sollten sich auch einen zulegen«, schlug Cheyenne mit einem weiteren Nicken zu ihrem Auto vor. »Das ist die beste Anschaffung, die ich seit Langem gemacht habe.« Die Augenbrauen des Mannes zogen sich überrascht hoch. Er denkt, ich sehe kaum alt genug aus, um das Ding zu fahren.
Dann entkam ihm ein leises Lachen. »Oh, ich versuch’s ja. Aber meine Frau sagt immer, wenn ich noch mehr Autos in die Garage stelle, kann ich mit ihnen ausziehen.«
Lachend tippte Cheyenne die Nummern ihres vorläufigen Nummernschildes ein und zog ihre zweite Debitkarte heraus. »Ein harter Kampf.«
»Oh ja, ich sage es Ihnen.«
»Sind Sie Sammler?«
Der Mann lächelte. »Restaurierer, um genau zu sein. Spezialanfertigungen. Das mache ich schon seit Jahren.«
Sie zog ihre Karte aus dem Lesegerät, schnappte sich die Quittung, um sie auf das Armaturenbrett zu legen und drehte sich um. »Wirklich?«
»Das da drüben ist mein 1937er Packard 120.« Der Mann zeigte über den Parkplatz stolz auf den schillernden, königsblauen Oldtimer, der ganze anderthalb Parkplätze einnahm.
Er ist einer von denen. Cheyenne lachte. »Das ist ein echt abgefahrenes Auto, Mann.«
»Das ist nur der Anfang. Ich tausche sie gerne aus und nehme sie ab und zu mit in die Stadt. Sie wissen schon, um sie am Laufen zu halten.« Der Mann öffnete sein Portemonnaie und zog eine Karte heraus, bevor er sie weiterreichte. »Wenn Sie auf der Suche nach individuellen Updates sind, rufen Sie mich an.«
Cheyenne nahm die Karte und las sie. Blast from the Past – Auto r est au ration von Lee McDurn.
»Updates, hm?« Sie warf einen Blick auf ihr nagelneues Auto und lachte leise. »Sie wollen einfach nur einen Panamera haben, oder?«
»Da haben Sie mich erwischt.« Der Mann streckte seine Hand aus. »Lee McDurn.«
Die Halbdrow griff nach seiner Hand und lächelte. Ach, was soll’s? »Cheyenne Summerlin.«
»Schön, Sie kennenzulernen, Cheyenne. Verlieren Sie die Karte nicht. Ich meine es ernst. Alles, was Sie brauchen.«
»Ich weiß, wen ich anrufen muss.« Sie hob die Karte hoch und steckte sie dann in ihre Tasche. Er hat nicht einmal bei meinem vollen Namen gezuckt. Er verbringt wohl mehr Zeit mit Autos als mit Politik.
Sie warf ihm noch einmal einen Blick über die Schulter zu, aber Lee McDurn war am Parkautomaten beschäftigt. Die Halbdrow schloss ihr Auto auf, legte die Quittung auf das Armaturenbrett und schloss es wieder ab.
Lee drehte sich nach dem Piepen um und frotzelte: »In Ordnung. Wir haben es verstanden.«
Kichernd eilte Cheyenne über den Parkplatz zu dem Frozen-Yogurt-Laden, der eigentlich kein Frozen-Yogurt-Laden war.
Die kleine Glocke an der Tür bimmelte, als sie eintrat und nur ein paar Kunden sahen auf, als sie eintrat. Alle schauten schnell weg, bis auf eine dreiköpfige Familie, die in der Nähe der Kasse stand und sich mit Tony unterhielt.
»Cheyenne!« Der Mann mit den kurzen, blonden Haaren und dem eine Nummer zu groß geratenen Flanellhemd winkte ihr zu. Die Frau neben ihm, deren langes, blondes Haar über ihren Rücken fiel und deren Pony knapp über den Augenbrauen geschnitten war, packte ihn am Arm und zog ihn mit einem Ruck zurück an ihre Seite. Das kleine Mädchen vor ihnen mit zwei dicken, blonden Zöpfen, die über ihre Schultern fielen, grinste und winkte dem Halbwesen aufgeregt zu.
Sie sehen alle genau gleich aus. Cheyenne versuchte, nicht zu lachen, ging auf die Trollfamilie zu und nickte. »Tut mir leid, dass ich euch habe warten lassen.«
»Du musst dich nicht bei uns entschuldigen, Cheyenne«, sagte R’mahr, dessen Eifer auf dem menschlichen Gesicht genauso deutlich zu sehen war wie auf dem eines Trolls. »Wir fühlen uns geehrt, eingeladen zu sein.«
»Nun, ich brauche Leute, die mir die besten Plätze zeigen, oder?« Die Halbdrow sah lächelnd auf Bryl herab, die auf und ab hüpfte. »Du siehst wirklich aus wie jemand aus Unsere kleine Farm , Kleine.«
Das Mädchen runzelte die Stirn und verzog das ganze Gesicht. »Was ist das?«
»Äh, schon gut. Du siehst niedlich aus. Hey, Tony.«
Der mürrische Mann, der hinter dem Tresen stand, schaute die Halbdrow von oben bis unten an und schüttelte den Kopf. »Du hast wirklich eine merkwürdige Auswahl an Freunden, was?«
»Ich bin ein Menschenfreund, Mann.« Sie zuckte mit den Schultern und wandte sich der Tür im hinteren Bereich zu, auf der ›Nur für Mitarbeiter. Zutritt verboten‹ stand. »Kommt schon. Lasst uns gehen.«
Die Trollfamilie nickte Tony zu, bevor sie der Halbdrow folgte.
»Cheyenne«, flüsterte Yadje und sah beschämt aus, »hat er von uns gesprochen? Sind wir deine komischen Freunde?«
Cheyenne öffnete die Tür und gab der Familie ein Zeichen, zuerst einzutreten. Alle meine Freunde sind komisch. »Nein, Yadje. Du bist ganz und gar nicht komisch.«
Als sie die Tür hinter sich schloss und sich gegen die Edelstahlwand des Aufzugs nach unten zu Peridosh lehnte, sah die Trollfrau aus, als wäre sie den Tränen nahe.
»Hey, hör nicht auf den mürrischen Angestellten hinter dem Tresen, okay? Er war genauso unzufrieden mit meinen anderen Freunden.«
Yadje und R’mahr tauschten verletzte Blicke aus. Der Trollmann rieb sich das Gesicht und sah die Halbdrow mit schmerzverzerrten Augen an. »Du warst schon einmal hier.«
Toll! Ich habe ihre Gefühle verletzt. »Äh, ja. Nur einmal. Eine spontane Sache.«
»Und sie haben dir gezeigt, was Peridosh zu bieten hat?«, fragte Yadje und strich sich die blonden Strähnen aus ihren kornblumenblauen Augen.
»Nicht wirklich.« Cheyenne warf einen Blick auf Bryl, aber das Mädchen war in ihrer eigenen kleinen Welt und murmelte vor sich hin, dass sie endlich in die Hände bekommen würde, was sie brauchte. »Sie haben mich direkt durch den Ort zum Leeren Fass gebracht und wir sind nirgendwo anders hingegangen.«
»Ah.« R’mahrs Mund öffnete sich mit einem leisen Ploppen. »Diese Art von Freunden.«
Seine Frau tadelte ihn und gab ihm einen Klaps auf den Arm. »Sie darf Freunde haben, R’mahr. Wir können nicht die einzigen anderen O’gúleesh sein, die sie kennt.«
R’mahrs Mund verzog sich zu einem verlegenen Lächeln. »Ich hatte es gehofft.«
»Ach, hör doch auf. Ich habe schon ein Kind, um das ich mich kümmern muss.« Mit ihrem gewohnt rauen Humor setzte Yadje ein Lächeln für Cheyenne auf und nickte. »Wir sind froh, dass wir jetzt hier bei dir sind, Cheyenne. Wir werden dich nicht zum Leeren Fass bringen.«
»Ja, nicht mitten am Tag.« Die Halbdrow lächelte, aber das Trollpärchen fand das nicht sehr amüsant.
»Niemals.« Yadjes Lippen pressten sich missbilligend zusammen. »Aber was du in deiner Freizeit machst, geht uns nichts an. Also.«
Warum fühlt sich das wie eine Schelte à la Bianca Summerlin an? Cheyenne neigte ihren Kopf in Richtung des Trollpärchens und blickte zwischen ihnen hin und her. »Ich bin trotzdem froh, dass ihr mit mir gekommen seid.«
»Du wirst es lieben.« Bryls hohe Stimme durchbrach die Spannung in dem langsam nach unten fahrenden Aufzug. »Es wird dir wirklich gefallen.«
Die Halbdrow konnte sich ein kleines Kichern nicht verkneifen. »Ich kann es kaum erwarten.«
»Nun. Zeit, aus diesen Sachen zu schlüpfen.« Yadje zog einen dünnen, silbernen Ring von ihrem Zeigefinger und ihre Maske der menschlichen Illusion fiel im Nu ab. Sie warf ihr langes, scharlachrotes Haar über ihre Schulter und lächelte ihre Tochter an. Ihre roten Finger verdrehten sich in einem schnellen Zauberspruch und Bryls Illusion verschwand.
R’mahr schob seinen Hemdsärmel hoch, um ein dünnes Metallband um sein Handgelenk zu entfernen, dann stand er mit seiner natürlichen, violetten Haut und den scharlachroten Haaren und Augen im Aufzug.
Alle drei Trolle beobachteten Cheyenne erwartungsvoll.
»Oh. Richtig.« Die Halbdrow konzentrierte sich auf das Glück in ihr und musste feststellen, dass sich nichts veränderte. Corian kann deswegen nicht sauer auf mich sein. Ich muss es tun, wenn ich diese Zaubersprüche lernen will. Sie griff nach oben, um den Knoten in der dünnen Silberkette zu lösen, an der das Herz der Mitternacht hing. Er glitt von ihrem Hals und sie steckte ihn ein, bevor sie in ihre Drowgestalt schlüpfte.
»Ah.« R’mahrs Lächeln wurde noch breiter, als sich die blasse Haut des Goth-Mädels violett-grau verfärbte und die Spitzen ihrer Ohren durch das blütenweiße Haar schimmerten. »Ich glaube, das habe ich noch nicht gesehen.«
Cheyenne streckte ihren Hals von einer Seite zur anderen. Das einzusperren fühlt sich an, als wäre ich in einem Käfig gewesen. »Nun, jetzt hast du es.«
Yadje nickte der Tasche der Halbdrow zu. »Du hast einen Illusionszauber für dich gefunden.«
»Irgendwie schon.«
Bryl starrte die Dunkelelfe schamlos an und nickte langsam. »So gefällst du mir viel besser.«
»Bryl .«
»Es ist wahr .«
»Danke, Kleine.« Cheyenne schenkte der Trollfrau ein beruhigendes Lächeln. »Mir gefällt es auch. Aber ich bin immer noch ich, oder?«
»Ja, aber besser.«
Als die Halbdrow kicherte, entspannte sich das Trollpärchen ein wenig und erwiderte ein schwaches Lachen. Dann kam der Aufzug unter den Straßen von Richmond, Virginia, ruckartig zum Stehen und die Türen öffneten sich.
»Ja!« Bryl stürzte aus dem Aufzug und ihre Mutter rannte hinterher.
R’mahr trat langsam heraus und wartete darauf, dass die Halbdrow zu ihm kam. »Du überlässt es uns, Cheyenne. Deine anderen Freunde dachten vielleicht, dass ein Gelage in einer O’gúleesh-Taverne die beste Art wäre, dich zu ehren, aber sie haben sich geirrt. Bleib bei uns, hm? Wir zeigen dir den wahren Wert dessen, was es hier zu finden gibt.«
»Danke, R’mahr.« Cheyenne nickte. »Deshalb habe ich euch gebeten, mich zu begleiten.«
»Gut.« Zum ersten Mal, seit sie ihn kennengelernt hatte, blähte der Trollmann seine Brust auf und stolzierte die breite, von Schaufenstern und Verkaufsständen gesäumte Allee entlang, wobei sein Selbstvertrauen durch die neben ihm gehende Halbdrow gestärkt wurde.
Cheyenne sah, wie Yadje die Hand ihrer Tochter fest umklammerte, während Bryl versuchte, sich loszureißen und auf etwas hinter einem bunten Stand zeigte. Das wird interessant .