10.REUBEN RIFFEL UND MARGOT JANSE: KÖCHE AUS FRANSCHHOEK
Franschhoek, im Talschluss des Drakenstein Valley gelegen, wurde 1688 von Hugenotten aus Frankreich gegründet. Seit drei Jahrhunderten ist der Ort bekannt für vorzüglichen Wein, heute ist er auch einer der gastronomischen Hotspots des Landes.
Reuben Riffel hat es geschafft. 1974 in einfachen Verhältnissen in Groendal, der Township der „Coloureds“ bei Franschhoek geboren, wuchs er in einfachen Verhältnissen auf. Nach mehreren beruflichen Startversuchen landete er in der Küche des Restaurants Monneaux und brachte es durch sein Talent und seine Kreativität zum Küchenchef, ohne dass er je eine formale Ausbildung absolviert hatte. 2004 konnte er einen Traum verwirklichen und sein eigenes Restaurant „Reuben’s“ im Herzen von Franschhoek eröffnen. Er avancierte zum Fernsehkoch und reist als Repräsentant der modernen südafrikanischen Küche zu Gourmetfestivals in aller Welt. Doch „Reuben’s“ bleibt die Basis seiner Unternehmungen und ist eine Institution.
Solche Geschichten der Marke „Vom Tellerwäscher zum Sternekoch“ sind alles andere als ungewöhnlich. Auch Margot Janse, lange Zeit als beste Köchin Südafrikas gerühmt, ist Autodidaktin. Die gebürtige Holländerin begann ihre gastronomische Karriere als Kellnerin in Harare, nachdem sie ihrem Freund, einem Journalisten, nach Afrika gefolgt war. Sie blieb in der Branche, kam 1995 nach Franschhoek und machte das Restaurant „The Tasting Room“ im Boutique-Hotel Le Quartier Français zur Legende. Als erste Küchenchefin führte sie in Südafrika Degustationsmenüs ein, wie sie in Europas Gourmettempeln seit Längerem üblich sind.
Die südafrikanische Gourmetküche erfreut sich eines exzellenten Rufs. Sie ist nicht allmählich auf der Grundlage einer südafrikanischen Nationalküche gewachsen, die es angesichts der großen kulturellen Unterschiede in der Regenbogennation auch kaum gibt. Sie ist nicht denkbar ohne den Schmelztiegel Kapstadt, dessen unverwechselbare Atmosphäre seit der politischen Wende in Südafrika Außenseiter und Lebenskünstler aus aller Welt in ihren Bann zieht. So entwickelte sich, oft vorangetrieben von Autodidakten voller Enthusiasmus und beflügelt von zugewanderten europäischen Köchen, eine fantasievolle Gourmetküche ganz eigenen Charakters, die leichter und spielerischer ist als französische Haute Cuisine und unverwechselbare südafrikanische Züge hat.
Wirtschaftlich bewegt sich die südafrikanische Gourmetszene indes auf dünnem Eis. Während europäische und amerikanische „Foodies“ von den dank günstiger Umrechnungskurse traumhaft niedrigen Preisen schwärmen, sind die Spitzenrestaurants für die südafrikanische Mittelschicht schlicht und einfach zu teuer. Restaurants kommen und gehen, und manches Edelrestaurant schließt schon wieder, kaum dass sich sein Ruf herumgesprochen hat. Spitzenküche ist eine artifizielle Welt, die wenig mit der südafrikanischen Realität zu tun hat. So zog sich Margot Janse 2017, noch nicht einmal 50 Jahre alt, zurück, um sich fortan um bessere Nahrungsmittel für unzureichend und falsch ernährte Kinder zu kümmern.
Ihr „Tasting Room“ hat mit „La Petite Colombe“ einen würdigen Nachfolger bekommen. Gute und erstklassige Restaurants gibt es in Franschhoek zur Genüge, sowohl teure als auch preislich gemäßigte. Und auch viele der weltbekannten Weingüter unterhalten vorzügliche Restaurants. Wer auf das Auto verzichten möchte, der kann eine Tour mit der Wine Tram buchen, die nach einem festgelegten Fahrplan auf mehreren Routen von Weingut zu Weingut fährt und den Passagieren genügend Zeit für mehrere Weinproben und auch ein gutes Mittagessen lässt. Hungrig und durstig geht in Franschhoek kein Besucher zu Bett! Nüchtern auch nicht!
INFO
Lage: Franschhoek liegt etwa 80 Kilometer östlich von Kapstadt.
Aktivitäten:
•Wine Tram: Eine historisch anmutende Straßenbahn und Busse bringen die Besucher auf mehreren Routen nach festgelegtem Fahrplan von Weingut zu Weingut.
Abfahrt am Franschhoek Terminal Ecke Main Road/Cabriere Street. Wegen des großen Andrangs ist eine
Vorbuchung über die Webseite dringend ratsam.
Tel. +27 21 300 0338, www.winetram.co.za.
•Huguenot Memorial Museum: Das Hugenottendenkmal aus dem Jahr 1948 am Ortsrand erinnert an die Besiedlung des Tals durch französische Siedler im 17. Jahrhundert. Das Hugenottenmuseum ist nur wenige Meter entfernt. Der ältere Teil ist eine altmodische Schau von Memorabilien südafrikanischer Familien französischen Ursprungs, der neuere Teil im rekonstruierten Saasveld-Palast aus Kapstadt zeigt auf Schautafeln die Geschichte der Hugenotten; Lambrechts Street, Franschhoek 7690, Tel. +27 21 876 2532, museum.co.za
•Mont Rochelle Nature Reserve: Wer nach einem guten Essen etwas Bewegung braucht, der muss nicht weit fahren. Auf dem Weg zum Franschhoekpass sind mehrere Wanderwege mit wunderbaren Panoramablicken über das Franschhoek-Tal ausgeschildert; Permit erforderlich;
montrochellehiking.co.za
Unterkünfte: Franschhoek und seine Umgebung hat mehr als 150 Boutique Hotels und Gästehäuser für jeden Geldbeutel.
Restaurants:
•Reuben’s: im klassischen Franschhoek-Stil; 2 Daniel Hugo Street, Franschhoek, 7690,Tel. +27 21 876 3772,
reubens.co.za
•La Petite Colombe: exquisites Restaurant im Luxus Boutique Hotel Leeu Estates; Dassenberg Road, Franschhoek, 7690, Tel. +27 21 202 3395, lapetitecolombe.restaurant
•Darüberhinaus besitzt Franschhoek im Ort und in den umliegenden Weingütern weit mehr als 50 Restaurants, von denen viele einen guten Namen haben.
Website: franschhoek.org.za