26.DIE STRAUSSENBARONE VON OUDTSHOORN

Oudtshoorn war einmal eine reiche Stadt. Der Verkauf von Straußenfedern brachte um 1900 viel Geld nach Südafrika. Die Farmer und Händler – die Straußenbarone – bauten palastähnliche Villen. Heute ist der Federboom Geschichte, doch ist die Straußenzucht rund um Oudtshoorn nach wie vor ein einträgliches Geschäft.

Die Generäle des Kaisers Franz Josef trugen sie auf dem Haupt, aber auch amerikanische Freimaurer oder Damen der Pariser Halbwelt: Straußenfedern. Was zunächst nur eine Jagdtrophäe war, avancierte im 19. Jahrhundert zum gefragten Modeaccessoire. So begehrt, dass der flugunfähige Vogel, der größte seiner Art, in freier Wildbahn immer seltener wurde, obwohl er in den Savannen Afrikas eigentlich weit verbreitet war.

Straußenfarm vor der Kulisse der Swartberge

So begann man in den 1860er-Jahren, den leicht zähmbaren Afrikanischen Strauß auf Farmen zu halten und zu züchten. Die Kleine Karoo rund um Oudtshoorn erwies sich dafür als besonders geeignet. Als Futter für die Tiere wurde und wird Luzerne angebaut, eine Kleeart, die auch unter dem Namen Alfalfa bekannt ist. Als 1869 der Brutkasten für Straußeneier erfunden wurde, nahm die Zucht einen enormen Aufschwung. Ein wahrer Boom begann. Zuchtvögel erzielten Preise von bis zu 1000 Britischen Pfund pro Paar, seinerzeit ein enormes Vermögen.

Jüdische Familien aus Litauen wanderten zu, organisierten den Export der Federn und erwarben nach und nach auch Farmen. Zeitweise wurde Oudtshoorn Klein-Jerusalem genannt. Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden prunkvolle „Federpaläste“, reich dekorierte Villen, die zum Teil heute noch stehen. Vor dem Ersten Weltkrieg standen Straußenfedern nach Gold, Diamanten und Wolle an vierter Stelle in der Rangliste südafrikanischer Exporte. Oudtshoorn wurde zu einer reichen Stadt.

Neugierige ...

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs hatte der Straußenfederboom ein Ende. Viele Farmen und Unternehmen gingen bankrott. Doch einige Farmer und Geschäftsleute waren zäh genug, ökonomisch zu überleben. Jetzt waren es nicht mehr die Federn, sondern das Leder, welches als Luxusprodukt gefertigt und exportiert wurde. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde auch Straußenfleisch ein begehrter Exportartikel. Es hat kaum Fett und ist frei von Cholesterin. So steht die Straußenzucht heute recht gut da. Auf etwa 200 Farmen werden die Vögel gezüchtet. Und Oudtshoorn ist in der Weiterverarbeitung der Produkte technisch weltweit führend.

... Strauße

Auf mehreren Showfarmen wird dem Besucher viel Wissenswertes zur Straußenzucht vermittelt. Die Führer geben Informationen zur Eigenart und zum Verhalten der Tiere, zeigen die Nester und die beeindruckend großen Eier. Sie führen die Gäste auch zu den Brutmaschinen, und wer sich traut, darf die skurrilen Laufvögel auch einmal füttern. Die früher recht populären Ritte auf dem Rücken der Strauße sind mittlerweile verpönt.

Strauße werden wegen ihres Leders und Fleisches gezüchtet.

Authentischer ist es, sich die Aufzucht der Strauße in einer „Working Farm“ zeigen zu lassen. Etliche Farmen betreiben heute als zweites Standbein Gästehäuser und bieten den Übernachtungsgästen auch die Möglichkeit, sich über die Farm führen zu lassen.

INFO

Lage: Oudtshoorn liegt etwa 420 Kilometer östlich von Kapstadt und ist der touristische Endpunkt der landschaftlich attraktiven R62.

Unterkünfte: Gästehäuser in der Umgebung von Oudtshoorn auf einer aktiven Straußenfarm mit Gelegenheit zur Farmbesichtigung sind:

Mooiplaas: mit Restaurant; Volmoed, off R328,
Tel. +27 44 279 4019,
mooiplaasguesthouse.co.za

De Denne: mit Restaurant; Volmoed, off R328,
Tel. +27 72 703 0488,
dedenne.com

Gästehäuser in historischen Federpalästen:

Welgeluk Feather Palace: Nähe Safari Show Farm, off Welgeluk Road, Tel. +27 44 272 6400,
welgelukfeatherpalace.co.za

Rietfontein Ostrich Palace: mit Restaurant; off R62, 34 Kilometer westlich Richtung Calitzdorp,
Tel. +27 44 050 1109, rop.co.za

Bakenskraal Ostrich Palace, off N12, sechs Kilometer in Richtung George, +27 73 614 5405, bakenskraal.com

Showfarmen:

Safari: mit Restaurant, geführte Tour mit Traktor; acht Kilometer südlich von Oudtshoorn an der R328,
Tel. +27 44 272 7312, safariostrich.co.za

Highgate: mit Restaurant; zwölf Kilometer südlich von Oudtshoorn, Volmoed, off R328 ,Tel. +27 44 272 7115,
highgate.co.za

Cango Ostrich Show Farm: mit Restaurant, Führungen; Shoemanshoek, an der R328 15 Kilometer nördlich von Oudtshoorn, Tel. +27 44 272 4623, cangoostrich.co.za

Aktivitäten:

CP Nel Museum: präsentiert zahlreiche Exponate aus der Blütezeit der Stadt und gibt Informationen zur Straußenzucht; 3 Baron van Rheede Street, Oudtshoorn, 6620,
Tel. +27 44 272 7306, cpnelmuseum.co.za

Meerkat Experience: Eine äußerst beliebte Attraktion im Umland von Oudtshoorn sind geführte Ausflüge im Morgengrauen zur Beobachtung der possierlichen Erdmännchen, auf Afrikaans Meerkat. Über Zeitpunkt und Ort informieren die Veranstalter. Vorreservierung ist zwingend erforderlich. De Zeekoe Guest Farm: „Five Shy Meerkats“: Tel. +27 84 772 9678, fiveshymeerkats.co.za;
Buffelsdrift Game Lodge: Tel. +27 44 272 0000,
buffelsdrift.com

Website: oudtshoorn.com